Gedichte Von Einem Polnischen Juden

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G e d i c h t e

von

einem pohlnifchen Juden.

Mietau und Leipzig,


bey Jakob F r i e d r i c h Hin*.
Sr. Exc

dem Hochwol

Her

Freyherrn
Regicr. l.andrathe d
in Kui
HocIiNvohlgebolirner F r e
Gnädiger Herr,

aT
J^ btfandtrt Gluck, Ew. Ex.

eine vortheuhaßte Art cinpß

worden zu feyn, ßßst mir die Kühn,

ein, Ihnen diejt kleine Liedcrßamnihi

in tiefßer Unterthänigkeit darzureicli

Eiv. Ex. ßnd ein zußemer Kenner, .

dafs Sie in dießn Gedicht chen die 7.i'u

einer noch jungen Muße nicht beinah

ßollten; aHein, da ich ßiir jetzt ke

brfferes Merkmaal meiner außrichtigi

Verehrung geben kann, ßo ßchmeich.

ich mir, Ew. Ex. werden dieße erßci

Fruchte meines Fleißes gnndigß außneh-

men. Der gemeine Riß, daßs Sie vor

A 3 allen
i eifriger Verehrer und Beförde-

• Wiffenfchaften find, täfst mich

Aiigenklick fürchten, Ihnen durch

Kühnheit zu misfallen. Hat diefe

sie Liederfammhing gar das Glück

er günßigcn Aufnahme; fo werde ich

ch eifrigß bsfeifsrn, auch Dom Fort-

nge meiner ernßhrften Studien Ew.

c. Rechenfchaft geben zu können. Ich

ipfehle mich fernerhin zu gnädigem

Voh.'wotlen, und verharreßets

iochwohlgebohrner Freyherr
Gnädiger H e r r ,

Dero
»erlin den 26. Nov.
17?»-

unterthänigfter Knecht,
Der Verfaffcr.
Schreiben
an einen Freund.

Theuerftefc Freund.

I hr Urttieil kann es entfeheiden, ob mef-


ne Lieder gedruckt, oder verbrannt wer.
den follen. Halten Sie ihr Urtheil nicht
zurück; Tonft wurde ich fchwerlich mich

7 i i etwas entfchlieffen können. Meinetjri'mdv

pro und contrafinddieft:

A 4 Jeder
Jeder Autor, und vor alk-n ein Dichter,
der feine Werke bekannt machen Hifst, ruft
dem Publikum mit lauter Stimme zu:
Dicam ittfigtit, recens, aähuc indittum ort
alioj
wenigftens glavrbt das Publikum diefe Worte
zu hören. Und was meynen Sie? kann ich
diefes ausrufen? In meinem Büchlein wird
fchwerlich neues zufindenfeyn, es wäre dem»
der Titel: Lieder eines pohlnifchen Juden. —
In der That mögen diefe Worte wohl in ein
paar taufend Jahren nicht beyfanimen geltenden
haben; und die Herren Kunftrichter werden
r
vielleicht fo gütig feyn, und mir wegen dieer.
Seltenheit alle Fehler überfehen. Allein iTt
es dann damit abgetban ?
Der Titel ift ganz neu, allein das Büch,
lein ziemlich alt, wird der freundliche Lefer
lächeln; was hilft der alten Jungfer das neue
Kleid und der jugendliche Name Adelhei­
de?
de? — _ Was hilfts dem fchlechten Büch-
lein, dafs fein Verfaffer ein polilnifchcr Jude ift?
Denkt und fühlt der pohlnifche Jode nicht wit
ein MenfchV frag'ich felber. — — Und
der ernfthafte feine Kunftrichter wird viel­
leicht fagcn: hätte diefer pohlnifche Jude, der
diefe ziemlich niedlichen Liederchen gemacht
hat,nicht eineZcit lang warten können,um als
«in kleines Wunderwerk zu erfcheinen? Sehen
•Sie, mein Liebfter, lauter wichtige FragenI
Doch diefe find es noch nicht alle. Erregen
nicht die Worte: polilnifchcr Jude, in der
Seele das Bild eines Mannes, fchwartzver-
mummt, das Geficht verwachfen, die Blicke

finfter, und rauh die Stimme? wird die ange­


wöhnte misverftandene Frömmigkeit einiger
zärtlichen Leferinnen, das Bild nicht gräfsli-
«her malen, als es meine armen Landcsleute
wirklichfind?und wird diefes lebhafte Bild
meinen Liedern nicht nachtheilig feyn? Wird
A 5 nicht
nicht hie und da eine liebenswürdige Lelerin«
neugierig wiffen wollen : in wie weit der Ver-
raffer diefer deutfehen Lieder, in Anfehung der»
felben, das Recht hat,fichnach feinem pohlni-
Tchen Vaterlande zu nennen, da er doch fchoa
demlich deutfeh gelernt? — Gerne wollte ich
alle, und vor allen die Leierinnen befriedigen;
doch wie? — Ich war willens, diefem kleinen
Werkchen eine lange Vorrede anzuhängen.
Da wollte ich erftlich dem Publikum mit lau-,
fer Stimme zurufen:
Mir ift kein neues Lied gelungen'
Ichfingenicht wie Uz gefungen,
An Klange keinem Ramler gleich !
Und fucht ihr Gleims und Saphos Lieder —
Ach! legt gefchwind mein Büchlein nieder!
Um euer Geld beklag ich euch !
Tn der That verlöre jeder höchftens acht Gro-
fchen! und wer die Vorrede ungclefcn iiber-
fchlfige, deflen eigne Schuld war' es, wenn er
das
Schreibai an ciiirn Freund. 11

das ganze Büchlein vergebens um etwas neues


1
durchfocht«:— dann wollt ich den zärtlichen
Leferinnen, welche eine Süßigkeit mit Ver-
gnügen taufcndmahl hören, wenn fie nur von
•inem fchönen Munde kömmt, laut zurufen:
Ihr Zärtlichen,
Kein falfches Bild!
Ihr müfst mich fehn,
Ich bin nicht wild.
Vielleicht gar fchön!

Voll Sehnfocht Mickt,


Mein Augenpaar,
Und Puder fehmiiekt
Mein Lockenhaar!

Mein Bart ift glatt.


Und glätter hat,
Ich fag es kühn.
Kein Jüngling ihn!

Mein

9t
Mein Rock ift grün,
Und ziemlich fchon,
Ihr folltet ihn
Nur einmahl fehn:
Ihr wärt mir hold,
Denn ihn fchmückt Gold!
Ihr Zärtlichen,
Kein falfches Bild!
Ihr lnüfst mich fehn,
Ich bin nicht wild,
Vielleicht gar fchon!

Sehen Sie, Befter, diefe Zurufung würde ge-


wifs meine Liederchen beliebter machen. —
Dann wollt' ich zu verliehen geben, dafs ich
zwar fchon feit 1768 denStudien mich gewiedmet
habe, dafs ich aber zu dieferZeit, als Jüngling
Jemen mufste, was fonft eijj Kind von fechs Jah­
ren fchon weifs; das ift, deutfeh und latein le-
fen. — Den Herren Kunftrichtern wollte ich
tagen,
lagen, dafs ich diefe Gedichtchen nur inErho-
lungsftunden entworffen hätte, da meine Seels
von den beschwerlichen und mannigfaltigen
Wiffenfchaften der Arzneykunft ermüdet gewe-
••0; und endlich, dafs diefe heilfame Knnft
mir täglich reizender wird, und mir alle Luft
benimmt, an die Politur diefer Gedichtchen
fernere Zeit zu verwenden ! —
Diefes alles, theuerfter Freund , und noch
mehr wollte ich in der Vorrede fagoo; allein*
aufrichtig! ich kann keine machen '. •— meirt
Freund, Herr H. meynt: mein profaifcher
Styl fey erbärmlich Schlecht, und profaifch
müfste fie werden. Eigentlich lauten meine*
Freundes, H. H. Worte So: Liebfter Freund,
Sie verftehen die Götterfprache beffer, als die
Sprache der Menfchen! — allein ift es nicht
rein deutfch, eben So gut, als: mein Herr,
ihre Prora ift'erbärmlich fchlecht! — Zwar
bin ich ganz anderer Meynung; ich lefe meine
Prof*
Prora fo gern, als meine Verfe, und beyde
lieber als alles in der Welt: doch der Tadel
meines Freundes hat mir die Luft benommen,
eine Vorrede zu machen! — was meyne*
Sie? wenn — beym Donnerer! der Einfall
ift nicht übel; — ich will ihn erft durchle-
fen — ja beym Apoll, und allen Mufen! diefer
Brief, fo wie er ift, mit der erbärmlich
fchlechten Profa, mit den kleinen Knüttel,
verslc-in, keine Sylbe abgeändert, wird dem
Werkchen vorgefetzet. Nun rathen Sie mir
nur, ob ich meine Lieder zum Druck hingebe,
oder verbrenne? Rathen Sie mrr aber ja das
erfte; fonft folge ich ihrem Rathe nicht. —
Noch eins, ein Freund hat mir zum Motto
diefe Verfe ausgefucht:

Qitodfitnt tyricis vatibus ttiseris

Sublimi /triam fidera vtrtite!

kli
Schreiben an ehien Freund. 15

Ich felber aber erwählte diefe:


Stulta est dementia, qunm tot ubique
VAtibus occurras, ptriturae percere chartae.
Was meynen Sie, welche paffen fich beffer?
Ich dächte, man liefsebeyde weg! — Nun
etwas von den Neuigkeiten zu Berlin! — in
des Herrn D. J. Haufe befindet fich ein ver­
stümmeltes Gcm&lde, worauf nur acht Mufen
zu fehenfind,und foll folgende Begebenheit
mit vcranlafst haben.
Apoll, der feit ein Morgen auferwacht,
Die fernen Welten alleftetsdurchftreichet,
Erblickt in einem Saal der Mufen acht,
Und zehn der Schönen, um die Amor lacht,
Im andern Saal, der Iunos Wohnung gleichet.

Er blieb erftaunt, als er die Madchen fah


Die fanft beftürzet vor ihm aufgeftanden,
Und fprach zur zweyten: Wer,o fanfte Thalia,
Sind diefe holden Halbgöttinnen da,
Die, Mufe, in dir eine Freuudinn fanden ?
Sie
Sie ward dem Purpur gleich im Angefleht,
Und fprach ; Verzeihe'. wirfindJ.. Töchter! -.
Ich fchwor' es dir bey diefein Tageslicht,
Ich bin fein Gott, o Mufe leugn« nicht;
Ja, fchwör': ich Cey kein Gott! du fchwürft
gerechter! ,
Sie kennen die Taufte Eiifabetli '. ift diefer Irr­
thum dem Gott nicht zu verzeihen? Vielleicht
hat fie mehr Recht zur Mufenfcli.ift, als er
zur Götterfchaft! Ich bin u. f. w.

Ant-
Antwort.

Mein Freund,
hergetraueteich mir einen fchnellen Strom
1
*— in feinem Laufe aufzuhalten; einen Ver­
liebten aus Geiner Liebe, einen Geizigen aus
feinemGeize; ja! die lächerliches — aus dem
Wahne zu fchwatzen , dafs die allverzehrende
Zeit über ihre Reizungen keine Gewalt gehabt,
•und fie noch immerfort mit Fortgange die
Kokette fpielen könne, als, — oigrufste
der Unmöglichkeiten! — einen jungen Dich­
ter zu bereden, dafs er die Erftlinge feiner
Mufe dem Vulkan opfere. Wie haben Sie
alfo vermutlien können, dafs ich mich Ihrem
F-ntfchluffe, ihre Gedichte drucken zu lafTen,
durch nieinen Rath widerfetz » würde V
denn
denn — — gedruckt', oder verbrannt Tollen
fie doch nun einmal feyn, und das — — fehr
weifslich. Sie haben fich def Arztnoygelahrtheit
gewidmet, Sie kennen die lange hinge Dahn,
und eine jede ihrer häufigen Krümmungen,
welche nicht, wie die fremden Länder von un­
fern Reifenden, durchlaufen; fondern mit felrr
langfamen gcmcHencin Schritte dtirchgangeh
fcyn wollen, ehe man in diefer Wiflenfchaft
zu dem Ziele gelanget, welches zu erreichen
ein jeder für feine Pflicht halten wird, der fie
nicht, wie es wohl zum Nachtheil des menfeh-
tichen Gcfchlechts nur allzu häufig zu gefche-
hen pflegt, als ein Handwerk treibet. Kei*
ner, feine natürliche Fähigkeit mag noch fo
grofs feyn, hat, meiner Meynungnacb, auf die.
fem Wege, wenn er ihn mit Ruhm zurückl­
iegen will, für Gegenftämlc, die aufser dem-
felben liegen, einen Augenblick zu verlie­
ren übrig; und Sie, mein Freund, der Sfc-,
mich
mich mit Ihnen auszudrücken, Co wie leider !
die meiften unferer Nation, als Jüngling das
zu erlernen angefangen, was bey andern Na­
tionen ein Kind fclion weils, wie viel haus-
hälterifclier muffen Sie nicht mit der Zeit feyn?
Machen Sie fich demnach je eher je lieber von
ihren fammtlichen Gedichten los, gehen Sie
damit den Kritikern dreift unter die Augen,
ahmen Sie nicht jenem fpartanjfchcn Jünglinge
nach, der, feinen begangenen Fehler zu ver­
bergen , den Raub unterm Mantel behielt,
undfichbis aufm Knochen von demfelben ver­
zehren liefs. Die Richterfindftrenge, es ift
wahr, aber die, um deren Beyfall zu beküm­
mern esficheinzig und allein die Mühe ver­
lohnet, haben zu viel Einficht, die Gefetze
genau nach den Worten , ohne Rückficht auf
die Nebennmfuinde, welchefielindern müflen,
zu vollziehen; und welche Gnade haben Sie
fich alsdennnicht nbthigenfalls zuverfprechen?
B 2 Jtfulta
,.2o Antwort.

ßlutta dov.ouäa ingeniis pnito, fed donanda


uitia, HÖH porttuta; welche vortreffiiclieRegel,
die Gränzen der kritifchen Gnade zu beftim-
men! Siefindzufiolz,fichdiefer Einfchr.'in-
kung nicht willig zu unterwerfen, und ich —
ich fchweige, ich bin ihr Freund; ein unznlfa-
figer Richter; und mag auch den Herren Kriti­
kern, für die ich e!nc liefe Achtitng hege, mit
meinem Urthelle nicht vorgreifen.
O der Bedenklichkeiten, welche kein Ende
nehmen ! Den Schönen wollen Sie vornehm­
lich gefallen. Ein Wort im Vertrauen. Sid
erinnern fich ohne Zweifel der vortrefflicher»
Scene beym Thomas Jones, da der Held in de»
bowlings, oder Zeyerudorfs Gefellfchart, beym
Glafe , feiner geliebten Sophia in den Worte«
des Horaz :
poite me,firgris vbi mtUa campis etc.
(htlce rider.iem Lalagen amnbo,
dulie loqusntem.
gedenkt*
Bedenkt, ihre Gefundheit trinkt,' und der Chi.
kanendrcchsler, indem er Bejfheid thut, fagt:
Wohl! hier ift Mifs Lalagens Gefundlieit, ficher-
lieh, fo manch fchbnes mal habe ich ihre Ge­
fundlieit trinken hören, ohnefievon Perfon zu
kennen;fiefoll aber, wie ich von Horcnfagen
habe, fehr fchon feyn. Höre ich in den Vorre­
den zu deutfehen Gedichten, von Schönen, von
ihrem Beyfalle, vonBeftreben ihn zu erhalten,
und dergleichen mehr fchwatzen ; o I fo möchte
ich vor Ungeduld auf eine beynahe ähnliche Art
mit dem Dowlimr fagen: Meine Herren Dich­
ter! Sie fchreiben itzt inProfa; es ift nicht zu
vermuthen, dafs Sie vom Wt ftn -der Einbildung,
vom Wefen ihrer eigenen Schupfung fprechen
wollen : haben Sie viele Schönen kennen geler-
net, die ihre Mutterfprache verliehen, und die
Schönheiten eines Klopftocks, eines Ramlers,
eines Wielands, einzufelien vermögen, fo wüii-
lche ich Ihnen Glück dazu, aber vor mir füllen
B j die
2a Aul wort.

die deutfchen Schonen noch gebohren werden,


deren gerhigfter Kummer es nicht ift , ob (ich
jemals in Deutfchland zwey Zeilen gereimet;
oder mich gleichen Sylben abmcffeu laden, ja!
welche aufser dem Ehekontrakt, cum annexis,
jemals zwey Zeilen deiufch mitVergnügen ge-
lefen. Verftehen Sie mich aber recht, ein Wort
im Eifer ift freylich der Wahrheit nicht immer
vollkommen angxjmelTen ; nun ja doch, hier und
da giebts in Deutfchland auch ein Frauenzim­
mer, welche fich nicht verbunden zu feyn er­
achtet, mit den franzöfifchen Moden auch zu­
gleich eine Verachtung gegen ihre Mutterfpra-
che zu adoptiren ; allein ift ein folches Frauen­
zimmer nicht merkwürdig, und was kann wohl
merkwürdiger feyn, als dafs es merkwürdig ift?
Ob das Publikum ein Recht hat, einen Schrift­
steller darüber zur Rede zu fetzen, dafs er fär
gut gefunden, fein Werk, oder fein Werkeheu
drucken zu lafieii.ift noeji gar nicht ausgemacht.
Der
Antwort- 4 25

•Per Billigkeit nach, hat es der Autor lediglich


mit feinem Verleger zu thun. Hat ein junger
M«nfch Muth, ich möchte beynahe fagen»
Schwachheit genug,fichmitdenverfiihrerifchen,
Atmuth bringenden Dirnen in einen vertrau­
ten Umgang einzulaufen, und derSofier Guther­
zigkeit genug, die Abkömmlinge dicfcs — nicht
verbotenen, nicht flraf baren, nicht ärgerlichen,
fondern blos für den Dichter verderblichen Um­
ganges in Schutz zunehmen ; gut! wer hat da­
gegen was einzuwenden ? Wollte man fich aber
darüber befchweren, dafs hier und da einer
feine Paar Grofchcn hingegeben , und fich in
feiner Erwartung von dein Büchelchen , betro­
gen gefunden; der magfichdamit trüften —
nicht dafs er einen jungen Dichter dadurch auf­
gemuntert, der einft feinem Vaterlande Ehre
machen, der Tugend das Wort reden, und
eine Geifsel des Laders werden kann;

B4
Qui quid fit pulchrUm, quid turpe, quid Uli!*,

quid nott
FUHIHS ac melius Chrufipptet Creuilore dicit_.
Nicht doch! To denkt man in Utopien;
Ibndern, dafs er vielleicht einem ehrlichen Hand-
werksmanne, der die Welt nicht kennet, und
einem Poeten eine Kleinigkeit geborget, zu dem
Seinigen verhoifen ; wem aber dieferTroftnicht
wefentlich genug ift, der bedenke, dafs er den
Verleger durch diefe kleine Beyfteuer vielleicht
denKunftgrifferfparet.fich durch wichtigere und
unentbehrlichere Werke, als durch — was foll ich
fagen? — recht franzöfifcheopera comiques, we­
gen des erlittenen Verlufts fchadlos zu halten.
Ich bin, u. f. w.

Lieder.
L i e d e r .
Der Dichter,

D ie fchÖneo Mädchen waren


Mir in den jungen Jahren
Die feuerreichften Mufen:
ich fang und pries die Diebe;
Allein in Phyllis Bufen
Erweckt' ich keine Liebe. —
Meiq
28 L i e d e r.

Mein muntrer Geilt veraltet,


Der Liebe Glut erkaltet;
Itzt mufs der Saft der Reben
Mir Munterkeit und Feuer
Zu frohen Liedern geben;
Dann tönet meine Leyer.

Nun foll euch fpröden Schönen


Kein Liedchen mehr ertönen!
Ichfingaus Dank dem Weine,
Den ich nach Wunfeh geniefse —
Doch, Mädchen! hört! Ich meyne,
Noch fang' ich auch für Küfse.
ir.

Auf eine kleine Schöne.

J-Jeyer, tone
Meing Schöne!
Wie fie, fchön und klein,
Soll diefs Liedchen, feyn.

Eine Miene
Der Blondine
Giebt mir itzo fchon
Meines Liedchens Lohn.

Sie
L i e ci e r.

Sie hat Züge


In der Wiege
Schon voll Reitz und Schefs
Für ein jedes Herz.

Ja, ihr Blühen


Hat, im Fliehen,
Amor nur erblickt,
Und ward felbft entzückt.

Kehret wieder»
Rief er: Brüder,
Seht! wie prangt voll Zier
Diefes Blümchen hier!

Venus hätte,
Ja, ich wette,
Eris Apfel nie,
Sähe Paris die.

Ii f. Dsi>
III

Das Kind.

lieber grüner Wald,


Dn, der Nachtigallen
Freyer Aufenthalt,
Findeft Wohlgefallen,
Wenn mein Lied erfchallt.
Als ichs an den Weiden,
Voll
von füfsen Freuden,
Jüngft fang, wards fo bald
Von dir nachgelallt.
Als
Als ich Blümchen brach,
In dem Rofenhaine
An dem Silberbach,
Und beym dunkeln Scheine
Mir den Finger ftach ;
Drangen mir die Schmerzen
Bis zu meinem Herzen,
Und du klagteft nach,
Was iah weinend fprach.

Voll Empfindlichkeit
Klagt' ich meine Schmerze»
Meiner Schwerter heut;
Aber durch ihr Scherzen
Ward mein Weh zerftreut.
Wald'. wir klagten beyde —
Jetzt bin ich voll Freude:
Statt der Traurigkeit,
Sey nun auch erfreut!
IV.

Der treue Betrüger*.

aja, wie?
Nur immer fcherzen?
Du fühlft im Herzen
Die Liebe nie?

Oft höreft du
In füllen Hainen
Mich klagend weinen)
Undtachftdazu?

G jetzt.
Jetzt, ScliaTcrinn
Jetzt Toll ich fchweigen:
Doch dir zu zeigen,
Wie treu idi bin:

Cytherens Sohn
Hat Teinen Bogen
Streng angezogen,
Und droht dir Tel in.

Entfleuch, entfleuch-
Dem fchnellrn Pfeile. —
O folg'! ich eile
Hier ins GeftrUuch.

Ich werde dich


In diefeh Hecken
Ciefchwind verfteckeji)
Nur ktifse mich.
Lied e r. -35

V.
A u f des H e r r n F.
Heine Tochter.

A JL'.M und Grazie bekrönen


Diefer Kleinen Angefleht,
Und die fcluinften unfrer Scliiincr»
Gleichen ihr an Anmuth nicht.

Jedem A u g e , voller Leben,


Blicket Freundlichkeit hervor;
MiithwilKolle Scherzo heben
Schon die junge Bruft empor. —

Itzo fluTst ihr kindlich Spielen


Freude jedem Her/.en ein;
Aber ach! was wird man fühlen,
Sollt' einft diefe fprode f e y n !

C 3 VI. Der
36 Ii i e ii e r.

VI.

Der Beklagenswürdige.

S e h t , da kommt fie— welch thi Angefleht'!


Schöner blüht die R o f im Frühling nicht!
Welch ein mildes Roth die Wange fchmücket!
Welcher Liebreiz aus den Augen blicket!
Welch ein Lächeln auf dem Munde fchwebt!
Welche Zärtlichkeit in allen Mienen !
W i e entzückend fich der Bufen hebt!
N i e ift ein fo fcliiiuts MUdclien mir erfchienen.

Sagt
• «

L i t, ä i r.
Sagt m i r ! KöanUteh diefe Schönheit Fehn,
O l m ' um ihre Küfse fic zu flelui ?
Und an ihrem Buren mich ergötzen
F ü r das gröfste Glück der Welt nicht (chatten?

N e i n , fch&n wallte mir ein füfser Schmerz,


D e r , o Wunder! quälend mich entzückte,
Durch mein voll Empfindung hüpfend Herz,
A l s ich einfam fie am Silberbach erblickte!

D o c h , bezaubert gleich ihr fchön Gefleht,


Fühlet doch ihr Herz die Liebe nicht.
Ich entdeckte weinend ihr mein S e h n e n ;
Und ihr Herz erweichten keine Thränen ——
Neulich (UM ich kühn ihr einen Kufs ;
Gleich fchlug fie die fchonen Augen nieder,
W a r d w i e Purpur, und floh' voll Verdrufs
Fern aus meinen Augen : o ! beklagt mich,
Brüder!
38 Lieder.

VII.

Der Trott.

IT ie lieblich hüllt mich diefer Hain


B e y fchwüler Luft im Kühlen ein!
Noch zeigt er mir die holde Zeit,
In der ich nichts als Freude fühlte,
Umhüllt von feiner Dunkelheit,
I m Klee mit meinem Schäfchen fpielte.
J a , diefs w a r , als ich zart an Jahren
A n Unfchuld meinem Schäfchen glich;
Da meine Freuden kindifch waren,
Und froh mir jeder Tag verftrich.

Qald
L i e d e r. 39
Rald lockte mich ein Bliimenthal,
Beglänzt vom rothen Morgenftrahl,
Und von der Nacht mit Thau benetzt;
Da ftand ich, mit entzückten Mienen,
Von Farben und Geruch ergötzt,
Oft noch, vom Mittagsflrahl befchienen.
Gefchützt vom Schatten dicker B ä u m e ,
F.ntfchlief ich dann im K l e e geftreckt;
Und o f t , getUnfcht durch fiifse Träume,
B i s mich die Nachtigall erweckt.

So fchlichen Tage liebelnd hin:


Mich liebte jede Schäferiun,
Und nannten mich ihr holdes K i n d .
Oft baten fie, ein Lied zu fingen,
Icfi fang — da eilten fie gefchwind,
Die fchönften Blumen mir zu bringen;
Und wenn ich fafs im Schoos und fpielte,
Rekränzten fie mein fliegend Haar,
Und fragten küffend was ich fühlte? —
A c h ! nichts, als dafs ich fröhlich war.

Ift
40 L i e d e r.

Ift dicfe fchöne Zeit gleich hiri,


Liebt mich nicht jede Schäferinn;
Ift doch mein Herze nicht betrübt.
N u r einer von den holden Küffen,
Die Phyllis Rofenmund mir giebt.
Kann fchon den herbften ü r a m verfüfsen;
U n d fagt nicht jeder ihrer Blicke,
Dafs mir ihr Herz ganz eigen ift ?
F ü r w a h r , nichts gleichet deffen Glücke,
» Pen Phyllis liebt, den Phyllis küftt.
Lieder, 41

VIII.

Sch w ä r m e r e y .

w ic zärtlich feufzt die Nachtigall!

G e w i f e , fie klaget der Natur

Des Weibchens T o d ; ihr iufser SchaJL,

Voll fanfter Welimuth, füllt die Flur,

S i e ladet mich zu feufzen ein:

Ich fühle mit ihr ganzes W e h ;

Ich fühle durch ihr Lied die Pein

V e r m e h r t , in der ich felbft vergeh'!

c 5 Zu
Zu welcher Qual ward rrrfr die Luft,.
Die ich für unvergänglich hielt,
Die ich jüngft an Aglajens Br»ft
In füfser Trunkenheit gcfülilt.

Ich mCynt', als mir ihr Mund gelicht:


Diefchbn, gleich Huldgöttinnen, fey,
X>ie war' auch von des Todes Macht,
Gleich Huldgbttinnem ewig frey.

Itzt gehn die Tagefinfterhin,


Der Tchonen Augen fanftes Licht,
Das mild, wie Frühlingsfonnen, fehlen,
Erhellt nun meine Seele nicht. —

Mit fiifser Stimme, Sängerinn,


Erlinderfl du dir deinen Schmerz:
Mir ift die Lindrung nicht verliehn,
penn dummer Gram zernagt mein Herz.

IX. Der
Lieder* 43

IX.
Der betrogene Alte.

V - / höre, Freund, die fclilaue Lift!


Icli fjiracli zu Venus Sohn :
Nun trotz ich deinem Drohn,
Der du den Jüngern fchrecklich hift,
BetrGgft dich, wenn du mcytift,
Dafs meiner Bruft, wie einft,
Dein leichter Pfeil gefährlich ift.

Gleich flog er zu Belinden hin,


Schofs aus dem Hinterhalt,
Wo ftolz der Bufen wallt;
letzt hier, wo Rofenwangcn blühn,
Und itzt aus Aug' und Mund;
Doch ward mein Herz nicht wund;
Der Pfeil zerbrach, diefs ärgert' ihn.

Der
Der kleine Kriegesgott verfchwand,
Sein Köcher war nun leer.
Doch fieh ! jetzt taumelt her
Ein Kind, den Becher in der Hand.
Bekränzt, wie Bacchus fcliiin,
Und kann beraufcht kaum gehn:
Der Schalk! wer hält' ihn fo erkannt.

O Alter, den der Wein ergötzt,


Sprach er, nimm, fchlurf ihn ein!
Ich thats. — Nun fpotte mein,
Sprach er; wenn dich kein Pfeil verletzt,
So fühle meine Kraft
In diefem Liebesfaft.
Er floh, und ach! ich liebe jetzt.
L i t d e T. 45

X.
Der Beglückte.

a! dieftolzefteder Scheinen,
Sah ich nach fruchtloren Sehnen
Endlich voller Gütigkeit;
Sie, die meine Zärtlichkeit,
Meine Seufzer fonft verhöhnte,
Die kein Lächeln, keinen Blick,
Keinen Knfs mir Tonft vergönnte;
Die geftand mir felbft mein dlück;

Als ich voller Liebesforgea


Tief in Dunkelheit verborgen
Jilngft nach einem fchöneu Tag
An die Spröde denkend lag,
Rief ich: graufameBelinde!
Seufzend und voll Bitterkeit:
Und fiel,; j in Traum gefcliyVind«
w e e

Stand (ie da, zum Kufs bereit.


Ja, ich habe dich betrübet,
Sprach fie, zärtlich doch geliebet;
Ofan' erft deine Treu z» fehn.
Wollt' ich dirs nur nicht geftehn.
Laufchend hinter diefen Zweigen
Hört' ich, was dir itzt entfiel;
Nur ein Seufzer konnte zeigen
Dein zu zärtliches Gefühl.

Doch, kaum hatt' ichs recht vemommcu,


Ats ich fchon, von Lieb' entglommen,
Selig, fclig bin Ich! fchrie:
Diefer Schall verfcheuchte fie. —
Und, o Jammer! mit Belinden
Sah ich , als ich aufgewacht,
Freud' und Seligkeit verfchwindeu.
Wie nach einer Hochzeitnacht.
XI.

Sehnfucht
nach dem Frühlingc

H
* Adder Frühling! kehre wieder,
Und belebe die Natur!
Gieb der Nachtigall die Lieder,
Und die 131umeh gieb der Flur!

'Gieb
48 L i e d t r.

Gieb das Grtin dem Tlial und Hür,el,


Und den Wäldern fchenV ihr Haar,
Gieb den Zephyrn ihre Flügel,
Und die Freude ruf ins Jahr!

Dafs Hirtinnen dann und Hirten,


Um den Schlaf den Blumenkranz^
In dem Schatten dunkler Myrten, .•
Froh fich drehn im Reihentanz. —-

Ach! vielleicht lieft RofalinüV


Mir im Aug' dann meinen Schmerz;
Billigt, was ich Hill empfinde,
Schenkt zu Lohne mir ihr Herz.

»
xn.

An einen Freund
beym Antritte des Frühlings.

I^ie milde Frühlingsfönnff


Erfüllt mit Luft und Wonne.
Die lächelnde Natur:
s
^ grünt der Hügel Gipfel,
E s
raufcht der Wälder Wipfel,
Von Blumen glänzt die Flur.

D Nun
Ntsn zu des Frühlings Ehre,
Im Hain die Vogelchöre,
Die füfse Stimm' erhöhn;
Der fchünen Mädchen Reihen,
Die lieh der Liebe weyhe-n,
Im Tanz lieh munter drehn;

Die Welt in Freuden fchimmert;


Was ifts, das, Freund, dich kümmert?
Ha!fiehwie ich vom Wein
Im Antlitz fchon erröthe!
Auf, auf! ergreif die Flute,
Komm' in den Myrtenhainj

Und kiifse bey den TKnzen! —•*


Als Venus einft im 'Lenzen
Den Vater Jtevs geküfst,
Sprach Zevs: Wie diefe Küfse,
Seys ewig nektarfüfse.
Wenn man im Lenze küfst,

XIII.
XIII.
Verzweiflung
eines Vermählten.

D
XJ ie du Leidenden zum Troft,
Als die Gotter Menfchen flohn,
Von der Unterwelt nicht flohft,
Und vomftralenreichenThron
Dem von SorgenfinfternGeift
Ein ihm fchmeichelnd Licht verleihft;

Gottinn Hoffnung! eine Wal^l


Von den Gottern, ach! beftimmC
Mich zu martervoUer Quaal;
Und mein hart Gefchick benimmt
Meinem Elend allen Schein, •
Jemals glücklicher zu feyn.

D3 Göt-
Göttinn! z'cigteft du mir gleich
Schätze, Schloffer voller Pracht,
Zeigteft du ein Königreich,
Völker unter meiner Macht;
Auf dem höchften Gipfel war',
Meine Bruft doch freudenleer;

Welches Mädchen voll Gefühl


Huldreich lächelt, zaubernd küfst.
Sinnreich fchprzt und rafch im Spiel,
Braun und fchlank gebildet ift,
Aeugelnd glühnde Stralen fchickt
IndieSeel', im Tan« entzückt,

Wie fich Uz fein M&dchen wühlt,


Ift, was zur gewiinfcliteii Ruh,
Mir, nicht Gold und Güter, fehlt
Kofalinden zeigteft du,
Göttinn, mir! Allein o Schmerz!
Fodert Anga nicht mein Herz?
XIV.
An eine fpröde Schöne.

» ora Zevs, der aus Rofenblütlien


Dich zur Augenluft gemacht,
Anbefohlen dich zu hüten,
Hat dich Amorftetsbewacht,

In dem Wahne, du feyft eine


Von des Himmels Grazien,
Die erftets,rm Garten, Haine,
Wief und Flur, um dich gefehn.

Jeder mufs dir, fürs Entzücken


Dich zu fehn, den Sieg erneun;
Einen mufst du doch beglücken,
Sieht der Gott den Irrthum ein,

D 3 XV. An
54 L % e d t v.

XV.

An diefelbe.

J- Xn Schönheit ift eine


Im himmlifchen Reich,
An Tugenden keine
Im Weltkreis dir gleich.
L i e d g r. 55

XVI.
Rofalinde wird verföhnt.

xXch ! dufliehftmicli, Rofalinde,


Verachteft meine Zärtlichkeit,
Diefen Kranz, den ich dir winde.
Den Flora meiner Liebe leiht!
Sieh die Schlanke jener Weiden,
Um die dein runder Armfichfchlatig.
Als ich, voll von innrem Leiden,
Ein Lied von meiner Liebe fang;

Bis das Uebermaas der Schmerzen


Den IcliwächftenAusdruck mir benahm,
Und ich, ftumni, an deinem Herzen
Gefchmiegt, von Zähren ilberfchwamm.

D 4 Ruf«
Rufe diefe Stunde wieder;
Wie neidenswerth war da mein Glüek!
Huldreich fahft du zu mir nieder,
Und Mitleid ftralte jeder Blick.

Ja, wie deine Rofenlippen


Mein kenfches Flehen mir gewährt.
Hat die Echo diefer Klippen,
Der Mond und jener Wald gehört.

Horche, traurig raufchts im Haine;


Ich feufz' und Echo feufzet mit,
Wehmuth herrfcht in Lünens Scheine;
Denn alle rührt mein klagend Lied!

Du nur willft mich nicht erhören,


Du hörft des Treuen Ach ! mit Luft.
Was erblick'ich? Stille Zähren! —
Ein Seufzer hebt dir deine Bruft •
Diefs foll Hain und Echo wiffen;
O fage laut: dein Herz ift mein!
Unfre Liebe foll durch Küffen
Vor Lünens Antlitzficherneun.
«tfeSEM»
XVII.
XVII.

JL/er ich für langer Weile nnr


Den Freyer fpielte,
Den Schönen Lieb' und Treue fchwur,
Und keine fühlte;

Der ich, war eyie Schöne nah,


Gleich fehlen zu lieben,
Doch nur, bis ich die amdre fah,
Der treu geblieben ;

D 5 Ich
Ich fchwore jetzt: — es braucht nur Müth»
O junger Freyer!
Die Schöne fühlt, fo kalt fie thut,
Der Küfse Feuer;

Und Suada flehet jedem bey,


Ift er nicht blöde;
Nie blieb nach Kufs und Schmeicheley
Mir eine fpröde —

Doch ja! ein Madchen jung und fchön,


Dabey empfindlich,
Hab' ich erftaunend jüngft gefehn
Unüberwindlich.

Diefs ift bey Kufs und Schmeicheley


Mir fpröd geblieben,
Bis mir ein Seufzer voll Verdrufs
Den Traum vertrieben.

443S5Mt

XVIII.
XVIII.

W i e d e r r u f.

J e n « Lied; ihr müden Schonen,


Jenes Lied, meinftolzesHöhnen,
Lafs ich reuvoll eurer Wahl;
e
Euer W>l' fo'ls zu Flammen,
Solls zu Wind und Flut verdammen;
Nie vermehrs der Lieder Zahl.

Nie
Nie hat ein treulofer Freyer,
Unverfchämt ein Ungetreuer,
Seine Laiter fo bekannt:
Nicht von Mufen mild bcgeiftert
Sang ichs, nein, vom Zorn bemeiftert,
Da die Seele mir gebrannt.

Kufs und Gunft ward mir entzogen,


In der Hoffnung fo betrogen,
Sprecht, was hätt' ein Held gethan?
Mußte Trojens Brand Helenen
Mit dem Gatten nicht verlohnen?
Ichfiengnur zu fpotten an.

Auf Cytherens Tempels Stufen


Knieend will ichs wiederrufen,
Ich, mit mir ein Jünglingsclior-,
Gäbe nur zum Lohn der Lieder
Kufs und Gunft mir diefe wieder,
Die zum Günftling mich erkohr..

«HS&äNt

Ode».
O d e #n.
XIX.
An den Hrn.Prof.Ramler.

O du, deffen Lied vom Olymp Cytheren


Rings inAmbradüften und Licht herab«
ruft,
Und dem kalten Bufen des Marmorbildes
Leben einhauchet;

Bald mit Inon felsab zum blauen Abgrund


Voll Verzweiflung ftiirzt; mit der neuen Gottinn
Bald von Freude trunken dem Meerbeherrfcher
Lobgefäng tönet:

Der du immer grünende Lorbern fammelft


In den Wäldern, wovon der Römer Sänger
Seinen Schlaf umkränzt und den Sängern jeder
Afterwelt vorfang;

Ein«
Eine Krone,glänzend wie Sonnenftr.ilen,
Vom Apoll empfiengft: weil du kühn zum Fluge
Welcher nur Unfterblichen glücket; in des
Aethers Gefilde
Flogft, dem Römer nach, und o Ruhm ! den
ftolzen
In den Fefleln Teuts, ihn und feine Leyer,
Ein Gefchenk Teutoniens Mufen brachteft;
Glücklkher Ramler! — i

Auch mir gab Melpomeneus Huld die Laute;


Doch auf Lithuaniens kalten Hohen
Wild erwachfen rühr' ich fie roher, als der
Nordwind erbraufet.

Lehre mich, o Meifter der deutfihen Leyer,


Lehre mich ein Lied dir nachladen! Sing' kit
Je ein Lied der Ewigkeit, ift es dir ein
E w i g e s Danklied. ^

XX. Aul'
XX.
Auf des Prinzen Heinrichs
Ankunft 7.uKönigsberg,

nach einer hc b r .i i f c h e n Ode.

laichte dichftolzauf, und glänze, du Stadt des


mächtigen Königs!
Stralend leuchtet diÄiu das Licht von Mitter-
nacht kommend,
Jener Stern, der von Morgen dem Niedergange
zu (lieget;
Deine Zierde, dein Ruhm, der Held,der glück-
liche Weife!

£
Sey willkommen, a Sohn glorreicher Mo­
narchen! willkemmen!
Der du friedfelig dein Antlitz den Nordbewoh­
nertl enthüllteft,
Um den Fruchtbaum des Friedens in quellrciche
Gründe zu pflanzen!
Ewige Liebe für dich entglomm in unferen
Seelen;

Kollige faben dich an in deiner Hoheit und


nannten:
Heinrich, der ganze (iefchwadcr in Tagen der
Feldfchlacht erfchrcckte,
Zehn ihn umringende Taufende ftets mit we­
nigen jagte,
Diefcr ergötzt, mitOele gefalbt, uns itzund am
Frieden!

Diefen feiigen Tag wird Königsberg ewi­


glich feyern!
Grofs ift er ihr in ihren freudehallenden
Mauern,
Schmückt ihn mit unvergänglichem Schmucke!
Friederichs Bruder,
Heinrich, Borufsiens Herren ein weifer, tapfe­
rer Feldherr,
Dem,
Dem, der deine Schifffahrt durch wildeFiu-
ten hefchützet.
Sagen wir frommen Dank! Er gebot gefende-
ten Winden,
Keine thiirmendeWoge durch ftürmifches Wehn
zu erheben.
Sanft in die Segel flatternd begleiteten fie dich
zum Ufer.

Grofs und rein ift die Wonne, die du, Ge­


liebter, uns brachteft;
Du verläffeft die Thore der Stadt und Wonne
verläfst fie!
Freude begleite dich vor das Antlitz des mäch­
tigen Königs,
Dann geniefse die gliieklichfte Ruh in den fpä.
teften Jahren!

E, XXI. An
6g O d e n .

XXI.
An Herrn Mendelfohn.
den I5ten A p r i l , 1 7 7 ? .

xVlIausliifchend verfcliont, Mcndelfohn, dich


t-;
" - - die Zelt,
Der du, ewig zum Ruhm von dem Unendlichen
Anserkohren, die Todsfurcht
Von den Menfchen vertilget haft.
Welchen heiligen Troft leiheft du jeglicher
Seele, welche, zuftolz(ich mit vergänglichen
Erdengiitern zu taufchen.
Nach Unfterblichkeit ftetsfichfehnt?

Spielend nähert fieficheinem erquickenden


Quell auf einem.durch dich,blumenbefäten Pfad,
Trinkt Unfterblichkeit ein, und
Segnet den, der den Weg gebahnt.
Lab/
Labyrinthe voll von Dornen verhüllten vor
Menfchenaugen denQnell. Deine Mitbrüder fahn
Sie mit fchauernder Furcht; dich
Zog der edelfte Muth hinein.
Unbewafnct verirrt hält dich der blinde Neid,
Ueberraftht dich des Siegs lieber; doch frucht«
los! dir
Ift die Wahrheit ein Leitftcrn:
Von Minervens Aegid befchützt,

Ciehft du glorreich einher. Cerberusheiferes


Bellen fcheuchet dir vom Antlitz die lächelnde
Sanftmuth nie;fteigtfein Odem
Ihm vom Rachen gleich giftesvoll,

Deinem ewigen Ruhm raubt er dsn Glanz doch


tro'i" }, -„,, . - ' .mlkhi itaün tut
lf!>

Voll der edelften Luft, himmlifchen Göttern


gleich.
Sich unfterblich zu fehen,
Jauchzen Seelen dir ewig zu.

E 3 XXII.
70 () d e fi.

xxir.
K l a g e n .

0) du bluniigtcFlur.dämmernder Myrtenhain,
Bäche, Tliäler und Hohn, wo ift der ftilleReiz,
Der hievor mir ins Herz fanftes Entzücken gofsV
Welche Traurigkeit deckt euch nun ?

Seufzend irr'ich umher, fuchc mit fcliarfemBlick


Die Gebüfche durch; doch Lalagen find ich
nicht.
Ach ! fie athmet nicht mehr! Ach! die Natur
hat nichts
Für mich reizendes, nur den Tod.

Denn, von Zärtlichkeit und Sehnfucht beflü­


gelt , fchwang
Sich mein Geift zu den Hohn glänzender Him­
mel auf,
Ich fang Lalagen, o Himmel! voll Wonn', ich fah
Ihre Seele, vom. Leib enthüllt,
MajeftS-
0 d e n. 7i
Majcftiitifcher fchön, minder dochftolz,als hier
Auf der Unterwelt, undfiefall mich — Zärtlicher
Sieht die Mutter den Sohn nicht, der verban.
net ins
Elendfichnun von ihr entfernt,

Wenn fie fegnend ihn küfst, felber untiöftlich


vom
Aug' die zitternde Zähr' abwifcht und Gleich-
muth ihm
Zufpricht; rührender mahlt Schmerz und Mit.
leiden fich
Auf ihr mütterlich Antlitz nie,

Als von jeglichem Zug diefer Vorklüreten


Schönheit, Mitleid und Schmerz rührend vor.
leuchtete;
Huldreich tratfieeinher, fchlofs mich in ihren
Arm,
Und wie füfs war der Silberklang:
,,Trockiie, Theurer! ach! trockne die Z«hre,di«
„Mir dein Auge nun weint. Hier wirft du Se­
ligkeit
,,Die kein Geift in dem Staub kennt mit mir
theilen, mich
„Ewig treu, und dein ewig fehn.

Jj 4 xxm.
XXIII.

Das Landleben.

-Beglückt, wer ohne Stolz und Neid


In ftillen Fluren lebt,
Wo über Wahn und Eitelkeit
Sich feine Seel" erhebt.

Per
O .'/ f ii. 73
Der nicht, gleich Thoren, Schlitze flicht,
Dem Lämmcrwo l' ein Kleid,
Und Speife felbftentfbrofsne Frucht,
Und Trank ein Quell verleiht.

Kein Kummer, keine Traurigkeit,


Durchnaget ihm die Bruft;
Ihm bringet jede Jahreszeit
Im Schoofse neue Luft.

Ihm breitet Ceres auf das Land


Der Aehren taumelnd Grau;
Ihm fiiet Florens milde Hand
Die Bhimen in die Au,

Wie füfs ift feine Luft, wie rein


Die Freude, wenn er fleht,
Wie dort am fchattenreichen Hain,
Der Rinder Haufe zieht;

Es Um
Um jenen Bach, im grünen Thal,
Die Lämmerheerde flreift;
Im Garten hier, am Sonncnflral
Die Gipfelfrucht ihm reift;

An jenem Stamm, entlaubt ein Art


Voll bunter Aepfel hängt,
Und dort die rothe Traubcnlaft
Den fchlanken Wcinftock fenkt?

Wenn Winters Au und Thal entgrüiif,


Wo mehr kein Schäfchen geht,
Gedrückt von Eis Icein Bach mehr rinnt.
Der Garten Ode fteht;

Geniefst er in der Gattinn Arm,


Was ihm fein Fleifs gebracht;
Und nährt den zarten Kinderfchwarm,
Der tim ihn hüpft und leicht.

Wenn
Wenn über ihm die fülle Nacht
Den blauen Himmel flernt,
Und er im Sternenlauf die Macht
Des weifen Schöpfers lernt;

Daflehter oft voll Trunkenheit,


Und denkt der Gottheit nach,
Und fühlt zum Glanz'der Ewigkeit
Sein fterblich Aug' zu fchwach.

Oft zeuget feiner Leyer Klang,


Die durch die Schatten tönt,
Wie feine Seel' im Lobgefang
Entzückt, nach Gottfichfehnt;

XXIV.
XXIV.
Flehen eines Liebenden.

ott der Sonne, der du dereinfi,


Für Leukotlioens Reiz liebenderSehiiluchtvoll.
Von dem fiühefien Morgen an
Unverwendet den Blick immer ihr zugekehrt,
Und mit zaudernden Schritten am
Sonnenwagen den Tag weltendurch leiteteft,
Doch für traurige Sekulen
Jede Stunde der Nacht hielteft, ach Delius —
Heilig
Heilig fey dir die zärtliche
Thräne, welche demfichfehnenden Jünglinge,
Fern von feiner Geliebteften,
Sein vom Harme verbleicht Antlitz herunter­
rollt.
Heilig fey dir ein jeglicher
Seufzer, welchen er vom liebenden Rufen auf
Zephyrs Flügeln zur Schönen fchickt.
Schneller als auf dem Flug eilender Blitze,
fchnell
Wie bey Lauren in feiiger
Luft Monate mirfliehn,lalle die Stunden nun
Mir verfchwinden in Kiiilämkeit;
Hier wo Sehnl'ucht und Gram ihre nachfeuf-
zende
Wohnung um mich auffchlugen, wo
Sorgennebel den Glanz jegliches Tages mir
Raubt, und fchauernde Dunkelheit
Nächte decket. Allein hemme den Lauf der
Zeit,
Wenn ich, Gottern gleich, felig, von
Meiner Lauren umarmt , Wo'.luft und Se­
ligkeit

Rings
Rings um mich her verbreitet lieh ;
Und ftcts fey die Natur heiter um uns, wenn
wir
Seel' in Seele zerfloffen vom
MorgensfingendenChor beyde gelocket, durch
Iilumenfiuren und Thäler gelin,
Dankbar will ich, wenn du uns den gelelligen
Frühling wieder herbringeft, mit
Florens Erblingen dir deinen Altar beftreun,
Und im Herbfte dir giefsen die
Erfte Schaale voll Moft; feyernd dir huldigen,
Wenn du hineilft in Thetis Arm,
Und im Lied dich erhöhn, wenn dich der Mor­
gen weckt.

XXV.
XXV.

An die Hoffnung.

^^on den Armen der zSrtllchften


Ackern wand ich mich los, trunken von Hoff.
nung, Gold
Zu erwerben, vergafs ich dich,
Vaterland, und das Glück jeglichem liebenden
Freunde immer mich nach zu lehn,
Schützt Ich nicht mehr — und fchnell folgten
dem füfsen Raufch
Bittre Seufzer! Mein Fufs betrat
Kaum die blühende Stadt Preuffens, die fich
voll Stolz
Am
Am beregelten Hafen tliiirmt,
Und ins friedliche Thor handelndeVülker zieht;
Zeigt' ein Goldesverluft mir fchon,
Wandelnd Erz fey kein Quell fteterZufrieden­
heit.
Ich Unglücklicher! jammert' ich,
Irre jetzund im Land'arnauthbefchwert umher,
Den mich liebenden Aeltern fern,
Ohne Ereund, und des Volks Sitten unkundig
noch,
Und war fchon der Verzweiflung Raub;
Als vom Himmel mit Huld eine mitleidig«
Gottheit auf mich herunter fall,
Meinen Schritt nach Berlin leitet, und hier dem
Schutz
Des durch Weisheit Verewigten
Meine Jugend empfahl. Hier in der blühenden
Künfte Pnanzftadt hat Seligkeit
Iiiren Tempel erhobt, mitten im Lorbeer-
hain.
Ich
Oden.

Ich erblickt' um den Tempel rings


Mufengüuftli'ige, die, Blumen um ihren Schlaf*
Windend, forglo* umwandelten.
Meine Seele warftolz,die zu beneiden, Und
Weihte jeglicher Kunft fich ein.
O wie hold war mein Glück, als es, fein lä­
chelndes
Antlitz wendend, vom irrigen
Weg zu kehren mich zwang; nimmt einft das
Jüngerchor
Diefer Seligen mich mit auf! —
Hoffnung ja, du verheif'ft mir es! O Schwe­
rter des
Schlafs, die Troft den Unglücklichen
Noch zulächelt, ob ihm nächtliches Seufzen fchon
Jeden Schlummer vom Auge fcheucht,
Und die Seel' itzt ein Raub wachender Qiialen
ift;
Die du huldreich mir jeden Gram
Nun verfufseft! wenn ja Flehen der Sterblichen
F Dich
$2 Ö d e «.

Dich bewogen, erhüre mich!


DaCs mein Vater nicht fnehr innigft verwun­
det ob
Mein verzweifeltes Wohl, nicht mehr
Meine Mutter, das Aug' weinender Schnfucht
voll,
Ob des Lieblings Abwefenheit
Seufze, tfimmlifchen Troft lifpele, wenn ihr
Aug'
Wachet, ihnen zu; wenn ihr Aug*
Sanft im Schlummerfichfchliefst, fchicke den
leichteftcri
Vom Gefolge derftillenNacht,
Dafs ihr wachfamer Geilt meine Geftält in ihm
Sehe, wie, voll von kindlicher
LieB', auf Fittigen ich ihnen entgegen flieh;
Andromeda,
eine Kantate.
sr.«i:l-Jl «ib ,r!9f':>i;T nx sf! <*!fib,lhvw o'l » s j ( j 3

Vorörinnerung.

D ie Fabel der Andromeda ift zwar aus dorrt


Ovid jedem bekannt; weil ich aber in
vielen dem P. Korneille gcfolget bin, fo will
ichfiekürzlich erzählen. Kafflope, Andromc-

dens Mütter, 2og, durch Eitelkeit und niiittcr-


liehe Liebe Verführt, ihre Tochter den Nerei­
den an Schönheit vor, und fagte ihnen eine«
Tages ins Geficht: Ift eine unter euch, ihr
Nymphen, die diefen fanften Reizen nicht wei­
chen mufs? Hierdurch fanden die Meergöttin­

nen (ich höchft beleidiget; und klagten bey ih­


rem Befchützcr Neptun über die Befchimpfung,
F 3 die
die fie von einer Sterblichen erlitten hatten.
Es kam fo weit.dafs,fiezu rächen, die fchon«
Andromeda -von einem ungeheuren Drachen
zerriffen werden follte. Sie ward auch fchon
nackend an den Fels angebunden; der Drache
erfchien ; allein in diefem Augenblicke flog
Perfeus auf dem beflügelten Pferde diefe Ge­
gend vorüber. Der Anblick rührte ihn; er be-
freyete die h'ülflofe Schone, und loderte ih?
Herz zu Lohne. Nichts ward ihm abgefchla-

gen: als fie aber in den Tempel zur Vermäh­


lung gehen wollten, erfchien Jupiter, und
nahm beyde in den Himmel, wofie,in Sterne
verwandelt, noch bis itzt glänzen.
Andromeda.

Arie.

Dein Klagen und dein F l e h n ;

Dich hört kein Götterohr.

2um Opfer auserfehn,

E i n ich am Felfen hier gebunden.

A c h ! Troß mid Hoffnung find v e r f c h w u n d e n ! -


Erfpare,
F 4
Erfpare, treues C h o r ,

Dein Klagen und dein F l e h n ;

Dich hört kein Götterohr.

Schaut das Nereidenheer!

S c h a u t , wie ftolz fie übers Meer

I h r e Häupter hoch erhohen!

Rachfucht zog fie aus den Grotten,

Meine Qualen zu verfpotten,

Und enthaltet mich zu lehn. ! —

S i e fliehen mit erfchrocknem Blick

V o r dem erregten Stnrm zurück"

O w e h e ! welches Ungeheuer! —

Die Augen glühn , es athmet Feuer —

E s bäumt fich — reiffet auf den Rachen — -

zifcht. ——

Eine Stimme.
AH' ihr Unfterblichen,

Ift für Andromeden

Kein Schutzgott unter euch?

Das
Das Chor.
Ach Phobns, holde Cythere,

D i a n a , Giittinn der Nacht,

Und d u , Beherrfcher der Meer«,

Hat fie nicht ftets euch zur Khre

Den reinften Weyhraiich gebracht?

Eine Stimme.
Ach Ift Im Gotterreich
Kein Herz zu Mitleid w e i c h ?

Das Chor.
Z e v s , ach du erfcliufeft fie fchün,

Doch fie dankte dir es vergebens,

Büfst fie mit Verlufte des Lebens

Ihrer Mutter eitles Vergelm!

Andromeda.
Verbirg m i c h , 0 E i d e !

Sie fliegt auf mich , die Brut —

Eels fliirz' ein und werde

Mein Grab — fie kommt — ha! welche Wuth-w

Bald klebt an ihren Klaun mein Blut —

F 5 Welch«.
Welcher A n b l i c k , ihr Gotter! ein Held

In den Lüften auf fliegendem Pferd,

Kühn und trotzig wie Mavors! er fällt

Auf den Drache« mit drohendem S c h w e r d !

Das Chor.
Helft o helft i h m , ihr himmlifchen Mächte,

Giefst ihm fiegende Kraft in die Rechte,

I n die Seele nie wankenden Muth •

Andromeda.
D e r fürchterliche Kampf beginnt,

E r flieht, er fchlägt — der Drache fchwellt —

Die Flammen ftrbmen — weh mir, Held! — •

W o ift er — tödtet ihn die G l u t ? —

Das Chor.
Dein Schutzgott kämpft für dich! nun rinnt

Mit Gift vermifcht das fchwarze Blut,

Das Ungeheuer unterliegt —


Andromeda.

Triumph! mein Retter hat geficgt! —

A r i e .

Erftaunen und Freude,

Ach mäfsigt euch beyde,

Und tüdtet mich nicht!

Ach lafst mich ihm danken,

Dem Gütigen danken,

Der meine Fefi'eln zerbricht,

E s haben die Gotter

Mein Flehen erhört,

Mir dielen Erretter

V o m Himmel gewährt,

Und Wehmuth und Leiden

In Wolluft und Freuden,

Allgütig verkehrt.

>
Erftau,
Erftaunen und Freude,
Ach niäfsigt *nch beyde.

Und tödtet mich nicht!

Ach lafst mich ihm danken,


Dem Gütigen danken,

Der meine Feffeln zerbricht.

Glücklicher Götterfohn,

D i r verdank ich mein Leben!

Nenne den Siegeslohn,

Und er wird dir gegeben.

Sprich, — und auf jeglicher Hohe

Steht ein prächtiger Dankaltar,

Jeglichen Tag, den ich fehe,

Bring ich feftlich dir Ambra dar.


Du willft mein Herz zu L o h n e ?

Mein H e r z , das dir entgegen fchliigt

O nimm e s ! nimm die Treue,

P i e Cepheus dir entgegen tragt


A n dlefem T a g , der meine Zähren,

Der deinen Kampf und Sieg gefelm,

Will ich dir ftete Liebe fchwüren,

O lafs uns in den Tempel gehn'.

Das Chor.

T a g , der trauervoll begann,

Freudetrunken follft du enden,

Zündet Hochzeitfackeln an,

E i l e t , Becher auszufpenden •

Schmückt den Sieger, fchmückt die Braut,

Mit den fchönften Blumenkränzen;

Drehet euch in Reihentänzen,

Singet Hymnen, finget l a u t !

Andromeda.

M e r k u r , mit einem Lorbeerkranze,

F l i e g t , dich zu krönen, h e r !

O W u n d e r ! in dem Götterglanze,

Erfcheinet Jupiter!

Gefchmückt
Gefchmückt mit königlicher Krone»

Die ftolze Königin,

Urania mit ihrem Sohne,

Und alle Himmlifchen begleiten ihn!

Mit lautem Silberton,

Der durch die ganze Luft

Sich wirbelt, ruft

Der Maja Sohn :

Perfeus und die er erwähle^»

Werden im Himmel vermähletj

Sind der Unfterblichkeit werth.

In den olympifchen Fernen,

Glänzen fie bald bey den Sternen

Werden mit Opfern verehrt.

Sie winken — w i r werden

Mit Stralen geziert ——

Erftaunen! wir werden

Gen Himmel geführt'


O ftimmet Lobgefäng, ihr Chöre, •

Singt meinen göttlichen Freund,

Der einzig werth der Gottheit Ehre

Mich gütig mit fich vereint.

Wenn ihr in ftillcn Nächten

Uns bey den Sternen glänzen fehl;

So kniet und dankt den Mächten

Die zum Olympus uns erhöht!

Und ftimmetLobgefang ihr Chöre! etc;

Zwey Stimmen vom Chor.

A Höchfte! euer Zorn befiehlt,

Und auf unfre Schedel zielt,

E i n zerfchmetternd Donnerwetter'

B. Doch wir flehn, und Gnade fpricht

Zu i!em Donner: Schalle nicht!

Grofs Lft"eure Huld, ihr Götter!


A l l e .

Sellien uns nicht Andromeda

Schon dem fchwarzen S t i x e nah,

Und ihr Untergang beschworen ?

Doch in einem Augenblick

Floh die Furcht, fie w a r d , o G l u c k ,

Zu dem Gotterllaiid erkohren!

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