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Mittwoch, 23. Februar 2011 HBG Süddeutsche Zeitung Nr.

44 / Seite 3
DIE SEITE DREI

Der Doktor und das liebe Volk


Karl-Theodor zu Guttenberg wird geliebt, beklatscht und bewundert – jetzt sogar wegen seiner Fehler.
Das weiß die Kanzlerin, und das zeigen ihm Hunderte Menschen in einer kleinen hessischen Stadthalle.

Von Thorsten Schm itz chen und mit Fehlern“. Guttenberg, der
und Stefan Braun die Menschen und sich selbst zu verzau-
bern weiß, macht sich klein und wirkt da-
Kelkheim/Berlin – Sie wollen seine Hand durch noch größer. Wäre da nicht der
schütteln, wollen ihn persönlich begrü- Schweiß auf der Stirn. Man ahnt, wie
ßen; und wenn man sieht, wie viele das an schwer Guttenbergs Ego getroffen wor-
diesem Nachmittag in Berlin wollen, den sein muss. Auch, dass er sich darüber
dann sagt das schon einiges über die Fra- aufregt, wenn man sich über ihn und sei-
ge, wie es dem Politiker Karl-Theodor zu ne Frau Stephanie aufregt, sodass er in
Guttenberg geht. Als der Verteidigungs- Kelkheim ankündigt: „Ich werde auch
minister am Dienstag den Fraktionssaal dieses Weihnachten wieder mit meiner
der Union betritt, kommt einer nach dem Frau nach Afghanistan reisen!“ Basta.
anderen auf ihn zu, ganz demonstrativ. Man weiß allerdings jetzt immer noch
Solidarität wollen die Abgeordneten zei- nicht, weshalb er die Bestnote bekommen
gen, von Anfang an und umfassend. hat, weshalb er eine zu weiten Teilen ko-
Dabei wirkt der Minister zunächst lei- pierte Doktorarbeit abgeliefert hat. Egal,
ser und kleiner als sonst. Und seine Kolle- das interessiert hier auch niemanden.
gen wirken nicht wie die Fans da drau- Den Zahnarzt aus Bad Soden nicht, die
ßen, die ihn so gerne feiern. Sie erinnern Jura-Studentin aus Kelkheim nicht, und
eher an Freunde, die unendlich froh sind, nicht den Feuerwehrmann.
dass er da ist. Ganz so, als sei er Monate Die Ovationen für Guttenberg nehmen
verreist gewesen; ganz so also, als sei die kein Ende, er nimmt sie stehend in Emp-
Krise um seine Dissertation die Reise in ei- fang. Artig bedankt er sich: „Das tut gut.“
ne für ihn wie sie neue Welt gewesen. Er setzt sich zwischen den amtierenden
Nichts zeigt deutlicher, wie weit verbrei- hessischen Ministerpräsidenten und den
tet hier die Angst ist, Guttenberg könnte ehemaligen Ministerpräsidenten Roland
stürzen oder aufgeben oder schlicht nicht Koch, der jetzt so tut, als habe er sämtli-
mehr da sein. Mag draußen seine Disserta- che Streits mit Guttenberg vergessen, als
tion zerpflückt werden. Hier drin, im dieser noch Wirtschaftsminister war und
Saal der Unionsfraktion, wo sich die bei einer Rettung von Opel durch den
Macht einer Koalition bündelt, wollen sie Bund mit seinem Rücktritt gedroht hatte.
vor allem eines: diesen Mann nicht aufge- Koch klopft Guttenberg auf die Schulter,
ben müssen. Auch sie haben ja die Bilder als beglückwünsche er ihn zu einem be-
gesehen von dem Auftritt in der hessi- sonders guten Schachzug.
schen Provinz, in Kelkheim bei Frank-
furt, sie haben gesehen, wie einer gefeiert
wird. Gefeiert jetzt auch noch wegen sei- Auch der Kellner will nach der
ner Fehler. Rede ein Autogramm: „Meine
Kelkheim ist so etwas wie ein Beweis,
gegen den sich kaum anreden lässt, und
Kinder finden Sie ganz toll.“
deshalb schütteln sie Guttenberg die Hän-
de, immer noch, auch in Berlin. Guttenberg atmet schnell, und er atmet
Montagabend: Das Kelkheimer Blasor- kurz. Manchmal ballt er seine Hände un-
chester spielt zum dritten Mal hinterein- ter der Tischkante zu Fäusten, und wenn
ander den Bayerischen Defiliermarsch, er das merkt, nimmt er eine besonders ent-
und auf einer Leinwand sieht man Sätze spannte Sitzhaltung mit locker über die
von Ursula von der Leyen („Wir brau- Stuhllehne gelegtem Arm ein. Vor ihm
chen junge Menschen, die wieder ,ja‘ zu auf dem Tisch steht eine Fahne der CSU
Kindern sagen“) und Petra Roth („Frank- mit dem Satz drauf „. . . näher am Men-
furt ist nicht böse“). schen“. Guttenberg ist jetzt ganz nah bei
Kelkheim ist gut. Gut zu Guttenberg. sich selbst. Es geht hier um sein Amt, sei-
Die Kleinstadt im Taunus liegt nicht ne Familie, seinen Ruf. Um den vor allem.
weit weg vom Frankfurter Flughafen. Die Kanzlerin hat ihm geholfen. Sie
Aber sie ist Lichtjahre entfernt von der hilft ihm auch jetzt noch. Sie hat gesagt,
Bundespressekonferenz. Fragen werden sie habe bei der Bestallung des Verteidi-
in Kelkheim nicht gestellt. Hier wird ge- gungsministers ja keinen wissenschaftli-
feiert, die hessische CDU feiert, etwas chen Mitarbeiter berufen. Auch sie
spät, den Valentinstag und der Verteidi- braucht Guttenberg im Superwahljahr,
gungsminister sich selbst. Er wird gleich weil er mit seinem Glamour Wahlverdros-
über seine Doktorarbeit sprechen und sa- sene zurückholen soll. Und er soll Sachen
gen, dass er „Blödsinn geschrieben“ habe sagen, die sie sich nicht zu sagen traut.
und seinen Doktortitel aufgeben wolle. Denn da war plötzlich in Kelkheim von
Das soll reichen. Sarrazin die Rede gewesen. Guttenberg
lobte dessen Buch als „gute Bestandsauf-
nahme“, als „gut und wichtig“. Applaus.
Er macht sich klein und wirkt „Haben wir uns nicht zu viel mit fremden
dadurch noch größer. Wäre da Kulturen auseinandergesetzt und dabei
den Blick für unsere eigenen Wurzeln ver-
nicht der Schweiß auf der Stirn. loren?“ Applaus.
Die Wasserflasche von Guttenberg ist
Es ist aussichtslos, jemanden zu fin- leer, ein Kellner kommt herbei, er heißt
den, der etwas Kritisches über Gutten- Nezir Lakota, stammt aus Bosnien. Den
berg sagt an diesem Abend in Kelkheim. ganzen Abend hat er auf diesen Moment
Zu Petitessen, Kleinkram, politischen In- gewartet. Er legt Guttenberg Fotos von
trigen werden in der stickigen Stadthalle seinen Kindern vor, bittet um Autogram-
die fehlenden Fußnoten. Der Zahnarzt, me: „Meine Kinder finden Sie ganz toll!“
die Abiturienten, die Psychologin, die Als Guttenberg aufbrechen will,
Hausfrau, der Industriekaufmann, egal, schlägt Bouffier vor, noch etwas trinken
mit wem man spricht, jedes Gespräch zu gehen. Guttenberg ist einverstanden.
läuft aufs Gleiche hinaus: Deutschland Der Applaus will kein Ende nehmen, die
könne froh sein, dass Deutschland Gut- Menschen stehen Spalier. „So einer wie
tenberg hat. So wie die Unionsfraktion Ein Mann und eine begeisterte Masse: Karl-Theodor zu Guttenberg (Mitte) am Montagabend in Kelkheim im Taunus. Foto: dapd der“, sagt Bernhard Baierl, „der kann
sehr froh ist, dass sie ihn noch hat. auch Kanzler werden.“ Baierl ist Zahn-
Oben auf der Empore der Stadthalle, arzt aus Bad Soden. Er ist gekommen,
wo sich Guttenberg in einem Nebenraum und Digitalkameras auf Guttenberg ge- teidigungsminister das Lied hört, sagt er Ein letzter Applaus, dann ist es so weit, schaftlichen Kodex nicht erfüllen“, er ha- weil er neugierig war – „auf den anderen
in das Goldene Buch eintragen soll, be- richtet, es wird geklatscht und „Bravo! zum hessischen Ministerpräsidenten Vol- Guttenberg spricht. „Danke für den schö- be „irgendwann den Überblick über die Doktor“. Guttenberg sei eloquent, vertre-
trachten ein paar Jugendliche die Men- Bravo!“ gerufen. Der tut, wofür man ihn ker Bouffier: „Klasse Musik!“ nen Empfang hier, das tut gut nach dem Quellen verloren“, und wolle sich jetzt te dezidiert seine Meinung und stehe für
schenmenge unter ihnen. „Cool“ finden liebt: Lässt nicht den Adligen raushän- Und Bouffier? Der duzt Guttenberg unglaublich gemütlichen Wochenende, ganz, ohne den Titel, auf das Amt des Ver- unbequeme Wahrheiten.
René Landau, 17, und Anna Besyedina, gen, sondern ist ganz Bürger, schüttelt und sagt, was für ein klasse Typ dieser sei: das ich hatte.“ Alle lachen. Bis zuletzt teidigungsministers konzentrieren. Er ha- Und die erdrückenden Beweise, die
18, den Freiherrn aus Kulmbach. „Ein- einem Rollstuhlfahrer die Hand, winkt zu „Er ist einer der beliebtesten Politiker war eigentlich nicht klar, ob Guttenberg be „Blödsinn geschrieben“. Jetzt kann Doktorarbeit im Kopier-Verfahren ver-
fach nur cool.“ Anna sagt, sie werde bei den Jugendlichen nach oben, blickt in das Deutschlands, der für Zuverlässigkeit den Termin wahrnimmt oder nicht. ihn nichts und niemand mehr bremsen. fasst zu haben? „Das ist nichts als politi-
der Kommunalwahl „eher Grün“ wählen, Gesicht einer Rentnerin, deren Dauerwel- und Grundsätze steht und den Menschen Stimmt nicht, sagt Guttenberg: „Dass Er will nicht zurücktreten. Er tritt lieber sche Intrige. Da, wo Guttenberg ist, da
aber Guttenberg, den wollte sie mal aus le noch sehr fest ist, was darauf hindeu- aus dem Herzen spricht.“ Dann macht man sich nach so einem Sturm drückt, so zurück, gegen die Journalisten. Er erzählt wollen doch alle hin.“
der Nähe erleben. „Der sagt die Wahr- tet, dass sie heute noch zum Friseur gegan- Bouffier sich noch ein bisschen lustig weit kommt’s noch!“ Mit geradem Rü- von der Nacht im Zelt in Afghanistan, ein Und wenn doch nicht alle so sein wol-
heit, auch wenn sie unbequem ist. Der gen sein muss. Für ihn. über „die überregionale Presse, die heute cken ist er jetzt ganz Soldat. Er sagt, „ei- paar Stunden später sind am selben Ort len wie er? Wenn es in Berlin ein paar Par-
verbiegt sich nicht, wie andere Politiker.“ Guttenberg hat es nicht eilig, zum Podi- auch sehr stark vertreten ist“. Das wieder- ne oberfränkische Tanne haut das nicht drei deutsche Soldaten getötet worden. teifreunde gäbe, die nicht so sehr darauf
Die Wahrheit. um zu gelangen. Kelkheim ist ein warmes um animiert Guttenberg zu einem „Ja, um“. Verteidigungsminister zu sein, sei ei- Und die Reaktion der Medien? Die habe bedacht sind, ihm die Hand zu schütteln,
Und René Landau, der Junge, der Bad in der Menge. Und das kann jeder se- warum wohl?“ ne so großartige Aufgabe, „da verlässt ihn fassungslos gemacht. Die drei deut- den Rücken zu stärken, und die sich noch
neben ihr steht, der sagt: „Der Gutten- hen, im Fernsehen, auch in Berlin. Es wäre jetzt interessant gewesen zu er- man nicht das Schiff, da bleibt man an schen Soldaten seien zu einer „Randnotiz wundern können? Dann wissen sie im Mo-
berg kommt menschlich rüber. Die ande- Dann verstummt die Blaskapelle, weil fahren, welche Grundsätze Bouffier Deck“. Applaus, und nochmals Applaus. geschrumpft“, alle hätten über die ment noch, was sie zu tun haben: Schwei-
ren Politiker sagen nur Sachen, von de- man sich in der Hessen-CDU gesagt hat, meint, stattdessen bettet er Guttenberg Guttenberg kreuzigt sich jetzt selbst. Plagiatsaffäre berichtet. „Das ist kein Bei- gen. „Jeder wäre als Verräter gebrand-
nen sie glauben, dass man die hören will.“ wenn der Minister schon kommt, dann weich: „Lieber Karl-Theodor, wenn man Nimmt Schuld auf sich, wodurch ihm das spiel für exzellenten Journalismus!“ markt, wenn er nun öffentlich Zweifel an-
Als Guttenberg dann in der Halle ist, soll er sich ganz wie zu Hause fühlen: Aus oben steht, kann man sich vor Anhängern Kunststück gelingt, an Achtung bei den Nutzt ihm die Plagiatsaffäre vielleicht melden würde“, sagt einer der Unionsab-
da sind die Menschen nicht mehr auf ih- den Boxen kreischt sein Lieblingslied, kaum retten, wenn der Wind von vorne Menschen zu gewinnen. Guttenberg be- gar auf dem Weg ins Kanzleramt? Schaut geordneten, die sich am Tag nach Kelk-
ren Stühlen zu halten. Hälse werden ge- Hells Bells von AC/DC, Höllenglocken. In bläst, wird die Zahl der Anhänger über- kennt demütig, Fehler gemacht zu haben, her, ruft der Freiherr dem Volk zu, ich bin heim im Berliner Reichstag treffen. „Wer
reckt, Hände hochgehalten und Handys dem Lied spricht der Teufel. Als der Ver- schaubar . . .“ Dinge getan zu haben, die „den wissen- einer wie ihr: „Ein Mensch mit Schwä- bin ich, ihn zu gefährden.“

Prüfungsdruck
Die Universität Bayreuth war immer stolz auf ihren Absolventen Karl-Theodor zu Guttenberg. Nun muss sie über seinen Doktortitel entscheiden – und sich viele Fragen gefallen lassen.

Von Tanjev Schult z Entscheidungen. Die erste: Was soll ich schreibt, dass er „zu keinem Zeitpunkt unbedingt im Internet recherchiere. Und se Aigner von der CSU. Plötzlich erschei- Viele Studenten ärgert es, dass jetzt
studieren? – Jura! Es lohnt sich. Die zwei- vorsätzlich oder absichtlich getäuscht“ wer würde annehmen, dass ein aufstre- nen manche Verbindungen in neuem auch sie und ihre Uni in Verruf geraten.
Bayreuth – Auf dem Campus der Univer- te: Wo? Fraglos, nur ein Ort: Bayreuth!“ habe und die Arbeit trotz der „gravieren- bender Politiker eine so fehlerhafte Ar- Licht, darunter auch solche, die eigent- Man sieht sie noch spätabends in der Bi-
sität Bayreuth gibt es einen leicht abge- Vom Schloss der Guttenbergs hat man den handwerklichen Fehler“ ihren „eige- beit einreicht? Außerdem, so heißt es, nei- lich harmlos sind. Es ist eine kritische Si- bliothek, die geöffnet ist bis ein Uhr
senkten Platz. Er sieht aus wie ein Kra- es nicht weit in die „Festspiel- und Uni- nen wissenschaftlichen Wert“ besitze. ge Häberle dazu, sehr gute Noten zu ge- tuation für die Hochschule, dabei war sie nachts. Es sieht nicht so aus, als würden
ter, den ein Meteorit hinterlassen hat versitätsstadt Bayreuth“. Und die Dank- Dennoch reicht es nicht, dass der CSU- ben. Offenbar empfindet er es bereits als auf dem Weg, das Image einer Provinz- dort alle nur den Kopierer bedienen.
nach seinem Sturz auf die Erde. So etwas barkeit für eine offenbar angenehme Stu- Politiker selbst darauf verzichtet, den Ti- Nachweis hoher Qualität, wenn die Stu- universität abzustreifen. Ihr Afrika- „Es ist das ureigene Interesse der Uni-
Ähnliches ist in Bayreuth gerade gesche- dienzeit brachte Guttenberg immer wie- tel zu führen. So schnell wird man den denten ihn zum Prüfer wählen. Schwerpunkt ist weltweit anerkannt, in versität, die wissenschaftlichen Stan-
hen. Der Meteorit, der die Hochschule er- der zurück an seine Alma Mater. Auf den Doktorgrad nicht wieder los. Die Univer- der Chemie hat sie einen guten Ruf in der dards hochzuhalten“, sagt Diethelm
schüttert hat, heißt Karl-Theodor zu Gut- Internetseiten der Uni: Guttenberg. An sität muss über die Aberkennung ent- Polymer-Forschung. Und mit einem wirt- Klippel. Als „Ombudsmann für die
tenberg. Die Universität war immer sehr der Tür eines BWL-Professors: Gutten- scheiden. Am Dienstag tagte bereits die Bayreuths Juristen sind für schaftswissenschaftlichen Zusatzange- Selbstkontrolle der Wissenschaft“ ist der
stolz auf ihren berühmten Absolventen. berg. Ein Foto des Ministers sollte zu ei- Promotionskommission. Alles soll ein Spezialgebiet sehr bot locken die Juristen Studenten aus Juraprofessor die erste Ansprechperson
Im Mai soll es eine Feier geben, bei der nem Kongress locken, Thema „Manage- „ordnungsgemäß“ ablaufen in diesem ganz Deutschland an. in Bayreuth bei Verstößen gegen die
herausragende Doktorarbeiten ausge- mentmethoden der Zukunft“. Untertitel: „einmaligen Fall“, sagt der Präsident.
bekannt: Geistiges Eigentum. Am Montagabend, als Guttenberg in guten wissenschaftlichen Sitten.
zeichnet werden. Als Gastredner wurde „Lehren aus stürmischen Zeiten“. Was nicht heißt, dass es lange dauern Kelkheim auftritt, sitzt Feyko Conring in Klippel sitzt in einem Büro im „Be-
angekündigt: Dr. Guttenberg. Auf dem Campus ist es am Dienstag muss, bis die Entscheidung fällt. Viel- Der Universität werden jetzt weitere der Bibliothek und lernt fürs Examen. helfsgebäude“, einer Art Container. Die
Mit einer reichen Tradition kann die nicht stürmisch, aber bitterkalt. Trotz leicht geht es sogar sehr schnell. unangenehme Fragen gestellt. Zum Bei- Der 23-jährige Norddeutsche studiert Ju- Uni hat zu wenig Platz. Das liegt auch an
kleine Universität Bayreuth nicht prot- der Turbulenzen, in die Guttenberg die Viele auf dem Campus wundern sich, spiel, ob Guttenberg der Hochschule fi- ra im neunten Semester. „Jetzt wird die der Expansion ihrer Forschung. Ein
zen, erst 1975 eröffnete sie am Südrand Hochschule mit seiner Dissertation ge- wie es ausgerechnet dem renommierten nanziell geholfen hat. Nein, sagt der Prä- Uni wenigstens bundesweit richtig be- bundesweit bekannter Schwerpunkt der
der Stadt. Damals grenzte noch ein Bau- bracht hat, zeigt Uni-Präsident Rüdiger Staatsrechtsprofessor Peter Häberle pas- sident, Spenden habe es nicht gegeben. kannt“, scherzt er. Plagiate findet der Bayreuther Juristen heißt: „geistiges
ernhof an den Campus. In den folgenden Bormann ein Lächeln. Betont gelassen sieren konnte, dass man ihm Plagiate un- Aber auch anderes wird heikel. Mit einer Student verwerflich, aber so ein Fall kön- Eigentum“. Diethelm Klippel ist Mither-
Jahren wuchs die Hochschule, und nicht sagt er, es sei „kein besonders komplexer terjubelt. Häberle ist Guttenbergs Dok- hübschen Summe vom Bundesverbrau- ne leider überall passieren. Am Anfang ausgeber der Zeitschrift für geistiges
zuletzt in den Rechtswissenschaften er- Fall“. Er will wohl sagen: Die Plagiats- torvater, er hat die Dissertation mit der cherschutz-Ministerium hat die Jura-Fa- des Studiums war er selbst unsicher, wie Eigentum, er leitet dazu auch ein Gradu-
warb sie sich einen ganz guten Ruf. In ei- vorwürfe sind so massiv, dass etwas ge- Bestnote bewertet und auch noch vertei- kultät vor kurzem eine Stiftungsprofes- man wissenschaftliche Texte schreibt. iertenkolleg. Das Kolleg bildet Doktoran-
nem Werbefilm tritt der Bundesverteidi- schehen muss. Und Guttenbergs Brief digt, als die ersten Vorwürfe publik wur- sur zum Verbraucherrecht eingerichtet. Mittlerweile zeigt Conring den Erstse- den aus – lauter Experten für geistiges
gungsminister auf und sagt mit dem Ge- mit dem Eingeständnis erleichtert es der den. Manche sagen, in Häberles Alter – er Viele Unis beneiden Bayreuth darum. mestern, wie man richtig zitiert. Die Dok- Eigentum. Diethelm Klippel muss selbst
sicht eines Schelms: „Sie stehen vor zwei Universität, zu reagieren. Auch wenn er ist 76 – sei es kein Wunder, dass er nicht Die Verbraucherschutz-Ministerin ist Il- toranden sollten es längst selbst wissen. lachen, als er davon erzählt.

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