259.2021 Slow Fashion | AETHIC
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SLOW FASHION
DEFINITION & PROBLEM
‘Wenn wir von ethischer Modeproduktion sowie nachhaltigem Modekonsum sprechen, ist deren grundsétzliches Merkmal
die Entschleunigung von sogenannten Fast Fashion Prozessen und Praktiken. Besonders groBe kommerzielle
Bekleidungsunternehmen arbeiten heute, wie andere industrielle Branchen auch, in deutlich schnelleren Zyklen und unter
hohem Druck. thr Ziel istes, in gewinnbringenden Massen méglichst giinstige modische Klamotten an den Konsumenten
zubringen. Unter diesen Bedingungen bUBt die Qualitit der Produkte meist cin, was wiederum durch frihzcitigen
Verschlei8 zur Wegwerfmentalitat fahrt, Aber auch der trend-orientierte Neubeschaffungwahn, den die Marken
bewerben, verleitet oft zu mehr oder weniger sinnlosem Shopping, Fehlkaufe sind dabei nicht ausgeschlossen. Ganz zu
sschweigen von den verheerenden Umstinden, unter denen produziert und entsorgt wird,
LOSUNGSANSATZE
‘Auf dieses Phinomen reagiert die relativ neue Slow Fashion Bewegung mit der Riickbesinnung auf verloren gegangene
Werte in der Tradition von Handarbeit und dem ihr gebihrenden Respekt - ein Begriff,den die Visionarin Kate Fletcher
mitpragte. Es handelt sich dabei um alles andere als nur einen Trend, Es geht um eine Idee vom Leben, von Zeit, von
Persénlichem Stil, von Wissen, Bewusstwerden und die Anerkennung kleiner Dinge.
Zehn wesentliche Aspekte flieBen in die Aufwertung von Bekleidungsstiicken nach Definition von Carlotta Cataldi,
Maureen Dickson und Crystal Grover* ein:
1. Das groBe Ganze
Produzenten von langsamer Mode’ verstehen sich als Teil einer gr6@eren Umwelt und eines sozialen Systems, in dem wir
miteinander verbunden und voneinander abhangig sind. Ihrer Philosophie nach haben unsere Entscheidungen
‘Auswirkungen auf Natur und Mensch und sollten dementsprechend auch in Ricksicht darauf getroffen werden.
2. Minimalkonsum,
Das Ziel, den Rhythmus der Modeproduktion zu verlangsamen, schont die Ressourcen unserer Erde. Wenn sie Zeit zur
Regenration gewinnt, ist es mglich, Bekleidung im Einklang mit dem Zyklus der Natur herzustellen und nur das 2u
verbrauchen, was langfristig zur Verfagung fortbesteht.
3 Diversitat
Die Erhaltung dkologischer, sozialer und kultureller Vielfaltigkeit ist Grundvoraussetzung flr das blhende Leben’ in all
seinen Facetten. Verschiedenste Konzepte nachhaltiger Modeunternehmen setzen an allen méglichen Punkten an - von
unabhangigen Designern, groBen Madehausern, Kooperationen, Fairtrade-Handel, Vintageshops, Upcyclingprodukten,
‘Tausch- und Leihbérsen bis hin zu lokalen Stricktreffs. Dabel schdpfen wir auch aus dem Wissen von tra
jonellen Textil
und Farbetechniken, was deren Weiterentwicklung dberhaupt erst erméglicht.
4, Menschenachtung,
MaBnahmen wie die Teilnahme an Fairtrade Initiativen, die Bildung von Kooperationen und die Einfhrung eines
betriebsinternen Verhaltenskodex sichern Arbeitern entlang der textilen Wertschépfungskette ihr Menschenrecht auf
faire Arbeitsbedingungen. Einige Marken haben sich deshalb der Asian Floor Wage Alliance, der Ethical Trading Initiative,
der Fair Wear Foundation o.a. angeschlossen. Die lokale Unterstiitzung von kleinen Gemeinden und Betrieben fordert
Fachwissen und Handelsbeziehungen.
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5, Berlicksichtigung menschlicher Bedirfnisse
In jeder Beziehung, ob bei Produktionsprozessen, der funktionalen Gestaltung oder emotionalen Vermittlung von
Kleidung, kannen Designer und Unternehmen die Zufriedenheit und Anteilnahme von Menschen an ihren Produkten
steigern, indem sie sich an menschlichen Bediirfnissen orientieren. So entsteht vielmehr sinnvolle Mode mit hohem
Bedeutungsgehalt und gesteigerter Wertigkeit.
6, Aufbau und Pflege von Beziehungen
Kollaborationen férdern Vertrauen und andauernde Beziehungen, die die einzelnen Modeproduzenten strken und in
ihrer gemeinsamen Bewegung voran bringen. Auch die Offenlegung von innerbetrieblichen Strukturen ist dabei ein
wichtiger Aspekt.
7. Nutzung lokaler Ressourcen
Vor Ort hergestellte Materialien und entsprechend bezahlte Arbeitskraft stehen im Fokus von Slow Fashion
Unternehmen, Die Nutzung lokaler Ressourcen reduziert den dkologischen FuRabdruck und unterstitzt die Entwicklung
Kleiner Betriebe und Kunsthandwerke, was dem Woh! der Gemeinden dient.
8 Bewahrung von Qualitat und Schénh
Zeitloses Design tragt einen groBen Teil zur Langlebigkeit von Kleidungsstiicken bet - im Gegensatz zu voribergehenden
‘Trends, Die Wahl von qualitativen Stoffen und klassischen Schnitten gehen hier Hand in Hand, Auch das Reparatur-und
Umstyling-Angebot einiger Marken gehért zum Repertoire,
9. Wirtschaftlichkeit
Far Jangsame’ Modeproduzenten muss sich das Geschaft genauso lohnen, mithilfe von Werbung u.., um im Wettbewerb
mit anderen am Markt zu bestehen, Die Preise sind meist héher, weil sie den wahren Wert’ von Kleidung nicht
unterschlagen - darin eingeschlossen die Kosten fir nachhaltige Materialien und faire Bezahlungen.
10. Bewusstsein
Bewusst gefasste Entscheidungen basieren auf persénlichen Leidenschaften, in Verbindung mit anderen und der Umwelt
sowie mit dem Willen, verantwortungsbewusst zu handeln. In der Slow Fashion Bewegung lieben viele ihre Arbeit, eben
weil sie durch kreative und innovative Lasungen etwas in der Welt verandern wollen,
Wie hoch ist woh! der Anteil an Teilen in unseren Kleiderschranken, die kunsthandwerklich oder einfach qualitativ
hochwertig verarbeitet sind? Welche Stiicke haben besondere Bedeutung fiir uns und aus welchem Grund? Wie lange
halten sie sich, wie oft und woftir nutzen wir sie?
For an English equivalent information material check out: http/slowfashionforward.org/slowfashionvalues
(httpv/slowfashionforward org/slowfashionvalues)
“Carlotta Catalai, Maureen Dickson und Crystal Grover erarbeiteten die hier aufgefiihrten 10 Punkte im Zusammenhang
ihrer Masterarbeit mit dem Titel Slow Fashion: Talloring a Strategic Approach towards Sustainability'(2010) am Blekinge Institute
of Technology in Karlskrona, Schweden
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