Donat Keusch Filmkollektiv Dfkfilms Kinalu

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Von: Donat F. Keusch [dfkfilms@aol.

com]
Gesendet: Montag, 5. Dezember 2005 14:30
An: 'Filmkollektiv Zürich AG'
Betreff: AW: Einladung Filmkollektiv
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Herzlichen Dank für die Einladung zu Eurem 30-Jahre-Jubiläum.
Was hätte aus dem Filmkollektiv nicht alles werden können, wenn nicht ein paar verbo
hrte Hosenscheisser die Mehrheit gewonnen hätten? "Les petites fugues" hat allein
mehr als 2 Millionen Franken Produzenten-Netto eingespielt und hätte Türöffner zu alle
n interessanten Partnerländern Europas sein können! Und noch viel verrückter ist das,
was wir alles gemeinsam erreicht hatten trotz grosser Ahnungslosigkeit, trotz m
angelnder Strukturen und trotz der Mutlosigkeit der Mehrheit, die von Anfang an
da war, aber von den Aktivisten unterschätzt wurde. Obwohl Ihr und die Filmcoopi m
ittlerweile sehr etabliert und auch etwas langweilig geworden seid, wird Letzter
e immer noch wahrgenommen, sogar von jungen Leuten, die jetzt z.B. in Berlin ode
r Düsseldorf oder Paris studieren, oder bei der Pro Helvetia in Kairo arbeiten.
Jedenfalls zeigt mir Euer Jubiläum - für mich gibt es nichts zum Jubeln, schliesslic
h habe ich im Filmkollekitv Zürich die wohl schmerzlichste all meiner vielen Niede
rlagen erlebt - dass wir ganz schön alt geworden sind. Ich hoffe aber, dass die ge
istig Junggebliebenen unter Euch sich besser durchsetzen, als wir das damals kon
nten und sich nicht unterbuttern lassen von den Hosenscheissern. Passt Euch nich
t an! Stellt Euch gegen die herrschende Ideologie des alleinseligmachenden Autor
enfilms, die von dahergelaufenen Filmkritikern hartnäckig hochgehalten wird. Seid
offen für Talent und Mut und kämpft für die Erhaltung des Kinos, das nur mit Hilfe der
Vielfalt von Filmen und zwar von "Titanic", "American Beauty" über "The Full Mont
y", "La vita e bella", "Elling" bis zu "Achtung, fertig, Charlie!", "Good bye, L
enin!", "Amélie", "Mais im Bundeshuus" und "Reise der Pinguine" überleben kann. Film
gehört ins Kino, durch 'Hörmedien' wie dem Fernsehen kann unsere Kunst als solche n
icht wahrgenommen werden.
Das Filmkollektiv ist übrigens nur Dank der Initiative und Hartnäckigkeit von Robert
Boner und Richard Dindo sowie den Filmcooperative-Machern Edi Bürchler, Toni Stri
cker und mir gegründet worden. Zumindest ideen- ud aktionsmässig. Geld hatten wir lo
gischerweise fast keines und mussten daher auf ein paar unzuverlässige, begüterte Le
ute zurückgreifen. Das sollte sich für uns drei Jahre später bitter rächen, als wir die
entscheidende Aktionärsabstimmung (!) verloren und "Les petites fugues" durch die
Hosenscheisser für die Übernahme der Macht im Filmkollektiv verschachert worden war.
Peinlich, peinlich, wie ein paar Idioten mit ihrer Angst um ihr bisschen Geld d
ie beste Filmkollektividee nördlich der Alpen ohne effektive Not zunichte gemacht
haben. Wie fahrlässig grosses kreatives Potenzial abgewürgt und zum Verstummen gebra
cht worden ist. Im weiterentwickelten Filmkollektiv Zürich wäre mit dem vorhandenen
Können und der dort geballten Filmtechnikererfahrung drei Jahre später aus "YOL" ein
viel besserer Film geworden. Damit hätten wir neben der Palme und den Zuschauern
auch noch den Oscar gewonnen!
Leider kann ich an Eurer Feier nicht teilnehmen, weil ich am 15.12. in Berlin an
der DFFB sein muss zwecks Anwesenheit an der Weihnachtsfeier und am 16.12. eben
dort die Dozentenkonferenz als deren Vorsitzender zu leiten habe.
Ich wünsche Euch alles Gute und viel Erfolg mit Euren Filmen im Kino während der vie
len nächsten Jahre!
Mit den besten Grüssen
Donat Keusch +49174 312 1074
Postfach 2910
8021 Zürich +4179 400 7057

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