EZ40 Kreiselvisier

You might also like

Download as pdf or txt
Download as pdf or txt
You are on page 1of 87

.

MENU

I. Allgemeines u. Entwicklung

II. Beschreibung

III. Erprobung

IV. Dokumente

V. Bilder

"EZ = Eigen. und Zielgeschwindigkeitsgesteuertes Visier"

Bordzielgeräte Verwendung: Zum Ausrichten starrer und beweglicher Waffen

Hinweis:

In diesem Beitrag werden wir Grundsätzlich auf das weniger bekannte EZ 40 eingehen. Die spezifischen
technischen Grundwerte zur Zielführung und deren Fehlerquellen. Natürlich trifft dies auch, auf die hier in diesem
Beitrag, nicht abgehandelten EZ-Baureihen zu! Hier wurde in den Jahren 1942-45 die Grundlagenforschung dazu
betrieben, auf die wir in diesem Beitrag eingehen wollen. Kurz wird auch auf die Entwicklunggeschichte der
verschiedenen EZ-Baureihen am Anfang dieses Beitrages eingegeangen!

Die unterschiedliche funktionsweise des weiterentwickelten EZ 42 sowie deren Werte und Bedinungserläuterungen
können Sie aus dem Gerätehandbuch des EZ 42 am Schluss (Dokumente) dieses Beitrages entnehmen !

In diesem Beitrag geht es im speziellen um die grundlegenden Funktionen der EZ-Reflexvisiere und deren
Grundlagenforschung sowie Erprobung.

Allgemeines :

Visier-Typ:
Kreiselstabilisierte optische Zielplatform, welche automatisch einen Vorhaltewinkel und Gegenvorhalt
berücksichtigt! Für das Schiessen mit horizontaler Rohrbewaffnung oder einen Vorhaltewinkel für den
Bombenabwurf im Bahnneigungs- oder Sturtzflug ermittelt.

Hersteller: Firma C.Zeiss/Jena (Entwicklung:Dr.Kortum) und die Firma Askania/Berlin

Verwendung:

Bordzielgeräte Verwendung: Zum Ausrichten starrer und beweglicher Waffen

Bezeichnung zbs. :

"EZ 40 = Eigen. und Zielgeschwindigkeitsgesteuertes Visier 40" Anforderungszahl = Fl 22715

Baureihen:

EZ 31, EZ 40, EZ 41, EZ 42, nicht gesichert EZ 44 und EZ 45A

EZ 40 Typ : Firma Zeiss „blc"

Baumuster & Entwicklung der EZ Kreisel-Visere:

Obwohl die einschlägige Industrie bereits 1935 dem RLM ein neuartiges, kreiselstabilisiertes Zielgerät für
Maschinenwaffen angeboten hatte, wurde das seit Jahren benutzte REVI (Reflexvisier) beibehalten. Diese Visiere
erhielten später die Zusatzbezeichnung EZ = (Eigen. und Zielgeschwindigkeitsgesteuertes Visier). Erst nachdem
Anfang 1942 aus einem US-Jagdflugzeug P-47 ein dem REVI überlegenes, kreiselstabilisiertes Zielgerät erbeutet
wurde, ließ sich das RLM zu einer beschleunigten Entwicklung bewegen. Im Sommer 1941 hatte man das etwa 4,0
kg schwere EZ 40 abgelehnt, von dem die Firma C. Zeiss/Jena (Entwicklung: Dr. Kortum) und die Firma Askania/
Berlin je einen Entwurf eingereicht hatten.
EZ - Visier Baureihen

EZ 31 EZ 40 EZ 41 EZ 42 EZ 44 EZ 45A

Die Firma Zeiss entwarf das EZ 41, das in einem Stück im Sommer 1943 erprobt werden konnte, aber wieder
wegen zu großer Fehler abgelehnt wurde.

Derartige Geräte tragen nicht den Firmennamen, sondern eine aus drei Buchstaben bestehende Kennmarkierung,
die bei der Firma Zeiss „blc" hieß. Durch derartige, für Waffen und Geräte benutzten Kennmarkierungen sollte dem
Gegner ein Einblick in die Rüstungswirtschaft erschwert werden.

Typ EZ 41 - Firma Zeiss entwarf das EZ 41, das in einem Stück im Sommer 1943 erprobt werden konnte

Im Sommer 1942 hatte die Firma Askania das EZ 42 begonnen, welches für die Spannweite des Angegriffenen
justierbar war. Das Gerät mit einem Gewicht von 13,6 kg, davon das Visier mit 3,2 kg, wurde zur Massenherstellung
freigegeben, die von der Firma Steinheil/München begonnen wurde. Die ersten drei Stück der Musterserie von 33
Stück wurden im Juli 1944 ausgeliefert, dann wurden noch weitere 770 Geräte hergestellt (je 130 Arbeitsstunden),
von denen die letzten 500 Stück jedoch erst ab Anfang März 1945 ausgeliefert werden konnten. Es handelte sich
um ein aus zwei Teilen bestehendes Gerät, das durch zwei Kreisel stabilisiert war. Mit den gelieferten EZ 42 waren
etwa 200 Maschinen der Typen Fw 190 und Me 262 ausgerüstet, die in der Truppenerprobung verwendet wurden.
Berichte der Piloten zeigen, daß selbst Angriffe aus einem Winkel von 20° noch möglich waren.

Die nächste Entwicklung der Firma Zeiss baute auf das EZ 41 auf. Beim EZ 40 der Firma hatte man den
Antriebsmotor des Kreisels, die Fliehkraftbremse und das Visier selbst in einem Gehäuse untergebracht, davon
getrennt war nur das Reglergetriebe. Beim EZ 41 hatte man zugunsten der kleinen Bauweise das Visier getrennt.

Entwicklung EZ 44 und 45A:

Nicht ganz gesichert und geklärt sind die folgenden Baumuster EZ 44 und EZ 45A, von dennen uns noch die
beweisführenden Unterlagen oder Bilder fehlen !

Nicht gestützte Informationen sind......

Bei der Entwicklung des EZ 44, die im Herbst 1943 begann, hat man aus Gründen des beschleunigten Ablaufes
Teile des Lotfe 7D (Lotfernrohr) benutzt. Die Leistungen des Gerätes waren zufriedenstellend, leider hat die
Verwendung von Lotfe-Teilen den Anschein einer komplizierten Fertigung erweckt — so daß die Firma Zeiss noch
eine Neuentwicklung begann.

Lotfe Bericht - öffnet neues Fenster !

Bei diesem, wieder geteilten EZ 45 A wurde für jeden Kreisel, die in dem Falle fast 6000 Umdrehungen/Min.
erreichten, ein gesonderter Antrieb vorgesehen. Zum Messen der Entfernung nach dem stadimetrischen Prinzip
waren im Gesichtsfeld acht Lichtpunkte sichtbar. Dieses Gerät war auch in Verbindung mit dem für die Ju 388
vorgesehenen PVE 11a, einem Doppelperiskopvisier (200 gebaut), vorgesehen. Eine Truppenerprobung des EZ 45
konnte aber nicht mehr durchgeführt werden.

Erläuterungen:

Um ein Verständniss für dass Bedürfniss der Luftwaffe an den Eigen. und Zielgeschwindigkeitsgesteuerten Visieren
(EZ 31,40,41,42,nicht gesichert = 44 und 45A) zu bekommen, wollen wir im folgenden kurz auf die Vorhaltefehler
der ungesteuerten Visiere eingehen!

Mit ungesteuerten Visieren, bestand für den Flugzeugführer die einfachste Möglichkeit die Trefferprozente zu
erhöhen darin, die Angriffe in Flugrichtung des Gegners anzusetzen und dadurch jeden Vorhalt auszuschalten. Ein
Abschuss des Gegners wurde dazumal bei diesen Anflügen aber immer schwieriger, da in den späten Kriegsjahren,
die Abwehr der Kampfflugzeuge nach hinten immer stärker wurde und wichtigsten Teile durch starke Panzerung
gegen Beschuss in Flugrichtung geschützt wurden. Bei Vorraussetzung richtiger Vorhaltebestimmungen (siehe im
nächsten Abschnitt) wird demnach ein Abschuss bei seitlichen Angriffen eher möglich sein.

So war es ein Zahn der Zeit, bis die Entwicklung der EZ - Visiere in Angriff genommen wurde, die dann ebenso,
gegen Ende des Krieges durch ferngesteuerte- und ungesteuerte Raketenwaffen ergänzt werden sollten. Jede
weitere Waffenentwicklung mit dem Ziel die Trefferwahrscheinlichkeit des Angreifers zu erhöhen oder die
Kamfentfernung zur eigenen Sicherheit zu erweitern. Lagen doch die Trefferaussichten auf Jagdflugezuge bei
Kampfentfernungen zwischen 200 m und 400 m der ungesteuerten Visiere im Berich von 4,5 bis 1,3 %.

Natürlich wurde durch die ganze Entwicklung auch versucht die Trefferwahrscheinlichkeit mit möglichst vielen
Bordwaffen zu erreichen. Diese Massnahme war aber sehr Begrenzt durch die Waffentragkraft des entsprechenden
Flugzeuges (Waffenträger) und deren Motorenleistung. Doch diese Entwicklung wiederspricht die
Schlussfolgerungen aus den Erprobungberichten der kreiselgesteuerten Visiere in Tarnewitz - siehe dazu
folgenden TEXT:
Quelle: Erprobungsergebnisse Tarnewitz vom 28.01.1942

Bei Abkomm- und Schießversuchen wurde festgestellt, daß mit einem kreiselgesteuerten Visier die
Trefferprozente auf Flugziele um ungefähr 70 % gegenüber den Treffern mit ungesteuertem Visier gesteigert
werden können !

Diese Verbesserung ist mit einem geringen Aufwand zu erreichen, der in keinem Verhältnis zu dem Aufwand
an Gewicht und Arbeitsstunden steht, der bei Verstärkung der Kampfkraft durch Vermehrung der Waffen
oder Waffenstände oder mit den sonstigen üblichen Mitteln notwendig ist.

Dies war die Geburtsstunde des EZ = Eigen- und Zielgeschwindigkeitsgesteuertes Visieres.

Die Fertigungsstunden für das kreiselgesteuerte Reflexvisier EZ 40 wurde von der Herstellerfirma Askania bei
größerer Serie auf 250 bis 260 Std. geschätzt.

EZ 42 Eingebaut in eine Me 262

Trefferaussichten mit starrer und beweglicher Bewaffnung:

Die Treffaussichten beim Schiessen von Flugzeug zu Flugzeug sind bestimmt durch die Unzulänglichkeit der
benutzten Geräte und die Bedienungsfehler des Schützen. Der Gesamtfehler kann in drei Hauptgruppen eingeteilt
werden:
1. Richt- oder Abkommfehler
2. Waffen- und Lafettenstreuung
3. Vorhaltefehler

Im folgenden sollen die Einzelfehler einer kurzen Betrachtung unterworfen und ihr Einfluss auf die
Trefferwahrscheinlichkeit eines normalen Zieles abgeschätzt werden.

Für die starre Bewaffnung bei Jagd- und Zerstörerflugzeugen zu der damaligen Zeit,ist der Richt- oder
Abkommenfehler in der Regel vom verwendeten Visier, der Zielbewegung und der Stabilität des zu richtenden
Flugzeuges abhängig.

Aus damaligen Richtversuchen, bei der Erprobungsstelle der Luftwaffe in Tarnewitz, mit verschiedenen
Zieleinrichtungen, konnten auf fliegende Ziele die in Abb.1 dargestellten Zielfehler in Abhängigkeit von der
Entfernung ausgewertet werden. Als Zieleinrichtung wurde ein Reflexvisier Revi 12 C verwendet. Der
Abkommenfehler verringert sich von 0,9 % bei normaler Schussentfernung (200 m) auf nahezu 0,3 % bei 1`000 m.
Diese Verringerung des Abkommfehlers ist dadurch zu erklären, dass bei der Auswertung der Abkommefilme
(Schmalbildkamera) der Fehler vom Mittelpunkt des Zieles aus gerechnet wurde. Bei zunehmen der Entfernung
erscheint dem Schützen das Ziel immer mehr als Punktziel; ein Punktziel ist jedoch leichter zu erfassen als ein
geschätzter Punkt einer Zielfläche!

Abb.1: Richtversuche Abkommenfehler: Zielgerät Revi 12 C

Bei grösseren Entfernungen wird das Abkommen bei geringem Winkelfehler ausserhalb des Zieles liegen, während
es bei kleinen Entfernungen beim gleichen Winkelfehler noch auf dem Ziel liegt! Daher ist der gleiche Fehler bei
grossen Entfernungen, vom Schützen, leichter zu erkennen und zu korrigieren.

Die Waffen- und Lafettenstreuung ergab sich aus Versuchen für die beiden Waffen MG 17 auf der Rumpfoberseite
der Me 109 F zu 50 x 30 cm auf 100 m Schussentfernung. Es wurde angenommen, dass sich dieser Fehler mit der
Entfernung im Verhältniss der Geschossflugzeiten vergrössert.
Messerschmitt Me 109 E Maschinengewehr MG 17 - Fw 190

Im folgenden sind die Trefferaussichten für eine Me 109 F mit 2 MG 17 aufgeführt, wenn die Waffen durch das Revi
12 C bzw. EZ 40 (Askania) gerichtet wurden:

Revi 12 C /D EZ 40

Jäger gegen Trefferaussichten


Schussentfernung Trefferaussichten %
Bomber %
100 m 27 % 38 %
200 m 12,5 % 21,7 %
300 m 7% 12 %
400 m 3,8 % 7,5 %
500 m 2,5 % 5%
Jäger gegen Jäger
200m 4,5 % 6,3 %
400 m 1,3 % 2,0 %

Um einen Anhalt über die Grössenordnung des Vorhaltefehlers zu bekommen wurden in Tarnewitz mehrere
Abkommenversuche mit ungesteuertem Visier auf fleigende Ziele durchgeführt. Im Mittel ergaben sich aus diesen
Versuchen, dass bei Verwendung eines ungesteuerten Visiers (ungesteuertes Revi 12 ) der Vorhaltefehler in
Flugrichtung des Zieles allgemein 30 % des Soll-Vorhaltens beträgt!

Das Verhältnis der Vorhaltefehler in Flugrichtung zum Fehler Senkrecht zur Flugrichtung des Zieles verhält sich wie
1:0,6 , daher der Vorhaltefehler senkrecht zur Flugrichtung beträgt durchschnittlich 18 % des Soll-Vorhaltes!

Bei diesen Fehlern handelt es sich teilweise zusätzliche Abkommfehler, da ein gedachter Punkt im Raum
schwieriger mit dem Abkommen zu erfassen ist als ein fester Zielpunkt. Diese zusätzlichen Abkommfehler werden
bei den folgenden Betrachtungen zu den Vorhaltefehlern gezählt.

Der Einfluss der einzelnen Fehler auf die Trefferwahrscheinlichkeit bei Angriff und Abwehr eines Kampf- bzw.
Jagdflugzeuges wird im folgenden an einem Beispiel gezeigt. Es wurde vorausgesetzt, dass das Jagdflugzeug auf
einer "Hundekurve" ....

(......"Unter einer Hundekurve versteht man auch das sogenannte homing in der Fliegerei. Unterwegs von Punkt A
zu B fliegt man eine Gerade (nehmen wir an ohne Wind). Ist jedoch Wind vorhanden, und nicht direkt von vorne
oder hinten sondern quer, man aber immer mit der Flugzeugnase auf das Ziel hält (Punkt B), wird das Flugzeug
dadurch zur Seite versetzt. Korrigiert der Pilot die Ausrichtung der Flugzeugnase direkt auf das Ziel kontinuierlich,
resultiert als Kurslinie über Grund keine Gerade sondern eine immer enger werdende Kurve: Hundekurve"......)
..... und einem Winkel von 30° zur Flugrichtung des Gegners anfliegt. Die Entfernung soll bei gleichem
Anflugwinkel variieren.
Für diese Fluglage wurden die Vorhalte ermittelt und im Kurvenblatt 2 eingetragen. Im Kurvenblatt 3 wurden die
wahrscheinlichen mittleren Fehler für die Waffenstreuung, Abkommfehler und Vorhaltefehler für Seite und Höhe
dargestellt! Als Vorhaltefehler wurden hierbei nach (siehe Abschnitte oben) Annahme 18 bzw. 30 % des
Sollvorhaltes zugrunde gelegt.

Abb2: Kurvenblatt 2 Abb 3: Kurvenblatt 3

Nimmt man an, dass die Trefferbilder infolge der obigen aufgeführten Fehler eine Gausche Verteilung zeigen, so
kann die Trefferwahrscheinlichkeit für ein angenommenes Ziel nach folgender Gleichung errechnet werden.

Hiernach bedeutet:

w = Wahrscheinlichkeit für die Seitenabweichung x i


a= Wahrscheinlichkeit für den Fehler x = c i
h= Präzisonsmass (Mass für Grösse des Trefferbildes)

In der Abb. 4 wurden die Trefferprozente nach obiger Gleichung getrennt für Vorhaltefehler, Waffenstreuung und
Abkommfehler für eine Zielgrösse von 19 x 0,95 m dargestellt, dies entspricht der ungefähren Zielgrösse einer He
111 bei 30 ° Anflugwinkel. Hierzu ist zu ersehen, dass die Trefferaussichten infolge der Abkomm- und Waffenfehler
bei Schussentfernungen unter 400 m über 30 % liegen, der Vorhaltfehler ergibt bei 400 m Kampfentfernung nur
4,5 % Treffer. Das Verhältnis der Trefferprozente durch Vorhaltefehler einerseits und Waffenstreuung bzw.
Abkommfehler andererseits ergibt sich demnach zu 1 : 6,7.

In Kurvenblatt 5 (Abb.5) wurden die Trefferaussichten bei Berücksichtigung sämtlicher Fehler dargestellt. Die
Trefferaussichten liegen bei normalen Kampfentfernungen (200 - 400 m) zwischen 4 und 13 %. Sie sinken mit
zunehmender Entfernung schnell auf unter 1 %!
Abb 4: Trefferprozente in Abhängikeit der Entfernung..... Abb 5: .... mit Berücksichtigung sämtlicher Fehler !

Die bisherigen Ausführungen bezogen sich auf den Angriff eines Jägers auf ein Kampfflugzeug (Bomber). Noch
wesentlich geringer sind infolge der kleinen Zielfläche die Trefferaussichten bei der Abwehr von
Hundekurvenangriffen unter sonst gleichen Bedinungen.

Als Zielgrösse wurde die ungefähre Stirnfläche eines Jagdflugzeuges (10 m x 0,5 m) angenommen. Hier liegen die
Trefferaussichten bei Kampfentfernungen zwischen 200 m und 400 m im Berich von 4,5 bis 1,3 % und sinken
mit zunehmender Entfernung sehr schnell unter 1 %.

Um gleiche Bewaffnungsstärken zwischen Jagd- und Kampfflugzeug zu errreichen, wären nach errechneten
Trefferprozenten für jede Waffe des Angreifers 4 Abwehrwaffen notwendig. Dies gilt allerdings unter der
Vorraussetzung, dass Waffen gleichen Kalibers eingebaut werden und gleiche Schusszahlen pro Flugzeug zum
Abschuss führen und nicht gleiche Trefferzahlen pro m2. Zielfläche.

Da ein Jagdflugzeug infolge der besonderen Verhältnisse in Angriffsrichtung immer mehr Waffen eingebaut
werden kann als einem Kampfflugzeug zur Abwehr zur Verfügung stehen, ist in keinem Fall durch Vermehrung der
Abwehrwaffen die erforderliche Kampfstärke zu errreichen.

Aus den obigen Betrachtungen, geht demnach eindeutig hervor, dass die erforderliche Verstärkung der
beweglichen Bewaffnung eines Kampfflugezuges und eine Erhöhung der Trefferprozente des Angreifers bei
seitlichen Angriffen nur durch Ausschaltung des Vorhaltfehlers also durch Entwicklung vollkommen
automatischer Visiere möglich ist, die jede Schätzung des Schützen ausschalten und damit eine wesentliche
Verringerung des Fehlers ermöglichen.

Dieser Schritt zur selbsständigen Erfassung des Vorhaltes wurde durch die Entwicklung der
"eigengeschwindigkeitsgesteuerten Visiere" getan. Diese Visiere erfassen den durch die Geschwindigkeit des
schiessenden Flugzeuges bedingten Rückhalt beim Beschuss von ruhenden Zielen mit beweglichen Bordwaffen.
Beim Beschuss von beweglichen Zielen muss vom Schützen noch zusätzlich der Gegenvorhalt berücksichtigt
werden.

Eine Erfassung sämtlicher Vorhaltewerte ist mit diesen kreiselgesteuerten Reflexvisieren möglich!

In den folgenden Ausführungen sollen Aufbau, Wirkungsweise, Fehler und Entwicklung des kreiselgesteuerten
Reflexvisiers EZ 40 der Fa. Askania behandelt werden.

Der Vorhalt und seine Erfassung mit kreiselgesteuerten Visieren.

Um zu erkennen, welche Größen zur Erfassung des Vorhaltes notwendig sind, also zur Vorhaltebestimmung
gemessen werden müssen, wird im Folgenden der Vorhalt beim Beschuß sich bewegender Ziele mit starren und
beweglichen Bordwaffen bei eigener Bewegung des Schützen untersucht.
Vorhalt bei beweglichen Bordwaffen

Der Gesamtvorhalt α setzt sich aus dem Gegnervorhalt αz und dem Eigengeschwindigkeitsrückhalt αε zusammen,
In einem festgelegtem Koordinatensystem ergeben sich diese Vorhaltewinkel aus nebenstehender Skizze wie folgt:

Skizze 1: Vorhalt bei beweglichen Bordwaffen

Ersetzen wir in der Skizze 1 die Geschoßanfangsgeschwindigkeit Vo durch die mittlere Geschoßgeschwindigkeit
vmt, so ändert sich der Eigengeschwindigkeits-rückhalt und somit such der Gesamtvorhalt α um den Betrag <α.
Für den Gesamtvorhalt α ergibt sich:
Skizze 2

Die Gleichung besagt, daß der Vorhaltewinkel α aus der Winkelgeschwindigkeitmit Wx der das Ziel auswandert
und der Geschoßflugzeit t/t zu bilden ist.

Der Faktor Em / Et berücksichtigt die Entfernungsänderung zwischen Schütze und Ziel in der Geschoßflugzeit.
Bleibt dieser Faktor unberücksichtigt und ersetzen wir in der Gleichung 3 die Geschoßflugzeit t/t durch die
Geschoßflugzeit t/m über die Entfernung E/m ergibt sich:

In dieser Form ist der Vorhalt mit einem einfachen kreiselgesteuertem Visier darstellbar. Die Verwirklichung der
Gleichung 3 würde die Berücksichtigung der Entfernungsänderung in der Geschoßflugzeit verlangen. Dieses ist nur
mit teilweiser äußerst empfindlichen Zusatzgeräten (Gegnerpfeil oder Beschleunigungsmesser für
Winkelgeschwindigkeit) möglich, die den Einbau des Visiergerätes in Waffen-oder Visierstände raum und -
gewichtsmäßig äußerst erschweren würden.

Abb.6 Das von der Fa. Askania


entwickelte Kreiselgerät EZ 40 besteht
im wesentlichen aus einem
symetrischen, astatischen Kreisel mit
elektrischer Fesselung von 2
Freiheitsgraden. Die Fesselung
besteht aus einer Stabfeder, die am
Kreiselkörper in seiner Drehachse bei
A angeschlossen und in den Punkten
B und C gelagert ist. Das Lager B ist
verschiebbar. Die Bewegung des
Kreisels bei einer Drehung das
Gerätes wird durch Gestänge in einem
bestimmten Übersetzungsverhältniss
a auf einen Spiegel übertragen, der
seinerseits das optische Abkommen
steuert.

Skizze 3

Es sind also die Kreiselbewegungen als Funktion der dem Gerät aufgezwungenen Drehbewegung bei Verfolgung
eines Zieles zu beachten.

In Skizze 4 ist ein Kreisel im Prinzip dargestellt Nach dem Drehgesetz ist für jede Hauptachse eines starren
Systems die Summe der äußeren Momente gleich dem Produkt aus Trägheitsmoment und Winkelbeschleunigung.
Skizze 4

Um bei der Aufstellung dar Momentengleichungen die Eigendrehungen des Kreisels vernachlässigen zu können,
werden die Kreiselmomente, die infolge irgendeiner Zwangsdrehung hervorgerufen werden, als äußere Momente
angebracht. Unter der Annahme, daß das Trägheitsmoment J für beide Hauptachsen gleich ist, ergeben sich
folgende Gleichgewichtsbedingungen:

Hierin berücksichtigt c das Widerstandsmoment der elastischen Fesselung gegen jede Verlagerung der
Schwungachse.

"0" bedeutet den Schwung des Kreisels und "M" ist das als konstant angenommene Störungsmoment, welches
über die elastische Fesselung in der XY-Ebene angreift und dem Kreisel eine Drehung um die Z-Achse aufzwingt.

Beschreibung:

Aufbau

Gewicht: EZ 40 ca. 4 Kg

Während die Änderung der Bildachse im optischen System beim EZ 40 durch die mit der Fliehkraftkupplung
verbundene Spiegellinse erfolgte, wurde beim EZ 41 ein Planspiegel benutzt. Ein Poteutiometergeber übertrug hier
die notwendigen Korrekturen mittels eines voneinander unabhängigen Schneckengang- und Zahnradgetriebes
und verstellte den Spiegel, und damit wiederum die Bildachse in zwei Richtungen
Hauptteile:

A. Aufbau und Funktion:


Abb 7: Schematische Darstellung EZ 40

Die Entfernung zum Ziel musste durch den Schützen am EZ 40 eingestellt werden.

Bei der ersten Ausführung des kreiselgesteuerten Visiergerätes wurde angenommen, dass der Schütze die
Entfernung mit genügender Genauigkeit, daher mit einer Genauigkeit, die dieses Zielgerät den bisherigen Visieren
überlegen macht schätzen und an einer Skala einstellen kann. Schon die ersten damaligen Versuche zeigten
jedoch, dass die Fehler bei der Schätzung der Entfernung die übrigen Vorteile des Gerätes übertrafen. Der mittlere
Vorhaltefehler betrug bei Abkommversuchen vom Boden auf fleigende Ziele ungefähr 29 % des Soll-Vorhaltes.
Wie bereits (im vorigen Kapitel erwähnt) können Fehler bei Bestimmung des Vorhaltes nach den standart
Zielverfahren der Luftwaffe (Dienstvorschrift L.Dv 4) mit etwa 30 % des Soll-Vorhaltes angesetzt werden. Ein
wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Messergebnissen besteht demnach nicht. Beim kreiselgesteuerten
Reflexvisier hingegen ist demnach eine Entfernungsmessung unerlässlich!

Die erste Möglichkeit verlangt den Einbau eines besonderen Entfernungsmessers zu dessen Bedienung ein
weiteres Besatzungsmitglied benötigt wird. Der Einbau ist inspesondere für bewegliche Bewaffnung schwierig, da
der Schwenkbereich des E-Messers gleich dem der Waffe sein muss, und die Ausblickköpfe nach allen Seiten freies
Sichtfeld benötigen. Damit ist wurde gegebenfalls ein zweiter Drehkranz notwendig. Das Auffinden des Gegeners
ist schwierig. Ausserdem verlangt stereoskopisches Entfernungsmessen besonders ausgesuchtes und geschultes
Personal.

Die Übertragung der Entfernung vom E-Messer zum Zielgerät konnte nur elektrisch durchgeführt werden, da die
mechanische Übertragungen infolge der geringen Verstellwege im Visiergerät zu grosse Fehler ergeben würden.
Dieses bedeutet, dass im Visier besondere Fernsteuerungselemente einzubauen wären.

Zur Anwendung kam dann "Basis am Ziel" Methode:

Bei der Entfernungsmessung nach der Methode "Basis am Ziel" wird die Zielausdehnung als Messbasis benutzt; sie
muss demnach bekannt sein.

Daher die angegebenen Flugzeugtypen der damaligen Gegner auf dem EZ Gerät .... .. oder einer vorhanden
greifbaren Tabelle ! Die abgelesenen Daten der diversen Flugzeugtypen wurden an einem Handrad mit der
entsprechenden Skala vom Schützen am Gerät eingestellt. Hier am Beispiel edes EZ 42 unten am Gehäuse - beim
EZ 40 hingegen auf der rechten Seite des Revi-Gehäuses.
Abb 8: ...... angegebenen Flugzeugtypen hier am Beispiel des EZ 42

In Abb. 9 wurde ein Reflexvisier mit eingebauter Entfernungsmessungschematisch dargestellt. Das Fadenkreuz der
Strichplatte in Strahlengang des Reflexvisiers wird mit einer Blende jeweils soweit abgedeckt, daß die Randstrahlen
des Abkommens mit denen des Zieles zusammenfallen. Durch geeignete Strahlenführung und teilweise
Verspiegelung der Blende kann ein leuchtender Kreis im Abkommen abgebildet werden, dessen Durchmesser bei
der Entfernungsmessung entsprechend der Zielgröße zu ändern ist.
Abb 9: Schema der Entfernungmessseinrichtung mit "Basis am Ziel"

Bei bekannter Zielausdehnung ist jeder Blendenstellung eine bestimmte Zielentfemung zugeordnet. Von der
Blende aus wird die Entfernung durch eine mechanische Übertragung selbsttätig an der Fesselung des Kreisels
eingestellt. Der Schütze hat demnach lediglich die Aufgabe, die Blendenöffnung entsprechend der Zielausdehnung
nachzustellen.
Linsensystem EZ
Zusammenfassung:

Aus den bisherigen Ausführungen kann zusammenfassend entnommen werden, dass ein einfaches Kreiselgerät
den Vorhalt bestimmen kann, jedoch mehrere wesentliche Fehler aufweist, die seine Verwendbarkeit ohne
Fehlerkorrektur durch Zusatzgeräte auf begrenzte Entfernungsbereiche beschränken. Die grössten
Schussentfernungen sind weitgehend von der Ballistik der Waffe und den Eigen- und Zielgeschwindigkeiten
abhängig. Sie müssen in jedem Einzelfall bestimmt werden.

Die Korrektur der auftretenden Fehler durch Zusatzgeräte vergrösserte den Aufwand und Umfang des Gerätes in
jeder Hinsicht wesentlich.

Man könnte aber zBs. folgendes in Betracht ziehen....

Ein Drillingswaffenstand (ferngerichtet) wiegt mit 1`500 Schuss Munition 234 kg. Ein Zwillingsstand wiegt ebenfalls
mit 1500 Schuß je Waffe 439 kg.

Werden also bei einem Kampfflugzeug 3 Drillingsstände gegen Zwillingsstände ausgetauscht, so ergibt sich ein
zusätzliches Gewicht von 615 kg, das natürlich der Nutzlast (Bomben, Brennstoff usw.) verloren geht. Der gleiche
Gewinn ist bei Austausch der ungesteuerten Visiere gegen kreiselgesteuerte Reflexvisiere mit einem zusätzlichen
Gewicht von ungefähr 12 kg zu erreichen. Diese Kampfsteigerung ist möglich durch die erhöhte
Trefferprozente des kreiselgesteuerten Visieres auf Flugziele um ungefähr 70 % gegenüber den Treffern mit
ungesteuertem Visier !

Die Geschichte aber lehrte uns, dass die ersten Serien der Kreiselvisiere erst gegen Ende des Krieges in
verschiedenen Flugzeugbaumustern der Luftwaffe zum Einsatz kamen.
EZ 40 -hier gut zu erkennen die eigenartige Bauform und die Entfernungsskala oben Mitte !

Erprobung EZ 40:

Schiessversuche:

Quelle: Untersuchung und Erprobung EZ 40, Erprobungsstelle Tarnewitz 21.01.1942

In folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse von Abkommen-und Schiessversuchen im Vergleich zu den
Ergebnissen mit den dazumal üblichen Visiereinrichtungen betrachtet.

A. Standversuche

1. Folgemöglichkeit und Abkommgenauigkeit

Da ein kreiselgesteuertes Visier den Vorhalt in Abhängigkeit von der Winkelgeschwindigkeit des Zieles im Raum:
bestimmt, ist es notwendig, dem Ziel mit dem Visiergerät eine bestimmte Zeit zügig zu folgen. Diese Folgezeit ist
wesentlich von der Dämpfung des Kreisels abhängig. Ohne Dämpfung würde eine augenblickliche Erfassung des
Vorhaltes möglich sein, jedoch wären die Folgemöglichkeiten wegen des unruhigen Kreisels, der auf jede Störung
derartigen Richtbewegung ansprechen würde, äußerst schlecht. Bei früheren Untersuchungen mit ähnlichen
Geräten wurde die Brauchbarkeit des Visiers wegen mangelnder Folgemöglichkeit abgelehnt.

Um das Maß der erforderlichen Dämpfung zu bestimmen, wurde das Gerät EZ 40 in einen hydraulischen Drehkranz
HD 151 eingebaut und mit diesem Einbau Abkommversuche vom Stand auf Flugziele durchgeführt. Über dem
Kreiselgerät wurde eine Schmalfilmkamera eingebaut, die über eine zweite Reflexscheibe das gesteuerte
Abkommen, ein eingespiegeltes starres Abkommen und das Ziel fotografierte. Der Einbau ist aus den Abbildungen
10 und 11 zu ersehen.
Abb 10 & 11: Drehkranz HD 151 ... und eine Schmalfilmkamera

Als Ziel diente bei diesen Versuchen ein Flugzeug vom Muster He 72, welches mit gleichbleibender
Geschwindigkeit in beliebigen Flugbahnen und Entfernungen um den am Boden aufgestellten Drehkranz
herumflog. Mehrere Schützen, die in der Bedienung des Drehkranzes mit kreiselgesteuertem Visier mehr oder
weniger geübt waren, hatten die Aufgabe dem Ziel mit dem gesteuerten Abkommen zügig zu folgen, die
Entfernung zu schätzen und einzustellen. Die Kamera wurde durch den Waffenkontakt ausgelöst.

Aus den Filmbildern der Schmalfilmkamera wurden die Abkommgenauigkeit als Maß für die Folgemöglichkeit und
die Vorhaltefehler ausgewertet. Durch zusätzlichen Einbau weiterer Dämpfungen in das anfänglich nur schwach
gedämpfte Gerät konnte bei verschiedenen Schützen eine mittlere Radiale Abkommgenauigkeit von 0,8 % der
Kampfentfernung erreicht werden. Die mittlere Entfernung zwischen Schütze und Ziel betrug bei den Versuchen
rund 250 m.

Für Luftversuche muß angenommen werden, daß die Abkommfehler je nach Wetterlage um 50 bis 100 %
zunehmen.

Für die Brauchbarkeit des Zielgerätes ist die Einschwingzeit des Kreisels bei der Bildung des Vorhaltes wesentlich,
da bei Verkürzung dieser Einschwingzeit die notwendige Folgezeit vermindert wird. Um die Einschwingzeiten bei
der durch diese Abkommversuche als zweckmäßig gefundenen Dämpfung des Kreisels zu ermitteln, wurde das
Gerät auf einen Drehtisch montiert und mit einstellbarer, konstanter Winkelgeschwindigkeit gedreht. Der vorerst
gefesselte Kreisel wurde bei konstanter Winkelgedigkeit gelöst und der Einschwingvorgang des Abkommens mit
einer Filmkamera, die über der Optik des Gerätes eingebaut wurde, aufgenommen. In den Strahlengang der
Kamera wurde gleichzeitig ein ungesteuertes Abkommen eingespiegelt.

Aus diesen Filmbildern konnte aus dem bekannten Vorhalt, dem jeweiligen Abstand zwischen dem gesteuert ten
und angesteuerten Abkommen und der Endzahl pro Sekunde der Einschwingvorgang des Abkommens zeitlich
erfaßt werden . Der Vorhalt ergab sich aus der im Gerät eingestellten Entfernung und der Winkelgeschwindigkeit
des Drehtisches. Die ermittelten Zeiten wurden in Kurvenblatt Abb.12 aufgetragen. Daraus ergeben sich
Folgezeiten für 300 - 400 m Schußentfernung von ungefähr 2 Sekunden, eine Zeit, während der bei den meisten
Anflügen dem Ziel gefolgt werden kann.
Abb 12: Kurvenblatt Eigenschwing-Zeiten EZ 40

Bereits nach einer Sekunde haben sich ungefähr 80 % des Vorhaltes eingestellt. Da in vielen Fällen bereits beim
Auffassen des Zieles ein Teil des Vorhaltes gebildet wird, wird die erforderliche Folgezeit noch kürzer werden. Für
einen Kurvenkampf mit schnell wechselnden Fluglagen wird diese Einstellung jedoch nicht genügen, da infolge der
Eigenarten einer gesteuerten Visierlinie die Erfassung des Zieles mit dem Abkommen trotz der starken Dämpgung
zu schwierig ist.

B. Flugversuche

1. Abkommversuche

Um die voraussichtliche Erhöhung der Trefferprozente mit kreiselgesteuertem Visier gegenüber ungesteu erten
Visieren beim Beschuß sich bewegender Ziele zu ermitteln, wurde das Visier für starre Bewaffnung in ein Flugzeug
vom Muster Fw 56 eingebaut . Den Einbau zeigt Abb. 13
Abb.13: Flugzeug-Muster Fw 56

Es wurden von 3 Schützen Abkommversuche mit bei den Visierarten auf Flugziele durchgeführt, Die Anflüge
erfolgten auf Rundekurven mit Anflugwinkeln zwischen 10 und 60°. Die Kampfentfernungen lagen zwischen 150
und 500 m. Das Zielflugzeug hatte eine Geschwindigkeit von ungefähr 170 km/h die Eigengeschwindigkeit des
Angreifers betrug 250 km/h; die Anflüge wurden mit einer Kamera ESK 2000 vermessen.

Es war Aufgabe der Schützen bei jedem Flug einige Anflüge mit ungesteuertem und gesteuertem Visier
durchzuführen. Beim gesteuerten Abkommen war die Entfernung nach der Methode "Basis am Ziel" zu messen.

Aus den Filmbildern ergaben sich die bei den Angriffen notwendigen Vorhalte in Abhängigkeit von der
Entfernung, dem Flugwinkel und der Zielgeschwindigkeit, unter Berücksichtigung der übrigen Fehler konnten aus
der Lage des Abkommens der Kamera zum Zielbild die Vorhaltefehler ermittelt werden.

Aus den Trefferbildern wurden die mittleren 50 prozentigen Abweichungen für Seite und Höhe errechnet. Die
Werte verhalten sich für die beiden Vislerarten wie 1 : 1,8 für die Seite und 1 : 1,4 für die Höhe, Als mittleres
Verhältnis der 50 prozentigen Streuung kann 1 : 1,6 angenommen werden. Die zur Errechnung der
Trefferergebnisse angenommenen Vorhaltfehler wurden in dem aus den Abkommversuchen ermittelten Verhältnis
1 : 1,6 verringert und mit diesen neuen Vorhaltefehlern nochmals die voraussichtlichen Treffer bei sonst gleichen
Bedingungen errechnete (Va = 450 km/h, Vz = 360 km/h) und in Abb. 13 dargestellt.
Abb 13: Wahrscheinliche Trefferprozente EZ 40 und ungesteuertes Visier

Hiernach ergibt sich mit dem kreiselgesteuerten Visier eine voraussichtliche Treffererhöhung bei normalen
Kampf-entfernungen von ungefähr 70 % gegenüber den Ergebnissen mit ungesteuertem Visier.

Abb.14: Flugzeug-Muster Me 109 F mit EZ 40


C. Schiessversuche

Da bei der Verwendung als Flugzeugführervisier für Schießversuche kein genügend großes Ziel, an dem die
Entfernung gemessen werden konnte, zur Verfügung stand, wurde das Gerät in eine bewegliche Bordbewaffnung
eingebaut. Als Lafette wurde der hydraulische Drehkranz HD 151 gewählt. Der Einbau ist aus Abb. 10 & 11
ersichtlich.

Das Ziel bestand in einer Seescheibe, die an beiden Seiten Ausleger von insgesamt 14 m Spannweite zur
Entfernungsmessung trug. Es wurde bei jedem Flug auf 2 Scheiben mit gesteuertem und ungesteuertem Visier
geschossen. Die Kampfentfernungen lagen zwischen 200 m und 400 m.

Die Trefferergebnisse mit gesteuertem und ungesteuertem Visier verhielten sich wie 22,3 : 11,4, also ungefähr wie
2 : 1. Die Verbesserung betrug demnach 100 %.

Für diese Schießflüge wurde das gesteuerte Visier bei den ersten Versuchen so justiert, das die vorgängig
aufgeführten Fehlergrößen größtenteils kompensiert wurden. Es wurde allgemein querab in einem Winkelbereich
von ungefähr 120° geschossen.

Als weiterer Vergleich zur Beurteilung dieser Trefferergebnisse kann dienen, daß mit VE-gesteuerten Visieren aus
der gleichen Lafette durchschnittlich 25 % Treffer auf Bodenziele erreicht wurden. Hierbei ist zu beachten, daß das
VE-Visier beim Beschuß ruhender Ziele den gesamten Vorhalt erfaßt.

Abb.15: EZ 40 mit zusätzlicher Reflexscheibe (Einbau in HD 151)

D. Zusammenfassung

Bei Abkomm- und Schießversuchen wurde festgestellt, daß mit einem kreiselgesteuerten Visier die
Trefferprozente auf Flugziele um ungefähr 70 % gegenüber den Treffern mit ungesteuertem Visier gesteigert
werden können !
Diese Verbesserung ist mit einem geringen Aufwand zu erreichen, der in keinem Verhältnis zu dem Aufwand an
Gewicht und Arbeitsstunden steht, der bei Verstärkung der Kampfkraft durch Vermehrung der Waffen oder
Waffenstände oder mit den sonstigen üblichen Mitteln notwendig ist.

Entscheidend für die Brauchbarkeit des Gerätes ist die noch zu klärende Frage, ob ein technisch wenig geschulter
Schütze im Luftkampf genügend Zeit und Ruhe hat, dem Ziel mit dem gesteuerten Abkommen zu folgen und die
Entfernung zu messen. Dieses gilt besonders für die Verwendung als Flugzeugführervisier, da der Schütze mit der
Führung des Flugzeugs stark belastet ist und der Bedienung des Gerätes wenig Aufmerksamkeit schenken kann.

Dokumente:

Erprobung des EZ 31

Erprobungsbericht EZ 31 20.01.1944 - pdf Datei Grösse 16 MB


EZ -42 Handbuch pdf Datei Grösse 3 MB

Frontfilmauswertung Fw 190 mit EZ 42 Visier - pdf Datei Grösse 10 MB

Bilder:

EZ 40
EZ 42

Baugruppen zu EZ 42

Bestandteile Baugruppe für das EZ 42


(Grösse 2 MB )
Bauschaltplan Verstärker EZ 42
(Grösse 4 MB )
Flugzeug-Baumuster Focke Wulf Fw 190 mit EZ 42
"Ramraider" von Richard Taylor

.... zurück zum Anfang

You might also like