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ІНМ Семінар 1
ІНМ Семінар 1
2020
Seminar 1
1. Das Indoeuropäische/Indogermanische. Die Sprachverwandtschaft. Die
Gliederung der indoeuropäischen Sprachen. Die Stellung des deutschen unter
anderen indoeuropäischen Sprachen.
Das Deutsche gehört zur Gruppe der indoeuropäischen Sprachen, deren
Verwandtschaft durch die vergleichende Sprachwissenschaft nachgewiesen
worden ist.
Zu der indoeuropäische Gruppe gehören folgende Sprachen: das Indische, das
Iranische, das Armenische, das Phrygische, das Thrakische , das Tocharische, das
Hethitische, das Griechische, das Pelasgische, das Albanische, das Illyrische, das
Italische, das Venetische, das Keltische, das Baltische, das Slawische, das
Germanische.
Die Verwandtschaft dieser Sprachen ergibt sich aus weit gehenden
Übereinstimmungen im Wort- und Lautbestand sowie in der grammatischen Struktur.
Als Beispiel seien einige Wortgleichungen angeführt: AIND. matar - AGR. meter -
L. mater - GwR. мать - GwE. mother - GwD. Mutter.
2. Das Germanische. Sprachliche Besonderheiten des Germanischen:
2.1. Die Entwicklung des germanischen Konsonantismus. Die erste
(germanische) Lautverschiebung und das Vernersche Gesetz
Der Ausdruck Lautverschiebung beruht auf der alten Auffassung, dass die betreffenden
Konsonantengruppen beim Übergang zum Urgermanischen gegenseitig ihre Plätze
gewechselt bzw. «verschoben» hätten.
Die 1. germanische Lautverschiebung besteht aus drei Akten:
1) Erster Akt: Die indoeuropäischen stimmlosen Verschlusslaute [p], [t], [k] wurden
zu den germanischen stimmlosen Reibelauten [f], [^], [h], wenn diesen kein anderer
Reibelaut vorausging:
[p] > [f] - L. precor - GOT. fraihnan [frexnan] - AE. frignan [frijnan]; L. piscis -
GwDÄ. Fisk [t] > [fc] - L. tres - GwR. три - GOT. preis [GrPs] - AE. pn, pry [GrP];
[k] > [h] - L. octo - GwD. acht.
2) Zweiter Akt: Die indoeuropäischen stimmhaften Verschlusslaute [b], [d], [g]
wurden zu germ. stimmlosen Verschlusslauten [p], [t], [k]:
[b] > [p] - GwR. болото - GwLI. balä - AE. pöl [pnl] - GwE. pool; [d] > [t] - L. duo
- GwR. два - AE. twa ['tua] - GOT. twai ['tuai] - GwE. two; GwR. едят - GOT. itan ['itan]
- AE. etan ['etan] - GwSW. äta; [g] > [k] - L. ego - GwNL. ik.
3) Dritter Akt: Die indoeuropäischen stimmhaften behauchten Verschlusslaute [bh],
[dh], [gh] wurden zu germ. stimmhaften nichtbehauchten Reibelauten [b], [d], [g] durch die
Übergangsstufe [b], [d], [g]:
[bh] > [b] - SS. bharami - AGR. pherö (pepco) - AE. beran ['beran]; SS. bhrata -
GwR. брат - AGR. phratör (pparcop) - L. frater - GOT. bröpar ['brnGar] - AHD. bruodar
['bruodar] - GwD. Bruder - AE. bropor ['broöor] - GwE. brother; SS. nabhah - L. nebula -
GwR. небо - AE. ni- fol ['nivol] - AHD. nebal ['nebal] - GwD. Nebel;
[dh] > [d] - SS. madhyas - GOT. midjis ['midiis] - AE. medo ['medo]; SS. rudhiras -
GwR. руда (кровь) - AE. rmd [rea:d] - GOT. raups [r^Gs] - GwE. red - GwD. rot;
[gh] > [g] - SS. stighnömi - AGR. steihö (sieixco) - GwD. steigen.
2.2. Akzentverhältnisse.
Der Akzent war frei im IE. Der Akzent im Germanischen wurde noch während des
Ablaufs der ersten Lautverschiebung auf die erste Silbe festgelegt. Das betraf die einfachen
Wörter und die nominalen Präfixbildungen (z.B. GwD. Antwort, Urteil), so dass im
Deutschen die überwiegende Zahl der Wörter Anfangsbetonung aufweist. Eine Ausnahme
machen besonders: 1) die verbalen Präfixbildungen, die erst nach der Festlegung des
Akzents auf die erste Silbe entstanden sind, und ihre Ableitungen (z.B. GwD. entstehen -
Entstehung); 2) eine Reihe anderer (dreisilbiger) Wörter (z.B. GwD. lebendig).
Die urgermanischen Verben sind die starken Verben. Im Germanischen bildeten sie
ihre Grundformen mit Hilfe der inneren Flexion (des Ablauts). Ablaut ist ein
allgemeinindoeuropäisches Mittel der Formbildung des Verbs, so ist also der Ablaut vom
Anfang an ein grammatischer Wechsel des Wurzelvokals in verschiedenen Formen des
Verbalparadigmas. Der Ablaut hatte auch eine wortbildende Funktion bei der Ableitung,
besonders bei den adverbalen Ableitungen. Bei der vorgenommene Analyse betrifft nur
zwei Stämme des Verbs - die des Präsens und des Präteritums. Die anderen Formen des
Verbs werden bei der Beschreibung der Ablautreihen im AHD behandelt werden.