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Didaktische Innovation Durch E-Kollaboration
Didaktische Innovation Durch E-Kollaboration
Zusammenfassung
1. Einleitung
Dieser Beitrag ist ein Erfahrungsbericht aus dem Kooperationsprojekt „Mediencommunity 2.0“ und
stellt einen Kollaborationsansatz vor, welcher im Rahmen einer virtuellen Kollaboration zur Erstellung
der didaktischen Konzeption einer Online Community entwickelt und erprobt wurde. Im Rahmen des
Forschungsprojektes „Mediencommunity 2.0“ wurde in einer virtuellen Community of Practice im
Zeitraum von Februar bis September 2009 eine didaktische Konzeption der Mediencommunity, einer
Online Community für die Druck- und Medienbranche, entwickelt. An der E-Kollaboration waren
mehrere Projektpartner an unterschiedlichen Standorten beteiligt. Die kollaborative Erstellung eines
umfassenden didaktischen Konzeptes mit mehreren Nutzerprototypen, formellen und informellen
Lehr-/Lernszenarien sowie Web 2.0-basierten Community-Funktionen verlief im projektinternen Wiki.
Zusätzlich wurden Webkonferenzen zur Unterstützung der Kommunikation und Koordination
eingesetzt. Dieser kombinierte Einsatz von Wiki und Webkonferenzen zur Unterstützung von
Kollaborationsprozessen ermöglichte zum einem eine selbstgesteuerte und individuellen Kenntnissen
und Interessen entsprechende Beteiligung an der Erarbeitung der Gesamtlösung. Zum anderen waren
aber auch eine flexible Steuerung der Partizipation, eine hohe Arbeitsintensität und ein strukturierter
Austausch in einem transparenten virtuellen Raum möglich.
Im Folgenden werden zunächst einige diesem Beitrag zugrundliegende theoretische Begriffe und
Ansätze vorgestellt. Der Verlauf, die Methoden und die Ergebnisse der E-Kollaboration im Rahmen
des Projektes „Mediencommunity 2.0“ werden im Kapitel 3 präsentiert. Die Erkenntnisse aus dieser E-
Kollaboration werden als Herausforderungen und Erfolgsfaktoren im Kapitel 4 diskutiert. Dieser
Beitrag endet mit einem Fazit im Kapitel 5.
2. Theoretische Ausgangspunkte
Im virtuellen Umfeld ist aufgrund vielfältiger und unkomplizierter Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0 in
letzter Zeit ein Phänomen zu beobachten, welches das Lernen maßgeblich verändert. Es handelt sich
um virtuelle Gemeinschaften bzw. Online Communities, welche auf Eigeninteresse und Freiwilligkeit
sowie auf informellen und kooperativen Lernformen aufbauen. Mitglieder derartigen Communities
tauschen sich zu bestimmten Themen aus, lernen von und miteinander, und unterstützen sich
gegenseitig bei der Bewältigung von Aufgaben. Da in einer Community sowohl Experten als auch
Novizen, Lernende als auch Lehrende, Brancheninsider als auch Interessierte zusammenkommen,
wird Kooperation und Kollaboration über bisher bestehende Grenzen hinweg möglich.
Beschränkungen wie die Grenzen zwischen formellem und informellem Lernen oder zwischen Lernen
und Arbeiten können aufgehoben werden.
Die unterschiedlichen Bezeichnungen von Communities, u.a. Learning Communities, Communities of
Practice, Communities of Interest, weisen auf die Vielfalt der Ausprägungen hin (vgl. Seufert, 2004).
Im vorliegenden Beitrag werden zwei Arten virtueller Gemeinschaften angesprochen. Zum einem geht
es um die didaktische Konzeption der „Mediencommunity“. Damit ist eine virtuelle Lerngemeinschaft
im weiteren Sinne gemeint. Diese umfasst sowohl curriculare, formelle Lernformen als auch situierte,
informelle Aktivitäten. Zum anderen geht es um die E-Kollaboration mit dem Ziel der didaktischen
Konzeption der „Mediencommunity“. Damit ist eine „Community of Practice“ als eine bestimmte
Ausprägung einer virtuellen Gemeinschaft gemeint. Diese zeichnet sich vor allem durch ein
gemeinsames Problemlösen und eine informelle Praxis im Arbeitsumfeld aus (vgl. Wenger, 2007).
Das Konzept der „Community of Practice“ wurde von Jean Lave und Etienne Wenger geprägt und
bezog sich ursprünglich auf die Beschreibung von Lernprozessen in realen Gemeinschaften im
handwerklichen Bereich. Heute wird das Konzept immer häufiger im Bezug auf internetgestützte
Gemeinschaften in Verbindung mit Wissensmanagement und organisationalem Lernen verwendet
(vgl. Seufert, 2004).
Communities of Practice sind praxisbezogene Gemeinschaften, deren Mitglieder an gemeinsamen,
informellen Aktivtäten teilnehmen, ein gemeinsames Ziel verfolgen und an gemeinsamen
Problemlösungen arbeiten. Eine Community of Practice beruht auf freiwilliger Zugehörigkeit,
Selbstorganisation und gemeinschaftlicher Praxis (vgl. Arnold, 2000). Die Mitglieder einer Community
of Practice sind durch ihr Interesse und ihre Expertise in einer bestimmten Domäne miteinander
verbunden. Dabei führt diese Verbundenheit zu gegenseitiger Unterstützung und erhöhter
Partizipation. Das zielorientierte Miteinander-Agieren innerhalb einer Domäne fördert kollektives
Lernen und führt zur Entstehung bestimmter Artefakte, wie Normen und Regeln, Methoden,
Verfahrensweisen oder Werkzeugen (vgl. Wenger 2000, 2007).
In diesem Beitrag wird die Community of Practice vor allem als eine Organisationsform betrachtet. In
einer derartigen Gemeinschaft wird auf Basis gemeinsamer Interessen und Ziele kommuniziert und
kooperiert. Im Gegensatz zu Projektteams, sind Communities of Practice informell organisiert und die
Teilnahme ist freiwillig. Der Zeitraum der Zusammenarbeit, sowie Rollen, Rechte, und Pflichten
werden innerhalb der Community of Practice ausgehandelt und können sich mit der Zeit verändern.
Das Engagement der Mitglieder sowie die freiwillige und den kompetenzspezifische Beteiligung
begünstigt auch die Entwicklung von neuartigen Lösungen, welche einer Organisation sowohl als
Referenzbeispiele im Sinne von Best Practice als auch als Erfahrungswissen im Sinne von Lessons
Learned zur Verfügung gestellt werden können. Aus diesem Grund werden Communities of Practice
als wichtige Wissensträger im Organisationskontext angesehen (vgl. Hafeez & Alghatas, 2007).
2.4. Wissensmanagement
Die Konzepte der Wissensentwicklung und Wissensnutzung gehören zu den zentralen Bausteinen des
Wissensmanagements. Dabei kann Wissensmanagement als Transformation zwischen verschiedenen
Wissensformen aufgefasst werden (vgl. Davenport & Prusak, 1998). Wissen ist zum einem subjektiv
gebunden, kann aber auch sozial vermittelt werden. Eine der zentralen Transformationen ist die
Überführung des impliziten Wissens in das explizite Wissen (vgl. Davenport & Prusak, 1998; Nonaka
&Takeuchi, 1997). Implizites Wissen bzw. ’tacit knowledge’ wird als subjektives, intuitives,
erfahrungsgebundenes und schwer verbalisierbares Wissen definiert. Explizites Wissen dagegen ist
verbalisiert, kodifiziert und transferierbar (vgl. Ganzer, 2006). Dabei kann der Prozess der
Wissensentwicklung als eine Umwandlung von impliziten zum expliziten Wissen (u.a. durch
sprachliche Repräsentation) und umgekehrt vom explizitem zum impliziten Wissen (u.a. durch
Verinnerlichung des Erlernten) betrachtet werden.
Mit dem dynamischen Wechselspiel zwischen impliziten und expliziten Wissensformen beschäftigt
sich das SECI-Modell von Nonaka &Takeuchi (1997). Dieses Modell beschreibt den Prozess der
Wissensentwicklung als einen spiralförmigen Prozess, welcher dynamisch von einer niedrigen zu
einer höheren Organisationsstufe verläuft. Dieser Prozess besteht aus vier aufeinanderfolgenden
Phasen, d.h. Socialization, Externalization, Combination, Internalization (SECI) (vgl. Nonaka
&Takeuchi, 1997). In jeder Phase finden verschiedene Formen der Wissensumwandlung statt, d.h.:
• Sozialisation (von implizit zu implizit) liegt vor, wenn Erfahrungen geteilt werden, z.B. durch
Nachahmung wird implizites Wissen erworben.
• Externalisierung (von implizit zu explizit) liegt vor, wenn implizit verfügbares Wissen in ein
explizites Wissen, vor allem durch Verbalisierung, umgewandelt wird.
• Kombination (von explizit zu explizit) liegt vor, wenn bereits explizierte, jedoch isolierte
Konzepte zusammengestellt werden, z.B. durch Zuordnung, Kategorisierung.
• Internalisierung (von explizit zu implizit) liegt vor, wenn das explizierte Wissen individuell
operationalisiert wird.
2.5. Wiki
Wikis sind webbasierte Systeme, welche ein gruppenorientiertes Einstellen und Bearbeiten von
Texten, sowie automatische Dokumentation und Archievierung ermöglichen. Im Gegensatz zu solchen
Kommunikationsmitteln wie E-Mails bieten Wikis einen zentralen Ort, in dem Informationen
gespeichert und verfügbar gemacht werden. Da in Wikis Informationen personengebunden sind und
dadurch eine asynchrone Kommunikation zwischen den Personen möglich wird, werden Wikis als
Web 2.0 bzw. Social Software Anwendungen bezeichnet. Aus der Perspektive der
Informationswissenschaften definieren sich Wikis über ihre technischen Funktionen, wie Syntax oder
Archievierung. Arbeitswissenschaftlich gesehen ermöglichen Wikis kollaborative Arbeitsprozesse.
Wikis können auch als Kommunikationsräume betrachtet werden (vgl. Schmalz, 2007). In diesen
Kommunikationsräumen wird dynamisch im Laufe der Zusammenarbeit eine inhaltliche Struktur durch
die Einordnung der Beiträge erstellt. Dort können Normen und Regeln der Kommunikation entwickelt
werden. Im Wiki werden in der Regel Inhalte asynchron erstellt. Dies ermöglicht größere
Handlungsspielräum, eine sachliche Interaktion, sowie tiefere und reflektierte Textarbeit (vgl.
Schmalz, 2007).
Die wesentliche Zielsetzung der projektinternen E-Kollaboration zur Erstelllung der didaktischen
Konzeption der Mediencomunity war zum einen der Aufbau einer gemeinsamen Wissensbasis und
zum anderen die Erarbeitung von didaktischen Entwurfsmustern. Dabei wurden Bedingungen für
Wissensentwicklung und Erarbeitung von innovativen Lösungen durch die kollaborative Organisation
der Zusammenarbeit in einer Community of Practice geschaffen. Die E-Kollaboration wurde technisch
durch den Einsatz von Wiki und Webkonferenzen unterstützt. Dabei konnte jeder Beteiligte als
Knowledge Worker eigenes Wissen selbstgesteuert explizieren und in eine gemeinsame
Wissensbasis integrieren.
Die E-Kollaboration startete im Februar 2009 und endete mit der ersten Iteration im September 2009.
Die Zusammenarbeit verläuft jedoch aufgrund des iterativen Charakters kontinuierlich weiter. Nach
dem Ansatz der Community of Practice entstand auf der Basis freiwilliger Zugehörigkeit das Didaktik-
Team, welches durchgehend vier Personen umfasste. Weitere Projektmitarbeiter haben ebenfalls
freiwillig an der E-Kollaboration mit unterschiedlicher Regelmäßigkeit teilgenommen. Jeder durfte nach
eigenen Interessen und Kompetenzen Themen bearbeiten, strukturieren, ergänzen, kommentieren
oder neue Themen vorschlagen. Damit war diese Organisationsform durch Freiwilligkeit,
Selbststeuerung und Offenheit gekennzeichnet. Die E-Kollaboration verknüpfte Lern- und
Arbeitselemente. Es wurden Konzepte gemeinsam erstellt und dabei Web 2.0-Anwendung erprobt,
was sowohl individuelle als auch gruppenbezogene Lerneffekte zur Folge hatte.
Die Zusammenarbeit wurde nach dem kollaborativen Organisationsprinzip gestaltet. Es hat jedoch
eine temporäre Hierarchisierung in Bezug auf die Betreuung von Themen durch Wissensredakteure
sowie die Gesamtmoderation stattgefunden. Diese temporäre Hierarchisierung erhöhte sowohl die
Verbindlichkeit als auch die Arbeitsintensität, bei gleichzeitig hohem Grad an Selbststeuerung. In
diesem Sinne umfasste die E-Kollaboration sowohl Elemente der Kooperation, mit der
Gesamtkoordination und temporären Hierarchisierung, als auch der Elemente der Kollaboration, mit
der dezentralen Arbeitsteilung und heterarchischen Organisation. Zur Unterstützung der Projektarbeit
wurde kollaboratives Projektmanagement eingesetzt, welches als Alternative zur traditionellen
Fokussierung auf Planung und Kontrolle die Qualität der gemeinsamen Leistungserbringung in den
Vordergrund stellt (vgl. Romano & Fjermestad, 2006).
Der Einsatz eines Wikis als zentraler Kommunikations- und Arbeitsraum unterstütze den Prozess der
Wissensentwicklung innerhalb der Community of Practice. Es ermöglichte zum einem einen hohen
Grad an Autonomie und Flexibilität bei der individuellen Erarbeitung von Teillösungen und zum
anderen eine effiziente Integration der Teilkonzepte in die gemeinsame Wissensbasis sowie eine
strukturierte Erstellung des Gesamtkonzeptes. Durch Externalisierung und Kombination von Wissen
im Wiki konnten mehrere Synergieeffekte genutzt werden, u.a. der Einsatz individueller Kompetenzen,
das Lernen von einander sowie die effiziente und flexible Aufgabenverteilung durch das Konzept der
Wissensredakteure. Darüber hinaus ermöglichte der Einsatz eines Wikis die Dokumentation des
bestehenden Wissens aller Beteiligten an einem Ort, die Skalierbarkeit der Informationstiefe, sowie die
einfache Weitergabe von eigenem Wissen und den schnellen Zugang zu fremdem Wissen. Durch das
Konzept der Wissensredakteure wurden Ansprechpartner für themenspezifische Fragen im Projekt zur
Verfügung gestellt. Der offene Zugang und die einfache Bedienung des Wikis ermöglicht bis zu
diesem Zeitpunkt eine gemeinsame Weiterarbeit an dem erstellten Konzept im gesamten Projektteam.
Im Rahmen der Zusammenarbeit im Wiki finden dabei kontinuierlich Wissensentwicklungsprozesse,
welche anhand des SECI-Modells beschrieben werden können (vgl. Nonaka & Takeuchi, 1997).
Danach verlaufen durch die Kommunikation und Kollaboration im Wiki fortlaufend
Sozialisationsphasen (Austausch, Diskussionen), Externalisierungsphasen (verfassen von Texten im
Wiki, Erstellen von Teilkonzepten), Kombinationsphasen (erarbeiten von Gesamtkonzepten) und
Internalisierungsprozesse (Reflexion, Erkenntnisse, Optimierung der Konzepte) von der individuellen
Ebene (jeder Knowledge Worker), durch die Gruppenebene (das Didaktik-Team) bis hin zur
Organisationsebene (das gesamte Projektteam).
Mit dem Bildungsportal „Mediencommunity“ wird das Ziel verfolgt, virtuelle Lerngemeinschaften
innerhalb der Druck- und Medienbranche zu fördern. Dabei geht es vor allem darum, Freiräume für
den Austausch in der Branche zur Verfügung zu stellen, Kooperationen zu initiieren, die Bildung von
formellen und informellen Lerngruppen zu unterstützen sowie Gemeinschaftsaktivitäten zu gestalten.
Im Vordergrund des Community-Aufbaus steht die Bildung sozialer Netzwerke, die Unterstützung des
formellen Lernens durch informelle Lernformen, sowie die Förderung der Selbstorganisation unter den
Community-Mitgliedern. Abgeleitet von dem Konzept der sozialen Partizipation von Wenger (1998)
wurden im Rahmen der didaktischen Konzeption der Mediencommunity drei wesentliche
Gestaltungsprinzipien definiert. Diese sind:
Als zentrale Herausforderungen von derartigen E-Kollaboration von Communities of Practice in Wikis
können die asynchrone Kommunikation sowie die dezentrale, heterarchische Struktur genannt
werden. Der Ablauf der Zusammenarbeit im Wiki besteht hauptsächlich aus der asynchronen
Textbearbeitung. Dadurch wird der Handlungsdruck und damit auch die Verbindlichkeit reduziert (vgl.
Schmalz, 2007). Um die Verbindlichkeit und Intensität der Arbeit zu erhöhen, sowie eine strukturierte
Vorgehensweise zu ermöglichen, können synchrone Kommunikationsphasen und temporäre bzw.
flexible Hierarchisierung integriert werden.
Insbesondere am Anfang der Zusammenarbeit erscheint es aus unserer Erfahrung wichtig, das
Selbstverständnis der Arbeitsgruppe, die Ziele und Prinzipien der Zusammenarbeit, sowie die
Aufgabenschwerpunkte, die Meilensteine und die Kernthemen in synchronen Phasen und strukturiert
unter der Koordination eines Moderators zu erarbeiten. Im weiteren Verlauf der E-Kollaboration kann
die Kommunikation und Koordination in das Wiki verlagert werden. Hierzu können
Kommunikationsseiten angelegt werden, welche sich im Gegensatz zu den Inhaltsseiten nur auf die
Organisation der Zusammenarbeit beziehen.
Als erfolgsversprechend betrachten wir das Konzept der Wissensredakteure, welches eine den
eigenen Kompetenzen und Interessen entsprechende Aufgabenverteilung ermöglicht und damit
Selbstverpflichtung fördert. Dies wiederum erhöht die Motivation, das Wissen zu teilen und
gemeinsam innovative Problemlösungen zu erarbeiten. Die redaktionelle Arbeit konnte durch die
Koordination einer Moderatorin erfolgreich begleitet werden, indem auf eine abgestimmte
Ausarbeitung ähnlich strukturierter Themen geachtet wurde.
Das Wissensmanagement im Wiki erreicht die Integration von Wissen und Kompetenz der einzelnen
Knowledge Worker zu einer gemeinsamen Wissensbasis durch die gezielte Unterstützung der
Externalisierung und Kombination von Wissen im Hinblick auf gemeinsame und persönliche
Zielsetzungen, Kompetenzen und Interessen. Durch den Einsatz von Wikis kann in kürzester Zeit eine
gemeinsame Wissensbasis geschaffen wird, die sich im Laufe der weiteren Zusammenarbeit
dynamisch weiterentwickeln kann. Ein Erfolgsfaktor hierbei war es, dass genügend Zeit für die
Strukturierung des Wikis aufgewendet wurde, sodass anschließend alle Beteiligten vom
Gliederungsansatz überzeugt waren.
In den Communities of Practice geht es darum, implizites, personengebundenes Wissen explizit und
damit der Gruppe zugänglich zu machen. Dies kann als ein organisationaler Lernprozess angesehen
werden, welcher zur Entstehung von Innovationen führen kann. Dabei kann das Einbringen
persönlicher Ziele sowie individueller Kompetenzen und Vorerfahrungen als ein wesentlicher
Erfolgsfaktor angesehen werden. Dies fördert das Engagement und die Motivation das Wissen
weiterzugeben.
Der Ansatz der Community of Practice trägt zur Entwicklung eines gemeinsamen Sets an Artefakten
bei, wie u.a. gemeinsamer Arbeitsstil, Arbeitsmethoden, Verfahren, Modelle und Werkzeuge. Die im
betrachteten Projekt entstandenen Artefakte wie Szenarien oder Steckbriefe wurden zunächst in
einem gemeinsamen Arbeitsprozess standardisiert. Dies hat die Vergleichbarkeit und Verständlichkeit
der Artefakte positiv beeinflusst. Durch das gemeinsame Erarbeiten von Problemlösungen in der
Community of Practice wird das Wissen im Prozess der sozialen Interaktion entwickelt. Damit wird die
fachliche Autorität reduziert und jeder Knowledge Worker als gleichberechtigter Wissensträger
betrachtet. Dies führt dazu, dass unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden, neue Wege
ausprobiert werden, unterschiedliche Konzepte miteinander verbunden werden und dadurch
innovative Lösungen gefördert werden. Das im Rahmen der E-Kollaboration entwickelte gemeinsame
Hintergrundwissen und die gesammelten Erfahrungen führen zu einem verstärkten, geteilten
Verständnis für Ziele und Rollen innerhalb der Organisation. Dies wiederum ist ein Teil der
Organisationsentwicklung.
5. Fazit
Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der E-Kollaboration zur Erstellung der didaktischen Konzeption
der Online Community im Rahmen des Forschungsprojektes „Mediencommunity 2.0“ deuten darauf
hin, dass eine Kombination aus kooperativen und kollaborativen Arbeitsmethoden, heterarchischen
und flexiblen, temporären hierarchischen Strukturen sowie aus synchronen und asynchronen
Kommunikations- und Kollaborationsphasen erfolgsversprechend für die Entstehung von innovativen
Lösungen ist. Dabei können derartige E-Kollaborationsprozesse effektiv durch den Einsatz von Social
Media, wie Wikis, unterstützt werden. Im Gesamtbild ergibt sich dabei, dass die Kollaboration auf
asynchroner Basis im Wiki durch die Ergänzung synchroner Phasen und koordinierender Elemente
erfolgreich unterstützt werden kann.
Referenzen
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Vita
Prof. Dr. Hans Schmitz ist Professor für Controlling an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Als
Leiter des Labors Online Learning ist er für die Betreuung und Weiterentwicklung der verschiedenen
Online-Studiengänge der Hochschule verantwortlich und wirkt ebenfalls im Forschungsprojekt
„Mediencommunity 2.0“ mit.