Bate 200690183

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Nachrichten / Bücher

Prüfung von Schweißnähten und zur reichs Bayern. Gleichzeitig publizierte


Prognose der Restnutzungsdauer. er zahlreiche Schriften zu verschiedenen
Die Themen werden dabei in den ein- Themen, was ihn zu einem Vorläufer des
zelnen Artikeln teilweise spartenspezi- heutigen Bauingenieurwesens macht.
fisch behandelt, wie z. B. in der Abhand- Bemerkenswert sind seine mehrbändi-
lung über Stahlwasserbau von Mein- gen und mehrfach aufgelegten Gesamt-
hold, Gabris, Kunz, Binder und darstellungen zu den einzelnen Fachge-
Baumann oder im Artikel von Geißler, bieten, aber auch zum zeitgenössischen
Graße und Brandes über die Bewertung Bauwesen als Ganzem (also zur gebau-
bestehender Stahlbrücken. ten Umwelt, wie wir heute sagen). Im
In einer anderen Gruppe von Arti- Brückenbau empfahl Wiebeking seine
keln werden die Probleme spartenüber- Holzkonstruktionen und entwickelte in-
greifend behandelt. Hierzu gehören bei- nerhalb kurzer Zeit Bogenbrücken mit
spielsweise die Arbeiten von Fischer und Spannweiten bis zu 65 m, was damals
Schmeink über die Zerstörungsfreie Prü- allgemein Aufsehen und Bewunderung
fung und deren Bewertung im Stahlbau erregte. In der Fachwelt hingegen wurde
sowie von Katzung über Korrosions- er heftig angegriffen, da seine Brücken
schutz von Stahlbauten. den Beanspruchungen auf Dauer nicht
Spezielles Grundlagenwissen mit Be- standhielten und da seine Kostenschät-
zug zur Umsetzung in eine Norm wird in zungen teils bedenklich gewesen sein
der Abhandlung von Nussbaumer und sollen. Zudem blieb es ein Rätsel, wie er
Günther über die Ermüdungsnachweise als Chefbeamter die nötige Zeit gefun-
nach Eurocode 3 vermittelt. Diesen Artikel den hatte, solch ein ausführliches
hat der Rezensent mit besonderem Inter- Schrifttum zusammenzustellen.
esse gelesen, weil er sich selbst vor vielen Im vorliegenden Buch geht es dem
Jahren im Rahmen einer Tätigkeit in der Autor nun allerdings nicht um eine kriti-
Industrie mit diesem Gebiet intensiv be- sche Auseinandersetzung mit dem zwei-
schäftigt hat. Seitdem haben insbesondere felhaften Ruf des „Ersten bayrischen In-
die Beschreibung der Schädigungsabläufe genieurs“, wie er ihn nennt. Fedorov
mit Verfahren der Bruchmechanik sowie beläßt den biographischen Aspekt bei
auch die Anwendung des Strukturspan- einer Skizze und konzentriert sich auf
nungskonzepts beim Nachweis der Ermü- Wiebekings Kontakte nach Rußland,
dungsfestigkeit geschweißter Konstruktio- wie im Titel angekündigt. So untersucht
nen enorme Fortschritte gemacht. er vorab Archivmaterial in München
Schon traditionell gehören die ersten und verbindet seine Darlegungen mit
Seiten des Stahlbau-Kalenders, in die- Kenntnissen in St. Petersburg. Neben
sem Jahr knapp 400 Seiten, den kom- Wiebekings Kontakten zu zahlreichen
mentierten Stahlbauregelwerken. Im europäischen Akademien der Wissen-
Band 2006 sind dies die Teile1, 2 und 7 schaften zeigt Fedorov den Niederschlag
der DIN 18800. des russischen Bauwesens in
Im Kommentar zum Element (505) der Wiebekings Sammelwerken (1810–1830)
DIN 18800-7 fiel dem Rezensenten eine sowie deren Einfluß auf die russische
sehr unglückliche und vielleicht auch irre- Baupraxis jener Zeit. Entstanden ist
führende Formulierung auf: „Gegen diese Studie am Osteuropa-Institut
Dopplungen hilft eine Ultraschallprüfung München aus Interesse an den deutsch-
des Erzeugnisses vor der Verarbeitung.“ russischen Architekturbeziehungen zu
Diese Kritik an einem Detail ändert Beginn des 19. Jahrhunderts.
nichts am Gesamtbild des Stahlbau-Ka- Erste Kontakte nach Rußland hatte
lenders 2006. Die Themen werden von Wiebeking 1804 aufgenommen, als er
den einzelnen Autoren durchweg sehr noch als Hofrat in Wien wirkte, und sie
kompetent, anwendungs- und normen- dann zeitlebens von München aus wei-
bezogen behandelt. ter gepflegt. Er suchte den Erfahrungs-
Der Rezensent kann den Stahlbau-Ka- austausch mit der obersten Baubehörde
lender 2006 uneingeschränkt empfehlen. der Zaren, d. h. mit dem „Amt für Ver-
Bücher kehrswege“ bzw. mit dem „Corps der
Werner Fröhling Verkehrswegeingenieure“ und dessen
Institut als entstehende Ingenieurschule
Kuhlmann, U. (Hrsg.): Stahlbau Kalen- Rußlands. Dies gelang ihm vor allem
der 2006. Berlin: Ernst & Sohn 2006. Fedorov, Sergej G.: Carl Friedrich von über die Verbreitung seiner Schriften,
ISBN 3-433-01821-9. 829 S. Geb., 129,– € Wiebeking und das Bauwesen in Russ- manchmal mit dem Vermerk „auf Ko-
land. München, Berlin: Deutscher sten des Verfassers“. Er schrieb in
Die Dauerhaftigkeit von Stahlkonstruk- Kunstverlag 2005. ISBN 3-422-06506-7. Deutsch und ließ oft eine französische
tionen ist inhaltlicher Schwerpunkt des 224 S. mit 80 Abb., Text deutsch – rus- Fassung folgen. Ein Aufenthalt in Ruß-
Stahlbau-Kalenders 2006. sisch. 34,90 € land war ihm aber ebensowenig be-
Das Spektrum der behandelten The- schieden wie eine persönliche Begeg-
men reicht von der Fertigung von Stahl- Carl Friedrich von Wiebeking (1762–1842) nung mit Herzog Alexander von Würt-
konstruktionen über Ermüdungsfestig- war „General-Director des Wasser-, temberg, der 1822 bis 1833 das Amt für
keit und Korrosionsschutz bis hin zur Brücken- und Strassenbaues“ des König- Verkehrswege leitete und über den er

Bautechnik 83 (2006), Heft 10 745

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