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DUCTILE IRON. - The Essentials of Gating Andand Risering System Design - Ger
DUCTILE IRON. - The Essentials of Gating Andand Risering System Design - Ger
GUSSEISEN MIT
KUGELGRAPHIT
Das Wichtigste über Anschnitt-
und Speisertechnik
Auflage 2002
1
GUSSEISEN MIT
KUGELGRAPHIT
Das Wichtigste über Anschnitt-
und Speisertechnik
Herausgegeben:
Rio Tinto iron & Titanium Inc.
Technical Services
770 Sherbroke St. West
Suite 1800
Montreal, Quebec,
H3A 1G1,
Kanada
2
Inhaltsverzeichnis
3
Vorwort
Die Erzeuger von hochreinem Roheisen in der RIT- Mit dieser Broschüre gibt RIT dem Gießereifachmann für
Gruppe QIT - Fer et Titane Inc., (QIT) und Richards Bay Iron seine tägliche Arbeit bei der Anschnitt- und Speisertechnik
and Titanium (Pty) Limited (RBIT) haben schon vor Jahren ein Konzept. Mit diesen Angaben sollte es möglich sein, wirt-
die Bedeutung des Gieß- und Speisersystems bei der wirt- schaftlich gute, fehlerfreie und dichte Gussteile aus
schaftlichen Herstellung von fehlerfreien und dichten Guss- Gusseisen mit Kugelgraphit herzustellen.
teilen erkannt. Man könnte auch sagen, dass sich RIT schon Es wäre falsch verstanden, wenn man glauben würde, RIT
immer sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat. Den habe mit diesem Buch alle Probleme der Anschnitt- und
Anfang machte Dr. Karsay, und sein Buch mit dem Titel Speisertechnik vollständig erforscht und geklärt.
„Anschnitt- und Speisertechnik III“ stellt auch die Grundlagen
RIT ist mit großer Sorgfalt vorgegangen, um sicher zu stel-
für dieses neue Buch dar.
len, dass die Darstellung die in den ausgewerteten Quellen
Zusätzlich zu Karsay’s Grundlagenveröffentlichungen enthaltenen Informationen korrekt wiedergibt. In den Fällen,
haben auch RIT’s technische Beratungsingenieure wichtige wo verschiedene Quellen widersprüchliche Aussagen enthal-
Beiträge über das Thema der Anschnitt- und Speisertechnik ten, wurde versucht, sie mit einander vereinbar zu machen.
geschrieben. Auch die Arbeiten anderer Spezialisten wurden RIT ist daher der Meinung, dass die vorgestellten Infor-
verfolgt, geprüft und in die Broschüre aufgenommen. mationen richtig sind und in gutem Glauben mitgeteilt wer-
Die Aufgabe dieses Seminarbuches ist es, die Vorträge in den, aber irgendeine Haftung für fehlerhafte Angaben und
den „Casting Clinics“ zu unterstützen, die weltweit für die deren Folgen kann weder direkt noch stillschweigend über-
Gießer von RIT und seinen Vertretern oder in Zusammen- nommen werden.
arbeit mit Gießereiorganisationen zu Fragen der Anschnitt– Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Ohne aus-
und Speisertechnik veranstaltet werden drückliche schriftliche Genehmigung von Rio Tinto Iron &
Die Broschüre soll keine ausführliche Darstellung des Titanium Inc. ist jede Art von Vervielfältigung, Mikroverfil-
Themas sein, sondern enthält in Kurzform die wichtigsten mung, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen
Erkenntnisse und Ansichten von RIT über die Anschnitt- und Systemen des Buches oder von Teilen daraus nicht gestattet.
Speisertechnik und ist auch möglichst leicht verständlich ver- Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,
fasst. Diejenigen, die sich eingehender über dieses Thema Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch
informieren wollen, finden im Anhang Schrifttumshinweise ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass
über weitere wichtige Veröffentlichungen. solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Marken-
RIT dankt allen Gießereien und Gießereifachleuten, die schutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
über viele Jahre zur Klärung und Erforschung der Anschnitt- von jedermann benutzt werden dürften.
und Speisertechnik beigetragen haben. Ohne diese Unter-
stützung wäre es nicht möglich gewesen, der Gießereiindu-
strie so viele Informationen zu dem wichtigen Thema
„Anschnitt- und Speisertechnik“ zu geben. Urheberrecht 2002 Rio Tinto Iron & Titanium Inc.
4
Teil 1
Anmerkung:
Der Leser sollte daran denken, dass das Speisersystem eines
Gussstücks festgelegt werden muss, ehe mit der Gestaltung des
Gießsystems oder entsprechenden Berechnungen begonnen wird.
1.0 Gestaltung des Gießsystems 1.3 Planung
1.1 Anforderungen Beginne mit einer einfachen Formplattenbelegung
unter Berücksichtigung folgender Punkte:
• Schnell gießen um:
• die Temperaturverluste niedrig zu halten, • die größte Gussstückanzahl auf die Formplatte
• die metallurgische Qualitätsveränderung niedrig zu bringen,
halten, • auf der Formplatte genügend Raum für das
• die Schlackenbildung (Oxidierung) gering zu halten, Anschnitt-
• Turbulenzen zu vermeiden. und Speisersystem lassen,
• Sauber gießen um: • Formteilung so wählen, dass keine zusätzlichen
• eine Schlackenbildung während des Gießens zu Kerne notwendig sind,
verhindern
• Schlacke vor dem Gießen von der Schmelze sauber • Gussteile möglichst in das Formoberteil legen,
abnehmen. • turbulenzfreie Formfüllung,
• Ökonomische Gestaltung um: • einfache, symmetrische Systeme wählen,
• ein maximales Gussausbringen zu erreichen. • gleiches Gieß- und Speisersystem für gleiche Teile,
1.2 Wichtige Teile: • einen Speiser für mehrere Gussteile nehmen.
Alle im Bild gezeigten Teile des Gießsystems sind
1.4 Aufgabe des kleinsten Querschnitts im
wichtig, um Schlackenfehler im Gussteil zu vermeiden.
Gießsystem
Bild 1 Gießpfanne
Der kleinste Querschnitt im Gießsystem ist als der
Querschnitt definiert, der die Formfüllzeit (Gießzeit)
bestimmt.
Gießschnauze
Es gibt zwei Möglichkeiten, um den kleinsten
Lüftungskanäle Querschnitt zu plazieren. Die Unterscheidungsmerk-
ieß-
Eing el
male sind durch die beiden unterschiedlichen
tümp
Gießsysteme gegeben (Bild 2)
Eingießkanal
ck
sstü
Gus te Eingießkanalbereich
n s chnit uf
A enla
lack
O Sch
(Oberteil) Filter
(Unterteil)
U Schlackenauffangbecken
6
Bild 2. Die beiden unterschiedlichen Gießsysteme und Lage des kleinsten Querschnitts erhalten. Ein Teil der Energie geht durch
Reibungsvorgänge an der Formwand und auch in der
Schmelze selbst verloren. Die Energieverluste bedeu-
ten eine Verlängerung des Gießvorganges. Bei der
Berechnung des Gießsystems müssen die
kleinster Querschnitt
O Reibungsverluste berücksichtigt werden.
kleinster Querschnitt U • Die Energieverluste werden durch einen
am Anschnitt
Reibungsverlustfaktor (fr) bei der Berechnung kom-
a) Druckbeaufschlagtes System, klein- b) nicht druckbeaufschlagtes System, pensiert.(Bild 3)
ster Querschnitt am Übergang vom der kleinste Querschnitt befindet
Lauf zum Anschnitt. sich vor den Anschnitten am Über- • für dünne Platten ist der Reibungsverlustfaktor fr 0,2.
gang vom Gießtrichter zum Lauf, • für große Würfel ist der Reibungsverlustfaktor fr 0,8
die Anschnitte liegen oben an/oder
auf dem Gießlauf.
1.5 Wahl des richtigen Gießsystems Bild 3: Abhängigkeit des Reibungsverlustfaktors vom Gießgewicht
REIBUNGSVERLUSTFAKTOR
Gussteile plaziert sind, so dass die Füllzeit des ein- .6
zelnen Gussstücks nicht über den Anschnitt reguliert
werden kann. .5
7
1.7 Gießzeit • Bestimmung der ferrostatischen Höhe des
• Die Form sollte so schnell wie möglich gefüllt werden. Gießsystems (H) (cm)
Bild 4. Empfohlene Gießzeit in Abhängigkeit vom Gießgewicht • Bestimmung der Höhe des Gussstücks im
Formoberteil (b) (cm)
• Nach der Formel von Torricelli kann die Ausfließ-
geschwindigkeit (VA) an der engsten Stelle berechnet
100 werden
VA = fr
2gH
Gießzeit sec.
• Für die Gießzeit gilt als sehr vereinfachte Formel: 1.5 (b) VO
t (sec) = √}}}}
2 G (kg)
f · t ·
r 2g
H -
3
(H - b)
3
G = Gewicht von Speiser + Gießsystem (kg) • Befindet sich das Gussteil im Oberkasten und
t = Gießzeit (sec) Unterkasten:
1.8 Querschnittsberechnung des kleinsten 1 VU VO
FA = + 1.5 (b)
Querschnitts (FA)
f · t ·
r 2g
H
H -
3
(H - b)
3
8
Bild 5 enthält für die Praxis genügend genaue Werte • Die Berechnung der Anschnittsquerschnitte erfolgt
für den Anschnittsquerschnitt (FA). Die Werte gelten für nach dem Gewicht der Gussteile. Jedes einzelne
durchschnittliche Höhen des Oberkastens. Diese sind Gussteil in einer Form sollte die gleiche Füllzeit
zwar in den meisten Gießereien unterschiedlich, haben. Es ergibt sich die folgende Formel für
jedoch ergeben diese geringen Unterschiede in der Gussteile mit unterschiedlichen Anschnitten:
Praxis nur kleine Unterschiede im Anschnitts- Gussstückgewicht + Speisergewicht
querschnitt.
Gießzeit
Bild 5. Anhaltswerte für den Anschnittsquerschnitt (FA) in Abhängigkeit vom
Gesamtgießgewicht. (Anschnittsquerschnitt aus Bild 5 entnehmen)
• Abmessungen der Anschnitte (Bild 6):
2
• Höhe = a, Breite = 4 a, Anschnittsquerschnitt = 4 a
Gesamanschnittsquerschnitt cm2
Anschnittsquerschnitt
1
1 10 100 1,000 10,000
U
Gesamtanschnittsquerschnitt = FA = F1 = F2 + F3 + .... Fn
9
• Einzelbetrachtung der Anschnittsquerschnitte:
F1 = F2 = F3 = F4 = 4a (a), wie oben
Gussstück Gussstück
FA
Guss- Guss- Guss-
stück stück stück
G1 G2 G3
Gussstück Gesamtanschnittsquerschnitt = FA
Gussstück
berechnet nach G1 + G2 + G3 + . . .+ Gn
FA
Bild 6b
Bild 6. Kenngrößen der Anschnitte und Anordnung der Gussstücke in der Form
Anmerkung: Beim Einsatz von Filtern kann der Lauf- • FA1 berechnet aus G1 + G2 + G3 + G4 + G5 + G6
querschnitt und die Anschnitte verändert werden (ver- • FA2 berechnet aus G7 + G8 + G9 + G10 + G11 + G12 +
kleinert), da der kleinste Querschnitt des Einguss- G13
systems am Filter ist.
• FA1 = 4a (a) = FA2 deshalb a, 4a
• Nicht druckbeaufschlagtes System:
Die Gesamtfläche des kleinsten Querschnitts berech-
net sich aus dem Gesamtgießgewicht und der G1 G2 G3 G7 G8 G9
Gießzeit.
• FA gewählt nach dem gesamten Gießgewicht
(siehe 1.8) G4 G5 G6 G10 G11 G12
FA1 FA2
Bild 6c
10
1.10 Gestaltung des Eingusskanals Die Verwendung von standardisierten Eingusskanal-
• Der Eingusskanal darf nicht den kleinsten Querschnitt durchmessern sollte vermieden werden.
haben. Wenn sich die Verwendung von standardisierten
• Die Querschnittsfläche des Eingusskanals wird nach Einguss-kanaldurchmessern nicht umgehen lässt, soll-
folgender Formel berechnet: ten sie nach folgender Formel berechnet werden:
FE FA
H
dE
4FE
FE FA
H
h
h π
• FA = Summe aller kleinster Querschnitte Dies verlangsamt unvermeidlich die Formfüllung mit
der Folge stärkerer Temperaturverluste und höherem
• Diese Berechnung kann verwendet werden für Ein- Risiko von Gussfehlern.
gusskanäle, die parallel oder nach oben bzw. unten
konisch sind. FE ist der kleinste Querschnitt in einem
konischen Eingusskanal. Im Fall eines nach unten
konischen Eingusskanals wird die Höhe „H“ vom
kleinsten Querschnitt, der gewöhnlich am Übergang
zum Lauf liegt, bis zur Gießtümpel-Oberkante gemes-
sen. (In den meisten Fällen ist „H“ gleich der
Oberkastenhöhe.
Bild 9. Schema des Eingusskanals
FE
FA
11
1.11 Gießlauf • Am Ende des Gießlaufs sollen sich abgeflachte
Die Aufgabe des Gießlaufs (Bild 10) ist es, die Ausläufe oder bei Platzmangel
Fließgeschwindigkeit der Schmelze zu senken und Schlackenauffangbehälter im Unterkasten befinden
gleichzeitig den Schlackenteilchen in der Schmelze die (Bild 12).
Bild 12. Ausführungen des Gießlaufs
Zeit zum Aufschwimmen zu geben.
Bild 10. Schlechte und gute Ausführung des Gießlaufs
Schlackenlauf
O O
U U
Anschnitte
4y 4y
schlecht richtig O
y
y/4
U
schlecht richtig
• Gebogene, gekrümmte Gießläufe sollen vermieden
werden. • Anschnitte dürfen nicht zu nah am Eingusskanal bzw.
am Gießlaufende angebracht sein.
• Abgesetzte Gießläufe sollen vermieden werden.
• Anschnitte sollen im Winkel von 90° an den
Übergang Gießlauf-Anschnitt Schlackenlauf ansetzen.
Bild 11. Schlechte und gute Ausführung des Übergangs vom Gießlauf zum Nicht druckbeaufschlagtes System
Anschnitt
Schlacke
• Der Gießlauf (Bild 14) hat einen konischen
Querschnitt. Der Querschnitt ist am Übergang vom
FA
kleinsten Laufquerschnitt quadratisch und rechteckig
2a FS im weiteren Verlauf.
Bild 14. Gießlauf und Anschnitte beim nicht druckbeaufschlagten System
a
schlecht richtig
FS = 2a x a = 3 x FA
• Es sollen schmale und hohe Gießläufe (Bild 11) ver- O
O
wendet werden. Der Gießlaufquerschnitt FS sollte 2 U
bis 4 mal Gesamtanschnittsquerschnitt FA sein.
12
• Die Maße für den Gießlauf sollten so gewählt sein, • Die Anschnitte sollen mit dem Schlackenlauf immer
dass nach dem letzten Anschnitt die Fläche des klein- so verbunden sein, dass die Anschnitte auf dem
sten Querschnitts C noch erhalten bleibt. Schlackenlauf sitzen.
1.12 Anbindung der Anschnitte 1.13 Eingussbecken und Eingusstrichter
Druckbeaufschlagtes System • Die schlechteste Ausführung des Gießtümpels ist die
• Die Anschnitte sollen mit dem Gießlauf nur von der konische Form, da das Angießen schwierig ist und
Seite verbunden werden. viel Eisen verspritzt wird.
Bild 15. Gute und schlechte Anbindung der Anschnitte am Lauf • Die beste Form ist ein Gießtümpel oder Gießbecken
mit der Länge = 2 x Tiefe bzw. Breite.
• Der Übergang vom Gießbecken zum Gießlauf muss
so ausgebildet sein, dass keine Luft angesaugt wer-
den kann. Das Gießbecken sollte eine rechteckige
Form haben mit einem flachen Boden am Übergang
schlecht richtig richtig
zum Gießlauf.
• Die Unterseite des Gießlaufs und die
Anschnittunterseite sollen auf gleicher Höhe liegen • Für Großguss sollte das Gießbecken 20 - 30 % vom
(Bild 15). Gießvolumen aufnehmen können
• Nicht druckbeaufschlagtes System Einguss - Lauf
Bild 16. Gute und schlechte Anbindung der Anschnitte
O
A
A
U
R R
Bild 17.
schlecht richtig
Schema des Eingussbeckens
• Der Gießlauf soll in das Formunterteil und die und des Eingusstrichters
Anschnitte in das Formoberteil gelegt werden (Bild 16).
• Die Überlappungsfläche der Anschnitte am Gießlauf
sollte etwa 10 % größer als der kleinste Querschnitt
im System sein. O
13
1.14 Häufige Fehler infolge eines schlechten oder Einschlüsse von Magnesium-Silikaten (Dross)
falschen Gießsystems Einschlüsse von Magnesium-Silikaten können wie
Gasblasen an der Gussoberfläche. Anrisse wirken, wenn sie an oder dicht unter der
Oberfläche liegen. Dadurch werden die dynamischen
Bei einem schlechten Gießsystem kann Schlacke, Eigenschaften (Kerb-schlagzähigkeit, Dauerfestigkeit,
deren Hauptbestandteil Metalloxide MO sind, mit in die Bruchzähigkeit) erheblich herabgesetzt.
Form fließen. Die Oxide reagieren mit dem gelösten Die häufigste Fehlerursache ist ein Eingusskanal,
Kohlenstoff in der Schmelze: der für den gewählten kleinsten Querschnitt zu klein
MO + C => CO + M bemessen wurde (siehe 1.10).
Die CO-Blasen steigen an die Oberfläche oder wer- Eine niedrige Gießtemperatur kann das Auftreten
den unter Kernen festgehalten. solcher Einschlüsse verstärken.
Diese Fehler können einfach dadurch vermieden
werden, indem man das Gießsystem nach den vorher
genannten Regeln auslegt. Bild 19. Einschlüsse von Magnesium-Silikaten
14
Überlappungen und Elefantenhaut-Fehler Glanzkohlenstoff-Fehler
Bild 20. Elefantenhaut-Fehler Diese Fehler zeigen sich an der Gussoberfläche als
Einfallstellen oder in Form von Federn aus dünnen
Metall-platten. Diese Fehler werden verursacht von
zuviel Glanzkohlenstoff im Formsand. Die Bildung wird
durch langsames Gießen unterstützt.
• Die Fehler können durch Verkürzen der Gießzeit
(siehe 1.7) und richtige Formsandzusammensetzung
vermieden werden.
1.15 Fallbeispiel
Bild 21. Gussstück aus Gusseisen mit Kugelgraphit mit Überlappungen und
Ablösungen an der im Oberkasten liegenden Oberfläche
16
Bei anderen Gieß- und Speisersystemen können • 50 % des Gussteils befinden sich im Formoberkasten
Filter oder andere Speisertypen verwendet werden, um und 50 % im Unterkasten.
das Ausbringen weiter zu verbessern. • Der Reibungsverlustfaktor ist fr = 0,4 (s.1.6).
Bild 22. Ursprüngliches Gießsystem (links) des Gussstücks in Bild 21 und neu
• Die empfohlene Gießzeit beträgt t = 4 s (siehe 1.7)
konstruiertes rechts • Die ferrostatische Drucksäule, etwa entsprechend der
Höhe des Oberkastens ist H = 20 cm.
Exothermischer
Speiser
• Die Tiefe des Gießtümpels ist h = 7,6 cm.
• Die Höhe des Gussteils im Formoberkasten ist
b = 5,1 cm.
17
Bild 23. Filter im Gießsystem • Die Durchflussrate muß hoch und gleichmäßig sein.
Große Streuungen der Durchflussrate können in man-
chen Fällen zu Problemen bei der Formfüllung führen,
oder den Einsatz größerer Filter erfordern, wodurch
die Kosten erhöht und das Gussausbringen vermin-
dert werden.
• Die Maßgenauigkeit ist wichtig, damit der Filter jedes-
mal genau in die Kernmarke passt.
• Die Festigkeit im kalten und heißen Zustand ist wich-
tig beim Versand und bei der Handhabung, und sorgt
dafür, dass der Filter während des Gießvorganges
intakt bleibt.
Filter halten Einschlüsse nach verschiedenen
Mechanismen sehr wirksam zurück. Einige Typen sind
bei einem Mechanismus günstiger als bei einem ande-
Auf dem Markt werden verschiedene bewährte ren. Filter fangen Dross- und andere Teilchen wie ein
Filtertypen angeboten. Sie umfassen Siebkerne, Sieb auf, wenn diese größer als die Löcher oder Poren
Gewebefilter und keramische Filter. Keramische Filter auf der angeströmten Seite des Filters sind. Diese
werden allgemein als die wirksamsten angesehen und Teilchen können wegen ihrer Größe nicht in das
werden für kleinere Formen und Gießmengen verwen- Gussstück gelangen. Ein zweiter Mechanismus ist die
det. Am weitesten verbreitet unter ihnen sind gepresste Bildung eines sog. Filterkuchens, der sich aus großen
oder extrudierte Zellkeramikfilter sowie Filter mit Drossteilchen auf der angeströmten Seite des Filters
Schaumstruktur. Die Zellquerschnitte von gepressten bildet. Dieser Filterkuchen wirkt als ein sehr gutes
Zellkeramikfiltern sind allgemein rund, die von extru- Filtermedium. Auf diese Weise können auch Teilchen
dierten quadratisch, während Schaumfilter eine zurückgehalten werden, die kleiner als die Porengröße
ungleichmäßige zwölfseitige Zellstruktur haben. des Filters sind. Bei Gusseisen mit Kugelgraphit
• Der Filterwirkungsgrad ist wichtig, um Schlacke und besteht die Möglichkeit, dass Mikroeinschlusspartikel,
Dross zu entfernen und am Eintritt in den die kleiner als 1 % der Porengröße sind, durch die
Formhohlraum zu hindern. Bildung von Einschlussbrücken aufgefangen werden.
Beim Auftreffen der Schmelze auf den Filter entstehen
• Die Kapazität muß für das jeweilige Gussstück aus- kleine Wirbel, die die nichtmetallischen Einschlüsse an
reichen und soll gleichmäßig sein. Sie darf nicht von die Wände der Zelle drücken. Im weiteren Verlauf des
Filter zu Filter unterschiedlich sein, da dies in einigen Gießvorganges kleben diese Teilchen aneinander und
Fällen zu Verstopfungen führen kann. bilden Einschlussbrücken.
18
Die Anwendung von Filtern hat in den letzten Jahren Giessystem mit und ohne Filter
erheblich zugenommen, da die spezifischen Kosten
gesunken sind, während zugleich die Wanddicken der
Gussstücke kleiner und die Qualitätsanforderungen Querschnittsverhältnisse im Giessystem
erhöht wurden. Wie in anderen Fällen müssen auch A) ohne Filter
beim Einsatz von Filtern in der Gießerei einige
Vorversuche vorgenommen werden, um die günstigste
Filtergröße, die Abschlackpraxis der Pfannen und den
Bereich der Gießtemperatur festzulegen, bei denen ein
hohes Gussausbringen erreicht wird.
5 : 4 : 8 : 3
B) mit Filter
Einguss (Fläche)
Zellenfilter Filter
Anschnitt
Lauf
1 : 1,1 : 1,2
Schwammfilter
19
Teil 2
Speiserberechnung und
Speisergestaltung
Anmerkung:
Das Speisersystem muß vor der Berechnung des Anschnittsystems
festgelegt werden. Flaschenspeiser werden heute in den meisten
Speisersystemen bevorzugt.
20
2.0 Speiserberechnung • Als Speiser sollen immer „blinde“ (nach oben
und Speisergestaltung geschlossene), heiße oder exotherme Speiser ver-
wendet werden. )
2.1 Ziele
• Der Speiserhals soll so kurz wie möglich sein. Der
Die Ziele sind:
berechnete Querschnitt wird immer an der Brechkante
• Herstellung von Gussteilen ohne Schwindungsfehler gemessen.
(Lunker, Porositäten)
• Die Anschnitte sollen dünn und lang sein, um eine
• Wirtschaftliche Herstellung von Gussteilen (hohes schnelle Erstarrung zu erreichen
Ausbringen)
• Die Entlüftungskanäle sollen eine kurze Formfüllzeit
ermöglichen.
2.2 Die wichtigsten Teile des Speisersystems
Bild 24. Schematische Darstellung des Speisersystems 2.3 Erkenntnisse aus Forschung und Praxis
Erkenntnisse aus der Forschung, die sich in der
Praxis bestätigt haben, zeigen einige für das Speis-
Lüftungskanal
ungsverhalten von Gusseisen wichtige Besonderheiten.
• Grauguss und Gusseisen mit Kugelgraphit erfahren
bei der Erstarrung während der Graphitbildung eine
Volumenzunahme.
• Diese Volumenerweiterung ruft einen Druckaufbau
effektive Speiserhöhe
hervor, der mehr als 200 N/cm2 betragen kann. Dieser
Druck überschreitet stets die Druckfestigkeit der
Form. Dadurch wird die Sandform deformiert und der
Speiser
Ansc
hnitt Abguss wird größer als das Modell bzw. ungleich dem
Modell. Durch diese Erscheinung werden häufig
Lunker und Porositäten gebildet.
Speiser- • Nassgussformen werden in diesem Zusammenhang
hals Gussstück
nicht als feste Formen angesehen.
• Die Speiser und der Speisungsablauf reagieren sehr
empfindlich auf unterschiedliche Gießtemperaturen und
Gießzeiten.
21
• Der Ablauf der Volumenveränderung ist nicht kon- Bild 26. Volumenänderung in Abhängigkeit der Temperatur für Grauguss und
Gusseisen mit Kugelgraphit
stant, sondern abhängig von der Abkühlgeschwindig-
keit des Gussstücks und dem Herstellverfahren der
Schmelze, wie Gattierung, Schmelzverfahren und
-verlauf, Überhitzung, Impfbehandlung, usw.
Volumen (cm3)
• Um den hohen Expansionsdruck für die Selbst-
speisung verwenden zu können, müssen die Form-
kästen fest miteinander verschraubt werden. Das
Beschweren der Formen nur mit Lasteisen reicht
nicht aus.
feste
Schwindung
22
2.5 Planung Bild 27. Formel zur Berechnung des Moduls von geometrisch einfachen
Körpern.
Die Konstruktion des Speisersystems erfolgt nach
folgendem Ablauf:
• Es wird der „Signifikante Modul“ Ms des Gussteils
berechnet. (größter Modul)
1. Würfel
• Es wird die Form- und Eisenqualität ermittelt. Danach
wird das geeignete Speiserverfahren festgelegt. Gilt für Platten bei
denen die Länge mehr
• Es werden der Speiserhals-Modul MSpH und die für als 5 x t ist
jedes Gußstück erforderliche Anzahl von Speisern 2. Platte
berechnet.
• Es werden der Speisertyp gewählt und sein Modul
(Länge > 5b)
MSp und seine Maße berechnet.
• Es werden die Art des Speiserhalses gewählt und sei- 3. Quadratische Stange
ne Maße berechnet.
(Länge > 5d)
• Es wird geprüft, ob das Schmelzevolumen in den
Speisern für das Gussstück ausreicht.
4. Runde Stange
• Es wird die Gießtemperatur in Abhängigkeit des
gewählten Speisungsverfahrens festgelegt.
Module = Volumen
Gesamte Kühl-Oberfläche
23
Bild 28. Komplexes Gussteil mit Lunker, das in Teilbereiche aufgeteilt werden Wenn das Gussstück Hohlräume hat, gelten für die
muß
abkühlende Oberfläche der Kerne die Näherungsan-
gaben in Bild 30.
Bild 30. Einfluss eines Kerns auf die Abkühlung
Lunker in
Teilbereich 3
V = Gesamt-Gussstückvolumen
GKO = Gesamtkühlfläche des Gussteils
a = beliebige Fläche wenn d > 2/3 D,
wird 100 % Kühlwirkung des Kerns angenommen
b = beliebige Fläche
c = nicht gekühlte Fläche
M = a·b
2 (a + b) - c 2.7 Formqualität
• Während der Expansionsphase des Eisens darf die
M1 = 5 · 2.5
= 1.0 cm
12.5 Form nicht treiben und muss dem Expansionsdruck
bei der Graphitausscheidung widerstehen.
M2 = 5·3
= 1.5 cm
10 • Grünsandformen und Maskenformen sind nicht stabil
genug, um dem Expansionsdruck widerstehen zu
M3 = 5·4
= 1.8 cm
11
können.
• Formen aus chemisch gebundenen Sanden haben
Signifikanter Modul = M3 = 1.8 cm
eine ausreichende Festigkeit, wenn die Form sachge-
Bei der Berechnung des Moduls ist zu beachten, mäß hergestellt wurde. Der Formstoff muss gut ver-
dass die Verbindungsflächen nicht kühlende Be- dichtet und richtig ausgehärtet sein.
rührungsstellen sind und somit auch bei der Rechnung • Zementsandformen und Trockengusssandformen
als solche betrachtet werden müssen (Faktor „c“). sind sehr feste Formen. Die Formstabilität reicht aus,
Anm. s. Fallbeispiel auf S. 40 um dem Expansionsdruck zu widerstehen.
24
2.8 Metallurgische Einflüsse Bild 31. Abhängigkeit der Sphärolithenanzahl vom Modul des Gussstücks und
Bereich guter metallurgischer Qualität mit geringer Lunkerneigung
Alle Einflussgrößen beim Schmelzprozess wirken
sich auf die Höhe der Volumenänderung während der Modul (cm)
Erstarrung aus und verändern somit auch das Schwin-
0 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 1,8 2,1 2,4
dungsverhalten des Eisens. Einige Einflussgrößen, die
die Lunker- und Porositätsbildung vergrößern, sind:
• hohes Überhitzen der Schmelze,
Übermäßiger
• lange Haltezeit der Schmelze im Ofen, Expansionsdruck,
verstärkte
• hoher Anteil an Kreislauf oder Stahlschrott in der Lunkerneigung
Gattierung,
• Gehalte von karbidbildenden Elementen; hierzu
gehört auch ein hoher Magnesiumgehalt,
dichte Gussstücke
25
2.9 Wahl des geeigneten Speisungsverfahrens Bild 33. Mögliche und gebräuchliche Verfahren zur Auswahl von Speisungs-
verfahren
Einfaches Speisungsverfahren
Mögliches Speisungssystem
26
• Speisungsverfahren, die zum Ausgleich der Bild 35. Prinzip des druckkontrollierten Speisungssystems. Die Speiserhälse
sind zur Vereinfachung weggelassen.
Primärschwindung dienen,
• speiserloses Gießen.
Anwendung der verschiedenen Speisungsverfahren
• Bei weichen Formen, Nassgusssandformen und
Gussteilen mit einem Modul (Wanddicke) größer
0,4 cm sollte das „druckkontrollierte Speisersystem“
verwendet werden.
A nach dem Gießen B flüssige Schwindungen C Expansion
• Bei festen Formen und Moduln < 2,5 cm
(Wandstärken unter 40 mm) oder wenn in weichen Beim druckkontrollierten Speisungssystem wird
Formen der Modul < 0,4 cm ist, sollten Speiser zum nach Bild 34 der bei der Erstarrung entstehende Druck
Ausgleich der Primärschwindung verwendet werden. kontrolliert und reguliert zwischen einem Minimum, das
die Sekundärschwindung kompensiert, und einem
• Bei festen Formen und Moduln > (Wandstärken) 4 cm
Maximum, das zu einem Treiben der Form führt.
sollte „speiserlos“ (bzw. „Speiserarm“) gegossen wer-
den. A. Nach der Formfüllung
B. Die Schmelze erstarrt und damit ist eine
2.10 Druckkontrolliertes Speisungssystem
Schwindung verbunden, die vom Speiser ausge-
Dieses Verfahren kann für die meisten Gussteile in glichen wird.
Grünsandformen und Maskenformen verwendet wer-
C. Während der Expansionsphase muss der Speiser
den.
die zurückgedrückte Schmelze aufnehmen. Sollte
Bild 34. Expansionsdruck und Treiben der Form beim druckkontrollierten
nicht genügend Schmelze zurückgeführt werden
Speisungssystem
können, treibt die Form (Deformation).
max. Druck Im Idealfall werden die maximalen Druckkräfte, die
zur Verformung (Treiben) der Form führen, abgebaut,
indem Schmelze kurz vor Ende der Expansion in den
Speiser zurückgedrückt wird. Dadurch ist bis zum Ende
der Erstarrung noch genügend Überdruck zum
Ausgleich der Sekundärschwindung vorhanden.
Druck
27
Während der Expansionsphase muss die in der Bild 36. Schaubild für die Zusammenhänge zwischen dem signifikanten
Gussstückmodul MS, dem Modul des Speiserhalses (MSpH) und dem Speise-
Gussstückform zurückbleibende Schmelze stets unter rmodul MSp für das druckregulierte Speisersystem unter Berücksichtigung des
einem positiven Druck stehen. Sobald ein Vakuum ent- Faktors f (s. Bild 37).
steht, bilden sich Lunker und Porositäten.
Die Zusammenhänge zwischen dem signifikanten DRUCKKONTROLLIERTE SPEISERMETHODE
Gussstückmodul MS, dem Modul des Speiserhalses
(MSpH) und dem Speisermodul MSp für das druckregu- 10.0
lierte Speisersystem zeigt Bild 36 (Karte 3) unter
Berücksichtigung des Faktors f (s. S. 28).
ät
lit
ua
ät
Q
Bemessung von Speiser und Speiserhals
lit
5.0
te
ua
gu
Q
• Es wird der signifikante Modul des Gussstücks MS
e
4.0
ht
ec
(MS = größter Modul des Gussstücks) (siehe 2.6)
hl
sc
Modul-Signifikant (MS) cm
berechnet. 3.0
0.5
0.5 1.0 1.5 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0
Modul-Speiserhals (MSpH) cm
0.6 1.0 1.5 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0
Modul-Speiser (MSp) cm (MSp = MSpH x 1.2)
28
Bild 38. Speisertypen Bild 39. Kenngrößen des Speisers
Williamsnase
effektives
Speisungsmaterial
Speiser
Flaschenspeiserform
O O
Bruchkerbe
U U
Typ 1 Typ 2
(Speiserhals im Oberteil) (Speiserhals im Unterteil) O Formteilung
Speiser- Speiser-
Typ Durchmesser(D)
MSp
MSp
MSp
Typ 3
• Die Speiserhalsabmessungen werden stets an der
(Aufgesetzter Speiser) Kontaktstelle zum Gussteil gemessen.
• Die Brechkerbe sollte nicht größer als 1/5 des
• Die wichtigsten Maße eines Speisers werden anhand
Querschnitts des Speiserhalses sein (Bild 39).
des Durchmessers D angegeben. Die Höhe ist 1,5 x
D, oder, wenn der Speiserhals im Unterkasten liegt, • Es werden das Volumen und das Gewicht des
1,5 x D + Höhe des Halses. Speisers zur Kontrolle und zum Berechnen des
Gießsystems ermittelt (5 % Volumen muss sich als
• Die Abmessungen des Speiserhalses können aus
Speisungsmaterial über dem Gussstück befinden).
Karte 4 entnommen werden.
• Nur das Volumen der Schmelze, das sich über dem
• Für runde oder quadratische Speiserhälse gilt 4 x MSpH
höchsten Punkt des zugehörigen Gussteils befindet,
• Für rechteckige Speiserhälse gilt 3 x MSpH + 6 x MSpH kann als Speisungsmaterial angesehen werden
(Bild 40).
29
Bild 40. Erforderliches Speiservolumen in Abhängigkeit von der Höhe der Bild 41. Zusammenhang zwischen der metallurgischen Qualität des Eisens
Speiseroberkante über der Oberkante des Gussstücks und der erforderlichen Speisungsmenge
Karte 5
300 7
200
6 gute metallurgische Qualität
100
5
90
80
70 inch
60
4
50
40
cm.
30
Modul
3
20 Oberkante Speiser
Effektives
Speisermaterial
• Sollte das Speisungsvolumen des Speisers kleiner
x
Oberkante Gußstück
als die für das Gussteil erforderliche
10
1.5 x D
notwendiges Speiservolumen (cm3 oder in.3)
9
8
7 2
6
5
Speisungsmenge sein, so müssen ein größerer bzw.
4
3
O
X
U
mehrere Speiser verwendet werden.
DØ
2 • Damit das druckkontrollierte Speisungssystem richtig
Speiserdurchmesser
(cm oder in.) funktioniert, muss das Anschnittsystem sehr bald
1
0.9
0.8
1 nach Ende der Formfüllung von Gussteil und Speiser
getrennt werden. Dies lässt sich erreichen, indem
0.7
0.6
0.3
Speiserhalsmodul MSpH (Transfer-Modul MT) niedri-
gen Modul MA gibt, der eine schnelle Erstarrung
0.2
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
schlechte metallurgische
Faktor (f)
Qualität
• MSpH = MT
gute metallurgische MSpH = f x MS (f = Faktor)
Qualität
• Wenn M4 gleich oder größer als MT3 ist, kann der Speiser,
so wie es das Bild zeigt, angesetzt werden. Ist dies nicht
Modul-Signifikant (cm)
der Fall, so muss der Querschnitt Modul 3 mit einer Kokille
gekühlt oder der Speiser direkt dort angesetzt werden.
• Wenn M2 gleich oder größer MT1 ist, kann während
der Erstarrung Schmelze bis in den Speiser zurück-
2.11 Prinzip und Erklärung des Speisungsbereichs transferiert werden. Sollte diese Bedingung nicht
erfüllt sein, so muss ein Speiser direkt an die Sektion
(MT) = Modul Transfer)
mit Modul 1 angesetzt werden
Modul Transfer ist der Modulbereich bzw. die Wand,
die mit einem Speisungsbereich noch erfasst werden
kann. In diesem Bereich muss auch die Druckregulie-
rung während der Erstarrung der Schmelze über den
Speiser und Speiserhals möglich sein. Die zuerst dünn-
31
2.11 Flaschenspeiser Flaschenspeiser hängt ab von dem erforderlichen
Damit der Speiser flüssiges Metall in das erstarren- Volumen an Speisungsmaterial. Dieses Volumen wird
de Gussstück liefern kann, muß sich in ihm sehr üblicherweise zu 4 % angenommen, was einen
schnell ein zur Atmosphäre offener Lunker bilden. Sicherheitszuschlag beinhaltet. Die Wirkung von
Wenn die Schmelze im Speiser durch eine Deckel- Flaschenspeisern ist nicht so stark von der
bildung keinen Kontakt zum Atmosphärendruck hat, Gießtemperatur abhängig. Aufgrund ihrer guten
kann er nicht wirken. Der Atmosphärendruck ist unbe- Wirksamkeit können solche Speiser das
dingt erforderlich, um flüssiges Metall in das Gussstück Gussausbringen um bis zu 2 % und mehr verbessern.
zu drücken. Bild 42. Schema des Flaschenspeisers mit den wichtigen Maßen
32
berechnen dann den Speiserdurchmesser und das • Unterer Speiserdurchmesser: 4 x Ms + oberer
erforderliche Volumen an nutzbarem Speisungsmetall, Speiserurchmesser = 4 x 1,5 + 5 = 11 cm,
woraus sich das Schmelzevolumen im Speiser ergibt. • Speiserhöhe bei einem Verhältnis v. 5 : 1: 5 x 5 cm =
Die Berechnung des Speiserhalses erfolgt nach der 25 cm.
gleichen Formel wie beim klassischen Speiser. Alle
Tafel für den Zusammenhang bei einem Flaschenspeiser zwischen oberem
Speiser sind Blindspeiser.
Speiserdurchmesser DSpo und Speisergewicht bei verschiedenen Verhältnissen
Berechnung von Flaschenspeisern von Höhe zu oberem Speiserdurchmesser
33
• Der niedrigste signifikante Modul soll 2,5 cm betragen 2.13 Speisungsverfahren - Kompensierung der
• Die kleinste Wanddicke sollte mindestens 40 mm Primärschwindung
betragen. Voraussetzungen und Verfahrensart:
• Die Gießtemperatur sollte zwischen 1270° u. 1350°C • Das Gießsystem oder das Speisungssystem muss so
liegen. bemessen sein, dass die Primärschwindung voll aus-
• Die Form schnell füllen (vgl. Karte 2). geglichen wird.
• Die Form sollte gut entlüftet sein. Luftkanäle nach • Die Form muss so fest sein, dass die
außen hin einbauen. Expansionskräfte voll aufgefangen werden können.
• Wenn die Gießtemperatur nicht sorgfältig eingehalten • Da das Verfahren einen Ausgleich der flüssigen
wird, kommt es an der Gussoberfläche im Oberkasten Schwindung erlaubt, können dünnere Wanddicken,
zu Einfallstellen. Als eine mögliche Gegenmaßnahme die eine höhere Gießtemperatur erfordern, abgegos-
kann man einen kleinen geschlossenen Speiser sen werden als beim speiserlosen Gießen.
(Sicherheitsspeiser) mit einem Volumen von 2 % des • Gute Temperaturverteilung durch relativ viele
Gussstückvolumens auf die Oberfläche im Anschnitte.
Oberkasten setzen. Voraussetzungen und Empfehlungen für die
• Das Gießsystem sollte so bemessen sein, wie es im Produktion
Teil 1 des Buches beschrieben wurde. Unter der • Sehr feste Form, wenn die Wanddicke der signifikan-
Voraussetzung, dass die Form sehr schnell gefüllt te Modul > 0,4 cm ist.
wird, können die Anschnitte bei der niedrigsten
Gießtemperatur von 1300 °C eine Höhe von nur 10 • Die Gießtemperatur sollte größer 1350°C sein.
mm erhalten. • Diese Methode kann auch für dünnwandigen Guss im
Nassgusssandformverfahren angewendet werden.
Wandstärken kleiner 6 mm können mit dem
Eingießsystem gespeist werden.
Dieses Verfahren kann auch für Abgüsse in weichen
Formen eingesetzt werden, wenn der signifikante
Modul <= 0,4 cm ist.
34
Ablauf beim Berechnen des Speisers: • Für runde oder quadratische Speiserhälse gilt die
• Es wird der signifikante Modul MS berechnet. Im Berechnungsformel:
Vergleich zum druckkontrollierten Speisungsverfahren • Durchmesser oder Seitenbreite = 4 x (MSpH)
kann hier der Modul des kleinsten Segments des
• Für einen rechteckigen Kontakt gelten die Formeln:
Gussstücks der signifikante Modul sein.
• kurze Seite = 3 x (MSpH) und lange Seite = 6 (MSpH)
Bild 43. Abhängigkeit der Gießtemperatur von der kleinsten Wanddicke des
Gussstücks beim Speisungsverfahren durch Kompensierung der Wenn der signifikante Modul ± 0,4 cm und die Form
Primärschwindung
weich sind, kann das Gießsystem als Speisungs-
Kleinste Wanddicke (mm)
system zum Kompensieren der flüssigen Schwindung
dienen. Hierfür sollten rechteckige Anschnitte die Maße
4 x MSpH x 4 MSpH haben.
Bei einem signifikanten Modul > 0,4 cm und einer
festen Form kann eine ähnliche Ausführung verwendet
werden.
Die Anschnittlänge sollte mindestens 5 mal der
35
Bild 45. Porosität infolge einer nicht kompensierten sekundären Schwindung 2.14 Festlegung der richtigen Gießtemperatur für
ein bestimmtes Speisungsverfahren
• Gießtemperatur für druckreguliertes
Speisungssystem 1380 - 1425°C. Bei dieser
Gießtemperatur hat man die „Garantie“, dass im
Speiser sich ein offener Lunker bildet.
• Gießtemperatur für speiserloses Gießen 1270 -
1350°C.
• Bei dieser Gießtemperatur ist die Expansion der
Schmelze größer als die Schwindung.
• Gießtemperatur beim Ausgleich von der
Primärschwindung ist abhängig von der Wanddicke
(siehe Bild 43 +46).
Bild 46. Zusammenhang zwischen dem Modul und der Gießtemperatur für ver-
schiedene Speisungsverfahren
Modul (cm)
Bild 44. Schaubild für die Abhängigkeit zwischen dem signifikanten Modul MS
und dem Speiserhals-Modul MSpH
1430°C
20
Tp°C
1,500
1,450 Druckkontrolliertes
1,400 Speisungssystem
15
1,350 Gießtemperatur °C 1370°C
1,300
Speisung der
10 Primärschwindung Speiser-
1320°C loses
Mn mm.
Gießen
5
1260°C
0 Modul (inch)
5 10 15 20 25 30
Ms mm.
36
2.15 Druckkontrolliertes Speisungssystem -
Fallbeispiele
Rotor Riemenscheibe
Werkstoff GJS-400-18-LT; Gießgewicht 26 kg; Werkstoff GJS-400-15; Gussstückgewicht 40 kg;
Ausbringen 58 %; Grünsandform; signifikanter Modul Gießgewicht 65 kg; Ausbringen 62 %; Formart:
MS = 1,9 cm; Modul A/A = 1,30 cm; Modul B/B = 1,25 Nassgusssand; signifikanter Modul MS = 1,0 cm;
cm; f = 0,60; Speiserhalsmodul MSpH = 1,14 cm; Modul B/B = 0,70 cm; f = 0,80; Speiserhalsmodul MSpH
Speiserhalsmaße: 45/45 mm; Speisermodul MSp = = 0,80 cm; Speiserhalsmaße: 32/32 mm; Speisermodul
1,37 cm; Speiserdurchmesser = 70 mm; MSp = 0,96 cm; Speiserdurchmesser: 70 mm; Gießzeit
Gießtemperatur: 1400 °C; Gießzeit = 11 sec.; = 12 s; Gießtemperatur = 1400 °C
Anschnittquerschnitt = 6,5 cm2. Anschnittsquerschnitt = 6 cm2;
37
Radnabe
Anschnitt-
Überschneidung
Werkstoff GJS-400-15; Gussstückgewicht 5,8 + 5,8 =
11,6 kg; Gießgewicht 19 kg; Ausbringen 61 %; signifi-
kanter Modul MS = 1,0 cm; MSp = 0,8 cm;
Speiserdurchmesser = 50 mm; X = 4,6 cm;
Speiserhalsmodul MSpH = 0,66 cm; Speiserhalsmaß =
40 x 20 mm; Gießtemperatur = 1380 - 1420°C;
2
Anschnittsquerschnitt = 2,64 cm ; Querschnitt
2
Eingusskanal = 4,5 cm . Hergestellt auf einer DISA-
MATIC-Formanlage.
Formteilung
38
Fallbeispiel von Flaschenspeisern Grünsandform mit drei Gussstücken pro Kasten;
signifikanter Modul Ms = 0,61 cm;
erforderliches Speisungsmetall 4% x 2,85 kg x 3 = 342 g;
Bild 50. Nabe aus Gusseisen mit Kugelgraphit und Speiserhöhe 14 cm; oberer Speiserdurchmesser 2 cm;
Schemazeichnung unterer Speiserdurchmesser 10 cm, (erhöht, da pro
Kasten 3 Gussstücke); Speiserverhältnis 7 : 1;
Speiserhalsmodul MSpH = 0,55 cm;
Speiserhals 4,5 cm x 1,5 cm;
2 Anschnitte 3,5 cm x 0,5 cm x 12 cm Länge;
Lauf 2 cm hoch x 1,5 cm breit;
Einguss 2,5 cm Drm. x 25 cm hoch;
Gießtemperatur 1400 °C; Gießzeit 9 sec.
1.3 cm
MS
1 cm
20.5 cm
39
Fallbeispiel Bild 52 Anordnung der Naben im Formkasten
500ø
32
160
140
6 · 3,2
60 M1 = = 1,26 cm
60
32
18,4 - 3,2
32
50 6,5 · 4,5
45 M2 = = 2,08 cm
22 - 8
3,2 · 5,0
M3 = = 1,34 cm
16,4 - 4,5
40
4. Modul des Speisers MS = M1 = 1,3 cm , unter der An- Anzahl der Anschnitte 1 je Gussstück
nahme einer guten metallurgischen Qualität d. Eisens Anschnittmaße (4/1)n x 4a2 = AC = 4,2 cm2, a = 1 cm,
5. Blind-Speiser Typ 2 (Bild 54) mit Speiserdurch- 9. Lauf
messer D1 = 4,91 x MS = 6,38 cm , auf 7,0 cm Querschnitt AL = 2 bis 4 x AC = 3 x 4,2 cm2 = 12,6
Durchmesser erhöht, um ausreichendes nutzbares cm2 für zwei kleinste Querschnitte = 25,2 cm2, Höhe
Speiservolumen zu sichern = 2 x Breite, 2a2 = AR = 2 bis 4 (AC) x 2
Bild 54 Verwendeter Speiser
a =
3 x 4,2 = 3,6 cm , 2a = 7,2 cm
65 10. Einguss (vgl. Abschnitt 1.10);
Eingussdurchmesser = 4,4 cm
Gesamter kleinster Querschnitt kleiner 2,8 cm2.
FE FA H oder FA FE H
h h
165
41
2.16 Überwachung der metallurgischen Qualität Das Schaubild (ABC-Kurve) zeigt schematisch sehr
und Bedeutung des Keimzustandes der deutlich die unterschiedlichen Volumenänderungs-
Schmelze kurven für Gusseisen mit Kugelgraphit. Wie die Kurven
Für die Berechnung und Auslegung der Speiser ist zeigen, können bei gleicher chemischer Zusammen-
es sehr wichtig, dass man den Erstarrungsablauf setzung sehr unterschiedliche Volumenänderungen
(Volumenveränderung in Abhängigkeit der Zeit) kennt auftreten. Diese Unterschiede lassen sich auf den
und in gewissem Umfang beherrscht. Der Erstar- unterschiedlichen Keimzustand zurückführen. Die
rungsablauf sollte stets konstant sein. Es ist äußerst metallurgische Qualität der Schmelze beeinflusst
schwierig, ein Speisungssystem für alle unterschied- direkt die Fähigkeit des Gusseisens mit Kugelgraphit
lichen Erstarrungsverläufe auszulegen. Die Erstarrung zur Selbstspeisung, d. h. eine geringe Volumen-
der Schmelze sollte gemessen werden. Die chemische änderung.
Analyse gibt fast keine Auskunft über die Erstar- Bis heute gibt es noch kein allgemein anerkanntes
rungsform der Schmelze. Verfahren, mit dem die „metallurgische Qualität“ exakt
Bild 56. Schematische Darstellung der unterschiedlichen Volumenänderungs- gemessen werden kann. Wir wissen heute jedoch,
kurven von Gusseisen mit Kugelgraphit dass Roheisen, Schmelzprozess, Magnesium-Be-
handlungsverfahren und das Impfen die metallurgische
ABC-Kurve
Qualität der Schmelze beeinflussen.
In der Praxis ist es sehr wichtig, dass alle
Einflussgrößen möglichst konstant gehalten werden,
um eine gleichmäßige Volumenänderung zu gewährlei-
sten, bei der der Bedarf an Speisungsvolumen kon-
stant und vorhersagbar ist.
42
erhaltene Abkühlkurve ausgewertet und die zum Speisen. Derartige Speiser werden ebenfalls
Sphärolithenanzahl in Abhängigkeit vom Modul anhand des signifikanten Gussstückmoduls bemessen.
bestimmt (vgl. S. 24). Sie können auch bei dickwandigen Gussstücken relativ
Die Lunkerneigung hängt nach Bild 57 mit dem klein sein. Die üblichen exothermen oder isolierenden
Restmagnesiumgehalt zusammen. Speiser haben einen höheren wirksamen
Speisermodul, der um den Faktor 1,4 bis 1,5 größer als
Bild 57. Zusammenhang zwischen dem Restmagnesiumgehalt und der
Lunkerneigung von Gußeisen mit Kugelgraphit bei in Sand geformten Speisern ist.
Ein anderer spezieller Speisertyp sind als „Mini-
dun
g Speiser“ bezeichnete kleine exotherme Speiser, deren
erbil
rLunk Modul etwa 2,3 mal größer als der von Sandspeisern
nz zu
nde ist. Um derartige Speiser zu bemessen, werden übli-
ke Te
star
cherweise der signifikante Modul des Gussstücks und
% Mg-Restgehalt
bildu
ng sein Gussgewicht bestimmt. Der Bedarf an
u nker
z zur L Speisungsmetall beträgt 3 bis 5 % des Gewichts. Er
nden
ge Te hängt von der Formfestigkeit, der metallurgischen
gerin
Qualität des Eisens und der Gießtemperatur ab. In
jedem Fall sollte man die Herstellerangaben für derarti-
ge Spezialspeiser beachten. Der höchste Aus-
nutzungsgrad eines Mini-Speisers sollte nicht größer
als 70 % seines Volumens sein.
Modul (cm)
Fallbeispiel
Für ein Gussstück mit einem signifikanten Modul
von 2,5 cm und einem Gewicht von 20 kg ergibt sich
2.18 Hilfsmittel bei der Speisung
folgender Speiser:
Exotherme oder isolierende Speiser bieten den
Gewicht des Speisers: Bedarf an Speisungsmetall
Vorteil, dass kleinere Speiser verwendet werden kön-
mind. 3 % x 20 kg = 0,6 kg, bei einem Ausnutzungs-
nen, wenn die Speiser gießtechnisch „kalt“ sein müs-
grad von 70 % benötigt der Mini-Speiser 0,857 kg. Der
sen, d. h. nicht angeschnitten sind. Bei üblichen
Speisermodul sollte 1,1 x 1,5 cm = 2,75 cm sein.
Speisern macht die zur Kompensation der Er-
starrungsschwindung benötigte Schmelzmenge nur Die Bemessung des Speiserhalses ist bei Mini-
einen geringen Anteil, etwa 14 %, des gesamten Speisern ebenfalls von großer Bedeutung. Zwischen
Speiservolumens aus. Exotherme oder isolierende dem Speiser und dem Gussstück muss sich ein
Speiser nutzen hingegen bis zu über 80 % ihres Inhalts Brechkern befinden. Der Speiserhals im Brechkern
43
sollte mindestens einen Durchmesser von einem Drittel 2.19 Kokillen
des Speiser-Durchmessers haben. Der Vorteil ist, dass Bei den immer schärferen Qualitätsanforderungen
auf diese Weise Lunker im Speiserhals vermieden und sehen sich die Gießereien gezwungen, völlig lunker-
die Putzkosten verringert werden. freie Gussstücke auf wirtschaftliche Weise zu erzeu-
Ein weiterer Vorteil der Mini-Speiser besteht darin, gen. Bei Gusseisen mit Kugelgraphit tritt im
dass der während der Erstarrung der bei der Erstarrungsverlauf eine Expansionsphase auf. Bei fest-
Ausscheidung des Graphits entstehende en Formen und langsamer Erstarrung können lunker-
Expansionsdruck nicht auf die Form wirkt, sondern freie Gussstücke speiserlos oder mit Hilfe einiger
durch das noch flüssige Metal im Speiser und den sich Kokillen hergestellt werden. Die Mehrzahl der
dort bildenden Hohlraum aufgefangen wird. Mini- Gussteile ist jedoch kleiner und wird in relativ weichen
Speiser wurden in einer Gießerei für Hydraulikguss Grünsandformen abgegossen. Unter dem Druck der
erfunden. Dieser Betrieb hatte große Probleme mit Graphitexpansion geben die Formwände nach, so dass
Penetration und Brechen von Kernen. Nach der der Expansionsdruck nicht für die Dichtspeisung des
Umstellung auf Mini-Speiser verschwanden diese Gussstücks ausgenutzt werden kann. Da Gusseisen
Fehler fast vollständig, da das Speisersystem jetzt ein mit Kugelgraphit eine eutektische Legierung ist, bleibt
druckkontrolliertes System darstellt, bei dem während es während der Erstarrung recht lange flüssig und bil-
der Schwindungsphase der Erstarrung der Speiser die det keine feste Randschale. Wenn Kokillen verwendet
Gussstücke mit flüssigem Eisen versorgt, während bei werden, entsteht unter ihnen eine erstarrte Rand-
der Graphitausscheidung Schmelze in den Speiser schale. Zusätzlich kommt es in diesen Bereichen zu
zurückgedrückt und so der Überdruck abgebaut wird. einer Gefügeverfeinerung, die sich günstig auf die
Alle exothermen Speiser enthalten Aluminium und Dichtigkeit und Verschleißbeständigkeit auswirken
andere Elemente, um die exotherme Reaktion zu kann.
erzeugen. Diese Elemente können häufig die Die meisten Gießereien verwenden Kokillen aus
Kugelgraphitbildung stören. Um diese Fehler zu ver- Gusseisen mit Lamellengraphit. Die Kokillen sollten
meiden, sollten die Höhe des Speisers oder die Länge mindestens ebenso dick sein wie die zu beeinflussen-
des Speiserhalses vergrößert werden. Auch andere de Gussstückpartie. Einseitig angelegte Kokillen kön-
Elemente können Gussfehler verursachen, wenn sie in nen den Modul um bis zu 50 % vermindern (Bild 58)
den Sandkreislauf gelangen, vor allem dann, wenn der oder sogar Speiser unnötig machen (Bild 59).
Sand nicht hoch erhitzt wird. Typische Fehler sind z. B. Grauguss-Kokillen können solange benutzt werden, bis
Fischaugen. sich Brandrisse entwickeln Risse in den Kokillen kön-
nen Gasblasen an den entsprechenden Stellen verur-
sachen. Um diese Probleme zu vermeiden, setzten vie-
le Gießereien Kokillen aus SiC oder Graphit ein. Sie
haben zwar eine geringere Abschreckwirkung als
44
Grauguss-Kokillen, aber sie haben keine Neigung zur Gussteile,
Feuchtigkeitsaufnahme. Das Anbringen von Kokillen speiserarm, speiserlos gegossen mit Hilfe von Kokillen.
vermindert die Anzahl der erforderlichen Speiser und in
der Regel auch die Ausschussrate. Dadurch werden
das Gussausbringen verbessert und die Putzkosten
gesenkt.
Bild 58. Vermindern des Moduls durch eine Kokille
Speiser
T
t = T
Kokille t
Kokillen Kokillen
eingeformte
Kokillen
Anschnitte 65 mm
45
Fallbeispiele von Flaschenspeisern
Bild 60. Halterung aus Gusseisen mit Kugelgraphit
a) Querschnitt durch die beiden Halterungen und den Speiser
b) Die beiden durch einen Flaschenspeiser verbundenen Halterungen
46
Bild 61. Vier Gussstücke - ein Flaschenspeiser
47
Bild 62. Unterschiedliche Beispiele der Speisertechnik
Ko
kil
le
le
kil
Ko
48
Schrifttum
1. Cvorinov, N.: 6. Gerhardt Jr., P.C.
Giesserei 27 (1940) S. 177 -186, 201 - 208, 222 - 225. Computer Applications in Gating & Risering System
2a. Wlodawer, R. Design for Ductile Iron Castings.
AFS Transactions 73 (1983), S. 475 – 486.
Gelenkte Erstarrung von Stahlguss. 2. Auflage,
Giesserei-Verlag, Düsseldorf , 1967. 7. Karsay, S.I.
49
50
Vereinfachte Formel
für die Berechnung „X“. Mit dieser
vereinfachten Formel kann schnell
und einfach 5 % von Gussgewicht
über dem Gussteil berechnet werden.
Speiser- Speiser-
Gewicht Durchmesser
H = 1,5D Min. 5 % von
(kg) (cm) Gussgewicht
1.0 5.0
1.2 5.3
1.5 5.7
1.8 6.0
2.0 6.3
2.5 6.7
3.0 7.1
4.0 7.9 5 x Gw (Gussgewicht) (kg)
5.0 8.5 X= = (cm)
6.0 9.0 0.007 x 25 x 3,14 x D2 (cm)
8.0 9.9
10.0 10.7
12.0 11.3 9,1 x Gw (kg)
15.0 12.2
= = (cm)
D2 (cm)
18.0 13.0
20 13.4
25 14.5
30 15.4 10 x Gw
40 16.9 ~
X~ = (cm)
50 18.2 D2
60 19.4
80 21.3
90 22.2
100 23.0 Formel für inch und pounds
120 24.4
150 26.3
(1 inch = 2,54 cm; 1 lb = 0,4536 kg
180 28.0
200 29.0
300 33.1 0.25 x Cw (lb)
~
X~ = (in)
400 36.5 D2 (in)
500 39.3
1,500
12
11
1000
900 10
800
700
600 9
500
8
400
300 7
200
6
5
100
90
80
70
60
4
50
40
30
3
20 Oberkante Speiser
Speisungsvolumen
x
Oberkante Gussstück
10
9
8
7 2
1.5 x D
6
5
4 O
X
3 U
D (Ø)
2
Speiserdurchmesser
(cm oder in.)
1
0.9
0.8
1
0.7
0.6
0.5
0.4
0.3
Speisungsvolumen
(cm3 oder in.3)
0.2
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
10.0
ität
u al t
Q itä
5.0 te ual
gu Q
4.0 hte
lec
h
sc
3.0
2.0
1.5
Modul-Signifikant (MS) cm
1.0
I II III
0.5
0.5 1.0 1.5 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0
Modul-Speiserhals (MSpH) cm
0.6 1.0 1.5 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0
Modul-Speiser (MSp) cm (MSp = MSpH x 1.2)
100
Gießzeit sec.
10
1
1 10 100 1,000 10,000
Gesamtgießgewicht inkl. Speiser (kg)
Diagramm für die 30
Modulberechnung
7,
0
6,
und auch an den
0
Seiten a und b.
20
5, 4,5
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a (cm)