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Oskar Bülow - Gesetz Und Richteramt - 1885
Oskar Bülow - Gesetz Und Richteramt - 1885
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Gøogle
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ılgflgmıg ließ fßreııgiidıeıg üllgemeinen ßanbredıtâ ımh ließ ëñdı-
fli en ißurgcrlidıen ßiefeßhudıeê.
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gefchlagenen äšegeš beftärften. íbegenfolb betonte in feiner
ëdhrift über (šinlaffungâgwang unh llrtheilšnorm 1877
ebenfallâ hie gefeheßähnliche äefchaffenheit heš llrtheilê,
freilich unter mancherlei äorbehalten unh (šinfchränfııngen.
äšaâ fišhering in feinem Sweet im äliecht 1877, äh. 1,
Gš. 327-333 über ba§ „fišnhivibualgebot“ bemerfte, trug,
obwohl ohne äegiehung auf haâ richterliche llrtheil geäußert,
gur Qluêreifııng her (åjehanfen über hie richterliche fontrete
Eltechtšfchaffung bei, nachhem ich längft auâ 3hering'§ frühe=
ren älšerfen reiche Qluffêhlüffe über viele Qšrunhfragen er=
halten hatte, hie für haê in Qlngriff genommene âlšroblem
mittelbar von äeheütnng finh.
Qšelegentlitl) ber Qlbhanhlııng über civilvrogeffualifche
âittionen unh ältahrheiten 1879 (älrchiv f. h. civil. ärariß
äh. 62, ê. 1-96) wurhe ich mir fohann über hie llnhaltß
barleit eineß wichtigen Cfštügvunfteß tlar, hen hie herfömm=
liche Qluffaffung heš richterlichen llrtheilßberufš in her %il=
tion her Qiefegmäfiigleit aller llrtheile gefunhen hatte unh
habe hort meine âlluffaffung heš fliichteramtâ in einem (šr=
curfe (ê. 93, 94) fchon etwaš fchärfer angehentet. fin ber
Qlbhanhlung über hiêvofitiveš (àlivilvrogefirecht in herfelben
ßeitfrhrift 1881, ê. 84 famen einige weitere fllnheutungen
hingu.
Qllle hiefe Qlnheutungen finh biš iegt auf feinen
ä3iherfvrmh geftofien unh hieß hürfte vielleicht nad) hen
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Sßeihenfhaft her Sfltenfchenart gufammen, um her íburhführung
heâ gefehlid)en› Eliehtšvlanš aller Qrten .fiemmniffe gu be= 1
reiten. ëo hat fih hie Gñefetggebung habei gu befheihen,
haß fie her .ßerftellung einer wirflichen šliehtšorhnung bloß
gebieterifh hen ä3eg weifen fann. Ilm hie ßerftellung für
alle äälle gu f ihern, hält ber ëtaat neben, ia vor allem
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Gåefehgebungêavparat eine anhere áliehtßanftalt, haß 2Rid)ter=
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nöthigt ift um hen rehtêwihrigen älšillen gu brehen,
fiherer unh fd)idliher außerhalb ber Elieihen feiner âltihter
3u befhaffen. íltiht haß ëhwert, fonhern hie älšage ber
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Qíerehtigfeit ift in hie .fıanh heš äliihterš gelegt. (Sir hat
gu erwägen unh gu beftimmen, waß âliehtenß ift. Sbaš
älšefen heß âliihteramtâ liegt im llrtheilen.
rfiiernad) gewinnt eß hen ünfhein, alß wenn hie rihter=
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lihe íhätigfeit eine reine' äerftanhešthätigfeit wie ieheê
anhere llrtheilen wäre: eine logifhe Dveration, eine @ehluß=
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folgerung, für welhe hie gefehlihe äeftimmung hen Øberfah.
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gugeftehen wäre, haß er auf alle unh iebe in fein Qiebiet ein=
fhlagenhe Üragen mit einem beftimmten „Sa“ ober „Stein“
antworten unh fo gar balh antworten muß: haß eß für
ihn fein Ignoramus unh fein Ignorabimus giebt.
íiöaß, waß ber urtheilenhe Eliihter hem ëtaate unh her
Eltehtßorhnung 311 leiften hat, ift aber feine bloße fbenlarbeit.
íiöaß llrtheil heß äliihterß ift fein llrtheil im gewöhnlihen
1 logifchen ëinne heß älšorteß. (Zfß ift etwaß Wiehrereß, äe=
beutenhereßfllltähtigereß, alß fein âliame gu befagen fd)eint!
` šbaß rihterlihe llrtheil grünhet fih gwar wie iehe
befonnene ä3illenßäußerung auf eine føenfthätigfeit, eß ent=
hält unh beheutet aber eine âltehtßbeftimmung, eine
âliechtßanorhnung. (åšß ift eine fllßillenßertlärung unh gwar,
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ähnlich wie haß (åóefeh, eine von ber Cš ta atßg ewalt 'er=
laffene Eltechtßwillenßerflärung.
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íltiht bloß hurh haß ftumme älšort heß Giefeheß
verlünhet her ëtaat feine âliehtßgebote, 21iechtßermähti=
gungen, âltechtßverbote, fonhern auh unh. fogar noh
viel beftimmter unh einhringliher hurh hen ätunh heß
iliihterß. ëowohl her-« rihterlihe šliechtßfvruh wie haß
ßiefetg, finh üfte ber rehtßorhnenhen ëtaatßgewalt. äšie
rie gefegrchefi, in finh auch rie eihteerchen aenı)±eoe=
ftimmungen von her âßiacht unh Swangßgewalt heß ëtaateß
erfiillt. íiöaß rihterlihe llrtheil hat Stechtßtraft: eß
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trägt hie gänge Sbraft beß âliechtß in fih. í-Der rihter=
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etwa eine befonhere äegiehung auf logifhe ›Dperat_ionen
hatte. Se mehr aber im ßaufe ber Seit an hie rihterlihe
Gšntfheihung hie ünforherung geftellt wurbe, baß fie auf
forgfältige verftanheßmäßige ärüfung gegrünbet fein folle,
befto entfhiehener mohte gerahe her rihterlihe llrtheilßaft
alß ein hervorragenheß äeifpiel wohlüberlegter @hluß=
thätigteit erfheinen. Sn hen (äerihtßverhanblungen unb
Qierihtßberathungen mußte bie ëhwierigfeit unh hie große
äebeutung folgerihtiger übleitung einer äšahrheitßerlenntf
niß iauß anheren, fhon feftftehenben ä3ahrheiten befonberß
„wichtig nur gugreiafi mit bmmacifcnee e1nf«1,auria;rei±ı3er=
vortreten. „fiier lernte man fih an eine beftimmte ålfiethohe
her äåahrheitßfinbung -gewöhnen unh hen ä3erth einer folhen
ätethohe fchäßen: in ber ärogeßorhnung hatte man eine
vom Qíemeinwefen erforherte unh fanftionierte ßogif vor
fih. ëo ift eß vielleicht gu erllären, haß fpäter hie
ëprahe her älšiffenfhaft, auf her ëuhe nah einem guten
beutfhen ä3orte für hen Eentprogeß, auf hie urfprünglih
bemfelben gang fern ftehenbe äegeihnung „llrtheil“ ver=
fallen ift;
äei ber äerwenhung heß anheren in einer ähnlihen
ßehanfenrihtung liegenhen Zllšorteß für hen 21ied)tßfpruh,
nämlih heß älšorteß „(53rlenntniß" hat bie beutfhe
ëprahe ihre ßiabe feinfühliger' llnterfheibung um fo
fiherer bewährt, ha fie ja hie private, niht rehtßverbinh=
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ålliangelß wurben bie äölter enblih gu hem gewaltigen
(šntfhluffe gebraht , von ber rein rihterlihen gu einer ge=
fehlih geregelten íliehtßorbnung übergugehen , in biefelbe
freilih haß ållieifte auß her alten rihterlihen Cfšpruhweißheit
hinübernehmenb.
*Diit befonberer låšnergie unb (šinfiht haben einft bie
rehtßbegabten iliömer hiefen ëhritt gethan, alß fie in
ihren 3wölf=¶afeln bie gange íliehtßorhnung auf feften (äe=
fetgeßgrunb ftellten. äšar aber hamit her rehtßfhöpferifhen
.Qraft ber Eliehtßpflege etwa ein (šnhe bereitet? iöie wihtig=
ften unh beftverbürgten ílhatfachen ber römifhen 2liehtß=
gefhihte erweifen haß Qiegentheil! «
@ß wirh unß berihtet, wie fih alßbalb bie 6§erihtß=
verhanblungen, bie disputationes fori anß äšerf begaben,
nicht bloß um hen låñrunbbau ber ßwölftafelgefeße auß=
bauen gu helfen, fonhern auh um von ihm fo manhe
r-“štücfe abgubröcfeln unh neue eingufügen. llnh alß fohann
haß äehürfniß tiefer eingreifenber âliehtßänherungen her=
vortrat, fo wurben auh hiefe, wenigftenß waß bie inneren,
inßbefonhere bie privaten Eliehtßguftänbe anlangt, gum
allergrößten *iheile niht etwa hurh Qiefeße bewertftelligt,
fonhern ber rehtßumbilbenben ürbeit ber låñerihte über=
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äie Qierihtßobrigteit, bie ärätur, nimmt fih faft
ein halbeß fišahrtaufenb hinhurh hiefer üufgabe an. (šß
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leiteten ürbeit heß Qierichtßrehtß verbantt haß römifhe
ílieht haß âlüeifte von ber ßiröße, hie ihm feine haß 2Römer=
reih überhauernbe ållšeltherrfhaft gefihert hat.
Sn äolge eben jener ürbeit waren jehoh fhon beim
äeginn her .Qaiferregierung nur noh írümmer heß 65e=
fetgeßrehtß beftehen geblieben. ålßieberum wurben, wie
einftmalß fhon vor ber ßwölftafelgefehgebung, bie âUiiß=
ftänhe einer niht gefehlih befeftigten, allgu unfiheren
rihterlihen Eliehtßorhnung auf baß fhwerfte empfunhen.
über felbft bie neu aufftrebenhe, ëtaat unh Sieht fräftiger
gufammenfaffenbe .Qaif ermaht wagte ober vermohte noh
immer niht, fih hem gewaltigen ëtrom jener 21iechtß=
bilbung entgegengufteinmen. ëie befhränlte fih vorerft
auf vereingelte äerfuhe, ihn hie unb ba eingubämmen.
íben (Sutahten ber íliehtßgelehrten, benen bie (55erihte
ohnehin fih gern von felbft gu fügen gelernt hatten, wurbe
von üuguftuß einige íliehtßverbinhlichteit verliehen. llnter
ben nähftfolgenben .Qaifern wurbe hurh Senatusconsulta.
(šingelneß an ber Eltehtßorbnung gebeffert: wie wenig man
aber babei auß ben altgewohnten äahnen heß §`§urißhiftionß=
rehtß gu weihen gefonnen war, geigt fih heutlih harin,
haß hiefe ëenatßerlaffe gunähft noh mit äorliebe alß
bloße 'šltegulative für hie (üerihtßprariß abgefaßt wurben.
.fiabrian gebot gwar fhließlih ber freien (óšntwicllung heß
gangen äeamtenrechtß hurh fein edictuın perpetuum cßalt.
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über alß hann bie .Qaifer begannen, von fih allein auß
mit neuen íliehtßfaßungen vorgugehen, befhränlten auh fie
fih - her fhlagenbfte äeweiß , wie feftgewurgelt bie
rihterlihe ëliehtßfhaffungßmethohe war - noh faft gwei
fitahrhunberte lang harauf, hieß gelegentlih eingelner 2liehtß=
fälle, alß äerwalter heß höhften fliihteramtß gu thun.
(ôšrft feit (Sonftantin finh fie offen in hie äahn allgemeiner,
in außgefprohener Qñefeßeßtenbeng verfünbeter 2liechtßanorb=
nungen eingelenft. '
Sbaneben blieb jehoh noh immer hie „šauptmaffe heß
åltehtß in hem gelegen, waß hie Qierihtßprariß hervorge=
braht unh hinterlaffen hatte, unh eß ift niht ohne tiefere
äebeutung, haß hiefeß êfierihtßreht vor hen anomalen
faiferlihen äliechtßneuerungen, hen leges, mit hem vollwich=
tigeren íitel heß Eliehtß, jus, außgegeihnet blieb. üuß
jener cfiinterlaffenfhaft war aber her urfprünglihe frifhe
rehtßgeftaltenbe Qieift entwihen. íilie erleuhtete 21iehtß=
wiffenfhaft, welhe hie gange gerihtlihe âliehtßbewegung
geleitet hatte, war im (šrfterben. ßu _hen tläglihften äe=
helfen mußte gegriffen werben, um bie rathlofen iliichter in
hem äširrfal ber vielgeftaltigen Qierihtßrechtßüberlieferung
irgenbwie gureht gu weifen.
fifšuftinian befeitigte enblih ben iltothftanb. äurh ihn
wurbe bie gange bißher noh immer flüffige unh fchwantenhe
äiaffe heß rihterlihen Eliehtß in bie ftarre åšorm heß @ie=
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fetgeßrehtß umgegoffen. Sn feinem großen ($5efetggebungß=
wert hat bie faft ein Sahrtaufenb währenbe gerihtlihe
âliehtßbilbung ber alten (Sulturwelt ihren enhgiltigen üb=
fhluß gefunhen.
über wieberum ein Sahrtaufenh hinhurh mußten
auh bie mohernen äölfer, vor allen haß beutfhe,
ebenfallß hen ållšeg .ber Qierihtßrehtßbilhung befhreiten,
bevor fie bie älšohlthat einer fefteren, gefehlihen Qrhnung
unh gwar - wunherbar genug - gerahe hurh jeneß auß -L1í-
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von äall gu íšall abgefragt: eß war ein „äolleß äragenß
šliecht“, frei vom äann ftaatliher åliehtßfahung.
iöaß lšingige, waß hiefeß rihterlihe ëpruhreht gu=
fammenhielt, war hie thatfählihe, niht rehtlihe Sltaht
her (Sewohnheit , bie Irene, mit welher hie llrtheiler an
ber von Giefchlecht gu (üefhleht fih fortpflangenhen ëpruh=
weißheit hingen. 3)ie »Üorfhungen unfereß Sahrhunbertß
haben fih jenem flieht wieher mit treuer Siebe gugewenbet
unh gu íage geförhert, welher Elieihthum finniger, gefunber
unh tluger šliehtßgeftaltung in hem alten beutfhen C°špruh=
reht verborgen ift. über eß waltete über ihm niht haß
Qilüd heß römifhen íliehtßt íltirgenbß ift bie vom @5efeheß=
gwang unberührte rihterlihe âliehtßfhaffung in folher
êlieinheit, nirgenbß aber auh ihre llngulänglihteit mit folher
féöeutlihfeit gum äorfhein gelommen, wie in unferem
mittelalterlihen ilieht.
äer gefehlihen unh fogar ber gerihtßherrlihen Suht
entbehrenb , ohne hie ßeitung eineß rehtßgelehrten äerufß=
ftanheß, ja fogar ohne feften ftaatlihen ålliittelpunft, gerfiel
unfer einheimifheß Elieht in ungählige íi)orf=, ëtabt= unh
ëtanbeßgerihtßüberlieferungen, bie gähe unh eigenfinnig
feftgehalten, auf bie äauer außer ëtanbe waren , hen
llmwanblungen her focialen äerhältniffe unh äebürfniffe
gereht gu werben unb auß fih felber herauß von einem
altbäuerlihen Sieht ben fhweren Übergang gu einer hem
__2_4_ _
üuffhwunge heß .fianbelß unh ber (üewerbe entfprechenben
âltehtßorbnung gu vollgiehen. ülß nun vollenhß feit hem
13. Sahrhunbert fowohl bie .Qaifer wie hie Ranheßgerihtß=
herren immer weniger hie gur äurhführung her llrtheile
nothwenbige *maht aufgubieten vermohten, brah ein Seit=
alter troftlofer Eliehtßwirmiß unh Eliehtßunfiherheit an,
in welhem bie ohnehin fern genug liegenbe âlliöglihleit,
haß einheimifhe ëlieht hurh fräftig burhgreifenbe eigene i_
\'.
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_! _
_2§__
allein hurh hie Qierichte, hurh bie rehtßumbilbenbe
ätaht heß Eliihteramtß! -
Rein heutfheß Qiefeh hat hie römifhen Qiefetge ein=
geführt. ülß gegen (lšnbe heß 15. Sahrhunbertß bie
römifhen .Qaifer heutfher äation fih gelegentlih mit ber
ünwenhung jener von ihren „äorfahren am „fieiligen
älieih“ erlaffenen Giefeße einverftanhen erflärten, -- alß
Raifer »Üriehrih her fíiöritte bamalß ber neu gegrünbeten
Sfiíübinger llniverfität in feinem äeftätigungßbriefe ben
äšunfch mit auf ben äšeg gab, eß möhten jene Qiefeße
hort „hen Qhren feiner llnterthanen immer beffer ein=
geträufelt werben", war ihre ßåeltung in äeutfhlanb fhon
außgemaht unh gum großen íheil vollgogen.
5Die (šinführung heß römifhen ëliehtß wurbe von 21iehtß=
fpruh gu âliehtßfpruh auß ber *mitte her êfierihte hurh
ihren eigenen freien (ëntfhluß bewerlftelligt. âlliänner , hie
auf italienifhen, fpäter auh auf heutfhen llniverfitäten im
römifhen låíefeheßreht unterwiefen waren, fagten fih alß
fltihter von ber verworrenen unh gerfahrenen einheimifhen
âliechtßfpruhweißheit loß unh wanbten ftatt berfelben lieber
haß wiffenfhaftlih abgeflärte , ben äebürfniffen jener Seit
fo vielfah entgegenfommenhe Suftinianifhe löíefetgeßreht an.
llnh hie iliehtßfuhenben felber gogen eß vor, fih an hiefe
her fremben Sltehte gelehrten âiiihter gu wenben. SDie äe=
rihtßplähe, an benen bißher bie ëhöffen unter freiem
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rfaimmel getagt hatten, veröheten. .fiohn unh ëpott wurbe
ben „fiıeclenrihtern“ mit ihrer verfommenen bäuerlichen
âltechtßweißheit nahgerufen, hie eß felber niht allgufchwer
nahmen, fih heß ererbten âliehtß gu entäußern: fo manher
von ihnen hafchte .nah bequemen .fiilfßmitteln , um fih
einige .Qenntniß von hem beliebt geworhenen fremben (äe=
fetgeßreht gu verfhaffen unh eß hen gelehrten Eliihtern gleih
thun gu tönnen, biß enblih auh hiefe álšfufher haß äelb
räumen mußten.
Sbiefer gange äorgang ift bie beutlihfte aller Dffen=
barungen freier rihterliher âltehtßbeftimmungßmacht. .fiier
geigt eß fih, haß hiefe *maht fih fogar gur äerfhmähung
unh äerbrängung ber eigenen feftgewurgelten 2ltechtßüber=
lieferung fteigern tann. -
Sbaß Qiebahren jener treuloß vom einheimifhen gum
fremben âlteht abfallenben âliihter muß für Sehen ein âliäthfel
bleiben, ber von hem rechtßfhöpferifhen äerufe heß 2Richter=
amtß nihtß wiffen will unh, in ben heutigen Qiefeßeßrehtß-=
anfhauungen befangen, eß für außgemaht hält, haß über ben
åliihterfprühen ftetß eine fie leitenbe unh binbenbe fertige abß=
tratte âltechtßnorm ftehen müffe. âiiur hiefeß äorurtheil trägt
bie ëhulb baran, haß unfere iheorie eß fo fhwer gehabt
hat, bie Elteception heß römifhen íliechtß juriftifh gu begreifen.
üuf welhe âiiothbehelfe ift man verfallen , um für bie
âltehtßfprühe, hurh welhe haß römifhe âlieht gur .fıerr-=
_„_%Z__
fhaft über haß beutfhe Eltehtßleben gelangt ift, irgenb
einen legitimirenhen abßtratten Eltehtßfatg außfinbig gu
mahen! Su biefem Swecl wurbe einft haß äiärhen
von ber gefehlihen (Einführung heß römifhen Eüehtß er'=
funben unh lange geglaubt. ëeit hiefer (55laube unhaltbar
geworben ift, mußte bie anhere neu entbeclte „?Iiehtßquelle“,
haß Qóewohnheitßreht alß üußfunftßmittel herhalten. 11m
jenem äorurtheil ($5enüge gu thun, hat man eß über fih
vermocht, eine htehtßumwälgung, bie hen fchroffften äruh
mit ber âliehtßüberlieferung, bie Roßfagung von allem
gewohnten Sieht enthält, für ein (šrgebniß heß (äe=
wohnheitßrehtß gu halten!
Sbie einfahe Röfung heß Eltäthfelß ift hurh bie rehtß=
probultive .Qraft heß Eltihteramtß von felbft gegeben. Sn
ber ilieception heß römifhen âliehtß hat bie von feinem
(üefetg unh überhaupt von feinerlei abßtratten âliehtßfätgen
befhränlte unh gelentte rihterlihe âltehtßfortbilbungßmaht
ihren vollftänbigften unh höhften íriumph gefeiert. íšreilih
auch ihren letgten! Snbem fie ihn feierte, begab fie fih
bereitß felber unter haß Seh heß Qíefeheßrechtß!
___ _-Ã
__fi__
IV. Jllaø rihterlihe Recht innerhalb beø heutigen
lhefeheøreehtø.
Sft nun aber, - werben unfere (35egner einwerfen -
feit bie (üerihte fich ber Sıerrfhaft heß låiefetgeß unter=
worfen haben, vollenhß feit ber moberne ëtaat feinen
Cßiefetggebungßberuf immer beffer, felbftänbiger unh volI=
ftänbiger gu verfehen gelernt hat, niht wenigftenß j eht
bie ëtellung heß âliichteramtß fo völlig veränhert, haß ihm
von feinem ehemaligen rehtßfhöpferifhen äerufe nihtß
mehr übrig geblieben unh ber Eltichter auf bie befheibenere
üufgabe einer rein logifhen âliehtßfubfumtionßarbeit gu=
rüdgehrängt ift?
lluumwunbeu ift gugugeftehen, haß hie urfprünglihe
volle rehtlihe Üreiheit ber rihterlihen êliehtßfhaffung
entfchwunhen unh wohl auf alle abfehbiıre Seit bahin ift.
Se entfhiehener, einfihtiger, vorfichtiger “bie Giefety
gebung hie íltechtßorbnungßaufgabe gu erfüllen fuht, in
befto engere äahnen ift ber üihter beim (šrlaß feiner
âliechtßbeftimmungen gewiefeu: befto mehr ift bie ?Iiehtß=
orhnung vor iuhivibueller richterliher älšillfür unh %Iiehtß=
neuerungßluft , vor llnfiherheit unh äerwirrung behütet.
Cåben bariu befteht ja ber ëegen, welhen- unß bie mit
ber üufopferung heß einheimifhen êliehtß errungene ge=
fehlihe âltehtßorhnung gebraht hat unh ber fih noh
\
29
32
gefehen unh haher auh niht mit einer auf fie gerihteten
Eliehtßbeftimmung behaht fein fönnen.
ëelbft wenn hiefelben Sßerfonen, hie gum (årlaß heß
maßgebenhen (üefetgeß gufammengewirtt haben, gum Sliihter
über hen eingelnen âliechtßfall berufen werben würben, ver=
möhten fie hie gutreffenhe (Entfheihung niht mit abfoluter
ëiherheit gu finhen: oft würhenfie, eingeln angegangen, gu
verfhiehenen (Ergebniffen gelangen, auh felbft wenn fie haß
Qiefeh einmüthig befhloffen hätten.
llnh eß wäre eine völlig verfehlte åfaoffnung, wenn hie
Qiefeßgebung etwa glaubte, her ëelbftänhigfeit unh hen
ëhwierigteiten her richterlihen âltehtßfinhung baburh vor=
beugen gu tönnen, haß fie felber möglihft aufß lšingelne
unh äefonhere einginge. åöie vielbänhigen cafuiftifhen 65e=
feßbüher haben fih längft alß hie fhlimmften , verworren=
ften unh verwirrenhften , alß hie ungulänglihften erwiefen.
äšollte her Cüefeßgeber jeneß Siel erreichen, fo bliebe ihm
nihtß anhereß übrig, alß haß er fih hagu erböte, auf ün=
frage her (üerihte ihnen hie gutreffenhe (šntfcheihung felber
von íšall gu %}all gu geben: wenn er alfo unter her *lltaßfe
heß (üefeßgeberß hen rihterlihen äeruf felb er verfähe.
äaß ift ja auh haß vergweifelte üußfunftßmittel, welheß
einft .ffšuftinian in feiner eiferfühtigen lleberfhähung her
ßiefeßgebungßgewalt feierlih anlünhigte, ohne fih tlar
harüber gu werben, haß er hamit nur bie llnfähigfeit her
ä ülow, ßefeh unh tltihteramt. 3
_ i1__
(Sefeßgebung gur genügenhen íltegelung unh Drhnung heß
Eitehtß eingeftanhen hat.
Sn íšolge vieler trüber ërfahrungen ift henn auh
hie neuere Qiefeßgebung enblih immer mehr an ihrer
üllwiffenheit unh üllmaht irre unh bange geworben. ëie L
äei hen llebrigen hätten wir unß aber auf hie *Iliöglihfeit
reht verfhiehenartiger üntworten gefaßt gu mahen. ilšie
oft treten gegenfäßlihe üuffaffımgen heß gemeinfam be=
fhloffenen (55efetg,eß in hen (åñefehgebungßverhanhlungen
offen außgefprohen hervor!
llnter hiefen llmftänhen befhränft fih hie (Sinheit
her gefetggeberifhen älšillenßerflärung _ auf hen ä3ort=
außhrucf. llnter her trügerifchen äerhüllung heß gleichen
Cüefetgeßwortß liegt eine äielheit von âltehtßmeinungen unh
Eltehtßwillenßrihtungen verborgen! ilšelhe von ihnen bie
rihtige ift, harüber fpriht fih haß (üefeh niht auß.
äem íltihter bleibt eß überlaffen, auß jener äielheit
eine innerlihe (åšinheit heraußguftellen ober vielmehr hie=
junge sinrcsßefccmmnng gu wahren, rie ihm ars ne
ruhhfchniıcıih nchngfte erfhnnc. nur in pfıchtmafiig
unh forgfam er- hierbei auh alle gugänglihen üußfunftß=
mittel gu Sliathe gieht, fo ift ihm hierfür boh feine 65e=
feheßanweifung gegeben unh bei ber älšahl feine §Iiechtß=
fhranfe gefeht. 'fišeheß (årgebniß, gu hem er gelangt, ift
in vorauß vom ëtaate alß haß .rihtige genehmigt,
mit âliehtßfraft behaht!
âlltöglih, haß haß (Ergebniß feiner eingigen von hen
bei hem Giefeßeßerlaß betheiligten äerfonen in hen ëinn
gefommen war! älšelhe feinen unh tiefen hiechtßgehanfen
finhen fih unter her äerfiherung, haß fie eben haß, waß
_§?____
fhonıim Suftinianifhen Gßefeßeßreht enthalten fei, wieher=
geben follen, in unferen í|3anheftenlehrbüd)ern unh =vor=
trägen. íiöie šltihter, bie nah hiefen Rehrfätgen urtheilen,
finh übergeugt unh müffen übergeugt fein , haß fie nach
Suftinianß ílieht rihten. llnh boh, wer wollte glauben,
haß Suftinian unh feine (åšehilfen alle hiefe außerlefene
Eliehtßweißheit fhon in ihren Sföpfen beherbergt, vom
größten íheile hiefer lliehtßgehanfen auh nur eine ühnung
gehabt hätten? älšie vertrüge fih henn iiberhaupt hie viel=
begehrte tınb vielgerühmte „âlieuheit“ einer juriftifhen -Rehr=
meinung mit ihrer âliihtigfeit, wenn ,bloß haß, waß her
Giefeßgeber fhon längft gebaht hat, Eliechtenß wäre?
(åñewißz haß (åñefeh ift oft flüger alß fein llrheber, haß,
Qiefetgbnh weifer alß her Gåefehgeber! *mit anbern, nüh=
terneren äåorten unh wohl noh fhärfer gutreffenh: ben
íliihtern wirh oft eine größere unh beffere 2Itehtß=
einfiht gııgemuthet unh gugetraut alß hem @5efeh=
gebungßperfonal! '
Sa eß ift viel häufiger, alß man vermuthen möhte,
haß her Cüefeßgeber hen âltihtern hiefeß äertrauen offen
entgegenbringt: haß er felber von einer eigenen üuffaffung
unh fbeutung heß (äšefetgeßworteß übftanh nimmt unh eß
lieber hem íltihter anheimftellt, ben wahren ëinn auß=
finhig gu mahen unh haß für rihtig (åšrfannte hen äe=
theiligten, hie fih über hen ëinn heß Cßñefetgeß niht
` Q
___ss
einigen fönnen, alß enhgiltige ftaatlihe älšillenßmeinnirg gu
nerfünhen.
äieß gefhieht ftetß, wenn her (üefeßgeber eine iiEıer=
lieferte âiiechtßbeftimmung in ber herfömmlihen üb=
fnffnng, ohne fih über ihre wahre äebeutung fhlíiffig gu
machen, in fein ßåefetgbuh aufnimmt lebiglih heßheılb,
weil fie fih bißher bewährt hat unh haher hie .\:)nff=
nung begrünhet ift, haß fie fih auh fernerhin bewähren
werbe. llnh ift hieß niht bie ürt, wie jeheß Cüefetgbnh gnr
üııfnnhme ganger großer (üruppen von âltehtßfügen unh
niht gerahe her unwihtigften unh am wenigften gelungenen
gelangt? rfıaben henn etwa hie äerfaffer her §}uftininni=
fchen Eliehtßbüher, alß fie hie erhabene Suriftenweiâheit her
äorgeit gum låáefeß erhoben, hiefe voll in ihr Sgnnereß,
in ihr rehtliheß ßenfen unh äåolleu aufgenemmenfš
:hätten fie eß währenb einer faum hreijährigen 'ürbeitßfrift
„in tnnta. legum compositione quae ab immense librorıım
nıunercı eolleeta. est“ auh nur annähernb vermocht? Sft
niht eıuh gerahe gu unfern Seiten in ben *lliotinen her
üåefeheßentwürfe oft genug gu lefen, haß her wahre fšinn
hiefer ober jener herfömmlihen äeftimmung vorerft behin-
geftellt bleiben unh feine .fieraußftellung hen äenıiíhungen
her, unter folhen llmftänhen gern beftenß. um .fiıilfe an=
gefprnchenen „ä3iffenfhaft“ überlaffen werben folle?
äei biefem häufigen äerfahren weift aber hie ß5efeh=
iılıeı- . __ __________,
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gebung, ftatt felber einen âliehtßfaß neu hervorgubringen, hie
gur íliehtßanwenhung berufenen Sßerfonen an, ihn auß her
hiehtßvergangenheit gu entnehmen, meiftenß auß einer
äorgeit, in 'welher hie âliehtßbilhung noh garniht in hie
%}effeln heß ßiefeßeßworteß gefhlagen, fonhern noh her freien
Góeftaltung hurh hie âltehtfprehung her (üerichte überlaffen
war. ëo nimmt her (åiefeßgeber , her vermeintlih her
rihterlihen šitehtßfhöpfııng ein (šnbe bereitet hat, boh
felber immer noh feine Sufluht gu ihr. åDer Eltihter wirh,
um gu erfahren, waß íliehtenß ift, vom (åíefeh wieberum an
ben Eltihter verwiefen!
SDie felbftänhige fliehtßbeftimmungßmacht heß Eltihtere
amtß vermag aber enblih fogar im fpruh gum
wirflihen, feft beftimmten låiefeheßfin *<3 eg enf ah
gum älšollen unh .šıoffen heß ..-greih gum
iäurhbruh gu fommen. (šß wirh 1) bie vielen
Cfšhwierigfeiten ermögliht, hie /'rihtigeu äer=
ftänhniß heß Qóefeheß worteß e ' in fönnen.
SDenn »i ber ßšefahr, hie i ehanfen bei hem
äerfuhe, ihn hurh äußere __' › gu geben, hroht, -
ber (üefahr, haß er niht v* .g unh fiher erfennbar
gum üußhrucf gebraht - .nterliegt auh her gefeh=
geberifhe Qiehanfe unh e noh fo forgfältig unh genau
in äšorte gefaßt fein! ift ihr um fo mehr außgefeßt,
weil haß ftumme ,eßwort fih niht hem jeweiligen
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einigen tönnen, alß enhgiltige ftaatlihe äšillenßnceinniıg gn
verfünhen.
äieß gefchieht ftetß, wenn her ßiefeßgeher eine über=
lieferte hiehtßbeftimmung in her herfömmlihen üh=
faffung, ohne fih über ihre wahre äebeutung fhliiffig gn
mahen, in fein (åiefehbuh aufnimmt lehiglich heßhnllı,
weil fie fih bißher bewährt hat unh haher hie „§)off=
nung begrünhet ift, haß fie fih auh fernerhin bewähren
werbe. llnh ift hieß niht bie ürt, wie jeheß üåefeigbuch gur
üufnahme ganger großer Qiruppen von Eliehtßfähen ıcnh
niht gerahe her unwihtigften unh am wenigften gelungenen
gelangt? haben henn etwa hie äerfaffer her fi}uftininni=
fhen âltechtßbüher, alß fie hie erhabene Suriftenweißheit her
äorgeit gum Cüefeß erhoben, hiefe voll in ihr Snnereß,
in ihr rehtliheß Sbenfen unh filšollen nnfgeneınnıeni'
rfıätten fie eß währenb einer faum hreijährigen ürbeitßfrift
„in tanta. legum compositione quae ab inıınenen lihrcırnııı
numero collecta est“ auh nur annähernb nermnhti Sft
niht auh gerahe gu unfern Seiten in hen fllietinen her
(ióefeheßentwürfe oft genug gu lefen, haß her wnhre fišinn
hiefer ober jener herfömmlihen äeftimmung nurerft hı:ıhin=
geftellt bleiben unh feine .fieraußftellung hen äeıniihungen
her, unter folhen llmftänhen gern beftenß um -fiıilfe un=
gefprohenen „ä3iffenfhaft“ überlaffen werben felle?
äei biefem häufigen äerfahren weift uber hie @1›efe1g=
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gebung, ftatt felber einen åliehtßfah neu hervorgubringen, hie
gur Eltehtßanwenhung berufenen âfšerfonen an, ihn auß ber
âliehtßvergangenheit gu entnehmen, meiftenß auß einer
äorgeit, in *welher hie íliehtßbilhung noh garniht in hie
fffeffeln heß Giefeheßworteß gefhlagen, fonhern noh her freien
ßieftaltung hurh hie âliehtfprehung ber Cüerihte überlaffen
war. ëo nimmt her Qóefehgeber, her vermeintlih her
rihterlihen hiehtßfhöpfung ein (šnbe bereitet hat, boh
felber immer noh feine Sufluht gu ihr. SDer âliihter wirh,
um gu erfahren, waß âliehtenß ift, vom (üefeh wieberum an
ben Eiiihter verwiefen!
SDie felbftänhige íliehtßbeftimmungßmaht heß âliihterf
amtß vermag aber enblih fogar im äšiherfpruh gum
wirflihen, feft beftimmten Giefeheßfinne, im 65 egenf ah
gum äšollen unh .hoffen heß ßefeßgeberß fiegreih gum
Qurhbruh gu fommen. (šß wirh hieß hurh hie vielen
ëhwierigfeiten ermögliht, hie fih hem rihtigeu äer=
ftänbniß heß Cüefeheß w o rteß entgegenftellen fönnen.
SDenn -i ber (åíefahr, bie jehem (bebauten bei hem
äerfuhe, ihn hurh äußere ílltittel funh gu geben, hroht, -
ber Giefahr, haß er niht vollftänhig unh fiher erfennbar
gum üußhrucf gebraht wirh, unterliegt auh her gefeß=
geberifhe Göehanfe unh mag er noh fo forgfältig unh genau
in äšorte gefaßt fein! (är ift ihr um fo mehr außgefetgt,
weil haß ftumme (åíefeheßwort fih niht hem jeweiligen
.l
V. $d1lu[;betraehtungen. _
(šß hat fih gegeigt , wie eß mit her vermeintlihen
äollftänhigfeit, äeftimmtheit, äeftigfeit, llntrüglihfeit heß
(Sefeheßrehtß beftellt ift. lleberall ftößt bie rehtßorhnenhe
.äiaht her Giefehgebung auf unüberfteiglihe ëhranfen.
Ilm ihre üufgabe erfüllen gu fönnen , ift fie beftänbig auf
bie äiitarbeiterfhaft heß hiihteramtß an hem ftaatlihen
fiiehtßorhnungßwerfe angewiefen. Cüefeß unh âliihteramt
theilen fih in hen E1iehtßfhaffungß= unh 2liehtßbeftimmungß=
beruf ber ëtaatßgewalt. . _ '
SDaß unfere älšiffenfhaft fih bißher noh niht gum
äefenntniß hiefer älšahrheit hat entfhließen wollen , wirh
nur hurh ein tief eingewurgelteß äorurtheil erflärlih,
welheß bie ältehtßtheorie unferer Seit auß ben Seiten heß
übertriebenften (hefeheßcultuß beruhigt übernommen unh
feftgehalten hat. _
älšohl ift im ünfange unfereß Sahrhunhertß unter ber
Y-ührerfhaft ëavigntfß her .Qampf gegen hen Cßilauben
an bie allmähtige Slraft her lfiíefehgebung begeiftert auf=
genommen unh fiegreih hurhgeführt worhen. ílltit hem
unwiherleglihen äeweife, haß hie Giefehgebung niht hie ein=
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42
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eingelne rihterlihe üehtßfahungen herguftellen unh gu unter=
halten angelegen fein läßt, eine reht unvollfommene, vieler=
lei llnfiherheiten unh ëhwanfungen außgefehte. über troh
aller âlltängel ift unh bleibt boh auh fie eine §Iiehtß=
orhnung. llnh auh bevor hie fonfreten rihterlihen
šliehtßbeftimmungen fhließlih unter bie Reitung unh %)iege=
lung abßtrafter, gefehliher Eiiehtßbeftimmungen gerathen
finh, hatte hie her *Dienfhennatur tief eingepflangte glüdlihe
êlieigung gur focialen üffommobation, hie äiaht ber ße-
wohnheit, hafür geforgt, haß hiefeß rihterlihe ëpruhreht
einen hohen Girah von äeftänhigfeit annahm, hie überhieß
noh baburh fehr beförhert wurbe, haß bie noh niht hurh
bie üutorität heß Qiefeheß geleiteten unh geborgenen âiiihter
bamalß fih aufß lebhaftefte hagu gehrungen fühlen mußten,
für haß auf eigene äerantwortung frei gu fhöpfenhe Sieht
hurh forgfame äerücffihtigung her ëitte unh llebung heß
fliehtßverfehrß wenigfteuß einigen feften .halt gu gewinnen,
fei eß auh nur in her cfioffnung, ihren Eliehtßfprühen auf
hiefe älšeife hie äilligung her Eltehtßgenoffen gu verfhaffen.
Su hiefer nebenfählihen unh, wie hie hieception heß
römifhen äliehtß mit befonberer íibeutlihfeit geigt, rein th at=
f ählihen , niht rehtlihen Qšigenfhaft heß nihtgefehlihen
Eliehtß hat henn nun unfere íheorie ihre Sufluht genommen,
um, jenem äorurtheil entfprehenh, auh in hem nihtgefeh-
lihen âiieht hen ünfhein abßtrafter âltormirung finhen gu
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