Journal For Intel Prop

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Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No.

2 (2007) 1
Journal for Intelligence, Propaganda
and Security Studies (JIPSS)
Volume 1, Number 2, 2007

JIPSS Editorial Advisory Board: The Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies is published
by the Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies
(ACIPSS), founded at the University of Graz, Austria, in 2004, in order to
Günter Bischof, University of New promote research and understanding of the complex and often inter-related
Orleans, LA issues pertaining to intelligence, propaganda and security with which man
Hans Fredrik Dahl, University of Oslo and society are confronted in private and public life. It aims to address both
Daniele Ganser, University of Basel the academic community of specialists in such fields as history, political
Kostadin Grozev, University of Sofia science, law and journalism and the public at large; it also wants to serve
Michael Herman, Nuffield College, Oxford as a public forum for discussion of the issues raised. JIPSS is published
University semi-annually and is a refereed journal.
Gerhard Jagschitz, University of Vienna
Loch K. Johnson, University of Georgia
Gerald Karner, Hill Communications, Editorial Office:
Vienna Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies
Wolfgang Krieger, University of Marburg (ACIPSS)
Igor Lukes, Boston University, MA Institute of History
Timothy Naftali, Richard Nixon University of Graz
Presidential Library & Museum, Yorba Heinrichstraße 26/IV
Linda, CA A-8010 Graz, Austria
John M. Nomikos, RIEAS, Athens
Andrzej Paczkowski, Polish Academy of Tel.: +43 316 380 2356, 2364
Sciences, Warsaw Fax: +43 316 380 9730
Miroslav Tudjman, University of Zagreb Email: office@acipss.org
Jerca Vodu!ek-Stari", University of Web: www.acipss.org
Ljubljana
Michael Wala, University of Bochum Editorial Committee:
Wesley K. Wark, University of Toronto
Cees Wiebes, NCTb, The Hague Executive Editor: Siegfried Beer
Managing Editor: Martin Moll
Associate Editor: Eduard G. Staudinger
Reviews & Feature Editor: Andreas Gémes
Impressum:
Production Manager: Mario Muigg
Medieninhaber, Herausgeber Editorial Assistants: Stefan Auer, Verena Klug
und Verleger:
Austrian Center for Intelligence, Propa- Subscriptions:
ganda and Security Studies (ACIPSS)
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Siegfried Beer (Herausgeber) 25,00 and Euro 15,00 for students respectively). The annual subscription
Martin Moll (Chefredakteur) for non-members is Euro 20,00 for delivery in Austria and Euro 25,00 for
Verlagsanschrift: delivery abroad. Individual copies are Euro 10,00. Postage is included. If you
Institut für Geschichte
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Blattlinie:
Das Journal for Intelligence, Propaganda
and Security Studies (JIPSS) dient der Dis-
kussion von Fragen der Nachrichtendienste,
Propaganda und Sicherheitspolitik.
Hersteller:
KOMMDESIGN
Remschniggstraße 260, A-8454 Arnfels

2 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007)


Contents

Editorial
4 Martin MOLL

Holy War
5 Salvador OBERHAUS: Der Heilige Krieg Wilhelm II. Die deutsche Propagandastrategie im Orient
während des Ersten Weltkrieges am Beispiel Ägypten
20 John NOMIKOS: International Terrorism and South-Eastern Mediterranean Intelligence Coopera-
tion
28 Stefan MATYSIAK: Nachkriegsdeutschland als Blaupause? Informationskontrolle und Propagan-
da beim Neuaufbau des Irak
42 Nico PRUCHA: Jihad on the Internet. The Anomalous Case of Abu Jandal al-Azdi

Interview
48 Vom „Juwel“ zum Zielobjekt des Bundesnachrichtendienstes. Interview mit dem Ex-BND-Agenten
„Dali“ Wilhelm DIETL. Geführt von Verena KLUG und Ron KENNER

Total War
61 Florian ALTENHÖNER: Totaler Krieg und Kommunikationskontrolle am Beispiel deutscher Eisen-
bahnüberwachungsreisen im Ersten Weltkrieg
70 Tamara SCHEER: Das k.(u.) k. Kriegsüberwachungsamt und die Zensurfrage. Ein Beitrag zur
Sicherung der Heimatfront
83 Marcus LIEBOLD: Das „neue“ Norwegen. Die Widerspiegelung der nationalsozialistischen Neu-
ordnung in der norwegischen Presse von 1940 bis 1945
97 Mario MUIGG: Die Alpenfestung. Mythos oder Realität?

Cold War
114 Mira BOGDANOVI!: Milovan Djilas, The New Class and the CIA

Operative‘s Page
126 Ron KENNER: Data Mining. Spezial-Software zur Analyse und Visualisierung komplexer Daten-
mengen

Book/media reviews
132 Siegfried BEER: Tennent H. Bagley, Spy Wars. Moles, Mysteries and Deadly Games
134 Thomas PANKRATZ: Christopher Andrews/Wassili Mitrochin, Das Schwarzbuch des KGB 2. Mos-
kaus Geheimoperationen im Kalten Krieg
136 Dieter BACHER: Alex Goldfarb/Marina Litvinenko, Tod eines Dissidenten. Warum Alexander Litvi-
nenko sterben musste
138 Ron KENNER: James M. Olson, Fair Play. The Moral Dilemmas of Spying
141 Siegfried BEER: The Good Shepherd. A Film Review
144 Andreas GÉMES: Anton Holzer, Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Welt-
krieg
144 Thomas PANKRATZ: Butz Peters, Der letzte Mythos der RAF. Das Desaster von Bad Kleinen.
Wer erschoss Wolfgang Grams?
145 Günter RIEGLER: Peter W. Singer, Die Kriegs-AGs – Über den Aufstieg der privaten Militärfirmen
146 Thomas PANKRATZ: Wolbert K. Smidt et al., Geheimhaltung und Transparenz. Demokratische
Kontrolle der Geheimdienste im internationalen Vergleich
147 Ron KENNER: Louise Richardson, Was Terroristen wollen. Die Ursachen der Gewalt und wie wir
sie bekämpfen können
148 Ron KENNER: Erich Gujer, Kampf an neuen Fronten. Wie sich der BND dem Terrorismus stellt

Situation report
149 Verena KLUG: Chronik 2/2007

Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007) 3


Interview

Vom „Juwel“
zum Zielobjekt des
Bundesnachrichtendienstes.
Interview mit dem Ex-BND-Agenten
„Dali“ Wilhelm Dietl,
geführt von Verena Klug und Ron Kenner

Der deutsche Bundesnachrichtendienst sationen, Waffenhändler und die Rausch-


(BND) sieht sich nach einer kurzen Zeit giftmafia beschafft. Er konnte hochrangige
der Konsolidierung derzeit wieder im Informanten in Terrororganisationen und
Mittelpunkt öffentlicher Kontroversen. Geheimdiensten gewinnen, traf Khomeini
Neben der operativen Tätigkeit von zwei und andere hohe iranische Geistliche, Arafat
BND-Agenten während des Irak-Krieges und alle weiteren Führer der Palästinenser.
untersucht eine Kommission des deutschen Stabile Kontakte zu den afghanischen Mu-
Bundestags vor allem den Themenkomplex dschaheddin sowie weiteren hochrangigen
„Führen“ von Journalisten als Quellen des islamischen Fundamentalisten konnte Dietl
BND. Es geht dabei um die Ermittlung von ebenso aufbauen wie eine solide Gesprächs-
Verena Klug, undichten Stellen in den Reihen des BND. basis mit „international men of mystery“ wie
geb. 1973, studiert Ge- So sollen mehrere Redakteure sowie freie etwa Monzar al-Kassar. Seine Erfahrung in
schichte und Germani- Autoren, die kritisch über den BND berichtet diesen Zirkeln ist immer noch anerkannt
stik in Graz. hatten, mit unverhältnismäßigem Aufwand und gefragt: Im derzeit in Wien anhängigen
Kontakt:
newsletter@acipss.org
und teilweise rechtsstaatlich bedenklichen Verfahren über die hier gebunkerten Gelder
Mitteln observiert worden sein. der Abu Nidal Organisation (ANO) wurde
Als einer der Verdächtigen, der seine Dietl von einem Wiener Gericht als sach-
Ron Kenner, Journalisten-Kollegen ausgespäht haben verständiger Zeuge geladen.
Pseudonym, geb. 1960 soll, wird der bayrische Ex-Reporter, Zur Zeit ist Dietl aber mehr damit be-
in Deutschland, ehema- Buchautor sowie Mitbegründer und stell- schäftigt, mit gerichtlichen Mitteln seinen
liger Angehöriger einer
militärischen Spezialein-
vertretender Leiter des „Essener Institutes beschädigten Ruf als Journalist wieder
heit, mehrjähriger Poli- für Terrorismusforschung und Sicherheits- herzustellen. Des weiteren bemüht er sich
zeidienst; nunmehr im politik“ Wilhelm Dietl genannt. Dietl hat nach seiner Enttarnung durch den BND
Bereich business intel- zwar tatsächlich jahrelang für den BND auf publizistische Weise um eine korrekte
ligence und information
gearbeitet, nicht jedoch als „Spitzel“ inner- Darstellung seiner Rolle als „reisender
broking tätig.
Kontakt: halb der Medienlandschaft, wie er betont, Gesprächsaufklärer“ (BND-Jargon) und
ron.kenner@gmx.net sondern als einer der wahrscheinlich besten vormaliges „Juwel im Quellenstand des
Außendienstagenten, die der BND jemals BND“.
hatte. Von 1982 bis Ende 1992 hatte Dietl Für JIPSS schlüpfte Wilhelm Dietl in
unter seiner Journalistenlegende im Auftrag die ungewohnte Rolle des Interviewten und
des BND Nachrichten über Terrororgani- nimmt zu seiner nachrichtendienstlichen

48 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007): 48-60
Interview Wilhelm DIETL

Arbeit für den BND, dem geänderten


Rollenbild von Krisenberichterstattern,
Israel und die Abu Nidal Organisation,
den Schwierigkeiten beim Anwerben und
Führen von Quellen, der Rolle Zyperns als
mediterraner Tummelplatz für Agenten, den
tatsächlichen Hintergründen des Lockerbie-
Anschlags und den Grabenkämpfen inner-
halb des BND Stellung.

JIPSS: Herr Dietl, sie waren schon vor


der „Journalistenaffäre“ vielen Leuten als
Vertreter der schreibenden Zunft bekannt.
Wie sind sie eigentlich in diesen Bereich
gelangt?
Dietl: Ich habe mich schon immer
für Journalismus interessiert und auch Quick über diese beiden – und andere –
frühzeitig begonnen, Zeitungen zu lesen. Krisenherde berichtet.
Ausschlaggebend war jedoch der Besuch JIPSS: Sie haben damals schon Inter-
bei einem Freund, der – etwas älter als views mit den Führern der Kriegsparteien
ich – nach der Schule gleich zur Zeitung geführt. Wie haben Sie diese Leute zum
meiner Heimatstadt gegangen war. In seiner Reden gebracht?
Lokalredaktion gewann ich schnell einen Dietl: Es hat meistens spontan die
Eindruck über die Tätigkeit von Journa- Chemie gestimmt. Irgendwie haben sich
listen. Das hat mich ungemein fasziniert, da keine Mauern aufgebaut, es entstand
und ich habe dann bereits als 14-jähriger immer schnell ein Kontakt. Ich muss aber
eine Stellung als freier Mitarbeiter ange- auch daran erinnern, dass es damals et-
nommen. Meine erste Tätigkeit war die des was „lockerer“ war als heute. Zu dieser
Lokal- und Polizeiberichterstatters. Zeit wurden Journalisten in den jeweiligen
JIPSS: Und wie gelang Ihnen dann der Krisenregionen noch von allen Fraktionen
Sprung zum Nahost-Reporter? geschätzt. Heute werden sie gejagt, entführt
Dietl: Ich war stets an Zeitgeschichte und ermordet.
und an den Entwicklungen in weit entfern- JIPSS: Hatten Sie nie Schwierigkeiten,
ten Ländern interessiert und hatte – typisch wenn Sie parallel mit der anderen Seite
deutsch – ein durch die Karl May-Romane gesprochen haben?
generiertes Fernweh. Im Journalismus sah Dietl: Nein, ich kann mich an keinerlei
ich die Möglichkeit, meinen Traum vom Vorbehalte erinnern. Journalisten waren
Reisen und meine Neigung zum Schreiben wie gesagt sakrosankt und konnten sich
miteinander zu verbinden. Ich habe dann erlauben, beim Recherchieren „die Seiten
den Sprung von der Provinzredaktion zur zu wechseln“. Die Krieg führenden Parteien
‚Süddeutschen Zeitung’ und 1979 dann haben den Journalismus als eine Fort-
zur ‚Quick’ geschafft. Ich kannte Leute setzung des Kampfes mit anderen Mitteln
bei ‚Quick’ und als sie einen weiteren Re- betrachtet. Ich habe mich allerdings nie
porter suchten, habe ich die Gelegenheit zum „Sprachrohr“ einer Partei machen las-
ergriffen. sen. In der Regel fühlt man sich aber ganz
JIPSS: 1979 war ja ein außenpolitisch automatisch einer Seite geistig näher. Ich
interessantes Jahr! habe ja beispielsweise den libanesischen
Dietl: Genau, im Februar kam völlig Bürgerkrieg sehr intensiv erlebt und da
überraschend die triumphale Rückkehr war es völlig klar, dass die Mehrzahl der
von Ayatollah Khomeini in den Iran und Journalisten aus dem Westen den Christen
am Jahresende folgte der Einmarsch der im Libanon, etwa den Vertretern der Fa-
Sowjetarmee in Afghanistan. Ich habe für lange, kulturell und weltanschaulich näher

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Interview Wilhelm DIETL

stand. Das brachte mit sich, dass wir versucht sondern stellte sie beinhart vor die Alternative:
haben, deren Position stärker zu erklären, als die entweder fliegen alle oder keiner! Ein Grund für
der Schiiten und Sunniten. Gerade der Libanon hat das Nachgeben der Iraner mag gewesen sein,
ungemein polarisiert. Der Konflikt wurde häufig auf dass sich auch der Tübinger Theologe [Hans]
herausragende Köpfe wie Walid Dschumblat von Küng in der Delegation befand. Küng genoss bei
den Drusen auf der einen Seite und Nabih Berry von den Mullahs hohes Ansehen, wurde als „Kollege“
den Schiiten oder besonders Jassir Arafat von den betrachtet. Bizarrerweise war der Korrespondent
Palästinensern auf der anderen Seite abgestimmt! der FAZ, dessen Visum auch für ungültig erklärt
In meiner Erinnerung war das keine graue, na- worden war, bereits vor Ort. Das hatten die Iraner
menlose Masse. Wir konzentrierten uns auf höchst in den damaligen Wirren völlig übersehen.
charismatische Figuren, die dann natürlich in JIPSS: Haben Sie damals schon für den Bun-
den Medien eine dementsprechend führende Rolle desnachrichtendienst gearbeitet?
spielten. Hinzu kam noch, dass der Libanon für Dietl: Nein, bis August 1982 war ich ausschließ-
Europa aufgrund seiner geografischen Nähe und lich als Journalist tätig!
seiner vielfältigen Allianzen eine große politische JIPSS: Und wie wurde der BND dann auf sie
Bedeutung hatte. Wenn ich jetzt als Gegenbeispiel aufmerksam?
den aktuellen Konflikt in Darfur im Sudan bringen Dietl: Ich hatte jahrelang für die ‚Quick’ aus
darf: Sie werden mir aus dem Stegreif keine Füh- dem Nahen Osten berichtet nicht nur über den Iran
rungspersönlichkeit nennen können. Man liest zwar und den Libanon, sondern auch über Afghanistan,
den einen oder anderen Namen der Anführer, aber Ägypten und Syrien. Dann wollte die ‚Quick’ aus
die bleiben weder in Erinnerung noch werden sie im innerbetrieblichen Gründen die Nahost-Berichter-
Tagesgeschehen interviewt. Der Konflikt im Sudan stattung wieder herunterfahren. Reportagen, wie
ist absolut tragisch, aber den Leuten bei weitem etwa über die Oscar-Preisverleihung, wurden dann
nicht so bewusst wie damals der Libanon. erneut wichtiger als jene aus Krisengebieten. Ich
JIPSS: Hatten Sie damals schon Kontakte zu konnte diesem Wechsel nichts abgewinnen, da mich
den Nachrichtendiensten der Konfliktparteien? die internationalen Krisen mehr interessierten und
Dietl: Natürlich gab es den einen oder anderen ich mir ja in diesen Gegenden viele Verbindungen
Kontakt, ohne dass man sich dessen sofort bewusst und Kontakte aufgebaut hatte. Ich publizierte
war. Man darf auch nicht vergessen, dass jeder 1982 das Buch „Heiliger Krieg für Allah“, das
ausländische Journalist im Nahen Osten ganz bald als Pioniertat anerkannt wurde. 1 Damals
automatisch ins Visier der Dienste gelangte. Die gab es im Unterschied zu heute nur wenige Publi-
Dienste sind dort mit dem Staat gleichzusetzen. Sie kationen zu diesem Thema, sieht man von Peter
beherrschen alles, steuern alles und man kommt mit Scholl-Latours „Allah ist mit den Standhaften“
ihnen ganz zwangsläufig in Kontakt, ob man das ab, das zufälligerweise fast zeitgleich mit meinem
will oder nicht. Ich nenne den Irak als Beispiel: Im auf den Markt kam.2 Ausschlaggebend für meine
Irak des Saddam Hussein war man immer in der Anwerbung durch den BND waren, denke ich, zwei
Hand der Dienste, die „Betreuer“ der Journalisten, Aspekte: Zunächst meine Berichterstattung von der
die sogenannten „minder“, gehörten automatisch militärischen Niederschlagung eines Aufstandes
der Staatssicherheit an. Das waren alles andere als gegen das Assad-Regime in Hama, Syrien. Ich
gewöhnliche Beamte. hatte mich in diesem Gebiet illegal, trotz eines
JIPSS: Hatten Sie aufgrund Ihrer kritischen konkreten Verbots der Behörden, aufgehalten. In
Berichterstattung jemals Schwierigkeiten mit den Hama wurde ich vorübergehend festgenommen.
Diensten? Die syrische Staatssicherheit versäumte es aber,
Dietl: Vor Ort nie, aber beispielsweise mit der mir die Kamera und den darin befindlichen Film
iranischen Botschaft in Bonn! Ich gehörte der De- abzunehmen. Ich konnte also letztlich zwei Dutzend
legation von Außenminister Genscher an. Knapp Bilder herausbringen. Der Geheimdienst ließ mich
vor der Abreise in den Iran, wir saßen bereits im wieder laufen, weil ich dem Vernehmer ein Tonband
Flugzeug, wurde mein Visum zusammen mit den vorspielen konnte, auf dem mir der Informations-
Visen dreier weiterer Kollegen für ungültig erklärt, minister Reise- und Recherchefreiheit versprach.3
weil wir den Iranern nicht devot genug waren. Das dürfte dem BND von der Methodik her gefallen
Genscher erwies damals außerordentlich starkes haben. Darüber hinaus bestand bereits ein Kontakt
Rückgrat, verneigte sich nicht vor den Mullahs, zum deutschen Auslandsnachrichtendienst, weil

50 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007)


Interview Wilhelm DIETL

ich ihn mehrfach zu Hintergrundgesprächen über Berufsbild. Ein Motivenbündel aus professioneller
verschiedene Krisengebiete getroffen hatte. Neugier, Abenteurertum und wohl auch aus Patrio-
JIPSS: Ist das denn üblich? tismus. Denn der BND stand durch meine Berichte
Dietl: Ja, das ist eine für Journalisten völlig jahrelang gut da und ich konnte dazu beitragen,
übliche Vorgangsweise! Man bittet die Pressestelle dass das internationale Standing des BND in der
des Bundesnachrichtendienstes um ein Gespräch. Intelligence Community erhöht wurde. Ich habe das
Wird dem stattgegeben, dann trifft der Journalist damals als ideale Möglichkeit gesehen, voll bezahlt
Fachleute von der Auswertung. Das funktioniert und gewissermaßen ohne Grenzen im Nahen Osten
auf einer quid-pro-quo-Basis, das heißt, der Dienst zu recherchieren. Das musste ich einfach wahr-
interessiert sich natürlich auch für die Erkenntnisse nehmen. Ich habe ja schließlich nicht für die Stasi
der Journalisten. Das war anfangs ein echtes Ge- gearbeitet. Der BND gehörte zum weltanschaulich
ben und Nehmen. Und ich muss sagen, dass mir der korrekten Lager.
Sachstand des BND zu den Konflikten überwiegend JIPSS: Wurden Sie vom BND in irgendeiner
kompetent erschien. Den BND zu treffen, war da- Weise ausgebildet?
mals noch etwas Besonders, weil der Dienst noch Dietl: Ich wurde nicht auf der BND-Schule aus-
nicht so öffentlich war, wie heute. Jetzt veranstaltet gebildet, wie ein normaler Angehöriger des Dien-
der BND jährliche Konferenzen, empfängt Jour- stes, der nach einer Beamtenlaufbahn in Pension
nalisten in großer Zahl. Damit steht er auch unter geht. Es war im Grunde eine sehr rasche Schulung,
einem wesentlich höheren Leistungsdruck. Unsere eine Art „Katzenwäsche“. Das meiste kam durch
Gesprächspartner waren früher entspannter und „learning by doing“. Bei der ersten Unterweisung
in gewisser Weise auch unabhängiger in ihrem erfuhr ich Grundsätze und Verhaltensweisen der
Urteil als heute. Konspiration, sprich das Sich-nicht-Erwischen-
JIPSS: Fühlten Sie sich dadurch irgendwie lassen, die Legendenbildung und das Auftreten vor
benutzt oder „eingespannt“? Ort. Eine Legende hatte ich ja, ich war Journalist,
Dietl: Nein, in keiner Weise! Der BND war ja das hatte ich drauf. Ein Angehöriger des BND
nur eine von mehreren Quellen, die ich angehört hätte das von Grund auf lernen müssen. Wie heißt
habe. Es lief auch nicht so, dass der Journalist in der und der in dieser und jener Redaktion, welche
jedem Fall gleich angeworben wurde. Jeder wusste Auflage hat der ‚Stern’ usw. In meinem Fall ging
von seinem Gegenüber, wo er stand und welche es weniger um unsichtbare Tinten, sondern um die
Positionen er vertreten musste, da gab es ganz klare alltägliche Beschaffungstätigkeit. Irgendwelche
Grenzen und Regeln, die jeder respektiert hat. gadgets brauchte ich nicht. Wenn auf meinem
JIPSS: Wie geschah dann die tatsächliche An- Schreibblock militärische Angaben entdeckt wur-
werbung durch den BND? den, dann konnte ich immer sagen, ich habe das
Dietl: Ich erhielt kurz nach der „Hama-Repor- als Journalist recherchiert, was ja auch stimmte.
tage“ einen Anruf des Pressesprechers des BND, Ich muss aber auch sagen, dass damals noch keine
der anfragte, ob ich gewillt wäre, zwei Kollegen aus flächendeckende „Spionitis“ wie heute herrschte,
seiner Behörde zu treffen. Natürlich hatte ich Inter- und man als Journalist viel stärker respektiert
esse. Jeder einschlägige Journalist wollte Kontakte wurde. Wir wurden in den Zielländern nur wenig
zum BND pflegen. Bei einem Meeting im Münchner kontrolliert. Außerdem reiste ich immer offiziell
Sheraton wurde ich ganz konkret gefragt: „Hätten ein, mit ministerieller Akkreditierung und Aufent-
Sie nicht Lust für uns zu arbeiten“? haltserlaubnis. Ich wurde als Journalist erwartet,
JIPSS: Was waren Ihre Motive dafür, hatten als solcher behandelt und hatte einen entsprechen-
Sie Bedenken? den Spielraum. Jedenfalls einen größeren als ein
Dietl: Nein, Bedenken hatte ich keine, im BND-Mann, der sich etwa als Tiefbauingenieur
Gegenteil. Da, wie gesagt, bei der ‚Quick’ die oder Handelsvertreter ausgibt. Der hätte mit dieser
Nahost-Reportagen zurückgefahren wurden und Legende größte Schwierigkeiten, etwa eine Rake-
die interessanten Stellen beim ‚Stern’ und beim tenstellung oder die Front eines lokalen Krieges
‚Spiegel’ schon besetzt waren, und ich mich immer zu besuchen.
stärker auf den Nahen Osten spezialisieren wollte, JIPSS: Ist der BND in irgendeiner Weise seiner
habe ich das Angebot des BND als Möglichkeit Fürsorgepflicht nachgekommen, gab es Notfallplä-
gesehen, auf diesem Gebiet noch stärker arbeiten ne für den Fall, dass Sie in Schwierigkeiten geraten
zu können. Das war für mich ein ganz spezielles wären? Oder eine Einweisung in das Thema „Ver-

Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007) 51


Interview Wilhelm DIETL

halten in Gefangenschaft und Verhören“? Bekamen Dietl: Nein, es gab keinerlei Rückschluss auf
Sie für solche Lagen eine Art Notfallnummer? die Quellen. Das Rohmaterial wurde von der Be-
Dietl: Nein, eigentlich nicht! Wir gingen immer schaffungsabteilung in der Regel an niemanden
davon aus, dass nichts passiert und es ist ja tat- weitergereicht, nicht mal an die Auswertung im
sächlich nichts passiert. Im echten Notfall hätte ich eigenen Hause, geschweige denn an das Kanzler-
mich einfach an die jeweilige deutsche Botschaft amt als Abnehmer oder einen Partnerdienst! Denn
gewandt ohne anzugeben, dass ich im Auftrag des im Rohmaterial wurden häufig Klarnamen genannt.
BND tätig bin. Die Auslandsvertretungen sind in Die Namen vieler Informanten waren nur mäßig
solchen Fällen verpflichtet, ihren Bürgern zu helfen. verschlüsselt und ließen Rückschlüsse zu.
Über den Botschafter wäre sicherlich der dortige JIPSS: Vertrauen Sie noch darauf, dass Ihre
BND-Mann eingeschaltet worden. In einigen Fällen Quellen nach wie vor geschützt sind? Zu erinnern
kannte der jeweilige BND-Resident, wie z.B. in ist ja, dass im Fall Juretzko der BND die Klarnamen
Damaskus, meine tatsächliche Identität. In anderen der russischen Kontakte von Juretzko an die Justiz
Fällen wiederum wurde der BND-Vertreter außen weitergegeben hat.
vor gelassen. Der BND-Resident in Damaskus Dietl: Im Moment habe ich keinen Anlass, das
wusste beispielsweise nicht, woran ich konkret ar- Gegenteil anzunehmen!
beitete. Dadurch ergab sich letztlich ein recht unge- JIPSS: Wie erfolgte eigentlich die Abrechnung
zwungenes Verhältnis. Unsere jeweiligen Berichte mit Ihren Informanten?
wurden erst in der Dietl: Da gab
Auswertungsab- es einen völlig kla-
teilung in Pullach ren Ablauf: der In-
miteinander ver- formant hat gelie-
glichen. fert, das Material
JIPSS: Be- ging zur Beschaf-
trachtet man die fung und von dort
Fragenkataloge, 4 zur Auswertung.
mit denen Sie der Die Auswertung
BND ins Feld ge- hat nicht nur die
schickt hat, dann Seriosität der Mel-
drängt sich einem dung anhand einer
die Vermutung Tabelle beurteilt,
auf, dass ihre Tä- sondern auch, was
tigkeit nicht unbe- sie objektiv wert
dingt im genuinen war und in Geld
Interessens- und umgerechnet. Klar
Aufklärungsbereich des BND angesiedelt war. ist aber auch, dass die Informanten oftmals mehr
Hatten Sie nie den Verdacht, dass Sie eigentlich wollten, als der BND zu zahlen bereit war. Aller-
für einen befreundeten Dienst Informationen be- dings nivelliert sich das im Laufe eines kontinuierli-
schaffen? Oder war das Tauschmaterial, mit dem chen Arbeitsverhältnisses, dann werden die Quellen
der BND dann von Partnerdiensten andere Infor- bescheidener und stellen sich eher auf regelmäßige
mationen bekam? Zahlungen ein, als einmal einen überzogenen
Dietl: Ich denke, dem BND lagen viele An- Betrag zu verlangen. Zum „Ankobern“, wie das
fragen vom „Großen Bruder“ in Washington und in Österreich heißt, ist manchmal ein Geschenk
von den Israelis vor. Ich habe aber darüber nicht oder auch ein Vorschuss geleistet worden, um die
weiter nachgedacht, weil das nur verwirrt. Mein Ernsthaftigkeit des Dienstes zu belegen, aber im
Auftraggeber war für mich klar erkennbar, und für Laufe der Zeit wurde immer nur im Nachhinein
den habe ich auch gearbeitet. abgerechnet.
JIPSS: Hatten Sie nicht Bedenken wegen Ihrer JIPSS: Sie schreiben in Ihrem Buch, dass der
Quellen, wenn das Material dann zu einem anderen BND in einem Fall nicht willens war, für eine Spit-
Dienst gelangte? Denn mit der Gefährdung Ihrer zenquelle zu bezahlen.5 Betrachtet man die für Ihre
Quellen wäre ja eine Gefährdung Ihrer Person Hand Informanten bezahlten Beträge, dann sind diese in
in Hand gegangen. ihrer Größenordnung doch verschwindend gering,

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Interview Wilhelm DIETL

wenn man sie etwa mit denen für nachrichtendienst- und zwar in Kopie, dann musste dem Informanten
liche Technik, SIGINT usw. vergleicht. einfach klar sein, dass das nicht für eine Zeitung
Dietl: Stimmt und trotzdem ist gehandelt wor- interessant sein würde. Vor allem und gerade dann
den. Das war oft ein zähes Ringen, so wie wenn nicht, wenn ich später keinen einschlägigen Zei-
man einen Teppich kauft. Die Knauserei führte tungsbericht verfasst habe.
manchmal dazu, dass Quellen alles hingeschmissen JTPSS: Gab es da nie irgendwelche gefährli-
haben. In diesem Fall musste ich dann zu ihnen chen Entwicklungen?
fahren, die Sache bereinigen und wieder in Gang Dietl: Nein, denn mein Schutz war natürlich
bringen, weil man in Pullach zu der Erkenntnis auch das Geld. Das betrifft eben den Bereich der
kam, wir brauchen die doch. Sie dürfen nicht die menschlichen Schwächen, denn die Informanten
Konkurrenzsituation vergessen, denn es kamen wollten Geld und in diesen Ländern ist die Korrup-
ja dann auch die amerikanischen, britischen und tion der Handlungsstrang Nummer 1. Ich meine,
französischen Dienste rein. Da wollte der BND es gab schon ab und zu eine bedenkliche Situation,
nicht außen vor stehen. Das Interessante war al- aber diese Leute haben dann sogar für meinen
lerdings, dass nicht immer der größere Geldbeutel Schutz gesorgt. Ich habe solche Lagen dem BND
den Vorzug bekam. Das erklärt sich dadurch, dass oft gar nicht gemeldet, weil man in Pullach immer
der Informationsträger ja nicht alle Dienste an- sehr schreckhaft war. Sobald ein Lüftchen geweht
laufen konnte. Schließlich musste er immer vor der hat, das sich in deren Augen zu einem Sturm ent-
eigenen Staatssicherheit auf der Hut sein, damit er wickeln konnte, hätte man mich für eine Zeit mit
nicht auffliegt. Und Quellen fliegen vor allem durch einem Reiseverbot in dieses Land belegt. Aber ich
auffälligen Kontakt mit Ausländern auf. wollte dort ja auch und vor allem als Journalist
JIPSS: Mussten Sie Quellen in jedem Fall an- arbeiten und das hätte dann nicht in meine Pläne
werben oder gab es auch Selbstanbieter? gepasst.
Dietl: Ich hab da jetzt keine Statistik, möchte JIPSS: Sie hatten auch Kontakte zur Abu Nidal
aber sagen, das Verhältnis war fifty:fifty. Natürlich Organisation (ANO). Es gibt Gerüchte, Abu Nidal
gab es Selbstanbieter, aber in vielen Fällen war es hätte in Wahrheit für die Israelis gearbeitet. Wie
so, dass der Dienst wusste, diese Person hat Infor- sehen Sie das?
mationen, dann war es eben meine Aufgabe, sie Dietl: Ich neige immer mehr dazu, daran zu
anzuwerben und als Quelle zu kultivieren. Hier war glauben, wenngleich Abu Nidal nicht wissentlich
mein Status als Journalist ideal, weil ein unter der für den Mossad gearbeitet haben dürfte. Die stan-
Legende eines Staubsaugervertreters auftretender den da sicher in keinerlei direktem Auftragsverhält-
Agent wäre gar nicht so weit gekommen. Als Jour- nis. Nidal war sich ganz gewiss nicht bewusst, für
nalist konnte ich damals sogar das Vertrauen von die Israelis gearbeitet zu haben, da muss es irgend-
Islamisten gewinnen, die mich auch zu sich nach welche andere Mechanismen gegeben haben. Ich
Hause eingeladen haben. Man bekam zwar die vermute da einen anderen, vielleicht sogar westli-
weiblichen Familienangehörigen nie zu Gesicht, chen Dienst, eventuell eine false-flag-operation, so
aber die Gastgeber waren daheim sehr gesprächig. etwas in der Art. Vielleicht stecken auch die Israelis
Das wurde in Pullach von den oberen Etagen oft direkt dahinter, die führen im Gaza-Streifen auch
nicht entsprechend gewürdigt. Meine unmittelbaren palästinensische Extremisten, welche meinen, ei-
Führungsoffiziere standen zwar stets hinter mir, gentlich für den jordanischen oder syrischen Dienst
nicht aber die Bedenkenträger des BND und schon zu arbeiten. Als einzelner Aktivist lässt sich das
gar nicht die Erbsenzähler. Das waren die, die nie oftmals schwer nachprüfen und die tatsächliche
an der Beschaffungsfront waren, höchstens mal Verbindung ist schwer nachzuvollziehen. Stellen Sie
eine Dienstreise ins Zielland machten und dann sich einmal vor, da wird ein Angehöriger einer Ju-
auch nur die dortige Botschaft besuchten. gendorganisation von jemandem angesprochen, der
JIPSS: Haben Ihre Quellen eigentlich gewusst, vorgibt für den libyschen Dienst zu arbeiten und ihn
dass Sie in Wahrheit für einen Nachrichtendienst auffordert, darüber ja den Mund zu halten. Wenn
arbeiten? er dem Jungen dann 1.000 Dollar und eine Bombe
Dietl: Viele nicht, manche schon, die konnten es gibt und ihn auffordert, diese ins örtliche Büro der
aufgrund meiner konkreten Fragen erraten. Wenn Fatah zu legen, dann tut der Heißsporn das auch.
ich etwa von einer Quelle verlangte, die Serien- Er wird aber nie erfahren, für wen er wirklich tätig
nummern gewisser Rüstungsgüter zu beschaffen war. Neben vielen Ungereimtheiten im Zusammen-

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Interview Wilhelm DIETL

hang mit der ANO stimmt mich gerade die Tatsache Dietl: Ich kenne nicht alle Einzelheiten und
bedenklich, dass es bei den israelischen Diensten weiß auch bis heute nicht über alles Bescheid. Zu
keinen ANO-Experten geben soll, nach dem Mot- mir kam 1989 ein langjähriger Kontakt, der in
to: „Der hat uns nie etwas getan, den müssen wir Damaskus ein etabliertes Medienbüro unterhielt,
nicht nachrichtendienstlich bearbeiten!“ Die von beste Beziehungen zur dortigen Regierung hatte
Abu Nidal durchgeführten Anschläge auf die Syn- und bei uns den Spitznamen „King Louis“ trug.8 Er
agoge und die Flughäfen in Wien und Rom könnte meinte sinngemäß, dass Jordanien doch gute, auch
man unter der Rubrik „Wo gehobelt wird, fallen wirtschaftlich lukrative, Syrien hingegen überhaupt
auch Späne!“ ablegen, denn über so eine lange keine Kontakte zu Südkorea hätte, ja nicht einmal
Zeit lässt sich eine derartige Operation nicht ex- diplomatische. „Louis“ hatte vom syrischen Außen-
akt und problemlos durchführen. Aber es hat hier minister, so vermute ich, den Auftrag bekommen,
gar keinen Sinn nachzurecherchieren, die Israelis diesbezüglich ganz diskret etwas zu unternehmen
würden das in hundert Jahren nicht zugeben, wenn und so fragte er mich, ob ich da nicht helfen könne.
die Theorie der „ANO-Israei-Connection“ wirklich Ich solle doch versuchen, einen Anfangskontakt
stimmen sollte. herzustellen, den die Syrer dann im Erfolgsfalle
JIPSS: ACIPSS ist in Österreich angesiedelt, weiterbearbeiten könnten. Ich wurde also in semi-
das sich mit seiner Lage an der Schnittstelle zwi- offizieller Mission vorgeschickt, damit im Extrem-
schen Ost und West als „Tummelplatz für Spione“ fall beide Seiten ihr Gesicht wahren konnten. Man
etabliert hat. Hier gibt es eine Parallele zu Zypern, sollte das damals auf allen Seiten vorherrschende
wo Sie ja auch recherchiert haben.6 Blockdenken nicht außer Acht lassen, Syrien war
Dietl: Ja, das sehe ich auch so. Zypern war der mit den Sowjets verbandelt und im Kontext mit dem
Abenteuerspielplatz par excellence! Dort sind alle sich eindeutig im westlichen Lager befindlichen
Dienste präsent, die mit dem Nahen Osten zu tun Südkorea kam sogleich der Aspekt Nordkorea zum
haben. Es liegt geografisch nahe. Man kann unter Tragen. Es gab da eben noch keine „übergreifen-
mannigfaltigen Legenden dorthin fahren. Es gibt den“ Linien. „Louis“ und ich haben das Anspre-
viele Araber, die dort Konten besitzen, und wenn chen des südkoreanischen Botschafters in Bonn
sie sich mit ihren Geliebten auf ein Wochenende als die geeignetste Vorgehensweise erachtet. Dort
treffen wollen, dann fliegen sie halt schnell von Bei- wurde ich schließlich vorstellig. Ich habe ihm von
rut nach Larnaca, das fällt nicht weiter auf. Ganz einem interessanten Herrn aus Damaskus erzählt
gleich wie in Wien gibt es in Zypern eine Menge und gefragt, ob er ihn nicht mal treffen wolle. Es
Touristen, unter die man sich unauffällig mischen gehe um Politik, Geld, Handel und Wandel. An
kann. In Zypern passierten wie in Österreich ver- einem Samstag kam es dann tatsächlich zu einem
hältnismäßig wenig Anschläge, so als wollte man Treffen mit „Louis“ in der südkoreanischen Bot-
den Ort als Ruheraum für alle Parteien schützen. schaft in Bonn. Wir hörten einige Zeit nichts mehr,
Es dürfte ein Gentleman-Agreement geben, Zypern bis ich unmittelbar vor den Olympischen Spielen
ist unser aller Ruhezone, dort bunkern wir unser eine persönliche Einladung der Südkoreaner nach
Geld, dort treffen wir auch mal den Feind, dort Seoul erhielt. Sie hatten dieses Gespräch auch kon-
tauschen wir uns in aller Ruhe aus. Man glaubt spirativ abgedeckt und zwar auf kreativste Weise:
es nicht, aber in Zypern haben sich heimlich, still Einer internationalen Journalistenrunde wurden
und leise auch Israelis und Palästinenser immer die Ginseng-Felder gezeigt! Während dieser Woche
wieder an einen Tisch gesetzt. Ebenso wie in Ihrer wurde ich kurz von meinen Kollegen abgezogen
Heimat ist in Zypern die Polizei auch nicht dumm, und ins Außenministerium gebracht, wo mir ein
die weiß erstaunlich gut Bescheid. Die Zyprioten Gremium altehrwürdiger Herren genaue Fragen
sind bestens informiert und schauen einfach weg, über Syrien stellte.
ähnlich wie die Österreicher. JIPSS: Was wollten sie wissen?
JIPSS: Herr Dietl, Sie hatten bei der diploma- Dietl: Alles. Zunächst habe ich wiedergegeben,
tisch-wirtschaftlichen Annäherung von Syrien und was ich schon beim Botschafter in Bonn erzählt
Südkorea ganz wesentlichen Anteil und haben so hatte. Weiters erklärte ich ihnen Syrien als Staat
ein kleines, wenig bekanntes Kapitel Weltgeschich- und die mir bekannten Umstände auf innen- und
te geschrieben. In Ihrem Buch ist diese Sequenz außenpolitischer Ebene. Ich kann mich heute nicht
nicht so ausführlich beschrieben.7 Wie war das mehr an jede Einzelheit erinnern, weil der BND in
denn genau? diesen Vorgang nicht eingebunden war, ich somit

54 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007)


Interview Wilhelm DIETL

keinen Bericht vorlegte und heute darüber auch dass Libyen es nicht war! Ich vermute Syrien und
nichts mehr in meinen Akten habe. Meine Zuhörer einige Palästinenser als ausführendes Organ und
erschienen mir jedenfalls sehr interessiert zu sein. den Iran als Auftraggeber, aber eben nicht die
Die Ausführungen wurden fleißig mitgeschrie- Libyer. Das Äußerste, was ich annehme, ist, dass
ben. Am Ende hat man mir herzlich gedankt und die beiden Libyer, die in Malta stationiert gewesen
mich wieder zu den Ginseng-Feldern gebracht. waren, irgendjemandem eine möglicherweise gut
Außerdem spendierte man mir den Rückflug über bezahlte Gefälligkeit getan haben und so in die
Tokio in der ersten Klasse! Nach meiner Rück- Sache hineingerutscht sind.
kehr nach Deutschland berichtete ich „Louis“ JIPSS: Und was motivierte al-Gaddafi im
mittels Fernschreiber über das Treffen, wobei ich Lockerbie-Fall dann Schadenersatzzahlungen,
einen streng journalistischen Stil verwendete und immerhin 2,7 Milliarden Dollar, zu leisten?
„Louis“ verstand sofort, worum es ging. Jeder Dietl: Erstens hat al-Gaddafi niemals zuge-
andere aber musste unsere Korrespondenz für ei- geben, dass Libyen hinter dem Anschlag steckte.
nen gewöhnlichen journalistischen Dialog halten. Zweitens hat das Embargo über die Jahre sehr wohl
„Louis“ erzählte mir noch kurz vor seinem Tod, Wirkung gezeigt. Nicht etwa, weil es in Libyen keine
dass unsere anfängliche Initiative auf die Ebene dänische Butter zu kaufen gab, sondern weil die
der Botschaften der beiden Staaten gehoben wur- lebenswichtigen Ersatzteile für die Ölförder- und
de, alles weitere lief dann über die koreanische Transportanlagen nicht mehr geliefert wurden.
Vertretung in Jordanien. Das sind Präzisionserzeugnisse, die kann man
JIPSS: Wir möchten Sie noch zu einem weite- wirklich gut überwachen. Die Herkunftsfirmen
ren, ehemals sehr exponierten Syrer mit ausgespro- sind alle bekannt, ebenfalls die genaue Anzahl der
chenem Österreichbezug fragen: Monzer al-Kassar, erzeugten Teile und es lässt sich leicht feststellen,
um den es ja lange Zeit still gewesen ist. wohin diese Erzeugnisse geliefert werden. Mit
Dietl: Ja, das dachte ich auch, wurde jedoch fehlenden, kleinsten Schräubchen kann man die
eines Besseren belehrt, weil er vor drei Monaten gesamte Ölindustrie eines Landes lahm legen.
auf Betreiben der Amerikaner in Spanien verhaftet Wenig bekannt ist allerdings, dass Amerikaner mit
wurde. Die Amerikaner verdächtigen al-Kassar, die kanadischen Pässen während des gesamten Em-
Aufständischen im Irak zu unterstützen. bargos die libyschen Anlagen irgendwie am laufen
JIPSS: Wurde hier eventuell eine alte Rech- hielten. Die Schadenersatzzahlungen waren also
nung, vielleicht wegen seiner Involvierung in das keinesfalls ein Schuldeingeständnis, sondern nur
Lockerbie-Attentat oder wegen der Ermordung ein gangbarer Weg, die Zwangsjacke des Embargos
eines amerikanischen Staatsbürgers im Achille loszuwerden. Ich meine, das Verfahrensende war
Lauro-Fall beglichen? ja schon spektakulär: Der eine Verdächtige, al-
Dietl: Ich muss sagen, ich habe keine Ahnung! Megrahi, wurde verurteilt und der andere, Fhimah,
Aber so wie ich ihn persönlich einschätze –ich habe freigesprochen! Ich sage Ihnen heute schon, ohne
ihn mehrfach getroffen, er ist ein ganz charmanter Hellseher zu sein, dass al-Megrahi nächstes Jahr in
Bursche und ich habe mich gut mit ihm unterhal- der Berufungsverhandlung auch frei kommt! Wenn
ten – hat er es bei einem kolportierten Vermögen das passiert – und ich bin überzeugt davon – dann
von 300 Millionen Dollar einfach nicht mehr nö- erlebt Schottland und damit Großbritannien das
tig, etwas zu riskieren. Außerdem weiß er nur zu größte Gerichtsfiasko, das sie jemals hatten. Und
gut, wie ein Gefängnis von innen aussieht. Meine das nur, weil die Amerikaner sie hineingetrieben
Meinung ist, dass er sich heute aus kriminellen haben. Die Amerikaner haben vor und während des
Risiken raushält. Er will ja in Spanien leben. Was Gerichtsverfahrens hinsichtlich der Täterschaft der
seine Rolle im Lockerbie-Fall betrifft, so ist das bis beiden ausgelieferten libyschen Geheimdienstler
jetzt nur ein Gerücht. Bei Lockerbie gibt es viele mit allen Mitteln getrickst und ungeheuren Druck
Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, und al- auf die Schotten ausgeübt, weil man während des
Kassar betrifft nur eine davon. Kuwait-Krieges nicht nur die Syrer in der Allianz
JIPSS: Was sagen Sie zu der Erkenntnis des brauchte, sondern auch das Wohlwollen des Iran,
schottischen Gerichtes, Libyen sei der Drahtzieher z.B. wegen Überflugsrechten usw. Die Täterschaft
hinter dem Lockerbie-Anschlag? Libyen anzuhängen, war das Produkt eines kalten
Dietl: Ich war von Anfang an der Meinung strategischen Kalküls. Auch im La Belle-Fall
und mit meiner Meinung stehe ich nicht alleine, werden die Libyer noch zahlen. Die exakten Sum-

Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007) 55


Interview Wilhelm DIETL

men werden immer noch ausgehandelt. In diesem ren. Allerdings wurde auch ein Haufen Geld für
Fall ist aber die Täterschaft Libyens zweifelsfrei Falschinformationen bezahlt. Das kann man aber
erwiesen. im Vorhinein nie wissen. Die Bundesregierung
JIPSS: Kommen wir zurück zum Bundesnach- bzw. der Krisenstab haben die Entführungen sehr
richtendienst. Sie haben 1982 bis 1993 für den ernst genommen und jede Möglichkeit in Betracht
BND gearbeitet. Wie kam es dann zum Aus, zu gezogen. Einmal wurde die GSG9 sogar für einen
Ihrer Entpflichtung? eventuellen Zugriff nach Zypern verlegt, dazu ist es
Dietl: Nach all den Jahren war ich sicher etwas aber dann nicht gekommen, weil die Aktion als zu
ausgebrannt und bei manchen Operationen lagen riskant beurteilt worden war. Worauf ich hinaus will
die Nerven schon blank. Ich hatte auch das unmit- ist, dass von den Fachleuten aller Ebenen wirklich
telbare Gefühl für Gefahren verloren und immer öf- viel getan wurde. Ein paar Monate vor dem Ende
ter etwas auf die leichte Schulter genommen. Damit der Affäre kam ein neuer Staatsminister im Kanzler-
bestand die Gefahr, dass man in den Ländern, in amt, Bernd Schmidbauer, der Geheimdienstkoordi-
denen ich tätig war, langsam misstrauisch gewor- nator. Blitzschnell riss er die ganze Sache politisch
den ist. Es entstanden auf jeden Fall zunehmend an sich und kidnappte ganz einfach den Erfolg der
Legendenprobleme. Wenn ich für den BND unter Freilassung der letzten beiden deutschen Geiseln.
der Legende, für ein Buch zu recherchieren, Infor- Er reklamierte alles für sich. Bei der Abholung
mationen beschaffte und das Buch erschien nie, der beiden in Beirut erweckte er den Eindruck,
dann muss das einmal auffallen. Ich hatte ja eine als habe er sie befreit. Dabei war es eindeutig das
strikte Trennung zwischen meiner journalistischen Verdienst von Außenminister Genscher und Gian-
Tätigkeit und meiner Arbeit für den BND vorge- domenico Picco von den Vereinten Nationen. Die
nommen. Die Recherchen für meine Reportagen arrogante Vorgangsweise von Schmidbauer sorgte
wurden auf ganz gewöhnliche Weise, etwa durch zwar in den Reihen des BND für einigen Unmut.
die Befragung von Taxifahrern oder anderen, ganz Keiner traute sich aber, den Geheimdienstkoordi-
normalen Bürgern, durchgeführt. Die Arbeit für den nator in der Öffentlichkeit zu kritisieren. Ich war
BND betraf jedoch hochgeheime Nachrichten, die da etwas unabhängiger und habe dann auf einer
dann logischerweise nie in der Zeitung erschienen Terrorismuskonferenz in Budapest die tatsächlichen
sind. Das war immer ein Drahtseilakt. Hintergründe erzählt, nämlich, dass Schmidbauer
JIPSS: Davon abgesehen, gab es irgendeinen nur Taxi gespielt und nichts wirklich Substantielles
Anlassfall für Ihren Ausstieg? zur Befreiung beigetragen hat. Ich legte mit der
Dietl: Wir hatten uns die letzten fünf Jahre Rückendeckung anderer ganz klar dar, wer hier
meiner Tätigkeit beim BND intensiv mit den deut- vom BND völlig unbedankt jahrelang verdienstvolle
schen Geiseln im Libanon beschäftigt. Wir haben Vorarbeit geleistet hat.
ein Riesennetz von Quellen geführt, die uns etwa JIPSS: Und wie hat der Bundesnachrichten-
berichteten, dass die Geiseln noch am Leben wa- dienst reagiert?
Dietl: Meine Veröffent-
lichung dürfte für böses
Blut gesorgt haben. Nach
einigen Diskussionen und
weiterem Druck aus Bonn
wurde mir gesagt, es wäre
besser, wir trennten uns.
Ich muss aber betonen,
dass meine Einsatzleiter
voll hinter mir standen, sie
wollten auch nicht, dass ich

Die Bibliothek und das Archiv


befinden sich im umgebauten
Schwimmbad.
(Alle Fotos: © ACIPSS)

56 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007)


Interview Wilhelm DIETL

gehe, aber sie waren eben auch weisungsgebunde- Redaktionsbesprechung von ‚Focus’ in München. So
ne Beamte. Es gab dann bei meinem Ausscheiden wurde das Ganze dann erst wirklich öffentlich!
eine Sicherheitsbelehrung, die aus zwei Aspekten JIPSS: Warum hat BND-Präsident Hanning die
bestand. Der eine betraf gewissermaßen ein Rei- Verbindung zu Ihnen bloßgestellt?
severbot in bestimmte Länder, das habe ich auch Dietl: Das war eine pure Racheaktion, weil er
akzeptiert. Das zweite, eine Art Schweigegebot, wegen des Juretzko-Buches stinksauer war. Ich
habe ich nicht unterschrieben, weil ich das für eine muss sagen, ich habe zwar mit Gegenwind gerech-
Selbstverständlichkeit erachtet habe. Das sorgte für net, aber nicht damit, denn eine solche Enttarnung
eine gespannte Stimmung, obwohl wir uns damals verstößt gegen die ureigensten Prinzipien eines
gewissermaßen „unter uns“ fühlten. Geheimdienstes. Ich habe das nicht erwartet, denn
JIPSS: Sie haben sich ja auch ohne schriftliche es gab nichts, was man mir hätte vorwerfen können!
Verpflichtung 13 Jahre an die Verschwiegenheit Ich habe für den BND stets korrekt gearbeitet, nichts
gehalten! veruntreut, keine Operation in den Sand gesetzt. In
Dietl: Stimmt, nicht mal meine Familie wusste, den Akten des Untersuchungsausschusses werde ich
dass ich für den Bundesnachrichtendienst gearbeitet wörtlich als „Juwel im Quellenbestand des BND“
habe. bezeichnet. Dem Juretzko hat man Geheimnisverrat
JIPSS: Wodurch sind Sie dann beim BND bzw. Verrat von Dienstgeheimnissen vorgeworfen,
in Ungnade gefallen? War es Ihr Buch „Die aber davon ist er im Berliner Strafverfahren frei-
Staatsaffäre“?9 gesprochen worden. Ich habe ursächlich erst recht
Dietl: Ja, „Die Staatsaffäre“ von 1997 war mein nichts verraten, ich habe nur sein Insiderwissen zu
Ringen um die Wahrheit über unsere Geiseln im Li- Papier gebracht. Für den technischen Vorgang des
banon. Ich sah das als einen Akt der ausgleichenden Schreibens kann man ja nicht wirklich belangt wer-
Gerechtigkeit. Ich wollte aufzeigen, was damals den. Und so sah der BND wohl die einzige Chance,
wirklich geschehen ist. Wenn man die „Staatsaf- mir etwas anzuhaben, indem er jenen unbekannten
färe“ gründlich liest, dann merkt man, dass sich Teil meines Lebens aufgedeckt hat. So erkläre ich
mein Buch keineswegs gegen den BND als solchen mir das!
richtet, sondern gegen einige erwiesenermaßen JIPSS: Gibt es denn noch andere Theorien?
unfähige Beamte, deren dilettantisches Vorgehen Dietl: Ja, z.B. glaubt Ewald Riethmüller von der
in einem Fall die Freilassung unserer Geiseln um Berliner Webseite ‚R-Archiv’, der Grund für meine
zwei Jahre verzögert hatte. Trotz allen Wirbels und Enttarnung liege darin, dass ich diverse Artikel über
aller Ermittlungsverfahren hat bis heute keiner die Rüstungsfirma Telemit, ein BND -Tarnunterneh-
gesagt: „Das stimmt nicht!“ Denn ich hatte die men, geschrieben habe.11 Telemit hatte bis zu ihrer
Akten, ich habe sie ja heute noch! In den BND- Liquidation militärische Kommunikationstechnolo-
Untersuchungen nach dem Zuträger dieser Akten gie hergestellt, wobei die Firma insgeheim Libyen
kam dann auch prompt ein absolut Unschuldiger gehörte! Es klingt ziemlich kompliziert, ist aber eher
ins Visier. Aber es stimmt: „Die Staatsaffäre“ war einfach. Telemit war also ein trojanisches Pferd
das erste Zerwürfnis! des BND, mit dem der Dienst in Libyen operieren
JIPSS: Und dann folgte 2004 das Juretzko- konnte. Die Münchner Techniker lieferten während
Buch!10 des ersten Golfkrieges Funkanlagen sowohl in den
Dietl: Juretzko, ein ehemaliger BND-Mitarbei- Iran als auch in den Irak! Nach meiner Berichter-
ter, dem der Dienst auch übel mitgespielt hatte, kam stattung stornierte die deutsche Bundeswehr, die für
2003 im Jänner mit dem Anliegen zu mir, ich möge immerhin 60 Prozent des Umsatzes gesorgt hatte,
ihm bei seinem Buchprojekt helfen. Wir haben uns ihre Aufträge. In Bonn hatte man nämlich keine Ah-
relativ schnell darauf geeinigt, sein Buch zusammen nung über den geheimdienstlichen Hintergrund von
zu verfassen. Das Werk hat bei seinem Erscheinen Telemit gehabt, weil alle Geschäftsführer Deutsche
erhebliche Verstimmung im BND ausgelöst, was in gewesen waren! Riethmüller sieht in diesem Vorfall
weiterer Folge dazu geführt hat, dass der damalige das Motiv für meine Enttarnung. Ich selbst glaube
BND-Präsident August Hanning im Herbst 2005 das nicht, denn selbst der damalige BND-Präsident
beim Fest des ‚Focus’-Magazins in Berlin dem Wieck, dem ich durchaus persönlich berichtet habe,
Chefredakteur Uli Baur sagte: „Ach übrigens, der hat mir die Geschichte nie vorgeworfen.
Dietl hat für uns gearbeitet.“ Baur verbreitete diese JIPSS: Sie glauben also, die Juretzko-Affäre
Information dann schnurstracks bei der nächsten war der Auslöser?

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Interview Wilhelm DIETL

Dietl: Davon bin ich überzeugt! Ich habe auf- Interesse des BND, mögliche leaks und den Abfluss
grund meiner Enttarnung gegen die beiden BND- von geheimen Akten zu untersuchen, anerkennen.
Präsidenten Ernst Uhrlau und August Hanning Dietl: Ich stimme Ihnen zu, aber in der öffent-
Anzeige wegen Geheimnisverrats erstattet. Man lichen Berichterstattung war das eben kein Gegen-
kann den Dienst nämlich nicht direkt klagen oder argument, sondern die Erweiterung des Skandals!
anzeigen, sondern nur konkrete Personen. Meiner Denn Förster hat in der ‚BZ’ nur die Ausspähung
Anzeigeschrift beigefügt war ein Präzedenzfall aus von Hufelschulte und Schmidt-Eenboom erwähnt und
dem Jahre 1955, wo es ebenfalls um Geheimnis- nicht mich. ‚Der Spiegel’, NDR und ’Focus’ haben
verrat eines Verfassungsschützers gegen eigene dann nachgelegt und meinen Namen als „ Spitzel“
Kollegen ging und es 1965 auch zu einer endgül- für den BND ins Spiel gebracht! Ich habe das damals
tigen Verurteilung durch den Bundesgerichtshof in dementiert, denn ich musste ja dementieren und
Karlsruhe kam. Grundtenor dieses Erkenntnisses dachte, damit sei die Sache erledigt. Obwohl diese
war, dass nicht nur Akten Geheimnisse sein kön- Medien ihre Quellen für die Behauptungen nicht
nen, sondern auch Menschen als Angehörige eines aufgeschlüsselt haben, gehe ich davon aus, dass
Dienstes. Denken Sie nur an den aktuellen Fall der Ex-BND-Präsident [August] Hanning ein Informant
Valery Plame, die in den Vereinigten Staaten als des Kollegen Hufelschulte ist, der immer über eine
CIA-Agentin enttarnt worden war. Dort sieht man Quelle aus diesem Bereich, so eine Art „deep throat“
das als ganz klaren Fall von Geheimnisverrat. Bei- verfügte. Er sprach in diesem Zusammenhang immer
de Fälle habe ich in meiner Anzeige angeführt und nur vom „Handelsreisenden“. Auf Hanning treffen
trotzdem hat die Staatsanwaltschaft München mei- weitere Faktoren und Eckdaten zu! So kommt er
ne Anzeige drei Mal zurückgewiesen. Da jetzt alle geographisch aus der unmittelbaren Nachbarschaft
Rechtsmittel ausgeschöpft sind, muss ich feststellen, von Hufelschulte. ‚Focus’ wurde zwei Jahre vor den
dass Hanning und Uhrlau in diesem Land nicht zu anderen Medien, also im November 2003, von einem
belangen sind. Das wirft ein bedenkliches Licht auf abtrünnigen BND-Mann über die 1993/94 laufenden
Justiz und Politik. Observationen unterrichtet. Da war Hanning noch
JIPSS: Die bis jetzt geschilderten Vorgänge Präsident. Mir liegt das entsprechende Protokoll des
betrafen Ihre Enttarnung durch den BND. Wie kam ‚Focus’-Anwalts Söder vor. Mit dieser Information
es aber zu den Vorwürfen, Sie hätten im Auftrag des hat man seinerzeit bis zum Ausscheiden von Hanning
BND Journalisten-Kollegen ausgespäht? als BND-Präsident gewartet.
Dietl: Anfang November 2005 erschien in der JIPSS: Und wie passt die Berichterstattung durch
‚Berliner Zeitung’ eine Geschichte des Kollegen Förster hinein?
Andreas Förster, den ich sehr schätze und der über Dietl: Dem Kollegen Förster wurde das Material
meinen Fall stets objektiv berichtet hat, dass der gegeben, damit es von woanders kommt und man es
BND den Kollegen [Josef] Hufelschulte vom ‚Focus’ mit rotglühender Empörung zitieren kann. Das ist
und den Historiker [Erich] Schmidt-Eenboom in den eben die ‚Focus’-Taktik, die ich in mehreren Fällen
Jahren 1993 und 1994 ausspioniert hat. Beide waren erlebt habe. Die Vorgehensweise des ‚Spiegel’ hin-
damals vom Observationsreferat QB3O überwacht gegen ist es, so etwas selbst an die Öffentlichkeit
worden. Hintergrund war, dass sie immer wieder zu bringen.
kritisch über BND und BKA berichtet hatten und mit JIPSS: Und wie kam es dann zum Schäfer-
Akten aus beiden Häusern versorgt worden waren. Untersuchungsausschuss?
‚Focus’ hat dann den Tenor der Berichterstattung Dietl: Durch die Behauptung, es gäbe so ehrlose
schnell gedreht‚ und berichtet, Journalisten hätten Journalisten, die für den BND spioniert hätten, ge-
auch für den BND gearbeitet, z.B. der Dietl. Diese riet die Bundesregierung unter Druck. In weiterer
Berichterstattung erfolgte derart rasch auf den Arti- Folge beauftragte der Deutsche Bundestag das
kel des Kollegen [Andreas] Förster, dass ich davon Parlamentarische Kontrollgremium (PKG), alles zu
ausgehe, dass das gezielt lanciert wurde. Da sind untersuchen. Das PKG beauftragte den ehemaligen
dann alle Medien aufgesprungen. Bundesrichter Gerhard Schäfer und zwei weitere
JIPSS: Das eine, die Ausspähung von Journali- Mitarbeiter, also ein ganz kleines Team, diesen Vor-
sten durch den Bundesnachrichtendienst, hat doch würfen von Jänner bis Mai nachzugehen und einen
mit dem anderen, der Arbeit von Journalisten für Bericht zu verfassen. Schäfer wiederum veranlasste
den BND, nichts zu tun. Das ist doch kein logisches den BND, ihm das Material mundgerecht aufzuberei-
Argument! Und im ersten Fall muss man doch das ten! In diesen BND-Akten schienen dann die Namen

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Interview Wilhelm DIETL

von fünf Journalisten auf und ich behaupte, vier von Dietl: Der BND ist in diesem Fall sprichwörtlich
denen haben tatsächlich ihre Journalisten-Kollegen über Leichen gegangen, um seine eigene Zielsetzung,
bespitzelt, aber nicht ich! Ihr Auftraggeber Volker im gegenständlichen Fall die Verbesserung der
Foertsch war nach seiner Tätigkeit als Leiter der eigenen Position im Verfahren gegen Juretzko, zu
Beschaffung des BND von 1994 bis 1998 Leiter der erreichen! Da wurden alle anderen Aspekte, wie z.B.
Abteilung V (Sicherheit). In dieser Funktion erklärte der Quellenschutz, zur Seite gekehrt, nach dem Mot-
er die Jagd auf die BND-internen Informanten der to: „Wir zünden das Haus an, wenn wir zu erkennen
Journalisten zur Chefsache. Ich betone aber aus- glauben, Juretzko und Dietl sind drinnen!“ Von den
drücklich, dass ich niemals Journalisten-Kollegen Schwierigkeiten einer möglichen Anwerbung neuer
ausspioniert habe. Es stimmt, dass ich Kontakt mit Quellen rede ich da gar nicht!
Foertsch hatte, denn ich musste mich im Zuge meiner JIPSS: Gibt es da nicht eine deutliche Parallele zu
Recherchen für mein Buch „Die Staatsaffäre“ im Richard Tomlinson, den MI6 wegen einer Nichtigkeit
BND bewegen können. Ausgerechnet in der Phase, wo auch mit absolut unverhältnismäßigen Maßnahmen
wegen der ,,Staatsaffäre“ zwei Ermittlungsverfahren verfolgt? Tomlinson hatte seinem ehemaligen Arbeit-
liefen und ich im BND zum Feind erklärt worden war, geber auch lange die versöhnliche Hand gereicht!
soll ich für ihn Journalisten bespitzelt haben? Das Dietl: Ja, so kann man es sehen! Ich habe mein
ist doch absolut unlogisch! Entlastend kommt noch Buch „Deckname Dali“ erst verfasst, als zu erkennen
hinzu, dass es im geheimen Teil des Schäfer-Berichtes war, dass der BND kein klärendes Gespräch mit mir
eine exakte Tabelle mit all meinen Bezügen gibt! Und führen würde. Ich sah es als einzige Möglichkeit, die
in dieser Tabelle findet sich nicht ein einziger Hinweis Angelegenheit so darzustellen, wie sie wirklich war.
auf eine Bespitzelung von Journalisten! Alle meine Ich hätte „Dali“ nie veröffentlicht, wenn der BND
BND-Gelder flossen ausnahmslos für meine Tätigkeit klargestellt hätte, dass ich für ihn niemals Journa-
im Nahen Osten. So hat es der Schäfer- Bericht ja listen bespitzelt habe. Grundsätzlich: Ich habe drei
auch festgehalten! Es gibt den allseits anerkannten Mal über einen Anwalt um einen Aussprachetermin
Grundsatz: Der BND zahlt für alles, was man für ihn beim BND-Präsidenten Uhrlau gebeten und erhielt
tut! Das ist in genauen Berichten festgehalten. Über zwei Mal als Antwort, der Präsident sehe keinen
jede Auszahlung werden akribisch Belege gesammelt. Grund dafür.
Fazit: Es gibt von mir keine Berichte Journalisten JIPSS: Es ermitteln jetzt die Russen wegen der
betreffend und auch keine Belege für Zahlungen Juretzko-Quellen, aber auch ihre Informanten aus
wegen solch einer Tätigkeit! Die Leute, die die Ruf- dem Nahen Osten sind in Gefahr! Fühlen Sie sich
mordkampagne gegen mich eröffnet haben, können deswegen auch körperlich gefährdet?
also entweder den Schäfer-Bericht nicht korrekt Dietl: Im Moment nicht, ich höre da aktuell
wiedergeben oder wollen das nicht! nichts! Aber dem BND war meine Sicherheit egal!
JIPSS: Wie erklären Sie sich dann die Medien- Ich kann jetzt in diese Länder nicht mehr fahren, die
hetze gegen Sie? sind dicht für mich! Es stimmt auch: Alle Dienste
Dietl: Alte Rechnungen, Brotneid, Konkurrenz- im Nahen Osten gleichen nach meiner Enttarnung
denken und vielleicht auch, dass man manche meiner ihre Daten mit meinen damaligen Reisebewegungen
Handlungen missverstanden hat! Schmidt-Eenboom ab und versuchen auf meine Quellen zu stoßen, die
behauptet nach wie vor, absurder Weise, ich hätte das sich inzwischen teilweise in verantwortungsvollen,
Manuskript seines ersten Buches „BND-Schnüffler hohen Positionen befinden. Aber auch das war dem
ohne Nase“, dem gegenüber ich sehr positiv einge- BND egal!
stellt war, der ‚Stern’-Redaktion verkauft! Bei man- JIPSS: Gibt es keine Clearingstelle für solche
chen Kollegen ist es sicher so, dass sie sich in einer Zerwürfnisse, die allen nur schaden?
Form vorauseilenden Gehorsams beim BND beliebt Dietl: Nein, im Gegenteil, die Sache geht weiter.
machen wollen. Sie möchten ja auch weiterhin mit Ich denke, der Bundesnachrichtendienst unterschätzt,
verwertbaren Neuigkeiten beliefert werden. dass ich auch in Zukunft viel Energie und Zeit inve-
JIPSS: Der Bundesnachrichtendienst hat nicht nur stieren werde, um seinem Rufmord zu begegnen. Das
Ihren Namen als ehemaliger BND-Mitarbeiter publik habe ich mir im Nahen Osten angeeignet. Ich setze
gemacht, sondern im Verfahren gegen Juretzko auch mich in die Ecke und warte. Das kann nächstes Jahr
die Klarnamen mehrerer seiner russischen Quellen, sein oder erst in fünf, dann sind zwar alle Verantwort-
darunter auch solche, welche die russische Spionage- lichen pensioniert, aber es wird einer kommen und
abwehr noch gar nicht enttarnt hatte! sich entschuldigen oder darauf verweisen, dass seine

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Interview Wilhelm DIETL

Abstract

Wilhelm Dietl, author, journalist and co-founder of an institute for terrorism studies
worked as a field agent for the Bundesnachrichtendienst (BND), the German foreign
intelligence service, from 1982 to 1992. During his career as an operative he successfully
cultivated sources within terrorist organisations, Middle Eastern intelligence agencies
and fundamentalist movements. Although regarded as a “jewel” among the sources of
the BND, his role was exposed by the BND itself as a sideshow of the ongoing “jour-
nalist-affair”: the BND had been accused to have run journalists as sources against their
media-colleagues in order to find some high-ranking leaks within the BND. While Dietl
admits to have worked for the BND as an operative to gather secret intelligence in the
Middle Eastern region, he strictly denies to have spied on journalists.
In this interview Wilhelm Dietl describes: how he was recruited by the BND, how he
cultivated and ran clandestine sources, the real background of the Lockerbie-incident,
the unique role of Cyprus as the Mediterranean playground for spies, his thoughts about
a possible Abu Nidal-Israel connection, his big breach with the BND and how he has
been trying to re-establish his professional reputation.

Vorgänger die Fehler begangen haben. Ich manchmal ins Wohnzimmer fotografiert
habe, wie gesagt, Zeit und befinde mich haben soll?
auch nicht am Rande meiner Existenz! Das Dietl: Wenn es der Wahrheitsfindung
betrifft auch die laufenden Medienverfah- gedient hat!
ren. Ich habe gegen fünf Medien geklagt,
die faktenwidrig über mich berichtet haben.
Im Besonderen geht es um die ‚Süddeutsche Anmerkungen:
Zeitung‘, ‚Focus’ und den ‚Spiegel’. Inzwi- 1 Wilhelm Dietl, Heiliger Krieg für Allah. Als
Augenzeuge bei den geheimen Kommandos des
schen habe ich in erster Instanz drei Mal
Islam (Berlin: Kindler Verlag, 1983).
verloren. Das geschah jeweils mit völlig 2 Vgl. die aktuelle Auflage: Peter Scholl-Latour,
unhaltbaren Begründungen. Ein klassischer Allah ist mit den Standhaften. Begegnungen mit
Fall von Rechtsbeugung. Unschuldsver- der islamischen Revolution (München: Deutsche
mutung und Beweislast haben in diesen Verlags-Anstalt, 2002).
3 Siehe dazu auch: Wilhelm Dietl, Deckname Dali.
Verfahren keine Rolle gespielt! Aber ich bin Ein BND-Agent packt aus (Berlin: Eichborn,
verletzt und akzeptiere nicht, dass man sich 2007), 17.
der Wahrheit derart verschließt! Es geht mir 4 Ibid., 84, 204, 208.
auch gar nicht so sehr um Schadenersatz als 5 Ibid., 70.
6 Ibid., 90.
vielmehr um Widerruf und Unterlassung der
7 Ibid., 95.
Behauptungen. Also gehe ich in Berufung. 8 Ibid., 74.
Ich gebe da nicht auf! 9 Wilhelm Dietl, Staatsaffäre. Hinter den Kulissen
JIPSS: Woran arbeiten Sie derzeit? der Geheimdienste. Das Tauziehen um die deut-
Dietl: An einem neuen Buch mit dem Ar- schen Geiseln im Libanon (München: Deutsche
Verlags-Anstalt, 1997).
beitstitel „Muchabarat – Bei den Geheim- 10 Norbert Juretzko und Wilhelm Dietl, Bedingt
diensten des Nahen und Mittleren Ostens“. dienstbereit. Im Herzen des BND – die Abrech-
Es soll im Oktober 2008 bei Eichborn nung eines Aussteigers (Berlin: Ullstein Hc,
erscheinen. Darin werde ich Hintergründe 2004).
11 Ewald Riethmüller, „BND-Journalistenaffäre
berichten, die bei „Dali“ noch ausgespart
späte Rache?,“ R-ARCHIV.de, Kommentar ge-
wurden. postet am 24. Juli 2007, http://www.r-archiv.de/
JIPSS: Abschließend noch eine Frage: modules.php?name=News&file=article&sid=28
Was sagen Sie dazu, dass Ihnen der BND 46 (letzter Zugriff: 22. Oktober 2007).

60 Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 1, No. 2 (2007)

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