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Vogelwarte 56 2018-3 DO-G Artenliste DE
Vogelwarte 56 2018-3 DO-G Artenliste DE
Vogelwarte 56 2018-3 DO-G Artenliste DE
Aus der Kommission „Artenliste der Vögel Deutschlands“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft
unter Mitarbeit von Einhard Bezzel, Martin Päckert, Frank D. Steinheimer & Hans-Günther Bauer
Barthel PH & Krüger T 2018: Checklist of the birds of Germany. Vogelwarte 56: 171-203.
The birds of Germany are presented in a current checklist as of 30th June 2018. Each species is assigned to one of three catego-
ries. For the first time, this checklist also includes all recorded subspecies. In addition, concise information on the distribution
and abundance of breeding birds and the status outside the breeding season is provided. The list should be used as a reference
in systematics and taxonomy, for scientific, German and English names as well as for the classification of records.
In Germany, a total of 527 bird species have been recorded since 1800 (Categories A, B and C). Those 486 species reliably
documented in an apparently wild state since 1950 are included in Category A (Ao if no photographic or specimen documen-
tation is available). 32 species regarded as genuine vagrants prior to 1950 only are assigned to Category B, 12 of them re-
corded only as possible or likely escapees thereafter are indicated with BD or BE (Column 4).
287 species of Categories A to C in Column 5 have bred in Germany since 1800, but only 254 species form the current
breeding avifauna, of which seven were introduced and have apparently established self-sustaining breeding populations in
the wild (Category C).
Column 6 of the checklist gives the status outside the breeding season as resident (J/j), winter visitor (W/w) or migrant (Z/z).
103 species have been classified as scarce with on average less than five records per year since 1980 (S) and 84 species as vagrants
with less than five records in total since 1950 (s).
Five species listed in Appendix 1 (Category D, species with currently uncertain Category assignment) are not included in
the German checklist. Appendix 2 gives a selection out of nearly 400 species which probably or certainly escaped from captiv-
ity, were released or introduced to Germany, e.g. through ship-assistance (Category E). The selection is restricted to 60 species
considered genuine vagrants in some other European countries, and some species which have bred in the wild in Germany
but have not (yet) established populations.
For further explanations and comments concerning systematics, taxonomy, categories, names and other changes compared
to the last version of the checklist, see Barthel et al. (2018).
✉ PHB: Über dem Salzgraben 11, 37574 Einbeck. E-Mail: redaktion@limicola.de
TK: Staatliche Vogelschutzwarte (NLWKN), Ratsherr-Schulze-Str. 10, 26122 Oldenburg.
E-Mail: thorsten.krueger@nlwkn-h.niedersachsen.de
Einführung
Ornithologische Systematik, Taxonomie und Nomen- menstellung wurden 24 seit dem Jahr 2005 erstmals in
klatur haben sich in den letzten 25 Jahren stärker verän- Deutschland nachgewiesene Vogelarten aufgenommen
dert als die Zusammensetzung der Vogelwelt Deutsch- und einige Kategorisierungen überarbeitet.
lands. Dies wird besonders beim Vergleich der aktuellen Die vorliegende Liste enthält, wie in ganz Europa üb-
Liste mit den beiden vorherigen (Barthel 1993; Barthel lich, die seit dem Jahr 1800 im Berichtsgebiet nachgewie-
& Helbig 2005) der dafür verantwortlichen Kommission senen Arten und endet mit dem 30. Juni 2018. Erneut
der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) deut- wurde versucht, noch mehr über die Grundanforde-
lich. Naturgemäß liegen Anspruch, Informationsgehalt rungen einer nationalen Artenliste hinaus gehende
und Nutzen von aktuellen Artenlisten vornehmlich im Informationen als bisher leicht erfassbar auf geringem
taxonomisch-systematischen Bereich, sollen also als aktu- Raum unterzubringen und gleichzeitig die Vergleich-
elle Grundlage für die Reihenfolge und Benennung der barkeit mit Listen anderer europäischer Länder durch
Vogelarten dienen und zudem kenntlich machen, in konsequente Anwendung der international klar defi-
welcher der Vorkommenskategorien sie in Deutschland nierten Basiskategorien zu gewährleisten.
stehen. Selbstverständlich sind auch weiterhin wissen- Eine grundlegende Veränderung gegenüber der letz-
schaftlich belegte zusätzliche avifaunistische Status- ten Version ergibt sich aus dem im September 2017 vom
angaben enthalten. Gegenüber der vorherigen Zusam- Vorstand der DO-G gefassten Beschluss, ab Januar 2018
172 P. H. Barthel & T. Krüger: Artenliste der Vögel Deutschlands
in allen die DO-G betreffenden Belangen konsequent der re ihrer Beschreibung entsprechen jeweils der aktuellen
Weltliste der Vogelarten von Gill & Donsker (2018) zu Liste von Gill & Donsker (2018).– The scientific names
folgen. Somit entspricht auch diese Artenliste in Reihen- of the species and (indented) subspecies names as well as
folge sowie wissenschaftlichen und englischsprachigen authors and years of description correspond to those given
Namen dieser Vorgabe. Darüber hinaus wurden etwa in Gill & Donsker (2018).
20 deutsche Namen an Veränderungen angepasst, die
durch die Kommission „Deutsche Namen für die Vögel Spalte 4: Kategorie – Category
der Erde“ von DO-G und International Ornithologists’ Die europaweit gültige Minimalanforderung an eine
Union (IOU; vgl. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft nationale Vogelliste ist die Einstufung aller seit dem Jahr
2018) vorgegeben sind. 1800 in natürlichem Zustand vorgekommenen Arten
Neu in dieser Version ist auch die Aufnahme der 377 in eine der Kategorien A, B oder C auf belegter und
in Deutschland nachgewiesenen Subspezies, die eben- überprüfbarer wissenschaftlicher Grundlage (Associa-
falls mit zusätzlichen Statusangaben und gelegentlich tion of European Records and Rarities Committees
(dann immer in Anführungszeichen gesetzten) um- 1999). Für die deutsche Liste werden daher die nach-
gangssprachlichen Trivialnamen versehen wurden. folgenden Definitionen verwendet.
Erstmals werden auch die Autoren der wissenschaftli- A: Die Art wurde seit dem 1. Januar 1950 mindestens
chen Namen aufgeführt, um komplettes und korrektes einmal als Wildvogel in Deutschland festgestellt
Zitieren in wissenschaftlichen Publikationen zu erleich- (486 Arten; einschließlich Ao). Mit Ao (ohne Beleg)
tern. Der eigentlich der Kategorie vorbehaltene Buch- sind die fünf Arten gekennzeichnet, für deren Vor-
stabe A wurde in den letzten Versionen auch in den kommen in Deutschland es zwar keinen überprüf-
Spalten für Brutstatus und Status außerhalb der Brutzeit baren Beleg (Balg, Foto, Film, Tonaufnahme o. ä.)
mit anderen Bedeutungen benutzt, jetzt aber dort durch gibt oder gab, doch mindestens eine Meldung von
ein V (für „Vermehrungsgast“ statt „ausnahmsweiser der Artenlisten-Kommission als ausreichend doku-
Brutvogel“) bzw. S (für „Seltenheit“ statt „Ausnahmeer- mentierter Nachweis anerkannt wurde.– Species that
scheinung“) ersetzt, um Verwechslungen zu vermeiden. have been recorded in an apparently natural state at
Erläuterungen und Kommentare zu dieser Liste fin- least once since 1 January 1950. Five species for which
den sich in einem separaten Beitrag (Barthel et al. 2018). there is no specimen, photographic, video or acoustic
Das Verständnis der Liste selbst erschließt sich jedoch documentation, but for which at least one report has
allein schon aus den nachfolgenden Legenden zu den been accepted by the list committee, are indicated with
einzelnen Spalten. Ao (486 species, incl. Ao).
Gedruckte Fassungen der offiziellen „Artenliste der B: Die Art wurde lediglich im Zeitraum vom 1. Januar
Vögel Deutschlands“ sind nur in größeren Zeitabstän- 1800 bis 31. Dezember 1949, danach jedoch nicht
den möglich. Daher wird es zukünftig auf der Websei- mehr als Wildvogel in Deutschland nachgewiesen
te der DO-G (www.do-g.de) zusätzlich eine digitale (32 Arten; einschließlich der mit BC, BD oder BE
Version geben, die in kürzeren Abständen aktualisiert markierten Arten, s. u.).– Species that were recorded
werden soll. in an apparently natural state at least once between
1 January 1800 and 31 December 1949, but have not
been recorded thereafter (including those indicated
Erläuterung der Spalten und Abkürzungen
BC, BD or BE, see below) (32 species).
Spalte 1: Deutscher Name – German name C: Die gebietsfremde Art wurde in Deutschland als
Die deutschen Namen folgen den offiziellen Vorgaben Brutvogel durch den Menschen beabsichtigt (Aus-
der Kommission „Deutsche Namen für die Vögel der setzungen/Freilassungen) oder unbeabsichtigt (Ent-
Erde“ von DO-G und IOU. In Anführungszeichen ge- kommen aus Haltungen, eingeschleppt oder als in
nannte Bezeichnungen von Unterarten spiegeln deren Nachbarländern etabliertes Neozoon von dort ein-
gelegentliche Verwendung in der deutschsprachigen gewandert) eingebürgert (9 Arten). Sie pflanzt sich
vogelkundlichen Literatur und im ornithologischen dabei in voller Freiheit regelmäßig fort und hält oder
Sprachgebrauch wider, sind jedoch keine offiziellen Na- vergrößert langfristig ohne jede menschliche Hilfe
men.– German names follow the official guidelines of the sowie ohne weitere Freisetzungen ihren Bestand.
commission “German names for the birds of the world” Lokale Populationen bilden dabei jeweils mehrfach
of DO-G and IOU. Names of subspecies in quotes reflect neue Teilpopulationen außerhalb des Nahverbrei-
their common use in the German ornithological literature tungsradius der Gründerpopulation. Sind zeitliche
but are not official names. und populationsbiologische Faktoren erfüllt, gilt die
Art als etabliert. Fünf Subkategorien werden unter-
Spalte 2 und 3: Wissenschaftlicher Name und Autor schieden. C1: Etablierte eingebürgerte Art, deren
– Scientific name and author Vorkommen ausschließlich auf Aussetzungen zu-
Die wissenschaftlichen Namen der Arten und (einge- rückgeht (6 Arten). C2: Regional etablierte, einge-
rückt) der Unterarten sowie ihre Autoren und die Jah- bürgerte Art, von der es in Deutschland auch
Vogelwarte 56 (2018) 173
autochthone Wildvogelbestände gibt (viele Arten, Category. Species assigned to Category D are excluded
hier nicht ausgewiesen, da sie wegen der autochtho- from the German species list and are not added to the
nen Bestände in der höheren Kategorie A geführt total number of species, unless records before 1950
werden). C3: Wiedereingebürgerte Art, deren Brut- (Category B) are classified as genuine. The five species
population komplett erloschen war, nach Ausset- of Category D are listed in Appendix 1.
zung im ehemaligen Vorkommensgebiet aber wieder E: Individuen der Art wurden in Deutschland nur als
dauerhaft etabliert ist (derzeit keine Art). C4: Ver- ausgesetzt, als wahrscheinliche oder sichere Gefan-
wilderte Form einer domestizierten Art mit eta- genschaftsflüchtlinge, als ausschließlich oder über-
blierten Populationen (1 Art). C5: Art, die in Deutsch- wiegend mit Verkehrsmitteln (meist transatlan-
land lediglich als Gastvogel erscheint, aber aus fest tischer Schiffstransport) ins Land gelangt, als vor-
etablierten, eingebürgerten Brutpopulationen der sätzlich freigelassen oder auf andere Weise durch
Kategorie C anderer europäischer Länder stammt menschliches Zutun nach Europa gekommen fest-
(2 Arten).– Alien species naturalized as breeding birds gestellt. Einige Arten haben bereits in Freiheit in
in Germany that were either deliberately introduced Deutschland gebrütet, werden aber nicht als eta-
or accidentally released through human activity. They bliert betrachtet. Diese inzwischen fast 400 Arten
reproduce regularly in the wild and maintain or in- umfassende Kategorie ist nicht Bestandteil der deut-
crease self-sustaining populations without human schen Artenliste. Einige Arten (60) werden jedoch
assistance and without further releases. Local popu- im Anhang 2 aufgeführt, da sie entweder regelmäßig
lations form several new subpopulations outside the im Freiland auftreten, dort teilweise auch brüten
near-distribution radius of the founder population. If oder in Nachbarländern als wahrscheinliche Wild-
certain temporal and population-biological criteria vögel aufgetreten oder eingestuft worden sind.– Spe-
are met the species are considered established (9 spe- cies recorded as introductions, human-assisted va-
cies). Five subcategories are defined. C1: Established grants or escapees from captivity and whose breeding
naturalized species whose occurrence is exclusively populations (if any) are thought not to be self-sustai-
based on introductions. C2: Regionally established, ning. The almost 400 species of Category E are not
naturalized species of which autochthonous wild po- included in the German species list and are not shown.
pulations are also found in Germany (many species, 60 of them are listed in Appendix 2 because they can
not indicated and included in Category A). C3: Na- be regularly observed in Germany, may have bred or
turalized re-established species with populations suc- have started to form local breeding populations which
cessfully re-established through release in areas of are not (yet) regarded established, or have occurred
former occurrence (currently none). C4: Naturalized or been listed in other European countries as genuine
feral form of a domesticated species with established vagrants.
populations in the wild (1 species). C5: Species which BC, BD, BE: Bei Kombination der Kategorie B mit den
only appear in Germany as guests from established Buchstaben C, D oder E werden Nachweise vor 1950
populations of alien species in Category C in other (meist aus dem 19. Jahrhundert) als wahrscheinlich auf
European countries (2 species). Wildvögel zurückgehend betrachtet, während sich seit
D: Die Art wurde in Deutschland festgestellt, doch 1950 eine den Kriterien der Kategorie C entsprechende
bestehen begründete Zweifel, dass sie das Land unter Brutpopulation etabliert hat (BC1; 1 Art, in den Ge-
natürlichen Bedingungen erreicht hat. Arten werden samtsummen jedoch nur in der höheren Kategorie C
nur vorübergehend der Kategorie D zugeordnet, bis gezählt) oder Meldungen seit 1950 in die Kategorie D
z. B. verbesserte Kenntnisse über ihre Brutverbrei- (BD; 7 Arten) oder E (BE; 5 Arten) eingestuft wurden.
tung, Zugökologie und ihr Nachweismuster in Mittel- Vor 1950 als Brutvögel aus Deutschland verschwundene
europa oder zusätzliche Informationen zu einem Arten, bei denen Wiedereinbürgerungsexperimente
spezifischen Nachweis ermöglichen, sie in eine an- noch nicht zu einer den Kriterien der Kategorie C3 ent-
dere Kategorie zu überführen. Arten der Kategorie sprechenden Etablierung geführt haben, fallen somit in
D sind nicht Bestandteil der deutschen Artenliste die Kategorie BE.– If Category B is combined with C, D
und im Anhang 1 aufgeführt, sofern nicht vor 1950 or E birds recorded before 1950 are regarded as genuine
erbrachte Nachweise (Kategorie B) auf wahrschein- vagrants, while after 1950 a breeding population accord-
liche Wildvögel zurückgeführt werden (5 Arten).– ing to the criteria of Category C has established itself (BC;
Species that have been recorded in Germany but for 1 species), or birds recorded subsequently are regarded as
which there is reasonable doubt that they have ever possible (BD; 7 species) or likely/definite escapees (BE;
occurred under natural circumstances. Species are 5 species).
only temporarily assigned to Category D until, for
example, improved knowledge of their breeding dis- Spalte 5: Brutstatus – Breeding status
tribution, migratory status, pattern of occurrence in Die Angabe besteht aus der Kombination eines Buch-
Central Europe, or additional information about a staben für die Verbreitung in der Fläche (N, R, L) und
specific record allows them to be assigned to another einer Ziffer für die Häufigkeit (1-6). Daneben können
174 P. H. Barthel & T. Krüger: Artenliste der Vögel Deutschlands
Buchstaben ein Vorkommen als Vermehrungsgast (V) 1: 1-100 Brutpaare (34 Arten). – 1-100 breeding pairs
oder als auf gehandicapte bzw. ausgesetzte Individuen (34 species).
zurückgehend (E) kennzeichnen. Grundlage hierfür 2: 101-1.000 Brutpaare (34 Arten).– 101-1,000 breeding
sind die Angaben im „Atlas Deutscher Brutvogelarten“ pairs (34 species).
von Gedeon et al. (2014), teilweise aktualisiert. Die 3: 1.001-10.000 Brutpaare (60 Arten).– 1,001-10,000
Angaben zur Verbreitung in Deutschland beziehen breeding pairs (60 species).
sich ausschließlich auf regelmäßige, alljährlich vor- 4: 10.001-100.000 Brutpaare (58 Arten).– 10,001-
kommende Brutvogelarten.– The information is given 100,000 breeding pairs (58 species).
as a combination of letters for the geographical distribu- 5: 100.001-1.000.000 Brutpaare (42 Arten).– 100,001-
tion (N, R, L) and a categorial number for the abundance 1,000,000 breeding pairs (42 species).
(1-6). In addition, letters may indicate an occurrence as 6: Mehr als 1 Million Brutpaare (22 Arten).– More than
a reproductive guest (V) or as originating from handi- 1 million breeding pairs (22 species).
capped or released individuals (E). Numbers are based
on the data by Gedeon et al. (2014), partly updated. They Spalte 6: Status außerhalb der Brutzeit
refer exclusively to regular, annual breeding species. – Status outside the breeding season
N: Brutvogel in geeigneten Lebensräumen in weiten J/j: Jahresvogel; Brutpopulation und Winterbestände
Teilen Deutschlands (152 Arten).– Regular breeding sind nicht immer identisch; der Kleinbuchstabe weist
species found in suitable habitat in large parts of Ger- auf eine durchschnittliche Populations- oder Bestands-
many (152 species). größe von weniger als 100 Individuen hin.– Present
R: Brutvogel nur in bestimmten Regionen (z. B. Alpen- throughout the year, breeding and winter population not
raum, Küsten; 75 Arten).– Regular breeding species, always identical (J); a small letter (j) indicates an average
but restricted to certain regions (e.g. the Alps, coastal population size below 100 individuals.
habitats; 75 species). Z/z: Zugvogel, bei dem deutsche Brutvögel das Land
L: Brutvogel, aber nur sehr lokal (z. B. in einzelnen im Winter verlassen und Vögel anderer Regionen häu-
Städten), doch hier teilweise in großer Dichte (z. B. fig (Z) oder mit durchschnittlich weniger als 100 Indi-
Koloniebrüter auf Helgoland; 23 Arten).– Regular viduen pro Jahr spärlich (z) durchziehen. – Migrant/
breeding species with only local distribution (e.g. in transient; majority of breeding birds leave Germany in
some cities), but often occurring in high density (e.g. winter or birds from other areas stopover in significant
seabirds on the island of Heligoland; 23 species). numbers (Z) or are recorded on average with less than
V: Hat seit 1800 ausnahmsweise einmal oder mehrfach, 100 individuals per year (z).
jedoch nicht in mehr als fünf aufeinander folgenden W/w: Wintergast; Vögel meist nordöstlicher Herkunft
Jahren gebrütet und ist daher nicht als regelmäßiger überwintern regelmäßig zumindest in einigen Landes-
Brutvogel einzustufen (vgl. Grüneberg et al. 2015), teilen, besonders im Norden (W), jedoch mit durch-
sondern als Vermehrungsgast (25 Arten). Diejenigen schnittlich weniger als 100 Individuen (w). – Winter
davon, die lediglich vor 1950 ausnahmsweise gebrü- guest; birds of mainly north-eastern origin wintering
tet haben, sind mit V(B) gekennzeichnet (3 Arten).– regularly at least in some parts of Germany, mainly in
Species has bred once or several times since 1800, but the North (W) but on average with less than 100 indivi-
not more than five years in a row and is therefore not duals per year (w).
regarded as regular breeding species (25 species). S/s: Seltenheit; seit 1980 gab es durchschnittlich weniger
Those of them that only bred before 1950 are marked als fünf Nachweise pro Jahr (S; 103 Arten) oder es liegen
V(B) (3 species). seit 1950 insgesamt weniger als fünf deutsche Nachweise
0: Ausgestorbener, ehemals regelmäßiger Brutvogel, vor (s; 84 Arten).– Scarce or accidental vagrant; since
von dem es seit 2005 kein regelmäßiges Brutvor- 1980 on average less than 5 records per year (S) or since
kommen mehr gibt und in den letzten fünf Jahren 1950 less than 5 records in total (s).
keine neue Brut mehr gemeldet wurde (12 Arten). Die Kennbuchstaben J, Z und W können auch kombi-
Davon sind die sechs bereits vor 1950 ausgestor- niert sein, wenn Individuen einer Art mit unterschied-
benen Arten mit 0 (B) gekennzeichnet.– Former lichem Status vorkommen.– The letters J, Z and W may
regular breeding species but no breeding record since be combined to specify the different status of individuals
at least 2005 (12 species), for six of them indicated of the same species.
with 0 (B) since at least 1950.
E: Die Bruten im Freiland gehen ausschließlich auf Spalten 5 und 6: Statusangaben zu den Unterarten
flugunfähige bzw. anderweitig in ihrer Fortbewe- – Subspecies status
gung teilweise bis ganz eingeschränkte oder entflo- Sofern von einer Vogelart lediglich eine Unterart in
gene (VE; 8 Arten) sowie ausgesetzte Vögel zurück Deutschland festgestellt wurde, gelten für sie die in der
(L1E; 4 Arten).– Breeding records relating to flightless Zeile darüber für die Art gemachten Statusangaben. Bei
or otherwise restricted or escaped (VE; 8 species) or Arten, die in mehreren Subspezies nachgewiesen sind,
released birds (L1E; 4 species). werden deren Abweichungen von den allgemeinen
Vogelwarte 56 (2018) 175
Anhang 1: Kategorie D
Aus der Kommission „Artenliste der Vögel Deutschlands“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft
Peter H. Barthel, Einhard Bezzel, Thorsten Krüger, Martin Päckert & Frank D. Steinheimer
Barthel PH, Bezzel E, Krüger T, Päckert M & Steinheimer FD 2018: Checklist of the birds of Germany 2018: updates and
changes. Vogelwarte 56: 205-224.
This article comments on the changes in the new reference list on German birds. Criteria for allocation of species to the vari-
ous status and distributional categories are explained in detail and comments are given on some individual species. Species
newly recorded since the publication of the previous list (2005) are listed. A few changes of German common names are also
explained.
✉ PHB: Über dem Salzgraben 11, 37574 Einbeck. E-Mail: redaktion@limicola.de
EB: Wettersteinstr. 40, 82467 Garmisch-Partenkirchen. E-Mail: e.bezzel@t-online.de
TK: Staatliche Vogelschutzwarte (NLWKN), Ratsherr-Schulze-Str. 10, 26122 Oldenburg.
E-Mail: thorsten.krueger@nlwkn-h.niedersachsen.de
MP: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen, Königsbrücker Landstr. 159, 01109 Dresden.
E-Mail: martin.paeckert@senckenberg.de
FDS: Martin-Luther-Universität Halle, Domplatz 4, 06108 Halle (Saale). E-Mail: frank.steinheimer@zns.uni-halle.de
1 Einleitung
Möchte man belebte Natur in Kategorien ordnen, die sich durchaus oft kontroverse Diskussion um Gruppie-
Menschen ausgedacht haben, wird es immer Probleme rungen von Arten, Grenzen zwischen definierten Taxa
und Irrtümer geben, denn Natur ist dynamisch in Zeit- auf unterschiedlichem Niveau einer hierarchischen
takten und Raumgrößen, die sich menschlichen Vorstel- Ordnung und daher letztlich auch um Gliederungen
lungen und Ordnungsmühen grundsätzlich entziehen. von Reihenfolgen und Formulierung von Namen stän-
So wirken sich Fortschritte der Forschung und Erwei- dig aufs Neue. Die Ausrichtung an internationalen
terung der Einsichten nicht nur im reinen Zuwachs an Referenzwerken ist daher geboten, eine Erweiterung
Wissen von Einzelheiten aus, sondern erzwingen auch des Informationsangebots (hier z. B. Unterarten) kann
Änderungen und mitunter grundlegende Umstel- überdies dringende Benutzerwünsche erfüllen.
lungen in Definitionen, mentalen Grenzziehungen oder Listen sind die kürzeste Form der Information über
Zusammenfassungen und Übersichten. Hinzu kommt viele Details und sollten auch die übersichtlichste sein.
das zunehmende Tempo globaler Umweltveränderungen. Das fordert klare Definitionen von Ordnungskriterien,
Standardwerke haben daher immer kürzere Halbwerts- die aber aus den eingangs erwähnten Gründen nicht
zeiten, Handbücher wie umfassende Avifaunen und jede immer eine klare Kategorisierung von stochastischen
Form von sorgfältig standardisierten „offiziellen“ Über- Ereignissen in kontinuierlich dynamischen Prozessen
sichten. zulassen. Man muss für den Moment Entscheidungen
Dies wurde schon in der vorhergehenden Fassung der treffen, mit denen mitunter nicht alle einverstanden
Liste der Vögel Deutschlands (Barthel & Helbig 2005) sind. Das ist in vielen Anmerkungen in den folgenden
erkannt. Die damalige Prognose einer neuen Version Abschnitten erläutert. Aber wie auch immer: Man muss
in weniger als zwölf Jahren ist allerdings leicht über- wissen, wovon man spricht. Ein Konzept sei daher hier
schritten worden. Das ist verschiedenen Umständen eigens erwähnt: Grundsätzlich ist für singuläre oder
zuzuschreiben. Die faunistische Arbeit in Deutschland mehr oder minder zufällige Einzelfälle eher eine restrik-
hat gewaltig zugenommen und produziert rasch wach- tive Auslegung der Kriterien für Aufnahme und Ein-
sende Datenmengen. Der Kenntnisstand über die stam- ordnung in eine seriöse Liste der Vögel Deutschlands
mesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhältnisse der angebracht. Die Liste soll ja nicht möglichst lang wer-
Vögel ist nicht nur enorm gewachsen, sondern belebt mit den, sondern eine zuverlässige knappe Übersicht bieten,
Ergebnissen aufwendiger und verfeinerter Methoden die mit der auch die Praxis arbeiten kann.
206 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
2 Systematische und taxonomische tanus, die Haubenmeise als Lophophanes cristatus und
Änderungen die Tannenmeise als Periparus ater. Von den hei-
mischen Meisen verbleibt einzig die Kohlmeise ge-
Die ornithologische Systematik war stets dynamisch meinsam mit drei weiteren asiatischen Arten in der
und wurde dem aktuellen Wissensstand immer wieder Gattung Parus.
angepasst. Dies gilt umso mehr, seit uns molekularge- In ähnlicher Weise hat man der starken genetischen
netische Forschungsergebnisse eine regelmäßige Neu- Differenzierung der altweltlichen Segler in zwei Ver-
bewertung von Verwandtschaftsverhältnissen abverlan- wandtschaftsgruppen (Päckert et al. 2012) Rechnung
gen (Wink 2011; Liebers-Helbig 2013). Die Frage etwa, getragen und die Gattung Tachymarptis als gut begrün-
welcher Gattung eine bestimmte Art angehört, wird det wieder eingeführt. Sie umfasst mit dem Schuppen-
heute oft anhand der Gruppierungen in molekularen segler Tachymarptis aequatorialis und dem Alpensegler
Stammbäumen entschieden. Bei der Beurteilung von nur zwei Arten, letzterer steht heute also nicht mehr in
Artzugehörigkeit oder Artverschiedenheit zieht man der Gattung Apus, sondern erscheint in der neuen Liste
heute zwar auch den Grad genetischer Verwandtschaft der Vögel Deutschlands als Tachymarptis melba.
in Betracht, doch spielen auch zusätzliche Merkmale Ähnliche Verhältnisse wie bei den Meisen finden sich
der Morphologie und bei Singvögeln insbesondere des auch bei den Möwen: Viele Autoren fassen nach wie vor
Reviergesangs eine Rolle in der Artabgrenzung. Dieser mehr als vierzig Arten in der Gattung Larus zusammen
multidisziplinäre Ansatz der Artdiagnose und Art- (u. a. del Hoyo & Collar 2016). Sie ist zwar als mono-
benennung wird auch als integrative Taxonomie be- phyletische Einheit gut begründet, kann aber ebenso in
zeichnet (z. B. Padial 2010). kleinere, ebenfalls monophyletische Gruppen des Mö-
Insgesamt sind die taxonomischen und systema- wenstammbaums untergliedert werden, die den Rang
tischen Veränderungen gegenüber der letzten Liste aus von Gattungen erhalten (Grundlagen sind die Arbeiten
dem Jahr 2005 gut überschaubar, wofür es einen ein- von Pons et al. 2005 und von Baker et al. 2008). Die der
fachen Grund gibt: Sie wurde damals von Andreas J. neuen Deutschen Artenliste zugrunde liegende IOC
Helbig in dieser Hinsicht auf den neuesten Stand ge- World Bird List (Gill & Donsker 2018) fasst lediglich
bracht, besonders auch unter Berücksichtigung mole- 23 Arten unter dem Gattungsnamen Larus zusammen
kulargenetischer Erkenntnisse, während die meisten und unterscheidet sie von den drei weiteren Gattungen
europäischen Länder – teilweise heute noch – der alten Ichthyaetus, Leucophaeus und Chroicocephalus. Letzte-
Liste von Voous (1973, 1977a, b) folgten. Die ausführ- re entspricht einem basalen Ast im Möwenstammbaum,
lichen grundsätzlichen Erläuterungen zu den damaligen in den sich auch unsere einheimische Lachmöwe ein-
massiven Veränderungen (Helbig 2005) sind überwie- gliedert – gemeinsam mit anderen Arten, die eine ka-
gend weiterhin gültig und müssen hier nicht wiederholt puzenartige Kopfzeichnung aufweisen (Liebers-Helbig
werden. 2013). Die Lachmöwe findet man daher in der neuen
Dennoch ergeben sich für immerhin 70 Taxa der neu- Artenliste nicht mehr unter dem Gattungsnamen Larus,
en deutschen Artenliste Änderungen der wissenschaft- sondern unter Chroicocephalus ridibundus (bereits bei
lichen Namen im Vergleich zur vorherigen Version von Sangster et al. 2007). Ähnliche Änderungen betreffen
Barthel & Helbig (2005). In den meisten Fällen ist die die Seeschwalben (Sternidae). So hat man die Brand-
Gattungszugehörigkeit betroffen. Nachfolgend wird seeschwalbe aus der Gattung Sterna in die Gattung
hauptsächlich auf die in Deutschland häufigeren Arten Thalasseus überführt (nach Bridge et al. 2005; daher
eingegangen. Eine Zusammenstellung sämtlicher Än- heute Thalasseus sandvicensis). Zudem haben Gill &
derungen enthält Tab. 1. Donsker (2018) kürzlich aufgrund starker genetischer
Alle heimischen Meisen wurden lange Zeit gemein- Divergenz die neuweltlichen Taxa acuflavidus und eu-
sam mit mehr als vierzig weiteren Arten in die Gattung rygnathus von den altweltlichen Brandseeschwalben auf
Parus eingegliedert. Heute findet man einige von ihnen Artniveau abgetrennt (Thalasseus acuflavidus; Efe et al.
in vier anderen Gattungen. Grundlage für die Neu- 2009).
gliederung der Meisen waren verschiedene unabhän- Die Taxonomie der Seeschwalben hält eine weitere
gige molekulare Stammbaumrekonstruktionen (Gill Spitzfindigkeit bereit: Eine Änderung in der neuen Lis-
et al. 2005; Johansson et al. 2013), in denen die einzel- te der Vögel Deutschlands ist schlicht durch eine gram-
nen größeren monophyletischen Gruppen den tradi- matikalische Korrektur des Artnamens zustande ge-
tionellen Untergattungen der Paridae entsprechen (vgl. kommen. Die Rußseeschwalbe war bereits von Bridge
Eck 2006). Jetzt hat man diese zu Gattungen erhoben, et al. (2005) aus der Gattung Sterna in die Gattung
die auch durch diagnostische phänotypische und bio- Onychoprion überführt worden und erschien deswegen
akustische Merkmale gestützt werden (vgl. Gosler & in der alten Artenliste (wie in einigen anderen Stan-
Clement 2007). Die Blaumeise taucht somit in der dardwerken auch) als Onychoprion fuscata. Da der grie-
neuen Artenliste nicht mehr als Parus caeruleus auf, chische Gattungsname jedoch aus einem männlichen
sondern als Cyanistes caeruleus, die Sumpfmeise und Substantiv besteht, musste entsprechend den Nomen-
die Weidenmeise als Poecile palustris und Poecile mon- klaturregeln auch das grammatikalische Geschlecht des
Vogelwarte 56 (2018) 207
Epithetons angepasst und die Art korrekt als Onycho- ra; vgl. Voelker & Klicka 2008), das Rubinkehlchen
prion fuscatus geführt werden (Crochet et al. 2010; Calliope calliope (zuvor in Luscinia; vgl. Sangster et al.
Sangster et al. 2009). 2010) sowie verschiedene Spötter-Arten, die man heu-
Die meisten der übrigen Änderungen in der neuen te in die Gattung Iduna stellt statt wie zuvor in Hippolais
Artenliste sind dadurch begründet, dass sich Arten einer (vgl. Fregin et al. 2009; Arbabi et al. 2014; Übersicht in
Gattung in molekularen Stammbäumen auf weit vonein- Liebers-Helbig 2013).
ander getrennten Ästen wiederfinden. Es tritt also der Weitere Splits von Gattungen betreffen die Grün-
Fall auf, dass unter demselben Gattungsnamen (1) nicht delenten Anas, von denen einige Arten nun als Spatula
wirklich sämtliche Abkömmlinge eines gemeinsamen und Mareca geführt werden (Gonzales et al. 2009) sowie
Vorfahren zusammengefasst sind (= paraphyletische drei Adler der Gattung Aquila, die in Pomarina bzw.
Gruppe) oder (2) Abkömmlinge von verschiedenen Vor- Hieraaetus überführt wurden (Clark 2012; Lerner et al.
fahren zusammengefasst wurden (= polyphyletische 2017). Andererseits wurden bei den Limikolen die bis-
Gruppe). In der kladistischen Systematik versucht man herigen Gattungen Philomachus, Limicola, Micropalama
solche paraphyletischen und polyphyletischen Taxa und Tryngites in Calidris eingegliedert (Gibson & Baker
grundsätzlich zu vermeiden und hat daher immer wieder 2012). Hier wäre es auch umgekehrt möglich, die bis-
extrem heterogene Gattungen in mehrere monophyle- herigen Calidris-Arten auf die Gattungen Heteropygia,
tische Taxa aufgetrennt (s. Wink 2011, Tab. 1). Ein an- Ereunetes, Crocethia, Pelidna und Arquatella zu vertei-
schauliches Beispiel bilden die Finken der Gattung len, wie das bereits Wolters (1975) getan hatte.
Carduelis, die in der letzten deutschen Artenliste noch In Einzelfällen waren die Autoren der IOC World Bird
mit acht Arten vertreten waren. Die aktuelle Gattungs- List auch nicht ganz konsequent in der Vermeidung
systematik der Finken orientiert sich an einem mole- paraphyletischer Taxa, zum Beispiel im Fall der Sturm-
kularen Stammbaum nach Zuccon et al. (2012). In ihm schwalben (Hydrobatidae): Im molekularen Stamm-
verteilen sich die Carduelis-Arten auf acht weit vonein- baum sitzt die Sturmschwalbe Hydrobates pelagicus
ander getrennte Äste. Sie würden also eine hochgradig inmitten der dadurch paraphyletischen Gattung Ocea-
polyphyletische Gattung bilden, deren Neugliederung nodroma (Penhallurick & Wink 2004; Robertson et al.
bereits von Nguembock et al. (2009) empfohlen wurde. 2011), und nach der Prioritätsregel müssten konsequen-
Zuccon et al. (2012) beschränkten die Gattung Cardu- terweise eigentlich alle Arten auf dem Ast der Hydro-
elis sensu stricto schließlich auf lediglich zwei Arten, batidae unter dem älteren Gattungsnamen Hydrobates
den Zitronenzeisig C. citrinella und den Stieglitz C. geführt werden (Kommentar in Gill & Donsker 2017;
carduelis, der die Typusart der Gattung darstellt. Die s. auch Wallace et al. 2017).
Hänflinge und Birkenzeisige sind näher mit den Kreuz- Außerdem tauchen in der aktualisierten Liste der
schnäbeln Loxia verwandt und stehen den Empfeh- Vögel Deutschlands drei zuvor nicht gelistete Arten auf,
lungen von Zuccon et al. (2012) entsprechend heute in die jedoch nicht aufgrund neuer Erstnachweise hier
zwei eigenen Gattungen, Linaria und Acanthis. Der Eingang gefunden haben, sondern weil man sie erst seit
Erlenzeisig wiederum gehört zu einer größeren Ver- kurzem als eigenständige Arten betrachtet. Der Fall der
wandtschaftsgruppe neuweltlicher Arten, die in der Ligurien-Bartgrasmücke Sylvia subalpina ist gut be-
Gattung Spinus zusammengefasst werden. Als deren gründet: Sie wurde früher als Unterart der Weißbart-
Typusart erscheint der Erlenzeisig daher in der neuen Grasmücke Sylvia cantillans angesehen, und deswegen
Artenliste als Spinus spinus. Der Grünfink schließlich sucht man sie in der vorherigen Liste der Vögel Deutsch-
ist überhaupt nicht näher mit all diesen Arten verwandt lands vergebens (Barthel & Helbig 2005). Die im nörd-
und wird mittlerweile in die Gattung Chloris gestellt (in lichen Italien und auf den südwestlich davon gelegenen
der neuen Artenliste als Chloris chloris; vgl. Nguembock großen Mittelmeerinseln verbreitete S. subalpina unter-
et al. 2009; Zuccon et al. 2012). scheidet sich jedoch nicht nur molekulargenetisch von
Außer im Fall der hier genannten Finkenarten betref- den übrigen Populationen der Weißbart-Grasmücke
fen nur wenige taxonomische Änderungen die einhei- von Iberien/Nordafrika bis Kleinasien, sondern auch
mische Brutvogelfauna, wie im Fall des Mittelspechts, in ihrer Gefiederfärbung und im Gesang (Brambilla et
der nicht näher mit den eurasischen Dendrocopos-Arten al. 2008, 2010; Svensson 2013; s. Abschnitt Deutsche
verwandt ist und heute in einer eigenen Gattung Den- Vogelnamen). Aus demselben Grund erscheint auch der
drocoptes steht (gemeinsam mit dem Araberspecht D. Corysturmtaucher Calonectris borealis als eine zusätz-
dorae und dem Braunstirnspecht D. auriceps; vgl. Fuchs liche Art in der aktuellen deutschen Artenliste: Wegen
& Pons 2015). Die meisten der übrigen Änderungen ihrer starken genetischen und biometrischen Differen-
wissenschaftlicher Artnamen betreffen Ausnahmeer- zierung hat man die Brutpopulationen des Atlantik (C.
scheinungen in der heimischen Vogelwelt wie die Weiß- borealis) von denen des Mittelmeers (C. diomedea) auf
flügellerche Alauda leucoptera (zuvor in der Gattung Artniveau getrennt (Goméz-Díaz et al. 2006; Sangster
Melanocorypha) und die Stummellerche Alaudala ru- et al. 2009; s. auch del Hoyo & Collar 2014). Neuere
fescens (zuvor in Calandrella; vgl. Alström et al. 2013), genetische Studien sehen diese strikte Trennung einer
die Schieferdrossel Geokichla sibirica (zuvor in Zoothe- atlantischen und einer mediterranen Art jedoch eher
208 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
Tab. 1: Alle 70 Taxa der deutschen Artenliste, bei denen sich der wissenschaftliche Name im Vergleich zur letzten Fassung
geändert hat. – All 70 taxa of the German checklist for which the scientific name has changed in comparison to the last version.
kritisch (Genovart et al. 2013). Noch weniger eindeutig durch Hybridisation im sekundären Kontakt mit einan-
ist die Differenzierung innerhalb der Birkenzeisige der der durch Genfluss verbunden sind (Aliabadian et al.
Gattung Acanthis. Die vorherige Artenliste Deutsch- 2012; Kakhki et al. 2018). Ebenso wird der nordpalä-
lands unterschied den Birkenzeisig A. flammea und den arktische Cygnus columbianus bewickii nicht mehr als
Polarbirkenzeisig A. hornemanni (Barthel & Helbig eigenständige Art sondern wieder als Unterart des
2005). Neuerdings werden jedoch die west- und zen- Zwergschwans geführt (Sangster et al. 2004; Gill &
traleuropäischen Populationen von manchen Autoren Donsker 2018).
(so auch von Gill & Donsker 2018) als eine dritte eigen- Ein wenig komplizierter verhält es sich beim Binden-
ständige Art (A. cabaret) aufgeführt. Sie galt zuvor als kreuzschnabel, der in der alten Artenliste unter dem
Unterart von A. flammea und kam deshalb in der frü- wissenschaftlichen Artnamen Loxia bifasciata auf-
heren Artenliste Deutschlands nicht vor. Dies ist umso tauchte. Mit ihm darf man die europäischen Populati-
verwirrender, weil die in Deutschland brütende Art onen aber nur dann benennen, wenn man sie von den
nach der alten Artenliste als „Birkenzeisig“ bezeichnet nordamerikanischen Populationen des Bindenkreuz-
wurde (Carduelis flammea, inkl. C. f. cabaret), während schnabels als eigenständige Art L. leucoptera abtrennt.
sie nach der aktuellen Artenliste ausschließlich Popu- Hierfür gäbe es Argumente (s. Parchman et al. 2007),
lationen des Alpenbirkenzeisigs (Acanthis cabaret) ein- aber die Mehrzahl aller gängigen Artenlisten führen
schließt und der Taigabirkenzeisig (A. flammea) bei uns den Bindenkreuzschnabel als eine Art mit zwei Unter-
nur als Wintergast auftaucht. Die Unterteilung der Bir- arten auf (L. l. leucoptera in Nordamerika und L. l. bi-
kenzeisige in drei Arten ist jedoch umstritten, weil sie fasciata in Eurasien; u. a. Sangster et al. 2013; del Hoyo
zum einen durch molekulargenetische Daten nicht ge- & Collar 2016; Gill & Donsker 2018). Damit verschwin-
stützt wird (Marthinsen et al. 2008; Mason & Taylor det der Bindenkreuzschnabel zwar nicht aus der neuen
2015), zum anderen weil noch kontrovers diskutiert Artenliste, sondern trägt heute den wissenschaftlichen
wird, ob die großräumige morphologische Variation der Namen Loxia leucoptera.
Birkenzeisige eher getrennten Einheiten entspricht In der systematischen Reihenfolge nach Gill & Dons-
(Amouret et al. 2016) oder einem Kontinuum (del Hoyo ker (2018) fällt eine Veränderung besonders auf. Die
& Collar 2016). Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Ordnung der Falken Falconiformes steht nun weit ent-
man die gegenwärtige Klassifizierung der Birkenzeisige fernt von den nicht näher verwandten Greifvögeln Ac-
auf Artniveau nochmals revidieren und künftig wieder cipitriformes fast ganz am Ende der Non-Passeriformes
nur eine Art anerkennen wird. dicht bei den Papageien Psittaciformes (nach moleku-
Schließlich verschwinden auch acht zuvor gelistete laren Phylogenien von Hackett et al. 2008; Claramunt
Arten aus der neuen Deutschen Artenliste, weil man & Cracraft 2015). Geringfügig verschoben wurden auch
sie aufgrund neuerer genetischer und morphologischer die Flamingos und Lappentaucher hinter die Röhren-
Untersuchungen nur noch als Unterarten anerkennt. nasen. Die bisherigen Ordnungen der Pelikanvögel,
Die „Tundramöwe“ beispielsweise wird nur noch als Ibisse und Reiher wurden in einer Ordnung als Schreit-
Unterart der Heringsmöwe als Larus fuscus heuglini und Pelikanvögel Pelecaniformes zusammengefasst, die
gelistet (Collinson et al. 2008). Dasselbe gilt für vier Trappen als eigene Ordnung aus den Kranichvögeln
Schafstelzen-Arten der alten Artenliste Deutschlands, herausgelöst. Diese Reihenfolge entspricht jedoch heu-
die heute wieder alle als Unterarten der Schafstelze auf- te schon nicht mehr den neuesten auf genomischen
geführt werden: die „Gelbkopf-Schafstelze“ Motacilla Daten basierenden Stammbäumen der Vögel, in denen
flava flavissima, die „Aschkopf-Schafstelze“ M. f. cine- zum Beispiel Tauben, Kuckucke, Segler und Kolibris
reocapilla, die „Maskenschafstelze“ M. f. feldegg und die (ganz bzw. fast) zu Beginn der Neoaves stehen (Jarvis
„Thunbergschafstelze“ M. f. thunbergi (s. auch del Hoyo et al. 2014; Prum et al. 2015).
& Collar 2016 sowie eine aktuelle genomische Studie All diese Beispiele zeigen, dass sich ornithologische
von Harris et al. 2018). Auch die „Trauerbachstelze“ Mo- Systematik und Taxonomie weiterhin stark im Umbruch
tacilla alba yarrellii ist der Bachstelze M. alba wieder als befinden, der sich auch in einer regelmäßigen Aktuali-
Subspezies eingegliedert (Alström et al. 2003). „Mauren- sierung der weltweiten bzw. der nationalen Artenlisten
steinschmätzer“ Oenanthe hispanica hispanica und widerspiegelt. Künftige Ereignisse werfen bereits ihre
„Balkansteinschmätzer“ O. h. melanoleuca, in der letzten Schatten voraus und man kann erste anstehende Ände-
Liste als Arten getrennt, wurden erneut als Unterarten rungen der Deutschen Artenliste bereits absehen: Eine
zum Mittelmeer-Steinschmätzer O. hispanica zusam- neue genetische Studie hat gezeigt, dass unser einhei-
mengefasst (del Hoyo & Collar 2016; Gill & Donsker mischer Zaunkönig Troglodytes troglodytes und seine
2018). Diese Einteilung wird jedoch nicht durch mole- nächsten nordamerikanischen Verwandten (T. pacificus
kulargenetische Analysen unterstützt, da der Balkan- und T. hiemalis) nicht in die engere Verwandtschaft der
steinschmätzer nicht mit dem Mittelmeersteinschmät- anderen Arten dieser Gattung gehören (Barker 2017).
zer, sondern mit dem Zypernsteinschmätzer O. cypria- Deswegen werden wir unseren Zaunkönig wohl in künf-
ca und dem Nonnensteinschmätzer O. pleschanka tigen Artenlisten unter dem wissenschaftlichen Namen
nächstverwandt ist, und alle kontinentalen Formen Nannus troglodytes wiederfinden.
Vogelwarte 56 (2018) 211
3 Erläuterungen und Kommentare zu den mission selbstverständlich primär die etwa 11.000 Vo-
Spalten der Artenliste gelarten der Erde im Blick und muss die relativ wenigen
in Deutschland nachgewiesenen Arten damit im Kon-
Nachfolgend werden die in den Spalten der Artenliste text betrachten. Die Weltliste offizieller deutscher Vo-
verwendeten Kürzel und ihre Bedeutung ausführlich gelnamen wird demnächst auf der Webseite der DO-G
erläutert. Einige erforderlich gewordene Veränderungen zugänglich sein. Namen für die Passeriformes sind
gegenüber der letzten Liste von Barthel & Helbig (2005) überwiegend bereits in der, allerdings auf einer Syste-
in den einzelnen Spalten und Kategorien werden zudem matik und Taxonomie von BirdLife International ba-
kurz begründet. Ausführlichere Erläuterungen und sierenden, „HBW-Liste“ enthalten (del Hoyo & Collar
Beispiele sowie Hinweise auf historische Entwicklungen 2016), die Westpaläarktis betreffende veränderte Be-
finden sich bei Barthel (2005) in der Begleitpublikation zeichnungen für Sperlingsvögel und Non-Passeriformes
zum Vorgänger dieser Liste. finden sich in der aktuellen Ausgabe des in dieser Re-
gion am weitesten verbreiteten Bestimmungsbuchs
3.1 Deutsche Vogelnamen (Svensson et al. 2018).
Veränderungen deutschsprachiger Vogelnamen führen Offizielle deutsche Namen für Unterarten gibt es nicht
seit über 100 Jahren immer wieder zu Diskussionen und und hat es grundsätzlich auch nie gegeben. Hier wird
teils emotional geführten Disputen. Einerseits werden in der Regel der wissenschaftliche Name der Unterart
Reformen gefordert, die auch bei den deutschen Be- mit dem deutschen Namen der Art verbunden, also z. B.
zeichnungen die systematische und taxonomische Zu- „Fitis der Unterart acredula“. Für einige auffällige Taxa
gehörigkeit klar erkennen lassen, andererseits lehnen sind jedoch umgangssprachliche Bezeichnungen im
eher konservative Vogelkundler jegliche Umbenennung Gebrauch, z. B. „Isländische Uferschnepfe“, „Weißkopf-
ab, während wieder andere Gruppierungen jeden auch Schwanzmeise“, „Rotsterniges Blaukehlchen“ und
nur entfernt diskriminierend klingenden oder auf geo- „Alpenringdrossel“. Obwohl nicht offiziell, sind sie in
grafischen Bezeichnungen aus der Kolonialzeit beru- der Artenliste zwar erwähnt, sollten wie in dieser Liste
henden Namen neutralisiert sehen möchten. Es gäbe in wissenschaftlichen Arbeiten aber nur in Anführungs-
also keine Amsel und keinen Zilpzalp mehr, sondern zeichen benutzt werden.
nur noch die Schwarzdrossel und den Weidenlaubsän- Deutsche Vogelnamen in der vorliegenden Artenliste
ger, Fisch- und Seeadler müssten ihre „Adelstitel“ ab- folgen konsequent den Vorgaben der Namenskommis-
geben, da sie keine Adler sind. sion der DO-G. Weitere Modifikationen wird es in den
Allerdings ist die für die offizielle deutsche Artenliste nächsten Jahren kaum geben. Insgesamt ist die Zahl der
verantwortliche Kommission nicht für die deutschspra- Veränderungen sehr gering und betrifft nur wenige re-
chigen Vogelnamen zuständig. Dafür wurde eine ge- gelmäßig in Deutschland brütende oder erscheinende
meinsame Kommission „Deutsche Namen für die Vö- Arten, sondern hauptsächlich seltene außereuropäische
gel der Erde“ (Standing Committee for German Names Gäste. Sie sind in der nachfolgenden Zusammenstellung
of the Birds of the World) von DO-G und IOC geschaf- kürz begründet.
fen, die wiederum auf der Grundlage der englischspra-
chigen IOC-Liste arbeitet (DO-G 2018). Diese Kom- Corysturmtaucher Calonectris borealis: Dieses haupt-
mission bemüht sich, selbst nach einer relativ umfas- sächlich atlantische Taxon wurde nun vom überwiegend
senden Überarbeitung, die Zahl der Eingriffe auch im mediterranen Sepiasturmtaucher C. diomedea artlich
Sinne einer gewissen Konstanz, die nicht zuletzt auch abgetrennt (wie auch der auf den gleichnamigen Inseln
digitale Datenauswertungen enorm erleichtert, so ge- brütende Kapverden-Sturmtaucher Calonectris edward-
ring wie möglich zu halten. Dies gilt besonders für die sii), was bereits der US-amerikanische Ornithologe
derzeit benutzten Namen europäischer Vogelarten, die Charles Barney Cory (1857–1921) im Jahr 1881 getan
so wenige Änderungen wie möglich erfahren sollten. hatte (s. Abschnitt zu systematischen und taxono-
Bei überwiegend außereuropäischen Familien oder mischen Änderungen). Der neue deutsche Name ent-
Gattungen sollen deren Bezeichnungen nach Möglich- spricht der schon lange üblichen englischsprachigen
keit auch auf die europäischen Vertreter Anwendung Bezeichnung, die den Stifter und langjährigen Kurator
finden. Neue Bezeichnungen sollten im Idealfall Kenn- der ornithologischen Abteilung des berühmten Field
zeichen, Vorkommen oder Lebensweise des Vogels Museum of Natural History in Chicago ehrt.
charakterisieren. Grundsätzlich werden getrennt ge- Dunkelsturmtaucher Ardenna grisea: Der bisherige
schriebene Namen zusammengezogen, was bei einigen Name Dunkler Sturmtaucher wurde in ein Wort zu-
Non-Passeriformes bislang noch nicht der Fall war. Aus sammengezogen und entspricht weiterhin der kenn-
mehr als drei Wörtern zusammengesetzte Namen sind zeichnenden Gesamtfärbung.
ausschließlich der besseren Lesbarkeit wegen mit Bin- Kappensturmtaucher Ardenna gravis: Großer Sturm-
destrich zu versehen. taucher war ohnehin ein eher unpassender Name, da
Aus deutscher Sicht wird dabei vielleicht nicht immer es sich keineswegs um die größte Art handelt. Dagegen
das Optimum erreicht, doch hat die Namenslistenkom- ist seine scharf abgesetzte dunkle Kappe ein gutes Merk-
212 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
mal zur Unterscheidung von anderen Sturmtauchern. Nachtschwalbe Caprimulgus europaeus: Fast sämtliche
Barolosturmtaucher Puffinus baroli: Nach der Auftren- 98 Angehörige der Ordnung Caprimulgiformes auf die-
nung des überwiegend pazifisch verbreiteten früheren ser Erde heißen auf Deutsch Nachtschwalben, ausgerech-
Kleinen Sturmtauchers Puffinus lherminieri in mehrere net der einzige mitteleuropäische Vertreter jedoch nicht.
Arten bleibt für Europa nur noch diese Art übrig, nun Daher wurde die irreführende Bezeichnung Ziegenmel-
in allen Sprachen nach dem Wohltäter und Mäzen Mar- ker nun auch hier durch den früheren und durchaus
chese Carlo Ippolito Ernesto Tancredi Maria Falletti di weiterhin geläufigen und benutzten Namen ersetzt.
Barolo (1782–1838) aus Turin benannt (hier aus prak- Pharaonennachtschwalbe Caprimulgus aegyptius: Sie-
tischen Gründen mit stark eingekürztem Namen…). he Nachtschwalbe.
Kleinsumpfhuhn Porzana parva: Der bislang getrennt Schwarzsteppenlerche Melanocorypha yeltoniensis: Aus
geschriebene Name wurde zusammengezogen. Gründen der „political correctness“ war es zwingend
Graukopf-Purpurhuhn Porphyrio poliocephalus: Das erforderlich, den Namen der Mohrenlerche zu ändern,
Purpurhuhn ist inzwischen in fünf Arten gesplittet wor- zumal er irreführend ist, da diese Art noch nicht einmal
den. Mehrere seiner bisherigen östlichen Unterarten in Afrika vorkommt, sondern in Mittelasien, wo sie den
wurden dem Graukopf-Purpurhuhn zugewiesen. Winter über bei Schneetreiben und bitterer Kälte aus-
Brachvogel Numenius arquata: Zwar wäre es möglich harrt. Dort bewohnt sie hauptsächlich einen ganz be-
gewesen, den bisherigen zweiteiligen Namen Großer sonderen Typ von salzigen Steppen, nämlich die so
Brachvogel in Großbrachvogel umzuwandeln, was je- genannten Schwarzsteppen. Somit ist der neue Name
doch nicht besonders schön geklungen hätte. Zudem sogar doppelt treffend, da er neben der schwarzen Fär-
hieß die Art schon früher lediglich Brachvogel und wird bung des Männchens auch den Lebensraum beschreibt.
umgangssprachlich ohnehin meist so bezeichnet, da sie Weißbart-Grasmücke Sylvia cantillans und Ligurien-
für Mitteleuropa „der“ Brachvogel ist und lediglich vom Bartgrasmücke Sylvia subalpina: Bei der Weißbart-
Regenbrachvogel abgegrenzt werden muss. Ein Zusatz Grasmücke mit mehreren Unterarten ist die Situation
ist hier ebenso wenig nötig wie z. B. bei den Begriffspaa- derzeit noch etwas komplex (s. Abschnitt zu systema-
ren Kuckuck/Häherkuckuck, Kiebitz/Steppenkiebitz, tischen und taxonomischen Änderungen). In der aktu-
Star/Rosenstar oder Gimpel/Karmingimpel. ellen IOC-Liste wurde lediglich die bisherige Subspe-
Anadyrknutt Calidris tenuirostris: Diese Alternativbe- zies subalpina (früher auch fälschlich „moltonii“ ge-
zeichnung für den Großen Knutt ist schon seit langer nannt) aus Nordwest-Italien, Sardinien und Korsika als
Zeit gebräuchlich. Sie bezieht sich auf den nordost-si- eigenständige Art abgetrennt und nach dem Hauptver-
birischen Strom Anadyr, der das Hauptbrutgebiet dieser breitungsgebiet auf Deutsch Ligurien-Bartgrasmücke
Art durchfließt. genannt. Zu erwarten ist jedoch auch eine anderenorts
Tundraschlammläufer Limnodromus scolopaceus und bereits umgesetzte Trennung der übrigen Taxa, wobei
Moorschlammläufer Limnodromus griseus: Da die ge- die von Südfrankreich über die Iberische Halbinsel bis
trennt geschriebenen Namen von Großem und Kleinem Nordwest-Afrika brütende S. inornata dann zur Ibe-
Schlammläufer geändert werden mussten, Größe oder rien-Bartgrasmücke wird und S. cantillans mit zwei
Schnabellänge zur Unterscheidung aber kaum brauch- Unterarten von Mittel- und Süditalien (S. c. cantillans)
bar sind, wurde analog zum asiatischen Steppen- über den Balkan bis zur Westtürkei (S. c. albistriata) zur
schlammläufer L. semipalmatus auf das jeweils artty- Balkan-Bartgrasmücke.
pische Bruthabitat ausgewichen. Katzenspottdrossel Dumetella carolinensis: Der bishe-
Gelbschenkel Tringa flavipes: Vom getrennt geschrie- rige Name Katzenvogel wurde an die innerhalb der
benen Kleinen Gelbschenkel wurde lediglich die für die Familie Spottdrosseln Mimidae sonst übliche Bezeich-
Bestimmung kaum hilfreiche Größenangabe entfernt, nung angepasst.
zumal er der eigentliche Gelbschenkel ist („flavipes“!) Grauwangen-Musendrossel Catharus minimus, Zwerg-
und auch früher schon ohne diesen Zusatz auskam. Der musendrossel Catharus ustulatus und Einsiedler-Mu-
in Europa extrem seltene, in Deutschland noch nie er- sendrossel Catharus guttatus: Alle Angehörigen der
schienene und mit ihm noch nicht einmal nächstver- amerikanischen Drosselgattung Catharus, bislang ledig-
wandte bisherige Große Gelbschenkel bekam dagegen lich als Drosseln bezeichnet, heißen nun Musendrosseln.
eine die typische Prachtkleidfärbung kennzeichnende Schafstelze Motacilla flava: In der letzten deutschen
Erweiterung und heißt nun Tüpfelgelbschenkel Tringa Liste wurden mehrere Taxa der Superspezies Schafstelze
melanoleuca. Motacilla [flava] als Semispezies geführt, in der aktu-
Dunkelwasserläufer Tringa erythropus: Auch bei die- ellen IOC-Liste erscheinen sie jedoch als Subspezies der
sem Namen wurden lediglich seine bisherigen Bestand- Schafstelze (s. Abschnitt zu systematischen und taxo-
teile zusammengezogen. nomischen Änderungen). Somit wird zum alten Art-
Noddi Anous stolidus: Die Gattung Anous steht den namen zurückgekehrt. Gleichwohl ist es natürlich wei-
eigentlichen Seeschwalben nicht besonders nahe, wo- terhin sinnvoll, auch die Unterarten exakt zu benennen.
durch die frühere Noddiseeschwalbe nun ihren Zusatz Dafür stehen die bisherigen deutschen Bezeichnungen
verloren hat. zur Verfügung, in denen damals in Vorausschau der
Vogelwarte 56 (2018) 213
wechselnden Zuordnung der Name Schafstelze jeweils nen in der Liste aufzuführen, damit sie bei einem even-
komplett erhalten blieb. Nur sind sie jetzt, wie alle deut- tuellen Wechsel sofort zugeordnet werden können.
schen Unterartnamen, in Anführungszeichen zu setzen, Zudem ist es inzwischen möglich, viele Subspezies nicht
also „Wiesenschafstelze“ für M. f. flava, „Thunbergschaf- nur am Balg, sondern auch im Freiland zu bestimmen.
stelze“ für M. f. thunbergi etc. Somit enthält die Artenliste nun zusätzlich Angaben zu
Alpenbirkenzeisig Acanthis cabaret und Taigabirken- den 377 in Deutschland festgestellten Unterarten.
zeisig Acanthis flammea: Diese beiden bisherigen Unter- Allerdings sind bei dieser Zusammenstellung uner-
arten des Birkenzeisigs Carduelis flammea sind (samt wartete offene Fragen aufgetaucht. Besonders bei den
Gattungswechsel des wissenschaftlichen Namens, s. Ab- sehr seltenen Gästen ist die Unterart manchmal nicht
schnitt zu systematischen und taxonomischen Ände- bekannt oder nach den vorliegenden Fotos und Be-
rungen) in der aktuellen IOC-Liste in den Artstatus schreibungen nicht eindeutig bestimmbar. Das betrifft
erhoben worden. z. B. Wüstenregenpfeifer Charadrius leschenaultii, Fahl-
Grünmantel-Waldsänger Setophaga virens: Bei den Apus pallidus und Haussegler A. affinis, Feldrohrsänger
sonst für die deutsche Liste kaum relevanten nordame- Acrocephalus agricola, Zistensänger Cisticola juncidis
rikanischen Waldsängern Parulidae gab es in den letz- und Provencegrasmücke Sylvia undata. In diesen Fällen
ten Jahren zahlreiche neue Gattungszuweisungen, in wurde die vermutete oder nach der geografischen Her-
deren Rahmen auch englischsprachige und deutsche kunft sowie den bisherigen europäischen Nachweisen
Namen verändert wurden. Dies betraf ebenfalls den wahrscheinlichste Unterart aufgeführt, aber durch ein
besonders durch seinen grünen Mantel gekennzeich- in Klammern dem wissenschaftlichen Namen nachge-
neten bisherigen Grünwaldsänger Dendroica virens. stelltes Fragezeichen gekennzeichnet.
Daneben sind aber auch bei mehr oder weniger regel-
Obwohl nicht Bestandteil der deutschen Artenliste, mäßigen Durchzüglern Fragen offen, da es relativ weni-
seien auch Namensänderungen bei einigen Arten der ge Belege für ihr Auftreten gibt. Wie regelmäßig erschei-
Kategorie D und E erwähnt. Bei der wegen des bisher nen Graugänse Anser anser der Unterart rubrirostris in
getrennt geschriebenen Namens nötigen Umbenennung Deutschland, abgesehen von vielen auf lokale Ausset-
der Kleinen Bergente fanden sich keine charakteristi- zungen zurückgehenden und mit der Nominatform hy-
schen Färbungsmerkmale (zumal ihr veilchenblauer bridisierenden Vögeln? Sind Mäusebussarde Buteo buteo
Schimmer kaum wahrnehmbar ist), sodass mit der geo- der Unterart vulpinus („Falkenbussard“) tatsächlich nur
grafischen Bezeichnung Kanadabergente Aythya affinis sehr seltene Gäste oder werden sie manchmal übersehen?
auf das Hauptverbreitungsgebiet zurückgegriffen wur- Auch beim Wanderfalken Falco peregrinus dürften nörd-
de. Der frühere Heilige Ibis Threskiornis aethiopicus liche Vögel der Subspezies calidus öfter als bekannt durch-
heißt nun historisch treffender Pharaonenibis. Beim ziehen. Sind in den letzten Jahrzehnten Raubwürger
Afrikanischen Löffler Platalea alba wurde mit Rotge- Lanius excubitor der östlichen Unterart homeyeri in
sichtlöffler auf sein charakterisierendes Kennzeichen Deutschland erschienen? Selbst beim Fitis Phylloscopus
zurückgegriffen. Die bisherige Blauelster Cyanopica trochilus ist der Anteil von Durchzüglern der Unterart
cyanus wurde in zwei Arten gesplittet, wobei die Brut- acredula unbekannt. Und sind Rotdrosseln Turdus iliacus
vögel der Iberischen Halbinsel den alten deutschen der Subspezies coburni („Isländische Rotdrossel“) tat-
Namen behalten, aber nun den wissenschaftlichen Na- sächlich nur auf Helgoland regelmäßige Durchzügler, im
men Cyanopica cooki bekommen haben, während in Binnenland aber extreme Seltenheiten mit gerade einer
Deutschland lediglich die Art aus Südost-Asien als Ge- Handvoll belegter Nachweise? Hier tut sich für versierte
fangenschaftsflüchtling festgestellt wurde, die zwar wei- Beobachter mit guter Literaturkenntnis sowie für Vogel-
terhin den bisherigen wissenschaftlichen Namen trägt, beringer und Kuratoren von Balgsammlungen noch ein
auf Deutsch aber nun Azurelster genannt wird. Da es weites Betätigungsfeld auf.
in Amerika sechs Arten von Kuhstärlingen gibt, bekam Bei den Arten der Kategorien D und E wurde auf eine
der Kuhstärling Molothrus ater nun den differenzie- Angabe der Unterarten verzichtet. Oft gibt es keinerlei
renden Zusatz Braunkopf-Kuhstärling. Hinweise auf ihre tatsächliche Herkunft, und bei Ge-
fangenschaftsflüchtlingen sind häufig Eltern unter-
3.2 Unterarten schiedlicher Subspezies beteiligt.
Da die Unterarten zuletzt vor über 50 Jahren in einer
deutschen Artenliste Berücksichtigung fanden (Niet- 3.3 Wissenschaftliche Namen
hammer et al. 1964), war es überfällig, sie wieder auf- Die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Vogelarten
zunehmen, zumal es sich um immerhin 377 Taxa han- und der in dieser Liste erstmals aufgenommenen Un-
delt. Dafür sprachen auch weitere Gründe. Viele taxo- terarten sowie die Namen ihrer Autoren und Jahre der
nomische Zuordnungen und wissenschaftliche Namen Erstbeschreibungen, ferner die gesamte Systematik und
haben sich seitdem verändert, und weiterhin werden Taxonomie richten sich nach der aktuellen Version 8.2
immer wieder Unterarten in Artrang erhoben – oder der IOC-Liste vom Juni 2018 (Gill & Donsker 2018).
umgekehrt. Daher ist es sinnvoll, Taxa sämtlicher Ebe- Damit wird einem Vorstandsbeschluss der DO-G vom
214 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
September 2017 gefolgt, ab dem 1.1.2018 in allen die extrem seltene Ausnahmeerscheinungen im vorvorigen
Gesellschaft betreffenden Belangen systematisch, taxo- Jahrhundert.
nomisch und nomenklatorisch dieser internationalen Bei einigen Arten der Kategorie B sind alte Angaben
Liste zu folgen, also auch in den Zeitschriften und Kom- nicht mehr überprüfbar oder einst vorhandene Belege
missionen. Grundlage dieser Entscheidung war die wie Bälge oder Präparate verschollen. Dennoch wurden
einstimmige Empfehlung durch zwölf zuvor vom Prä- viele dieser historischen Meldungen im Gegensatz zur
sidium um Beratung gebetene einschlägige Experten Verfahrensweise in einigen anderen europäischen Län-
aus den deutschsprachigen Ländern. dern weiterhin als Nachweise akzeptiert, wenn qualifi-
Ausführliche Anmerkungen zu systematischen und zierte Gewährsleute für sie verantwortlich zeichneten.
taxonomischen Änderungen bei den wissenschaftlichen Bei einigen Arten ist bei Nachweisen aus dem 19. Jahr-
Namen finden sich in Abschnitt 2 über systematische hundert anzunehmen, dass es sich um Wildvögel ge-
Änderungen. handelt hat, bei solchen seit 1950 jedoch eventuell oder
Steht eine Vogelart oder -unterart inzwischen in einer ziemlich sicher um Gefangenschaftsflüchtlinge, wo-
anderen Gattung als derjenigen, der sie bei ihrer Erst- durch sie zwar in Kategorie B aufgeführt werden, aber
beschreibung zugeordnet worden war, werden Autor zur Verdeutlichung des aktuellen Status zusätzlich mit
und Jahr üblicherweise in Klammern gesetzt. Initialen einem D oder E versehen sind.
des Vornamens eines Autors sind angegeben, wenn es Abweichend von den Listen anderer Länder wurden
andere Autoren wissenschaftlicher Vogelnamen mit weiterhin die fünf Arten der Kategorie A, deren Vor-
demselben Nachnamen gibt. kommen in Deutschland nicht durch Belege, wohl aber
In die etwa 33.000 Taxa umfassende IOC-Weltliste durch gründliche Dokumentationen und mehrere Zeu-
haben sich einige Fehler eingeschlichen. Sofern sie Ar- gen gesichert ist, durch das Kürzel Ao kenntlich gemacht
ten der deutschen Liste betreffen, wurden sie hier bereits (wobei das o für „ohne Beleg“ steht). Für vier in der
korrigiert. Die einzige Abweichung bei einem wissen- letzten Liste noch so gekennzeichnete Arten liegen in-
schaftlichen Vogelnamen bezieht sich auf die nur in zwischen Belege vor.
Form der domestizierten „Höckergans“ erwähnte Wenn eine Art in der Kategorie A geführt wird, be-
Schwanengans Anser cygnoid. Der bislang verbreitete deutet dies nicht, dass zwangsläufig alle ihrer Nachweise
Name cygnoides ist nach der Originalveröffentlichung auf Wildvögel zurückgehen. Bei vielen Arten betrifft
von Linné nicht gerechtfertigt und wird auch in anderen ein nicht geringer Prozentsatz der Feststellungen ent-
Listen aktuell nicht mehr benutzt. flogene oder ausgesetzte Individuen, z. B. bei Rothals-
Bei der oft verwirrenden Schreibweise der Autoren Branta ruficollis, Weißwangen- B. leucopsis und Zwerg-
wissenschaftlicher Vogelnamen wurden die folgenden gans Anser erythropus, Kolben- Netta rufina und
Fehlerkorrekturen vorgenommen (wobei in Klammern Moorente Aythya nyroca (letztlich bei allen Anseri-
jeweils die abweichende Angabe der IOC-Liste steht): formes), vielen Greifvögeln und Falken, Schneeeule
Almásy (statt Almasy), Borkhausen (von Borkhausen), Bubo scandiacus sowie vielen Arten von Drosseln Tur-
Brandt, JF (von Brandt, JF), Conrad (Conrad von Balden- didae, Finken Fringillidae und Ammern Emberizidae,
stein), Dalgety & Scott, PM (Dalgety & Scott), Gené zunehmend aber auch früher seltener in Gefangenschaft
(Géné), Hartert, E (Hartert), Holbøll (Holböll), Lesson gehaltenen asiatischen Insektenfressern.
(Lesson, R), Lichtenstein, MHC (Lichtenstein, MHK),
Lindermayer (Lindermayer, A), Lowe, PR (Lowe, P), Mé- 4.1.1 Neu aufgenommene Arten und
nétriés (Ménétries), Statius Müller (Statius Müller, PR). Veränderungen in der Kategorisierung
Naturgemäß verlängert sich die Liste der nachgewie-
senen Vogelarten im Laufe der Jahre durch Erstnach-
4 Kategorien
weise. Neue Nachweise einer seit 1950 nicht mehr fest-
Grundlage für die Aufnahme einer Vogelart in die na- gestellten Art führen zu einer Überführung von Kate-
tionale Liste eines europäischen Landes ist ihre Einstu- gorie B in Kategorie A, ebenso positiv verlaufene Revi-
fung in die Kategorie A, B oder C. Diese einzige obli- sionen von zuvor nicht zur Liste gehörenden Arten der
gatorische Kategorisierung erfolgt daher zuerst. Die Kategorien D und E.
Kriterien dafür sind relativ einheitlich und selbsterklä- Die Artenlistenkommission überprüft die ersten bis
rend (Association of European Records and Rarities fünften Nachweise aller seltenen Taxa (sowie erste Brut-
Committees 1999). nachweise) und nimmt deren Kategorisierung von A
bis E vor. Sofern mögliche Neukategorisierungen nicht
4.1 Kategorien A und B ohnehin evident waren, wurden von Kommissionsmit-
Jede natürlich auftretende Art wurde einer dieser beiden gliedern umfangreiche Dossiers zur seriösen Entschei-
Kategorien zugeordnet. Arten der Kategorie A werden dungsfindung erstellt. Die sich daraus für die Liste er-
zur aktuellen Avifauna des Landes gerechnet, solche der gebenden wichtigen Veränderungen sind nachfolgend
Kategorie B wurden lediglich zwischen 1800 und 1950 in systematischer Reihenfolge zusammengestellt. Nicht
in Deutschland nachgewiesen, die meisten davon als separat aufgeführt sind diejenigen Seltenheiten, bei de-
Vogelwarte 56 (2018) 215
nen sich die Zahl der Nachweise auf fünf erhöht hat, Einstufung nach wie vor nur auf einen geringen Teil der
die also in der den Status außerhalb der Brutzeit anzei- in Deutschland beobachteten Vögel zutreffen dürfte.
genden sechsten Spalte der Liste nun statt des kleinen Krauskopfpelikan Pelecanus crispus: Juli 2006 Schleswig-
„s“ ein großes „S“ zeigen und damit aus der Obhut der Holstein. Dieser Vogel wurde zuvor in Polen und an-
Artenlistenkommission entlassen sind. Sie werden, wie schließend in Dänemark festgestellt und in beiden Län-
auch viele weitere Arten, ab diesem Zeitpunkt aus- dern ebenfalls in Kategorie A eingestuft. Alle anderen
schließlich von der „Deutschen Avifaunstischen Kom- Nachweise aus Deutschland betrafen sichere oder wahr-
mission“ des Dachverbands Deutscher Avifaunisten scheinliche Gefangenschaftsflüchtlinge (Wegst 2008).
(DDA) beurteilt und kategorisiert. Weißbauchtölpel Sula leucogaster: August 2017 Nie-
dersachsen (Originaldokumentation). Am selben Tag
4.1.2 Neu aufgenommene Taxa morgens in den Niederlanden 50 km von der Küste
24 Arten und drei Unterarten wurden der Artenliste entfernt am Lek südlich von Utrecht entdeckt, flog von
hinzugefügt. Sie werden hier mit den Basisdaten, Quellen dort flussaufwärts durch das Binnenland Richtung
und einigen Zusatzinformationen aufgeführt. Nordosten, am späten Vormittag in Niedersachsen über
Streifengans Anser indicus: Bei den Wintergästen be- einer Sandgrube im Emsland und ein drittes Mal am
sonders am Niederrhein handelt es sich zum Teil um frühen Nachmittag südlich von Bremen an der Weser
etablierte Brutvögel der Kategorie C aus den Nieder- fotografiert (Boele et al. 2017), obwohl tropische Meere
landen. Somit rücken sie nun als Gastvögel in Kategorie sein eigentlicher Lebensraum sind. Innerhalb von sechs
C5 der deutschen Artenliste auf. Stunden hat dieser Vogel durch das Binnenland eine
Kanadabergente Aythya affinis: März 2013 Nordrhein- Entfernung von etwa 290 km zurückgelegt.
Westfalen (DAK 2014). Die Art stand bislang in Katego- Kanadakranich Antigone canadensis: April 2010 Meck-
rie D, da im Gegensatz zu diesem Männchen im zweiten lenburg-Vorpommern (König 2015). Möglicherweise
Kalenderjahr (nicht adult, wie in DAK 2014 angegeben) der im vorangegangenen Herbst in Schottland und Süd-
bei früheren Nachweisen das Risiko eines Gefangen- frankreich festgestellte Vogel. Ihm folgte im September
schaftsflüchtlings als zu hoch eingestuft wurde. 2013 und April 2014 ein weiteres Individuum mit aber-
Pazifiktrauerente Melanitta americana: Februar 2008 ranter Gefiederfärbung, das zwischen Mai 2012 und Mai
Schleswig-Holstein (Wegst et al. 2010). Frühere Mel- 2014 auch in Norwegen, Spanien, Finnland, Dänemark
dungen dieser auf beiden Seiten des Beringmeeres und und Schweden gesehen wurde.
in Ostkanada brütenden Art wurden bei der Revision Spitzschwanz-Strandläufer Calidris acuminata: August
gestrichen. 2007 Insel Neuwerk/Hamburg (Fichtler et al. 2011). Als
Höckersamtente Melanitta deglandi: Januar 2017 Meck- Brutvogel der arktischen Tundra im nordöstlichen Si-
lenburg-Vorpommern (Originaldokumentation). Erst birien überwintert dieser Strandläufer regulär haupt-
auf einem vom Schiff auf der Ostsee aus gemachten Foto sächlich in Australien.
wurde dieser Vogel entdeckt, der zum manchmal auch Langzehen-Strandläufer Calidris subminuta: Juni 2011
als eigene Art geführten Taxon M. d. stejnegeri („Kam- Niedersachsen (Gruber & Jortzick 2011). Obwohl sich
tschatkasamtente“) gehörte. das disjunkte sibirische Brutgebiet westwärts bis knapp
Bulwersturmvogel Bulweria bulwerii: Juli 2015 Baden- vor den Ural erstreckt, gibt es bisher erst knapp zehn
Württemberg (Hachenberg 2017). Seinen mutmaßlich europäische Nachweise dieses von Indochina bis Aus-
nicht ganz freiwilligen Besuch im tiefen europäischen tralien überwinternden Langstreckenziehers.
Binnenland hat dieser Hochseevogel pantropischer Polarmöwe Larus glaucoides der Unterart kumlieni:
Meere, dessen nördlichste Brutplätze im Atlantik auf Januar 2012 Niedersachsen (Gottschling 2013). Dieses
den Azoren liegen, wie fast alle ins Binnenland verdrif- erstmals nachgewiesene Taxon aus dem nordöstlichen
teten Röhrennasen nicht überlebt. Kanada wird unter der Bezeichnung „Kumlienmöwe“
Kuhreiher Bubulcus ibis: Seit sehr vielen Jahren gibt es gelegentlich auch als selbstständige Art geführt.
in Deutschland und einigen Nachbarländern in Zoos Carolinataube Zenaida macroura: Mai 2008 Mecklen-
und anderen Tierhaltungen Brutkolonien frei fliegend burg-Vorpommern (DSK 2009). Nach Fotovergleichen
gehaltener, oft unberingter Kuhreiher, die das Erkennen handelte es sich eventuell um dieselbe zuvor im Novem-
eines natürlichen, spontanen Auftretens von Wildvögeln ber 2007 in Irland und im Mai 2008 in Dänemark fest-
nahezu unmöglich machen (Krüger & Zang 2017). gestellte nordamerikanische Taube.
Räumliches und zeitliches Muster des Auftretens deuten Pazifiksegler Apus pacificus: Mai 2014 Niedersachsen
jedoch an, dass seit der starken Zunahme des Kuhrei- (Horstkotte et al. 2015). Bei dem Flugvermögen des si-
hers in Südwest-Europa von dort stammende Indivi- birischen und ostasiatischen Seglers verwundert es kaum,
duen inzwischen regelmäßig auch Deutschland errei- dass er im Jahr 2017 sogar in Island erschienen ist.
chen, zumal es ein in Spanien beringter Vogel – wahr- Blutspecht Dendrocopos syriacus: November 2014 Bay-
scheinlich sogar auf dem Weg über Deutschland – bis ern (Richter 2016). Bei der seit langer Zeit prognosti-
Schweden geschafft hat (Stolt 1988). Daher wird der zierten, aber offenbar zum Stillstand gekommenen
Kuhreiher in Kategorie A übernommen, wobei diese Nordwest-Ausbreitung vom Balkan aus war dieser erste
216 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
gesicherte Nachweis, dem die Feststellung eines Hybri- Helgoländer Blaumerle rückt die Art in die Kategorie
den im Jahr 1996 in Bayern vorangegangen war, längst A der deutschen Artenliste.
überfällig. Zypernsteinschmätzer Oenanthe cypriaca: Mai 1867
Rotschwanzwürger Lanius phoenicuroides: Mai 2005 Helgoland (Förschler et al. 2010). Der älteste „Neuzu-
Hessen (DSK 2008). Keiner der zuvor in Deutschland gang“ beruht auf einem bisher als Nonnensteinschmät-
nachgewiesenen Isabellwürger L. isabellinus ließ sich zer O. pleschanka bestimmten Balg, der sich bei erneu-
eindeutig dessen früherer Unterart phoenicuroides zu- ter Überprüfung als diese auf Zypern endemische Art
ordnen. Daher handelt es sich um den ersten Nachweis herausstellte und sich nun in die historischen Nachweise
dieses Taxons, das zum Zeitpunkt der Beobachtung der Kategorie B einreiht.
noch nicht in den Artrang erhoben worden war – was Bergbraunelle Prunella montanella: Oktober 2016
erneut zeigt, wie wichtig die oft vernachlässigte subspe- Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein
zifische Bestimmung ist. (Originaldokumentationen). Im Herbst 2016 gab es
Maskenwürger Lanius nubicus: Juli 2016 Helgoland einen bislang beispiellosen Einflug dieser nordsibi-
(Conradt & Dierschke 2017). Wegen des nur vom süd- rischen Art, der nicht nur in Deutschland gleich zu
östlichen Balkan über Kleinasien bis in den Nahen Os- mehreren Nachweisen führte.
ten reichenden relativ kleinen Brutgebiets dieses Mittel- Petschorapieper Anthus gustavi: Oktober 2007 Helgo-
streckenziehers ist die geringe Zahl von etwa einem land (Stohl & Gottschling 2008). Das lange Ausbleiben
Dutzend Nachweisen nordwestlich des Verbreitungs- des Erstnachweises dieses sibirischen Piepers dürfte
gebiets verständlich. seiner schwierigen Bestimmbarkeit zuzuschreiben ge-
Middendorff-Laubsänger Phylloscopus plumbeitarsus: wesen sein.
September 2011 Niedersachsen (DAK 2013). Diese Wüstengimpel Bucanetes githagineus: September 2005
fernöstliche Art galt früher als Subspezies des ähnlichen Niedersachsen (DSK 2008) Es handelt sich um den
Grünlaubsängers P. trochiloides. ersten Fall, bei dem ein natürliches Auftreten dieser
Ligurien-Bartgrasmücke Sylvia subalpina: Oktober auch oft in Gefangenschaft gehaltenen Art plausibel
2009 Helgoland (Dierschke 2010). Bisher wurde dieses erscheint.
von Norditalien bis zu den Balearen brütende Taxon als Steinortolan Emberiza buchanani: Oktober 2009 Hel-
Unterart „moltonii“ der Weißbart-Grasmücke Sylvia goland (Stühmer & Portofée 2010). Einen eher uner-
cantillans betrachtet. warteten Neuzugang stellt diese von der südöstlichen
Klappergrasmücke Sylvia curruca der Unterart blythi: Türkei bis in die Mongolei brütende Ammer dar.
Oktober 2015 Helgoland (Originalmeldung). Die sibi-
rische Unterart ist im Freiland kaum, in der Hand eher 4.1.3 Arten mit Wechsel der Kategorie von B nach A
und nur durch DNA – wie in diesem bislang einzigen Sieben Arten haben den Flug von der Vergangenheit in
Fall – deutlich unterscheidbar. die Gegenwart geschafft und dabei ein Jahrhundert
Kleiber Sitta europaea der Unterart europaea: Dezember übersprungen.
2010 Mecklenburg-Vorpommern (DAK 2013). Dieses Rosaflamingo Phoenicopterus roseus: November 2014
durch ihre weißliche Unterseite von der in Deutschland bis Januar 2015 Bayern und Baden-Württemberg (Mar-
brütenden Unterart caesia unterschiedene östliche Ta- ques & Thoma 2015; BAK 2017). Während es sich bei
xon war zuvor nicht hinreichend belegt. in den letzten Jahrzehnten in Deutschland angetrof-
Blaumerle Monticola solitarius: Juni 1962 Helgoland fenen Rosaflamingos nachweislich oder mit hoher
(Vauk 1964). Aus Deutschland liegen acht Feststel- Wahrscheinlichkeit um Gefangenschaftsflüchtlinge
lungen jüngeren Datums vor, von denen zwei mögli- gehandelt hat, spricht bei diesem auch in der Schweiz
cherweise bzw. sicher auf eine Verwechslung mit einem gesehenen und dort in Kategorie A gestellen Trupp aus
Glanzstar Lamprotornis spp. zurückgehen. Bei fünf einem adulten und vier unausgefärbten unberingten
weiteren Meldungen hat es sich aufgrund des Verhaltens Vögeln nichts gegen eine Herkunft z. B. aus der wach-
der Vögel, der unpassenden Jahreszeiten und/oder Auf- senden Kolonie der Camargue.
enthaltsorte mit hoher Wahrscheinlichkeit um Gefan- Steppenadler Aquila nipalensis: Juni 2005 Schleswig-
genschaftsflüchtlinge (Kategorie E) der als Volierenvo- Holstein (DSK 2008). Da sich frühere Feststellungen oft
gel sehr beliebten und in privaten wie öffentlichen nachweislich auf Gefangenschaftsflüchtlinge bezogen,
Haltungen weit verbreiteten Art gehandelt. Der Nach- stand dieser Bewohner asiatischer Steppen zuvor in
weis einer am 8.6.1962 auf Helgoland gefangenen und Kategorie BD.
gesammelten Blaumerle im zweiten Kalenderjahr (Vauk Wacholderlaubsänger Phylloscopus nitidus: Juni 2017
1964) hingegen kann durch Zugprolongation erklärt Niedersachsen (Originaldokumentation). Letztmals
werden und steht inzwischen in einer Reihe mit ande- wurde die Art 1867 (wahrscheinlich auch 1997 und
ren weit nördlich auf Inseln geglückten Frühjahrsfest- 1998) auf Helgoland festgestellt. Der Brutvogel des Kau-
stellungen der Art, z. B. Gotland S (dreimal, z. B. kasus und Elburs-Gebirges ist ein weiteres früher als
6.6.2007), Vlieland NL (25.-26.4.2017) oder Tiree GB Unterart des Grünlaubsängers geführtes Taxon, das
(4.-8.6.1985). Durch den nun validierten Nachweis der inzwischen als selbstständige Art geführt wird.
Vogelwarte 56 (2018) 217
Kronenlaubsänger Phylloscopus coronatus: Oktober Semi- oder Allospezies geführte Taxa ihrer Mutterart
2012 Helgoland (Möller et al. 2013). Bisher wurde die wieder als Subspezies eingegliedert worden (Pfeif-
im Fernen Osten Russlands, in Zentralchina und Japan schwan Cygnus columbianus columbianus, Tundramöwe,
brütende Art lediglich im Jahr 1843 nachgewiesen und Balkansteinschmätzer, Trauerbachstelze und vier Schaf-
rückt nun von Kategorie B in A auf. stelzen-Taxa). Die zuvor als Art geführte Wolgaschaf-
Zwergmusendrossel Catharus ustulatus: Oktober 2015 stelze Motacilla [flava] lutea, nunmehr ebenfalls Sub-
Baden-Württemberg (Hachenberg et al. 2017). Die bei- spezies der Schafstelze, wurde komplett gestrichen, da
den vorherigen Nachweise stammen aus Schleswig- sich bisherige deutsche Feststellungen bei der Revision
Holstein (1866) und von Helgoland (1869), für den nicht verifizieren ließen.
aktuellen Wechsel von Kategorie B nach A hat eine
Katze gesorgt. Das so nachgewiesene Taxon C. u. swain- 4.1.7 Neue Brutnachweise
soni („Swainsonmusendrossel“) wird gelegentlich auch Seit Erscheinen der letzten Liste haben fünf Arten erst-
als eigene Art geführt. mals als Vermehrungsgäste in Deutschland gebrütet,
Pazifikpieper Anthus rubescens: November 2016 Hel- nämlich 2012 der Teichwasserläufer Tringa stagnatilis in
goland (Originaldokumentation). Die nordamerika- Schleswig-Holstein (Koop & Moreth 2012) sowie 2017
nische Art wurde zuletzt 1858 ebenfalls auf Helgoland die Brillengrasmücke Sylvia conspicillata in Nordrhein-
nachgewiesen. Westfalen (Originalmeldung), der Buschrohrsänger
Grauortolan Emberiza caesia: Mai 2016 Schleswig- Acrocephalus dumetorum in Niedersachsen (Originalmel-
Holstein (Originaldokumentation). Das knappe Dut- dung) und die Kappenammer Emberiza melanocephala
zend älterer Nachweise dieser entlang der östlichen in Baden-Württemberg (Originalmeldung), alle erfolg-
Mittelmeerküste brütenden Ammer konzentriert sich reich. Erstmals 2012, seitdem wohl regelmäßig und in
ausschließlich auf die Insel Helgoland, letztmals 1879. zunehmender Zahl, brüteten Silberreiher Ardea alba in
Mecklenburg-Vorpommern (Feige & Müller 2012). Das
4.1.4 Abweichungen durch Druckfehler Steinhuhn Alectoris graeca, zuvor als verschollen einge-
Drei bislang unbemerkt gebliebene Druckfehler bei den stuft, wurde in Bayern als Brutvogel wiederentdeckt
Kategorisierungen in der letzten Liste wurden nun kor- (Bauer et al. 2009), ebenso der Triel Burhinus oedicnemus
rigiert. Bei zwei sibirischen Drosselarten, früher als ab 2011 in Baden-Württemberg (Weiß 2014).
Subspezies betrachtet, war die Kategorie mit B statt mit
A angegeben worden, nämlich Rotkehldrossel Turdus 4.2 Kategorie C
ruficollis (Dezember 1969 Sachsen-Anhalt) und Rost- 4.2.1 Was sind „C-Arten“?
schwanzdrossel Turdus naumanni (März 1979 Nord- Neozoen sind nach allgemeiner Übereinkunft gebiets-
rhein-Westfalen). Die Braunkopfammer Emberiza fremde (meist außereuropäische) Arten, die nach der
bruniceps, Brutvogel mittelasiatischer Steppen, wurde Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im
versehentlich in Kategorie D gestellt und damit sogar Jahr 1492 nach Europa gelangt sind (Arbeitsgruppe
von der Liste gestrichen. Selbstverständlich steht sie aber Neozoa 1996; Kowarik 2010). Taxa der Kategorie C
seit dem Nachweis im Juni 1860 auf Helgoland in Kate- sind durch direkte menschliche Einflüsse beabsichtigt
gorie B. Neuere Feststellungen beziehen sich jedoch mit (Aussetzungen/Freisetzungen) oder unbeabsichtigt
hoher Wahrscheinlichkeit auf Gefangenschaftsflücht- (Entkommen aus Haltungen, eingeschleppt) nach
linge, da die Art seit Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland oder Europa gekommen und als Brutvö-
sehr großer Zahl importiert wurde und auch heute noch gel in die Natur gelangt. Um jedoch in Kategorie C
illegal eingeführt wird, woher der Zusatz des Buchsta- geführt und damit zur Liste der Vögel Deutschlands
bens D rührt. hinzugefügt zu werden, müssen sie zu einem etablier-
ten Bestandteil der Fauna geworden sein, d. h. sie müs-
4.1.5 Streichung sen sich regelmäßig in Freiheit fortpflanzen und dabei
Wachsende begründete Zweifel an der Authentizität der dauerhaft ohne jede menschliche Hilfe und ohne wei-
Provenienz des Präparats eines Schmuckreihers Egretta tere Freisetzungen sich selbst erhaltende Populationen
thula (Oktober 1937 Niedersachsen) haben zur Relega- gebildet und vergrößert haben. Damit unterscheiden
tion der Art von Kategorie B in Kategorie D geführt. sie sich von all jenen gebietsfremden Arten, die in
Deutschland nach – wie auch immer – erlangter Frei-
4.1.6 Ab- und Zugänge durch taxonomische heit nur einmalig oder sporadisch bzw. als halbzahme
Änderungen Parkvögel und letztlich immer noch unter mensch-
Ausführliche Begründungen zu den taxonomisch be- licher Obhut brüten.
dingten Abweichungen finden sich im Abschnitt „An-
merkungen zu systematischen und taxonomischen 4.2.2 Definitionen
Änderungen“. Demnach sind in der Bilanz zwei Arten Die grundlegenden Überlegungen und Definitionen
der Liste durch Splits hinzugefügt worden (Corysturm- zum Vorkommen gebietsfremder Arten in Europa lie-
taucher und Alpenbirkenzeisig) und acht bisher als ferte in deutscher Sprache bereits Niethammer (1963)
218 P. H. Barthel et al.: Artenliste der Vögel Deutschlands 2018: Aktualisierung und Änderungen
in seinem Standardwerk „Die Einbürgerung von Säu- in einem anderen europäischen Land erscheinen sollten,
getieren und Vögeln in Europa“. Er bezeichnete sich dort in der Kategorie C5 Bestandteil der nationalen Lis-
ohne jede menschliche Hilfe im Wildzustand selbst te werden. Dies alles entspräche aber nicht dem allge-
erhaltende und vermehrende Arten als „naturalisiert“, meinen Verständnis der Begriffe „etabliert“ und „ein-
d. h. ein „Glied der Fauna“ geworden. Das entspricht gebürgert“, denn alle anderen Länder Europas haben
dem heute noch im englischsprachigen Raum benutzten die damals von Deutschland vorgeschlagenen Mindest-
Begriff „naturalized“, der auch mit „eingebürgert“ über- zeiträume nicht übernommen und arbeiten statt mit
setzt wird (BOU 2018). einer rein statistischen Einstufung mit einer biologisch-
Spätestens seit den 1990-er Jahren haben sich Biologen fachlichen. Auch die British Ornithologists’ Union
in Europa und Deutschland in zunehmendem Maße kommt in der aktuellen britischen Liste gänzlich ohne
mit den Neubürgern unter den Tieren und ihrer fau- Zeitangabe aus und setzt in der ausführlichen Definition,
nistischen Einordnung auseinandergesetzt. Die bis heu- die ansonsten den deutschen Unterkategorien und For-
te nicht aktualisierte Definition der AERC (Association mulierungen entspricht, allein auf qualitative Einschät-
of European Records and Rarities Committees 1999) zungen durch die zuständige Kommission (BOU 2018).
lautet schlicht „released or escaped species which has Da die deutsche Artenliste immer im Kontext mit den
established a self-supporting breeding population in the Listen anderer europäischer Länder zu betrachten und
own country; also birds coming from a category C po- ihre Vergleichbarkeit zwingend ist, mussten in der jet-
pulation of another country“. Doch wurden bereits in zigen Fassung leichte Anpassungen der Definition aus
der letzten deutschen Artenliste (Barthel & Helbig 2005) dem Jahr 2005 vorgenommen werden. Dazu gehört,
die für alle Tierklassen vorgeschlagenen Empfehlungen dass keine Zeiträume mehr genannt werden. Ferner
der damaligen „Arbeitsgruppe Neozoa“ (1996) zur kla- wurde in die aktuelle Maßgabe für Etablierung als wich-
reren Definition der Kategorie C benutzt, wie sie auch tiges populationsbiologisches Kriterium die vom Bun-
Bezzel (1996) erläutert hat und wofür es weitere Bei- desamt für Naturschutz (BfN) vorgelegte Definition
spiele für andere Tiergruppen bei Gebhardt et al. (1996) (Ludwig et al. 2006, 2009) übernommen, wonach loka-
gibt. So wurde in der Vorgängerliste u. a. ein zeitliches le Populationen von Neozoenarten jeweils mehrfach
Kriterium eingeführt (Vorkommen über 25 Jahre oder neue „Teilpopulationen ohne Hilfe des Menschen aus
drei Generationen, je nachdem, welches die längere der zuerst angelangten Population außerhalb des Nah-
Spanne ist), um mittels Angabe eines Mindestzeitraums verbreitungsradius“ gründen müssen. Mit anderen
zu versuchen, die Begrifflichkeit der „dauerhaften Etab- Worten: Eine Ansiedlung darf kein singuläres Ereignis
lierung“ zu fassen. Allerdings wurde in der begleitenden bleiben. Dies ist ein wichtiger Aspekt, denn keine Tier-
Erläuterung bereits gewarnt, „eine Einstufung in Kate- gruppe ist so mobil wie die der Vögel, und ihr Ausbrei-
gorie C sollte immer auch von biologischem Sachver- tungspotenzial sowie ihre Fähigkeit zu Bestandszuwäch-
stand begleitet sein, selbst wenn die formalen Kriterien sen gerade in neu besiedelten Bereichen sind enorm.
scheinbar bereits erfüllt sind“ (Barthel 2005). Kommen bestimmte Vogelarten, die jeweils ihr Areal
In der Folge wurden die seinerzeit von Niethammer in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in beein-
formulierten Definitionen in Deutschland erweitert und druckendem Maß ausgebreitet haben, in Deutschland
präzisiert und auch und gerade angesichts einer in Zeiten dauerhaft nur in einem einzigen lokalen Brutgebiet vor
der Globalisierung immer größer werdenden Zahl ge- und lassen damit natürliches Ausbreitungsverhalten
bietsfremder Tier- und Pflanzenarten angepasst (Ludwig und -potenzial vermissen, können sie nicht als etabliert
et al. 2006, 2009; Bauer & Woog 2008; Nehring et al. 2015 angesehen werden. Dies trifft z. B. auf die Gelbkopf-
a, b). Um Naturschutzverwaltungen oder anderen Be- amazone Amazona oratrix zu, die in Deutschland seit
hörden den Umgang mit den neuen Arten zu erleichtern, 1986 nur synanthrop im Stuttgarter Rosensteinpark mit
sind rein rechnerische Grenzwerte sicher sinnvoll. Doch einem seit Jahren kaum wachsenden Bestand von zuletzt
verleiten sie – ähnlich Verwaltungsvorschriften ohne 15 Paaren ohne großen Erfolg brütet (Bauer & Woog
Ermessensspielraum – zu einer schematischen, allein 2008; Gedeon et al. 2014; Martens & Woog 2017; Schmid
Zeiträume betrachtenden Herangehensweise, ohne dabei 2018). Es wird umso offensichtlicher, wenn man dieses
einen Schwerpunkt auf populationsbiologische, biogeo- Vorkommen mit dem innerhalb weniger Jahre spekta-
grafische oder andere fachliche Kriterien zu legen. kulär vergrößerten Bestand und Verbreitungsgebiet
Dadurch könnten beispielsweise wegen seit 25 Jahren ihres in Deutschland als etabliert eingestuften Verwand-
bestehender, punktueller Vorkommen von Kleinstpo- ten, dem Halsbandsittich Psittacula krameri, vergleicht.
pulationen flugfähiger Ziervögel in deutschen Stadt- Ähnlich unverhältnismäßig ist auch die qualitative und
parks gleich mehrere Arten nicht nur in die Kategorie quantitative Diskrepanz zwischen den auf einer kleinen
C der deutschen Liste gelangen. Sie müssten in der Liegewiese am Neckar in Heidelberg regelmäßig von
Folge zwangsläufig auch in die Liste der Vögel Europas Menschen gefütterten domestizierten „Höckergänsen“
sowie in die offizielle Zusammenstellung etablierter Anser cygnoid f. domestica und den inzwischen in ganz
Neozoen der Europäischen Union (European Commis- Deutschland vom Menschen unabhängig brütenden
sion 2016) neu aufgenommen und, sofern sie als Gäste Nilgänsen Alopochen aegyptiaca.
Vogelwarte 56 (2018) 219
gewiesenen gebietsfremden Arten zusammengestellt. ten Regionen auf (z. B. viele Charadriiformes und Anse-
Mittlerweile wäre sie bedeutend länger und würde beim riformes im Küstenbereich) oder sind einzelne Arten nur
derzeitigen Stand des Imports und der Haltung sogar gebietsweise ganzjährig anwesend, ohne dass in der Liste
irgendwann die Tausendergrenze überschreiten, wollte eine genauere regionale Unterteilung vorgenommen
man sämtliche entwichenen und kurzzeitig in Freiheit worden wäre. Das J steht zwar für Jahresvogel, bedeutet
überlebenden Arten erfassen. aber gelegentlich nur, dass die Art ganzjährig in Deutsch-
land anwesend ist, Brut- und Winterbestände also nicht
5 Brutstatus unbedingt identisch sein müssen, wie beispielsweise beim
Rotkehlchen Erithacus rubecula.
Spalte 5 liefert Informationen über das Brutvorkommen Nicht zu berücksichtigen waren die (durch Klimaer-
in Deutschland. Als Grundlage dienten die von 2005 wärmung vielleicht zunehmenden) Fälle einzelner In-
bis 2009 erhobenen Daten im Brutvogelatlas von Ge- dividuen, die abweichend vom Zugverhalten der Über-
deon et al. (2014). Sie wurden, wenn nötig, durch neu- zahl ihrer Artgenossen versuchen, in Deutschland zu
ere Daten aktualisiert. Insgesamt gab es erstaunlich überwintern.
wenige Abweichungen von den Einschätzungen der
letzten Artenliste.
7 Englischsprachige Namen
Angaben zur geografischen Verbreitung erfolgen
zwangsläufig sehr knapp mit wenigen Kennbuchsta- Englische Vogelnamen wurden nicht nur auf den Bri-
ben. Etwa zwei Drittel der deutschen Brutvögel besit- tischen Inseln vergeben, sondern auch in vielen anderen
zen eine durch den Buchstaben N bezeichnete natio- englischsprachigen Ländern – von Australien bis Ka-
nale Verbreitung. nada. Nur waren sie für ein und dieselbe Art oder Ar-
Mit R sind Arten mit regionaler Verbreitung gekenn- tengruppe nicht immer identisch, z. B. für die Seetau-
zeichnet, die also innerhalb Deutschlands natürliche cher Diver und Loon, für die Raubmöwen Skua und
Verbreitungsgrenzen aufweisen, bedingt durch Habitat- Jaeger oder für Bussarde Buzzard oder Hawk. Selbst in
ansprüche oder aus biogeografischen Gründen. Einige Großbritannien gab es keine einheitlichen Bezeich-
sind z. B. auf den Alpenraum oder die Küsten beschränkt nungen. In der letzten Liste wurden, wie in vielen an-
(häufigster Fall) oder weisen in Deutschland eine natür- deren Ländern auch, die sehr durchdachten englischen
liche Ost-West-Grenze auf. Bei wenigen Arten ist die Namen von Beaman (1994) angegeben.
Verbreitung nur scheinbar regional mit teilweise durch Um das babylonische Sprachgewirr zu beenden,
große Lücken getrennten Schwerpunkten an verschie- wurde vom International Ornithological Congress eine
denen Enden Deutschlands, aber nur, weil geeignete mit qualifizierten Vertretern vieler Länder besetzte
Bruthabitate in den durch sie unbesiedelten Regionen Kommission geschaffen, die im Jahr 2006 erstmals eine
(aktuell) fehlen. Bei ihnen war eine Einstufung in N Liste mit vereinheitlichten englischen Namen für die
sinnvoller. Vögel der Erde publizierte (Gill & Wright 2006). Diese
Als mit L gekennzeichnete nur lokal brütende Arten auch für den Gebrauch in der Wissenschaft gedachten
wurden auch solche eingestuft, die an mehr als einem Namen wurden in der englischen Fassung der deut-
eng umgrenzten Standort vorkommen. schen Artenliste (Barthel & Helbig 2006), die als Son-
Abweichend von der letzten Version der Liste wurden derausgabe für die Teilnehmer des International Or-
Arten, die nicht zu den regelmäßigen deutschen Brut- nithological Congress in Hamburg gedruckt wurde,
vögeln gehören, aber seit 1800 ausnahmsweise einmal erstmals benutzt.
oder mehrfach hier gebrütet haben, nicht mehr mit dem Seitdem wurden in der IOC-Liste die internationalen
Buchstaben A versehen, sondern mit einem V für „Ver- englischsprachigen Namen fortlaufend weiter optimiert,
mehrungsgast“. darüber hinaus aber auch Systematik und Taxonomie
dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst.
6 Status außerhalb der Brutzeit Damit hat sie sich zu einem unentbehrlichen interna-
tionalen Referenzwerk entwickelt. Die in der deutschen
Die sechste Spalte enthält Kurzangaben zum jahres- Artenliste zusätzlich angegebenen englischen Namen
zeitlichen Auftreten, wobei die Angaben der letzten folgen der Version 8.2 der IOC-Liste vom Juni 2018
Liste aktualisiert wurden. Abweichend von dieser wird (Gill & Donsker 2018).
für Ausnahmeerscheinungen nun nicht mehr der
Buchstabe A benutzt, sondern das S für „Seltenheit“,
8 Ausblick
um Verwechslungen zwischen den Spalten zu vermei-
den. In der aktuellen Fassung der Liste der Vögel Deutsch-
Oft wurden mehrere Kennbuchstaben kombiniert, um lands sind Änderungen vorgenommen worden, die
den Informationsgehalt zu erhöhen. Wie bei den Brut- teilweise auch viele gut eingearbeitete Vogelbeobachter
vögeln treten auch hier einige Durchzügler und Winter- und Ornithologen überraschen dürften. Ob diese Neu-
gäste überwiegend oder fast ausschließlich in bestimm- erungen maß- und sinnvoll sind, kann aber kaum ein
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