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Gedichte Von Einem Polnischen Juden
Gedichte Von Einem Polnischen Juden
Gedichte Von Einem Polnischen Juden
von
dem Hochwol
Her
Freyherrn
Regicr. l.andrathe d
in Kui
HocIiNvohlgebolirner F r e
Gnädiger Herr,
aT
J^ btfandtrt Gluck, Ew. Ex.
A 3 allen
i eifriger Verehrer und Beförde-
iochwohlgebohrner Freyherr
Gnädiger H e r r ,
Dero
»erlin den 26. Nov.
17?»-
unterthänigfter Knecht,
Der Verfaffcr.
Schreiben
an einen Freund.
Theuerftefc Freund.
A 4 Jeder
Jeder Autor, und vor alk-n ein Dichter,
der feine Werke bekannt machen Hifst, ruft
dem Publikum mit lauter Stimme zu:
Dicam ittfigtit, recens, aähuc indittum ort
alioj
wenigftens glavrbt das Publikum diefe Worte
zu hören. Und was meynen Sie? kann ich
diefes ausrufen? In meinem Büchlein wird
fchwerlich neues zufindenfeyn, es wäre dem»
der Titel: Lieder eines pohlnifchen Juden. —
In der That mögen diefe Worte wohl in ein
paar taufend Jahren nicht beyfanimen geltenden
haben; und die Herren Kunftrichter werden
r
vielleicht fo gütig feyn, und mir wegen dieer.
Seltenheit alle Fehler überfehen. Allein iTt
es dann damit abgetban ?
Der Titel ift ganz neu, allein das Büch,
lein ziemlich alt, wird der freundliche Lefer
lächeln; was hilft der alten Jungfer das neue
Kleid und der jugendliche Name Adelhei
de?
de? — _ Was hilfts dem fchlechten Büch-
lein, dafs fein Verfaffer ein polilnifchcr Jude ift?
Denkt und fühlt der pohlnifche Jode nicht wit
ein MenfchV frag'ich felber. — — Und
der ernfthafte feine Kunftrichter wird viel
leicht fagcn: hätte diefer pohlnifche Jude, der
diefe ziemlich niedlichen Liederchen gemacht
hat,nicht eineZcit lang warten können,um als
«in kleines Wunderwerk zu erfcheinen? Sehen
•Sie, mein Liebfter, lauter wichtige FragenI
Doch diefe find es noch nicht alle. Erregen
nicht die Worte: polilnifchcr Jude, in der
Seele das Bild eines Mannes, fchwartzver-
mummt, das Geficht verwachfen, die Blicke
Mein
9t
Mein Rock ift grün,
Und ziemlich fchon,
Ihr folltet ihn
Nur einmahl fehn:
Ihr wärt mir hold,
Denn ihn fchmückt Gold!
Ihr Zärtlichen,
Kein falfches Bild!
Ihr lnüfst mich fehn,
Ich bin nicht wild,
Vielleicht gar fchon!
kli
Schreiben an ehien Freund. 15
Ant-
Antwort.
Mein Freund,
hergetraueteich mir einen fchnellen Strom
1
*— in feinem Laufe aufzuhalten; einen Ver
liebten aus Geiner Liebe, einen Geizigen aus
feinemGeize; ja! die lächerliches — aus dem
Wahne zu fchwatzen , dafs die allverzehrende
Zeit über ihre Reizungen keine Gewalt gehabt,
•und fie noch immerfort mit Fortgange die
Kokette fpielen könne, als, — oigrufste
der Unmöglichkeiten! — einen jungen Dich
ter zu bereden, dafs er die Erftlinge feiner
Mufe dem Vulkan opfere. Wie haben Sie
alfo vermutlien können, dafs ich mich Ihrem
F-ntfchluffe, ihre Gedichte drucken zu lafTen,
durch nieinen Rath widerfetz » würde V
denn
denn — — gedruckt', oder verbrannt Tollen
fie doch nun einmal feyn, und das — — fehr
weifslich. Sie haben fich def Arztnoygelahrtheit
gewidmet, Sie kennen die lange hinge Dahn,
und eine jede ihrer häufigen Krümmungen,
welche nicht, wie die fremden Länder von un
fern Reifenden, durchlaufen; fondern mit felrr
langfamen gcmcHencin Schritte dtirchgangeh
fcyn wollen, ehe man in diefer Wiflenfchaft
zu dem Ziele gelanget, welches zu erreichen
ein jeder für feine Pflicht halten wird, der fie
nicht, wie es wohl zum Nachtheil des menfeh-
tichen Gcfchlechts nur allzu häufig zu gefche-
hen pflegt, als ein Handwerk treibet. Kei*
ner, feine natürliche Fähigkeit mag noch fo
grofs feyn, hat, meiner Meynungnacb, auf die.
fem Wege, wenn er ihn mit Ruhm zurückl
iegen will, für Gegenftämlc, die aufser dem-
felben liegen, einen Augenblick zu verlie
ren übrig; und Sie, mein Freund, der Sfc-,
mich
mich mit Ihnen auszudrücken, Co wie leider !
die meiften unferer Nation, als Jüngling das
zu erlernen angefangen, was bey andern Na
tionen ein Kind fclion weils, wie viel haus-
hälterifclier muffen Sie nicht mit der Zeit feyn?
Machen Sie fich demnach je eher je lieber von
ihren fammtlichen Gedichten los, gehen Sie
damit den Kritikern dreift unter die Augen,
ahmen Sie nicht jenem fpartanjfchcn Jünglinge
nach, der, feinen begangenen Fehler zu ver
bergen , den Raub unterm Mantel behielt,
undfichbis aufm Knochen von demfelben ver
zehren liefs. Die Richterfindftrenge, es ift
wahr, aber die, um deren Beyfall zu beküm
mern esficheinzig und allein die Mühe ver
lohnet, haben zu viel Einficht, die Gefetze
genau nach den Worten , ohne Rückficht auf
die Nebennmfuinde, welchefielindern müflen,
zu vollziehen; und welche Gnade haben Sie
fich alsdennnicht nbthigenfalls zuverfprechen?
B 2 Jtfulta
,.2o Antwort.
B4
Qui quid fit pulchrUm, quid turpe, quid Uli!*,
quid nott
FUHIHS ac melius Chrufipptet Creuilore dicit_.
Nicht doch! To denkt man in Utopien;
Ibndern, dafs er vielleicht einem ehrlichen Hand-
werksmanne, der die Welt nicht kennet, und
einem Poeten eine Kleinigkeit geborget, zu dem
Seinigen verhoifen ; wem aber dieferTroftnicht
wefentlich genug ift, der bedenke, dafs er den
Verleger durch diefe kleine Beyfteuer vielleicht
denKunftgrifferfparet.fich durch wichtigere und
unentbehrlichere Werke, als durch — was foll ich
fagen? — recht franzöfifcheopera comiques, we
gen des erlittenen Verlufts fchadlos zu halten.
Ich bin, u. f. w.
Lieder.
L i e d e r .
Der Dichter,
J-Jeyer, tone
Meing Schöne!
Wie fie, fchön und klein,
Soll diefs Liedchen, feyn.
Eine Miene
Der Blondine
Giebt mir itzo fchon
Meines Liedchens Lohn.
Sie
L i e ci e r.
Kehret wieder»
Rief er: Brüder,
Seht! wie prangt voll Zier
Diefes Blümchen hier!
Venus hätte,
Ja, ich wette,
Eris Apfel nie,
Sähe Paris die.
Ii f. Dsi>
III
Das Kind.
Voll Empfindlichkeit
Klagt' ich meine Schmerze»
Meiner Schwerter heut;
Aber durch ihr Scherzen
Ward mein Weh zerftreut.
Wald'. wir klagten beyde —
Jetzt bin ich voll Freude:
Statt der Traurigkeit,
Sey nun auch erfreut!
IV.
aja, wie?
Nur immer fcherzen?
Du fühlft im Herzen
Die Liebe nie?
Oft höreft du
In füllen Hainen
Mich klagend weinen)
Undtachftdazu?
G jetzt.
Jetzt, ScliaTcrinn
Jetzt Toll ich fchweigen:
Doch dir zu zeigen,
Wie treu idi bin:
Cytherens Sohn
Hat Teinen Bogen
Streng angezogen,
Und droht dir Tel in.
Entfleuch, entfleuch-
Dem fchnellrn Pfeile. —
O folg'! ich eile
Hier ins GeftrUuch.
V.
A u f des H e r r n F.
Heine Tochter.
C 3 VI. Der
36 Ii i e ii e r.
VI.
Der Beklagenswürdige.
Sagt
• «
L i t, ä i r.
Sagt m i r ! KöanUteh diefe Schönheit Fehn,
O l m ' um ihre Küfse fic zu flelui ?
Und an ihrem Buren mich ergötzen
F ü r das gröfste Glück der Welt nicht (chatten?
VII.
Der Trott.
Qald
L i e d e r. 39
Rald lockte mich ein Bliimenthal,
Beglänzt vom rothen Morgenftrahl,
Und von der Nacht mit Thau benetzt;
Da ftand ich, mit entzückten Mienen,
Von Farben und Geruch ergötzt,
Oft noch, vom Mittagsflrahl befchienen.
Gefchützt vom Schatten dicker B ä u m e ,
F.ntfchlief ich dann im K l e e geftreckt;
Und o f t , getUnfcht durch fiifse Träume,
B i s mich die Nachtigall erweckt.
Ift
40 L i e d e r.
VIII.
Sch w ä r m e r e y .
c 5 Zu
Zu welcher Qual ward rrrfr die Luft,.
Die ich für unvergänglich hielt,
Die ich jüngft an Aglajens Br»ft
In füfser Trunkenheit gcfülilt.
IX. Der
Lieder* 43
IX.
Der betrogene Alte.
Der
Der kleine Kriegesgott verfchwand,
Sein Köcher war nun leer.
Doch fieh ! jetzt taumelt her
Ein Kind, den Becher in der Hand.
Bekränzt, wie Bacchus fcliiin,
Und kann beraufcht kaum gehn:
Der Schalk! wer hält' ihn fo erkannt.
X.
Der Beglückte.
a! dieftolzefteder Scheinen,
Sah ich nach fruchtloren Sehnen
Endlich voller Gütigkeit;
Sie, die meine Zärtlichkeit,
Meine Seufzer fonft verhöhnte,
Die kein Lächeln, keinen Blick,
Keinen Knfs mir Tonft vergönnte;
Die geftand mir felbft mein dlück;
Sehnfucht
nach dem Frühlingc
H
* Adder Frühling! kehre wieder,
Und belebe die Natur!
Gieb der Nachtigall die Lieder,
Und die 131umeh gieb der Flur!
'Gieb
48 L i e d t r.
»
xn.
An einen Freund
beym Antritte des Frühlings.
D Nun
Ntsn zu des Frühlings Ehre,
Im Hain die Vogelchöre,
Die füfse Stimm' erhöhn;
Der fchünen Mädchen Reihen,
Die lieh der Liebe weyhe-n,
Im Tanz lieh munter drehn;
XIII.
XIII.
Verzweiflung
eines Vermählten.
D
XJ ie du Leidenden zum Troft,
Als die Gotter Menfchen flohn,
Von der Unterwelt nicht flohft,
Und vomftralenreichenThron
Dem von SorgenfinfternGeift
Ein ihm fchmeichelnd Licht verleihft;
D3 Göt-
Göttinn! z'cigteft du mir gleich
Schätze, Schloffer voller Pracht,
Zeigteft du ein Königreich,
Völker unter meiner Macht;
Auf dem höchften Gipfel war',
Meine Bruft doch freudenleer;
D 3 XV. An
54 L % e d t v.
XV.
An diefelbe.
XVI.
Rofalinde wird verföhnt.
D 4 Ruf«
Rufe diefe Stunde wieder;
Wie neidenswerth war da mein Glüek!
Huldreich fahft du zu mir nieder,
Und Mitleid ftralte jeder Blick.
D 5 Ich
Ich fchwore jetzt: — es braucht nur Müth»
O junger Freyer!
Die Schöne fühlt, fo kalt fie thut,
Der Küfse Feuer;
443S5Mt
XVIII.
XVIII.
W i e d e r r u f.
Nie
Nie hat ein treulofer Freyer,
Unverfchämt ein Ungetreuer,
Seine Laiter fo bekannt:
Nicht von Mufen mild bcgeiftert
Sang ichs, nein, vom Zorn bemeiftert,
Da die Seele mir gebrannt.
«HS&äNt
Ode».
O d e #n.
XIX.
An den Hrn.Prof.Ramler.
Ein«
Eine Krone,glänzend wie Sonnenftr.ilen,
Vom Apoll empfiengft: weil du kühn zum Fluge
Welcher nur Unfterblichen glücket; in des
Aethers Gefilde
Flogft, dem Römer nach, und o Ruhm ! den
ftolzen
In den Fefleln Teuts, ihn und feine Leyer,
Ein Gefchenk Teutoniens Mufen brachteft;
Glücklkher Ramler! — i
XX. Aul'
XX.
Auf des Prinzen Heinrichs
Ankunft 7.uKönigsberg,
£
Sey willkommen, a Sohn glorreicher Mo
narchen! willkemmen!
Der du friedfelig dein Antlitz den Nordbewoh
nertl enthüllteft,
Um den Fruchtbaum des Friedens in quellrciche
Gründe zu pflanzen!
Ewige Liebe für dich entglomm in unferen
Seelen;
E, XXI. An
6g O d e n .
XXI.
An Herrn Mendelfohn.
den I5ten A p r i l , 1 7 7 ? .
E 3 XXII.
70 () d e fi.
xxir.
K l a g e n .
0) du bluniigtcFlur.dämmernder Myrtenhain,
Bäche, Tliäler und Hohn, wo ift der ftilleReiz,
Der hievor mir ins Herz fanftes Entzücken gofsV
Welche Traurigkeit deckt euch nun ?
Jj 4 xxm.
XXIII.
Das Landleben.
Per
O .'/ f ii. 73
Der nicht, gleich Thoren, Schlitze flicht,
Dem Lämmcrwo l' ein Kleid,
Und Speife felbftentfbrofsne Frucht,
Und Trank ein Quell verleiht.
Es Um
Um jenen Bach, im grünen Thal,
Die Lämmerheerde flreift;
Im Garten hier, am Sonncnflral
Die Gipfelfrucht ihm reift;
Wenn
Wenn über ihm die fülle Nacht
Den blauen Himmel flernt,
Und er im Sternenlauf die Macht
Des weifen Schöpfers lernt;
XXIV.
XXIV.
Flehen eines Liebenden.
Rings
Rings um mich her verbreitet lieh ;
Und ftcts fey die Natur heiter um uns, wenn
wir
Seel' in Seele zerfloffen vom
MorgensfingendenChor beyde gelocket, durch
Iilumenfiuren und Thäler gelin,
Dankbar will ich, wenn du uns den gelelligen
Frühling wieder herbringeft, mit
Florens Erblingen dir deinen Altar beftreun,
Und im Herbfte dir giefsen die
Erfte Schaale voll Moft; feyernd dir huldigen,
Wenn du hineilft in Thetis Arm,
Und im Lied dich erhöhn, wenn dich der Mor
gen weckt.
XXV.
XXV.
An die Hoffnung.
Vorörinnerung.
Arie.
O w e h e ! welches Ungeheuer! —
zifcht. ——
Eine Stimme.
AH' ihr Unfterblichen,
Das
Das Chor.
Ach Phobns, holde Cythere,
Eine Stimme.
Ach Ift Im Gotterreich
Kein Herz zu Mitleid w e i c h ?
Das Chor.
Z e v s , ach du erfcliufeft fie fchün,
Andromeda.
Verbirg m i c h , 0 E i d e !
F 5 Welch«.
Welcher A n b l i c k , ihr Gotter! ein Held
Das Chor.
Helft o helft i h m , ihr himmlifchen Mächte,
Andromeda.
D e r fürchterliche Kampf beginnt,
Das Chor.
Dein Schutzgott kämpft für dich! nun rinnt
A r i e .
V o m Himmel gewährt,
Allgütig verkehrt.
>
Erftau,
Erftaunen und Freude,
Ach niäfsigt *nch beyde.
Glücklicher Götterfohn,
Das Chor.
E i l e t , Becher auszufpenden •
Andromeda.
F l i e g t , dich zu krönen, h e r !
O W u n d e r ! in dem Götterglanze,
Erfcheinet Jupiter!
Gefchmückt
Gefchmückt mit königlicher Krone»
E i n zerfchmetternd Donnerwetter'